Trotzdem — ein Versuch konnte nicht schaden. Also rief Robert Bellamy Admiral Whittaker an.
«Robert, nett, daß Sie sich bei mir melden. «Die Stimme des Alten klang müde.»Wo stecken Sie?«
«Das darf ich nicht sagen, Sir.«
Eine kurze Pause.»Ja, ich verstehe. Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
«Ja, Sir. Das ist mir ein bißchen peinlich, weil ich Befehl habe, völlig selbständig zu arbeiten. Aber ich brauche Hilfe von außen. Ich muß unbedingt wissen, ob es irgendwo in Texas eine Ranch gibt, die >Ponderosa< heißt.«
«Wie in der Fernsehserie >Bonanza<?«
«Ja, Sir.«
«Das läßt sich feststellen. Wo sind Sie zu erreichen?«
«Es ist besser, wenn ich noch mal anrufe, Admiral.«
Robert hatte den Eindruck, daß die Müdigkeit in der Stimme des Alten sich verflüchtigt hatte. Wenigstens hat er jetzt wieder einmal eine Aufgabe, dachte Robert. Selbst wenn es sich um etwas so Triviales wie das Aufspüren einer Ranch handelt.
Nach zwei Stunden rief Robert Bellamy erneut den Admiral an.
«Ich habe schon auf Ihren Anruf gewartet«, sagte der Admiral, und in seiner Stimme schwang ein leiser Triumph mit.»In Texas gibt’s tatsächlich eine Ranch, die >Ponderosa< heißt. Sie liegt bei Waco. Der Besitzer ist ein gewisser Dan Wayne.«
Robert seufzte erleichtert auf.»Vielen Dank, Admiral«, sagte er.»Dafür bin ich Ihnen ein Abendessen schuldig, wenn ich zurückkomme.«
«Darauf freue ich mich schon, Robert.«
Als nächstes rief Robert Bellamy General Hilliard an.»Ich habe in Italien einen weiteren Zeugen aufgespürt. Einen Pater Patrini.«
«Ein katholischer Geistlicher?«
«Ja. Er liegt mit einem Nervenzusammenbruch in Orvieto im Krankenhaus. Ich fürchte, daß er auch für die italienischen Behörden nicht ansprechbar sein wird.«
«Das gebe ich weiter. Besten Dank, Commander.«
Eine Minute später telefonierte General Hilliard bereits mit Janus.
«Commander Bellamy hat sich wieder gemeldet. Der nächste Zeuge ist ein Geistlicher. Ein Pater Patrini in Orvieto.«»Veranlassen Sie das nötige.«
BLITZMELDUNG
TOP SECRET ULTRA NSA AN DIREKTOR SIFAR PERSÖNLICH 1. AUSFÜHRUNG VON 1 AUSFÜHRUNG(EN)
BETREFF: OPERATION DOOMSDAY
5. PATER PATRINI — ORVIETO TEXTENDE
Es war nach Mitternacht, als die Nonne am Stationszimmer der beiden Nachtschwestern in dem kleinen Krankenhaus in Orvieto vorbeiging.
«Wahrscheinlich besucht sie Signora Filippi«, sagte Schwester Giulia.
«Oder den alten Rigano. Beide werden nicht mehr lange unter uns weilen.«
Die Nonne glitt lautlos um die Ecke und betrat das Zimmer des Geistlichen. Pater Patrini schlief friedlich, und seine Hände lagen wie zum Gebet gefaltet auf seiner Brust. Ein durch die Jalousie fallender Streifen Mondlicht lag wie ein mattsilbernes Band auf seinem Gesicht.
Aus einer Rocktasche ihrer Ordenstracht zog die Nonne ein kleines Etui, entnahm ihm einen Rosenkranz und legte ihn zwischen die Hände des alten Priesters. Während sie die Perlen zurechtschob, ritzte sie mit einer die Haut der Daumenkuppe, so daß ein dünner Blutstreifen austrat. Dann entnahm sie dem Etui ein winziges Fläschchen und träufelte mit einer Pipette drei Tropfen einer wasserklaren Flüssigkeit in die Schnittwunde.
Wenige Minuten später hatte das tödliche Gift seine Wirkung getan. Mit einem tiefen Seufzer schlug die Nonne das Kreuz über dem Toten und entfernte sich.
