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«Nein, danke. Mein Chauffeur holt mich ab.«

Robert ging auf sie zu.»Susan.«

Sie drehte sich erstaunt um.»Robert! Was… was für ein

Zufall!«

«Ich dachte, du seist in Gibraltar«, sagte Robert.

Susan lächelte gezwungen.»Ja, wir sind dorthin unterwegs. Aber Monte hatte hier noch was Geschäftliches zu erledigen. Wir fliegen morgen weiter. Und was tust du in Rom?«

«Ich muß meinen Auftrag abschließen.«Den allerletzten Auftrag. Ich habe gekündigt, Darling. In Zukunft können wir Zusammensein, und nichts kann uns mehr trennen. Verlass Monte und komm wieder zu mir zurück.

Sie musterte ihn prüfend.»Du siehst müde aus.«

Er lächelte.»Ich bin ziemlich viel unterwegs gewesen.«

Schweigend sahen sie einander in die Augen. Der alte Zauber wirkte noch immer. Brennendes Verlangen und Erinnerungen und Lachen und Sehnsucht…

Susan ergriff seine Hand und sagte halblaut:»Robert. Ach, Robert, ich wollte, wir…«

«Susan.«

In diesem Augenblick kam ein stämmiger Mann in der Livree eines Chauffeurs auf Susan zu.»Der Wagen steht draußen, Mrs. Banks. «Und der Zauber verflog.

«Danke. «Sie wandte sich an Robert.»Schade, ich muß jetzt gehen. Paß gut auf dich auf, ja?«

«Klar. «Robert sah ihr nach. Es gab so vieles, was er ihr hätte sagen wollen.

Dann fuhr er mit einem Taxi zum Hotel Hassler.

«Ein Page wird Sie sofort auf Ihr Zimmer begleiten«, sagte der Portier.

«Augenblick. «Robert sah auf seine Armbanduhr. 21 Uhr. Am liebsten wäre er nach oben gegangen, um zu schlafen, aber der neue Reisepaß war wichtiger.

«Ich gehe nicht gleich hinauf«, sagte Robert.»Lassen Sie bitte mein Gepäck raufbringen?«

«Selbstverständlich, Commander.«

Als Robert sich ab wandte, öffnete sich die Aufzugtür, und ein halbes Dutzend amerikanischer Shriner strömten in die Hotelhalle. Die Shriner schwatzten lachend miteinander, wirkten bereits ein wenig angeheitert. Einer von ihnen, ein rotgesichtiger, stiernackiger Mann, winkte Robert fröhlich zu.

«Hallo, Kumpel… wie geht’s immer?«

«Wunderbar«, sagte Robert.»Einfach wunderbar.«

Dann ging er durch die Hotelhalle zum Taxistand hinaus. Als er einstieg, fiel ihm ein unauffälliger grauer Opel ins Auge, der auf der anderen Straßenseite parkte. Ein unauffälliger grauer Opel inmitten von protzigen Luxuslimousinen.

«Via Monte Grappa«, nannte Robert dem Taxifahrer als Ziel. Unterwegs sah er mehrmals aus dem Heckfenster. Nirgends ein grauer Opel… Du siehst schon Gespenster, sagte Robert sich.

An der Einmündung zur Via Monte Grappa stieg Robert aus. Während er die Fahrt bezahlte, erblickte er aus dem Augenwinkel heraus keine hundert Meter von sich entfernt den grauen Opel — obgleich er hätte schwören können, daß er nicht beschattet worden war. Er schlenderte in der Gegenrichtung davon, betrachtete die Auslagen der Geschäfte… In den Schaufensterscheiben spiegelte sich der Opel, der ihm langsam folgte.

Robert bog in eine Einbahnstraße ein und ging sie entlang — entgegen der Fahrtrichtung der Autos, die dicht hintereinander an ihm vorbeibrausten. Der Opelfahrer zögerte nur kurz; dann gab er Gas und fuhr geradeaus weiter — offensichtlich wollte er Robert am anderen Ende der Einbahnstraße abfangen. Robert ging zur Via Monte Grappa zurück und hielt ein Taxi an.»Via Monticelli.«

Das Gebäude war alt und baufällig, ein Überbleibsel aus besseren Zeiten. Robert war bei verschiedenen Einsätzen häufig hiergewesen. Er ging die drei Stufen der Kellertreppe hinunter und klopfte an die Tür. Von innen mußte jemand durch den Spion gesehen haben, denn die Tür wurde abrupt aufgerissen.

