Gromkow grinste sie im Rückspiegel an.»Du brauchst bloß ein paar Minuten Zeit für uns zu haben.«
Olga begriff plötzlich, worauf die beiden hinauswollten. Sie schüttelte den Kopf.»Nein, das könnte ich nicht!«
«Auch recht. «Gromkow fuhr schneller.»Dann amüsieren sie sich eben in der Zentrale mit dir.«
«Warten Sie doch!«Olga war nahe daran, in Panik zu geraten. Sie hatte schreckliche Geschichten über mißhandelte Untersuchungshäftlinge gehört. Eigentlich hatte sie ja geglaubt, damit sei jetzt Schluß, aber das stimmte offenbar nicht. Die Perestrojka war nur ein schöner Traum. Sie würde keinen Anwalt bekommen und mit niemandem reden dürfen. Sie saß in der Falle. Die GRU-Leute konnten sie wochenlang einsperren, schlagen, vergewaltigen, vielleicht sogar ermorden. Mit diesen beiden Männern war wenigstens alles in ein paar Minuten überstanden, und danach würden die Kerle sie laufenlassen.
«Einverstanden«, sagte sie bedrückt.»Fahren wir in meine Wohnung zurück?«
«Nein, ich weiß einen besseren Platz«, antwortete Gromkow. Er wendete auf der Straße.
«Tut mir leid, daß es so gekommen ist«, flüsterte Semski,»aber er ist mein Vorgesetzter. Ich kann ihn nicht abhalten.«
Olga gab keine Antwort.
Sie fuhren an der Schewtschenko-Oper vorbei und erreichten einen großen Park mit alten Bäumen. Um diese Zeit war er völlig menschenleer. Gromkow parkte unter den Bäumen, schaltete die Scheinwerfer aus und stellte den Motor ab.
«Kommt, wir steigen aus«, sagte er.
Die drei stiegen aus.
Gromkow starrte Olga an.»Du kannst von Glück sagen, daß du damit wegkommst. Darüber bist du dir hoffentlich im klaren?«
Olga nickte nur. Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Gromkow führte sie auf eine kleine Lichtung.»Los, zieh dich aus!«
«Es ist kalt«, sagte Olga.»Könnten wir nicht…?«
Gromkow schlug sie mit voller Kraft ins Gesicht.»Tu, was ich dir sage, bevor ich’s mir anders überlege.«
Olga zögerte noch einen Augenblick, aber als Gromkow weiteres Mal ausholte, begann sie ihren Mantel aufzuknöpfen.
«Zieh ihn aus.«
Sie ließ ihn zu Boden gleiten.
«Jetzt das Nachthemd.«
Olga zog es sich langsam über den Kopf.
«Hübsche Figur«, meinte Gromkow anerkennend. Er nahm eine Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger.
«Bitte…«
«Keinen Laut, sonst bringen wir dich sofort in die Zentrale. «Er stieß sie zu Boden.
Ich denke einfach nicht daran. Ich stelle mir vor, ich sitze in dem Schweizer Bus und fahre durch eine herrliche Landschaft.
Gromkow hatte seine Hose heruntergelassen und drückte Olgas Beine auseinander.
Ich sehe die schneebedeckten Alpengipfel. Ein junger Mann und ein Mädchen fahren auf einem Schlitten zu Tal.
Sie spürte seine Hände unter ihren Hüften, und dann drang sein Geschlecht in sie ein. Sie stöhnte vor Schmerz.
Auf den Straßen fahren schöne Autos. Mehr Autos, als ich im Leben gesehen habe. In der Schweiz hat jeder ein Auto.
Er stieß noch fester zu, knetete ihre Brüste, gab wilde, tierische Laute von sich.
Irgendwann gehört mir ein kleines Haus in den Bergen. Wie nennen die Schweizer sie gleich wieder? Chalets. Und ich esse jeden Tag Schokolade und eine ganze Schachtel Pralinen.
Nun zog Gromkow sich schweratmend aus ihr zurück. Er stand auf und nickte Semski zu.»Jetzt bist du an der Reihe!«
Ich heirate und kriege Kinder, und im Winter sind wir alle in den Bergen beim Skifahren.
Semski zog den Reißverschluß seiner Hose herunter und bestieg sie.
Dort lebe ich glücklich und zufrieden. Und ich gehe nie wieder in meine Heimat zurück. Nie. Nie. Nie.
Er war in sie eingedrungen, umfaßte mit hartem Griff ihre Gesäßbacken und drückte ihren Leib auf den kalten Erdboden, bis der Schmerz fast unerträglich war.