BLITZMELDUNG
SIFAR AN DIREKTOR NSA PERSÖNLICH 1. AUSFERTIGUNG VON 1 AUSFERTIGUNG(EN)
BETREFF: OPERATION DOOMSDAY
5. PATER PATRINI–LIQUIDIERT TEXTENDE
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Sie wurden auf ihn aufmerksam, weil er ein Schwarzer war. Sie brauchten einen verbitterten Mann, der sich im Kampf bewährt hatte und das Establishment haßte. Er war der ideale Mann für sie. Als Green Beret war er in Vietnam und hatte sich dort den Spitznamen» Killermaschine «erworben. Er tötete gern. Er war motiviert und hochintelligent.
Das erste Gespräch fand in einer Kaserne statt. Ein Hauptmann sprach mit Frank Johnson.
«Macht Ihnen unsere Regierung nicht auch Sorgen?«fragte er den Schwarzen.»Sie besteht aus lauter Weltverbesserern, die unser Land dem Untergang preisgeben. Amerika braucht Kernenergie, aber die verdammten Politiker hindern uns daran, neue Atomkraftwerke zu bauen. Beim Erdöl sind wir von den verdammten Arabern abhängig — doch die Regierung läßt nicht zu, daß vor unseren Küsten nach Öl gebohrt wird! Anscheinend sind ihr die Fische dort wichtiger als wir. Können Sie das begreifen?«
«Ich verstehe, was Sie meinen«, meinte Frank Johnson.
«Das hab’ ich gewußt. Schließlich sind Sie ein intelligenter Mensch. «Während er weitersprach, beobachtete er Johnsons Gesicht scharf.»Wenn der Kongreß nichts zur Rettung Amerikas tun will, müssen eben einige von uns die Initiative ergreifen.«
Frank Johnson zog die Augenbrauen hoch.»Einige von uns?«
«Yeah.«Das reicht fürs erste, dachte der Hauptmann.»Darüber können wir uns gelegentlich unterhalten.«
Beim nächsten Gespräch kam er dann zur Sache.»Es gibt eine Gruppe patriotischer Amerikaner, Frank, denen daran gelegen ist, unser Land zu schützen. Ziemlich einflußreiche Gentlemen, die ein Komitee gebildet haben. Manchmal muß das Komitee mit nicht ganz legalen Mitteln arbeiten, aber es wird sich letztlich auszahlen. Sind Sie interessiert?«
Frank Johnson grinste.»Sehr sogar.«
Damit fing alles an. Bei der nächsten Sitzung im kanadischen Ottawa lernte Frank Johnson die meisten Komiteemitglieder kennen. Sie vertraten mächtige Interessengruppen aus einem Dutzend Staaten.
«Wir sind gut organisiert«, erklärte eines der Mitglieder Frank Johnson.»Bei uns herrscht straffe Disziplin. Wir haben Abteilungen für Propaganda, Anwerbung, Taktik, Fernmeldeverbindungen… und eine Todesschwadron. «Er fuhr fort:»Alle großen Nachrichtendienste der Welt sind an diesem Unternehmen beteiligt.«
«Soll das heißen, daß ihre Direktoren…?«:
«Nein, die eigentliche Arbeit machen ihre Stellvertreter. Die Praktiker, die auf dem laufenden sind und am besten beurteilen können, in welcher Gefahr die Welt schwebt.«
Erst nach einem guten halben Jahr bestellte Janus ihn zu sich.
«Ihre Vorgesetzten beurteilen Sie glänzend, Oberst.«
Frank Johnson grinste.»Meine Arbeit macht mir Spaß.«
«Das habe ich gehört. Sie befinden sich in der vorteilhaften Lage, uns helfen zu können, Oberst.«
Frank Johnson setzte sich auf.»Zählen Sie auf mich.«
«Gut. Auf der >Farm< sind Sie für die Ausbildung von Agenten der verschiedenen Dienste zuständig.«
«Stimmt.«
«Und dabei lernen Sie die Leute und ihre Fähigkeiten kennen.«
«Sehr genau.«
«Ich möchte«, fuhr Janus fort,»daß Sie die Leute anwerben, die Ihnen für unsere Organisation geeignet erscheinen. Uns interessieren nur die Besten.«
«Das läßt sich machen«, antwortete Oberst Johnson.»Kein Problem. «Er zögerte kurz.»Ich frage mich, ob…«
«Ja?«
«Diesen Auftrag kann ich mit links erledigen. Eine größere, eine anspruchsvollere Aufgabe wäre mir lieber. «Er beugte sich nach vorn.»Ich habe von der Operation Doomsday gehört. Doomsday wäre die ideale Sache für mich.«
Janus musterte ihn sekundenlang prüfend. Dann nickte er.»Okay, Sie sind dabei.«
Johnson grinste.»Danke, Sir. Sie werden’s nicht bereuen.«
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