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Susan rief mindestens einmal in der Woche an.»Vergiß nicht, deine Hemden aus der Wäscherei zu holen«, ermahnte sie ihn. Oder:»Ich schicke unser Mädchen hinüber, damit sie bei dir putzt. Die Wohnung hat’s bestimmt wieder nötig.«

Jeder Anruf machte die Einsamkeit noch unerträglicher.

Sie hatte ihn auch am Abend vor ihrer Hochzeit angerufen.

«Robert, ich möchte, daß du weißt, daß ich morgen heirate.«

Sein Herzschlag stockte.

«Susan.«

«Ich liebe Monte«, sagte sie,»aber dich liebe ich auch. Ich werde dich lieben, solange ich lebe. Ich möchte, daß du das nie vergißt.«

Was sollte er dazu sagen?

«Robert, was ist mit dir?«

Oh, mir fehlt nichts. Außer daß ich seit der Trennung von dir ein gottverdammter Eunuch bin.

«Robert?«

Er konnte es nicht über sich bringen, sie mit seinem Problem zu belasten.»Keine Angst, mir geht’s gut. Aber tust du mir ‘nen Gefallen, Baby?«

«Wenn ich kann.«

«Macht… macht eure Hochzeitsreise bitte nicht in Städte, in denen wir damals gewesen sind.«

Dann legte Robert auf und ging los, um sich wieder zu betrinken.

Das war vor nunmehr einem Jahr gewesen. Er hatte sich damit abfinden müssen, daß Susan jetzt einem anderen gehörte. Das Leben ging weiter. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Es wurde Zeit für ein Gespräch mit dem Fotografen Leslie Mothershed, der die Bilder von dem UFO und die Namen der Zeugen hatte, die Robert im Rahmen dieses Auftrags — seines letzten — aufspüren sollte.

18

Leslie Mothershed befand sich in einem Zustand überschäumender Euphorie. Sobald er mit den kostbaren Filmen, die er wie seinen Augapfel hütete, nach London zurückgekehrt war, hastete er in die ehemalige Speisekammer, in der er das Fotolabor eingerichtet hatte, und überzeugte sich davon, daß er alles hatte, was er brauchte: Entwicklungstank, Thermometer, Negativklammern, vier große Schalen, Kurzzeitmesser, Entwickler und Fixierbad.

Dann schaltete er die Deckenbeleuchtung aus und ließ nur eine kleine rote Lampe brennen. Seine Hände zitterten, als er die Filmpatronen öffnete und die Filme herauszog. Um sich zu beruhigen, atmete er mehrmals tief durch. Diesmal darf nichts schiefgehen, sagte er sich. Nichts! Diesen Erfolg weihe ich deinem Andenken, Mutter.

Nachdem er die Filme vorsichtig herausgezogen hatte, wik-kelte er sie auf die Spulen. Er stellte sie in den Tank, den er mit Entwicklerflüssigkeit gefüllt hatte, ließ den Kurzzeitmesser anlaufen und drehte die Spulen gleichmäßig, bis es Zeit wurde, die Flüssigkeit abzugießen. Danach stellte er die Spulen in eine Wasserschale und bewegte sie 30 Sekunden lang, bevor er das Fixierbad zugoß.

Seine Nervosität steigerte sich wieder, weil er fürchtete, er könnte einen Fehler machen. Nachdem er die Filme fünf Minuten lang in einem Reinigungsbad bewegt hatte, kamen sie noch in eine Foto-flo-Lösung. Zuletzt nahm er sie ganz vorsichtig heraus und hängte sie an Negativklammern zum Trocknen auf.

Jetzt wurde es Zeit, die Negative zu begutachten. Mit angehaltenem Atem griff Mothershed nach dem ersten Filmstreifen und hielt ihn ans Licht. Perfekt. Hundertprozentig perfekt!

Jede einzelne Aufnahme war ein Juwel, auf das jeder Fotograf der Welt stolz gewesen wäre. Alle Details der Fliegenden Untertasse waren klar zu erkennen — auch die beiden toten Außerirdischen in der Raumkapsel.

Mothershed wurde auf zwei Einzelheiten aufmerksam, die er bislang übersehen hatte: In der aufgeplatzten Kabine des Raumschiffs befanden sich drei schmale Liegen — aber eine davon war leer. Ebenfalls merkwürdig war die Tatsache, daß einem der Außerirdischen eine Hand fehlte, die nirgends auf dem Bild zu sehen war.