Wir leben auf einem Bauernhof, wo es immer ruhig und friedlich ist, und haben einen wunderschönen Blumengarten.
Als Semski mit ihr fertig war, sah er zu seinem Kollegen auf.»Das hat ihr sicher gefallen«, sagte er grinsend.
Dann packte er Olgas Hals und brach ihr mit einem kurzen Ruck das Genick.
Am übernächsten Tag brachten die Kiewer Zeitungen eine Meldung über eine Bibliothekarin, die im Park vergewaltigt und ermordet worden war. Der Bericht schloß mit einer strengen Warnung der Miliz, für junge Frauen könnten nächtliche Spaziergänge im Park lebensgefährlich sein.
BLITZMELDUNG
TOP SECRET ULTRA DIREKTOR GRU AN DIREKTOR NSA PERSÖNLICH 1. AUSFERTIGUNG VON 1 AUSFERTIGUNG(EN) BETREFF: OPERATION DOOMSDAY
8. OLGA ROMANTSCHENKO — LIQUIDIERT TEXTENDE
32
Willard Stone und Monte Banks waren geschworene Feinde. Beide waren erbarmungslose Raubtiere, und der Dschungel, den sie durchstreiften, waren die Steinschluchten der Wall Street mit ihren Aktiengeschäften und Firmenaufkäufen.
Als Konkurrenten gerieten die beiden erstmals aneinander, als es um die Übernahme eines riesigen Energieversorgungsunternehmens ging. Willard Stone, der das erste Gebot abgegeben hatte, erwartete keine Schwierigkeiten. Er war so mächtig, daß nur wenige es wagten, ihn herauszufordern. Deshalb war er sehr überrascht, als er hörte, ein gewisser Monte Banks habe ein höheres Gebot abgegeben. Stone mußte sein eigenes Gebot erhöhen, und Banks hielt lange mit. Zwar blieb Willard Stone zuletzt doch Sieger, aber das Unternehmen kostete ihn weit mehr, als er erwartet hatte.
Ein halbes Jahr später sah Stone sich erneut mit Monte Banks konfrontiert. Diesmal ging es um die Übernahme einer großen Elektronikfirma. Nach heftigen Bietgefechten behielt diesmal Banks die Oberhand.
Als Willard Stone erfuhr, daß Monte Banks ihm die Aktienmehrheit eines Computerherstellers wegschnappen wollte, wußte er, daß es Zeit für ein Gespräch mit diesem Konkurrenten war. Die beiden trafen sich auf neutralem Boden: auf der Bahamasinsel Paradise Island. Stone hatte sich gründlich über seinen Konkurrenten informiert und wußte, daß Banks ein reicher Ölerbe war, der mit seinen ererbten Millionen sehr geschickt spekulierte.
Die beiden Konkurrenten trafen sich zum Mittagessen. Stone alt und weise; Banks jung und lernbegierig.
«Sie werden allmählich verdammt lästig«, bemerkte Willard.
Monte Banks grinste.»Wenn Sie das sagen, ist das ein großes Kompliment.«
«Was wollen Sie eigentlich?«fragte Stone.
«Nichts anderes als Sie. Ich will die Welt beherrschen.«
«Nun ja, die Welt ist groß«, meinte Willard Stone bedächtig.
«Was soll das heißen?«
«Daß in ihr Platz genug für uns beide ist.«
Von diesem Tag an waren sie Partner. Beide leiteten ihre Unternehmen selbständig, aber beim Erwerb neuer Firmen kooperierten sie. Die staatliche Kartellbehörde versuchte mehrmals, ihnen illegale Absprachen nachzuweisen, aber dank Willard Stones guter Beziehungen kamen sie stets ungeschoren davon. Monte Banks besaß Chemiewerke, die Seen und Flüsse stark verschmutzten, und sollte vor Gericht gestellt werden. Die Anklage wurde — wundersamerweise — niedergeschlagen.
Die beiden Männer waren in perfekter Symbiose miteinander verbunden.
Und beide waren maßgeblich an der Operation Doomsday beteiligt. Denn Stone und Banks beabsichtigten fünf Millionen Hektar üppigen Regenwaldes im Amazonasbecken zu erwerben. Dieses Geschäft sollte eines der gewinnträchtigsten werden, zu dem die beiden sich je zusammengetan hatten.
Deshalb konnten sie nicht dulden, daß sich ihnen jemand in den Weg stellte.
33
Dreizehnter Tag Washington, D.C.