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Frau Schneider seufzte erleichtert.»Gott sei Dank! Mädchenhandel! Damit möchte die Universität auf keinen Fall zu tun haben.«

«Entschuldigen Sie, daß ich Sie wegen dieser Sache belästigt habe. «Robert verließ ihr Büro und suchte nach einer Telefonzelle.

Als erstes wählte er die Berliner Nummer.»Professor Streu-bel?«

«Ja.«

«Hier ist die Firma SUNSHINE TOURS. Als Sie letzten Sonntag eine Rundfahrt mit uns gemacht haben, ist Ihre Brille in einem unserer Busse liegengeblieben, und wir…«

«Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, unterbrach Streubel ihn irritiert.

«Sie sind am vierzehnten Oktober in der Schweiz gewesen, nicht wahr, Herr Professor?«

«Nein, am fünfzehnten. Zu einer Gastvorlesung an der Universität Bern.«

«Und Sie haben keine Busrundfahrt gemacht?«

«Für solchen Unsinn habe ich keine Zeit. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. «Damit legte der Professor auf.

Auch Professor Heinrich in Hamburg wies die Vermutung, er könnte sich an solch fachfremden Freizeitäktivitäten wie einer Busrundfahrt beteiligt haben, empört zurück. Also blieb nur noch die Münchner Nummer übrig.

«Hallo. Ist dort Professor Otto Schmidt?«

«Ja.«

«Herr Professor, hier ist die Firma SUNSHINE TOURS. Wir haben Ihre Brille, die Sie vor einigen Tagen in einem unserer Busse liegengelassen haben, und.«

«Das muß ein Irrtum sein.«

Robert war wie vor den Kopf geschlagen. Dies war seine letzte Chance gewesen! Jetzt wußte er nicht mehr weiter.

Der Professor sprach weiter.»Ich habe meine Brille hier. Ich habe sie nicht verloren.«

Roberts Herz schlug schneller.»Wissen Sie das bestimmt, Herr Professor? Sie haben doch am vierzehnten Oktober unsere Rundreise mitgemacht?«

«Ja, gewiß, aber ich habe nichts verloren!«

«Vielen Dank, Herr Professor. «Robert hängte ein. Hauptgewinn!

Die Plattenstraße in München ist eine ruhige Wohnstraße mit Altbauten. Robert betrat das Haus Nummer 5, stieg in den ersten Stock hinauf und klingelte an der Wohnungstür von Professor Otto Schmidt.

Die Tür wurde von einem großen, hageren Mann mit weißer, leicht zerzauster Mähne geöffnet. Er trug einen ausgebeulten Pullover und rauchte eine Pfeife. Robert fragte sich, ob er sich absichtlich den Habitus eines typischen Gelehrten zugelegt hatte oder ob sein Beruf ihn so geformt hatte.

«Herr Professor Schmidt?«

«Ja?«

«Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich? Ich komme von der.«

«Wir haben schon miteinander gesprochen«, unterbrach ihn Schmidt.»Sie sind der Mann, der mich heute vormittag angerufen hat. Ich erkenne jede Stimme wieder, die ich einmal gehört habe. Bitte, treten Sie ein.«

«Danke. «Aus der kleinen Diele gelangte man in ein Wohnzimmer, dessen Wände hinter Schränken mit Tausenden von Büchern verschwanden. Überall waren weitere Bücher gesta-pelt: auf Tischen, auf Stühlen, auf dem Fußboden. Nur die beiden Sessel, auf denen sie jetzt Platz nahmen, waren freigehalten worden.

«Sie sind bei keinem Schweizer Busunternehmen, stimmt’s?«

«Nun, ich…«

«Sie sind Amerikaner.«

«Ja.«

«Und dieser Besuch hat auch nichts mit meiner Brille zu tun, die sie angeblich gefunden haben.«

«Äh… nein, Herr Professor.«

«Sie interessieren sich für das UFO, das ich gesehen habe. Ein sehr beunruhigendes Erlebnis! Ich habe die Existenz von UFOs immer für möglich gehalten, aber ich hätte mir nicht träumen lassen, daß ich selbst mal eines sehen würde.«

«Können Sie’s mir beschreiben?«

«Irgendwie hat es… fast lebendig gewirkt. Es war von einer schimmernden Aura umgeben. Blau. Nein, eigentlich eher Grautöne. Der Rumpf war aufgeplatzt, und ich konnte in dem UFO zwei Außerirdische sehen. Sie waren klein und hatten riesige Augen.«