Vielleicht hat er bloß eine gehabt, dachte Leslie Mothershed. Mein Gott, diese Aufnahmen sind Meisterwerke! Mutter hat recht gehabt. Ich bin ein Genie. Er sah sich in dem winzigen Raum um und dachte: In Zukunft entwickle ich meine Filme in einer großen, komplett eingerichteten Dunkelkammer in meinem Stadthaus am Eaton Square.

Um diese Aufnahmen würden sich sämtliche Zeitungen und Zeitschriften der Welt reißen! Er dachte daran, wie diese

Schweine seine Einsendungen jahrelang mit beleidigenden Kurzbriefen zurückgeschickt hatten.»Besten Dank für Ihre Aufnahmen, die Sie als Anlage zurückerhalten, da wir gegenwärtig keine Verwendung für sie haben. «Oder einfach:»Als Anlage erhalten Sie die übersandten Fotos zurück.«

Jahrelang hatte er die Schweine um Aufträge angebettelt, aber jetzt würden sie gekrochen kommen, und er würde sie ausnehmen!

Er konnte es kaum noch erwarten. Er mußte sofort anfangen. Seit die verdammte British Telecom ihm das Telefon gesperrt hatte, nur weil er seine Rechnung ein paar Monate lang nicht mehr bezahlt hatte, mußte Mothershed außer Haus gehen, wenn er telefonieren wollte. Er beschloß, sich ein Mittagessen in Langan’s Restaurant zu gönnen. Eigentlich konnte er sich keinen Lunch in dem Prominentenlokal leisten, aber heute war schließlich ein besonderer Tag. War er nicht im Begriff, reich und berühmt zu werden?

Der Ober wies ihm einen kleinen Tisch im hinteren Teil des Restaurants zu. Als Mothershed Platz nahm, erblickte er keine drei Meter von sich entfernt zwei vertraute Gesichter. Im nächsten Augenblick erkannte er sie, ein ehrfurchtsvoller Schauer lief über seinen Rücken. Es waren Michael Caine und Roger Moore!

Die beiden Männer lachten unbekümmert und amüsierten sich, als hätten sie keinerlei Sorgen. Mothershed starrte sie unverwandt an, doch sie würdigten ihn keines Blickes.

Eingebildete Affen! dachte Leslie Mothershed aufgebracht. Wahrscheinlich erwartet ihr, daß ich rüberkomme und euch um ein Autogramm bitte. Aber in ein paar Tagen werdet ihr eines von mir haben wollen! Ihr werdet mich eifrig euren Freunden vorstellen: Leslie, ich möchte Sie mit Charles und Di bekanntmachen — und mit Fergie und Andrew. Sie wissen schon; Leslie ist der Bursche, der die berühmten UFO-Fotos gemacht hat.<

Nachdem Mothershed gegessen hatte, ging er an den beiden Filmstars vorbei nach oben in die Telefonkabine. Von der Auskunft ließ er sich die Nummer der Zeitung The Sun geben.

«Ich möchte Ihren Bildredakteur sprechen.«

Eine Männerstimme meldete sich.»Bildredaktion.«

«Wieviel wären Ihnen Aufnahmen wert, die ein UFO mit zwei toten Außerirdischen zeigen?«

Die Stimme am anderen Ende der Leitung antwortete:»Wenn sie gut genug sind, könnten wir sie als Beispiel für einen cleveren Schwindel zeigen und.«

«Hören Sie, das ist kein Schwindel!«unterbrach ihn Mothershed beleidigt.»Ich habe die Namen und Adressen von neun Augenzeugen — darunter ein Geistlicher —, die für die Echtheit der Aufnahmen bürgen können.«

Der Tonfall des Mannes änderte sich.»Was Sie nicht sagen! Und wo sind die Aufnahmen gemacht worden?«

«Das tut nichts zur Sache. «Mothershed war stolz auf seine Schlauheit. Er dachte gar nicht daran, sich vorzeitig Informationen entlocken zu lassen.»Sind Sie interessiert?«

«Wenn Sie beweisen können, daß die Fotos authentisch sind, wären wir sehr interessiert«, antwortete die Stimme.

Das glaube ich! dachte Mothershed befriedigt.»Ich melde mich wieder. «Er hängte ein.

Die beiden nächsten Gespräche waren ebenso zufriedenstellend. Mothershed jubelte innerlich. Seine Aufnahmen würden weltweit auf den Titelseiten aller großen Zeitungen und Zeitschriften erscheinen. Mit dem Zusatz: Copyright by Leslie Mothershed.

Nachdem er in den Speiseraum zurückgekehrt war, konnte Mothershed das Bedürfnis nicht unterdrücken, an den Tisch der beiden Filmstars zu treten und sie um ein Autogramm zu bitten.