«Können Sie mir irgend etwas über die anderen Fahrgäste Ihres Busses erzählen?«

Der Professor zuckte mit den Schultern.»Von denen weiß ich so gut wie nichts. Ich habe mir die Landschaft angesehen und mich auf meine Vorlesung am nächsten Morgen konzentriert. Allerdings… wenn Ihnen damit geholfen ist, kann ich Ihnen sagen, woher sie gekommen sind. Ich lehre Chemie, aber Phonetik ist mein Hobby.«

«Ich bin Ihnen für jegliche Informationen dankbar.«

«Zu den Fahrgästen gehörten: ein italienischer Geistlicher, neben dem ein Amerikaner mit texanischem Akzent saß, ein Ungar, ein Engländer, eine Russin…«

«Eine Russin?«»Ja — aber nicht aus Moskau. Ihrem Akzent nach tippe ich eher auf Kiew und Umgebung.«

«Haben einige zufällig ihre Namen oder Berufe erwähnt?«

«Tut mir leid, darauf habe ich nicht geachtet. Ich habe mich, wie gesagt, auf die Landschaft und meine Vorlesung konzentriert. «

«Erzählen Sie mir von dem Geistlichen und dem Texaner.«

Der Professor entlockte seiner Pfeife bläuliche Rauchwolken.»Der Texaner hat damit geprahlt, was für ein großartiger Staat Texas sei. Er hat ununterbrochen geredet. Das ist sehr lästig gewesen. Ich weiß nicht mal, wieviel der Geistliche davon verstanden hat.«

«Dieser Geistliche.«

«Er hat mit römischem Akzent gesprochen.«

«Können Sie mir sonst noch irgendwas über die Busfahrgäste erzählen?«

Der Professor schüttelte den Kopf.»Nein, leider nicht. «Er paffte wieder.»Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«

Plötzlich fiel Robert etwas ein.»Sie sind Chemiker, nicht wahr?«

«Ja.«

«Wären Sie so freundlich, sich das hier anzusehen, Herr Professor?«Robert zeigte ihm das mysteriöse Objekt, das Beckermann ihm gegeben hatte.»Können Sie mir sagen, was das ist?«

Während Professor Schmidt es betrachtete, veränderte sich sein Gesichtsausdruck.»Wo… wo haben Sie das her?«

«Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Wissen Sie, was das ist?«

«Es scheint Bestandteil eines Senders zu sein.«

«Wissen Sie das bestimmt?«

Schmidt betrachtete das Teil von allen Seiten.»Der Kristall besteht aus Delitheum. Ein sehr seltenes Element. Sehen Sie die beiden Nuten? Sie lassen darauf schließen, daß dieses Teil zu einem größeren Gerät gehört. Das Metall selbst ist… Mein Gott, so was hab’ ich noch nie gesehen!«Seine Stimme klang aufgeregt.»Können Sie mir dieses Teil für ein paar Tage überlassen? Ich würde es gern spektrographisch untersuchen.«»Das ist leider nicht möglich«, sagte Robert.

«Aber…«

«Tut mir leid. «Robert nahm das Teil wieder an sich.

Der Professor versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen.»Vielleicht bei anderer Gelegenheit. Wollen Sie mir nicht Ihre Visitenkarte geben? Damit ich Sie anrufen kann, falls mir noch etwas einfällt.«

Robert tat so, als suche er seine Visitenkarte.»Bedaure, aber ich scheine keine bei mir zu haben.«

«Das hab’ ich mir gedacht«, sagte Professor Schmidt.

«Commander Bellamy ist am Apparat.«

General Hilliard nahm den Hörer ab.»Ja, Commander?«

«Der nächste Augenzeuge ist ein Professor Schmidt. Er wohnt in München in der Plattenstraße fünf.«

«Danke, Commander. Ich benachrichtige sofort die zuständigen deutschen Behörden.«

Wenig später hielt ein Abteilungsleiter des deutschen Bundesnachrichtendienstes ein Fernschreiben in den Händen.

Ein Texaner und ein italienischer Geistlicher, dachte Robert. Und der Geistliche mußte auch noch aus Rom stammen, einer Stadt, in der es Zehntausende von Geistlichen gab.

Ich habe die Wahl. Ich kann aufgeben und nach Washington zurückfliegen. Oder ich kann nach Rom fliegen und es auf einen Versuch ankommen lassen

Sechster Tag München, Deutschland

Als Professor Otto Schmidt am nächsten Morgen ins Labor fuhr, dachte er an das Gespräch, das er am Abend zuvor mit dem Amerikaner geführt hatte. Woher konnte er dieses rätselhafte Metallteil gehabt haben? Und der Amerikaner selbst war kaum weniger geheimnisvoll gewesen.