«Roberto!«rief ein Mann aus und schloß Robert in die Arme.»Wie geht’s Ihnen, mein Freund?«

Der Mann, der Robert so überschwenglich begrüßte, war ein dicker Mittsechziger mit buschigen Augenbrauen, weißen Bartstoppeln, gelblichen Zähnen und Dreifachkinn. Nachdem sein Gast eingetreten war, schloß er die Tür hinter sich und sperrte ab.

«Ich kann nicht klagen, Ricco.«

Ricco hatte keinen Nachnamen.»Ein Mann wie ich«, prahlte er gern,»braucht nur einen Namen — wie Madonna.«

«Was kann ich heute für Sie tun, mein Freund?«

«Ich bearbeite einen Fall«, sagte Robert,»und hab’s ziemlich eilig. Können Sie mir zu einem Reisepaß verhelfen?«

Ricco lächelte selbstgefällig.»Können Vögel scheißen?«Er watschelte an einen Eckschrank und sperrte die Tür auf.»Aus welchem Land möchten Sie denn sein?«Er sortierte eine Handvoll Reisepässe mit verschiedenfarbigen Umschlägen.»Wir haben einen griechischen Paß, einen türkischen, einen jugoslawischen, einen britischen.«

«Bitte einen amerikanischen«, sagte Robert.

Ricco zog einen blauen Paß aus dem Stapel.»Da haben wir ihn schon. Gefällt Ihnen der Name Arthur Butterfield?«

«Sehr«, behauptete Robert.

«Wenn Sie sich dort drüben hinstellen, fotografiere ich Sie gleich.«

Robert trat an die Wand, während Ricco seine Polaroidkame-ra hervorholte. Eine Minute später hielt Robert sein Paßfoto in der Hand.

«Ich habe nicht gelächelt«, stellte er fest.

Ricco zog die Augenbrauen hoch.»Wie bitte?«

«Ich habe nicht gelächelt. Machen Sie noch eine Aufnahme.«

Ricco zuckte mit den Schultern.»Klar. Wie Sie wünschen.«

Bei der zweiten Aufnahme lächelte Robert.»Schon besser«, sagte er, als Ricco sie ihm zeigte. Gleichzeitig steckte er das erste Paßfoto unauffällig ein.

«Jetzt kommt der High-tech-Teil«, verkündete Ricco. Robert beobachtete, wie er an seine Werkbank ging, auf der ein Laminiergerät stand. Dort legte er das Paßfoto in den aufgeschlagenen Reisepaß.

Robert trat an den mit Gerätschaften überladenen Zeichentisch des Paßfälschers und steckte ein Schneidmesser und eine kleine Flasche Flüssigkleber in seine Jackentasche.

Ricco begutachtete das fertige Produkt.»Nicht schlecht«, meinte er und reichte Robert den Paß.»Das macht fünftausend Dollar.«

«Qualitätsarbeit ist ihren Preis wert«, bemerkte Robert, während er zehn Fünfhunderter abzählte.

«Es ist immer ein Vergnügen, mit euch Geschäfte zu machen. Sie wissen, wie ich zu Ihnen stehe.«

Das wußte Robert allerdings genau. Ricco war ein erfahrener Paßfälscher, der für ein halbes Dutzend Geheimdienste arbeitete und keinem gegenüber loyal war. Robert steckte seinen Paß ein.

«Alles Gute, Mr. Butterfield«, sagte Ricco lächelnd.

«Danke.«

Sobald sich die Tür hinter dem Amerikaner geschlossen hatte, griff Ricco nach dem Telefonhörer. Solche Informationen konnte man immer verkaufen.

Draußen auf der Straße zog Robert schon nach hundert Metern den neuen Paß aus der Tasche und warf ihn in einen Müllcontainer. Düppel. Damit hatte er als Pilot im Einsatz feindliche Raketen von seiner Maschine abgelenkt. Viel Spaß bei der Fahndung nach Arthur Butterfield!

An der nächsten Straßenecke parkte wieder der graue Opel. Unmöglich. Vorhin hatte er sie doch abgehängt — und trotzdem hatten sie ihn wiedergefunden. Sie mußten irgendeine Möglichkeit haben, seine Bewegungen zu orten. Dafür gab es nur eine Erklärung: Sie peilten einen Minisender an, den er, ohne es zu ahnen, bei sich trug.

Ob sie ihn in seiner Kleidung versteckt hatten? Nein, dazu hatten sie keine Gelegenheit gehabt. Robert ging in Gedanken seinen Tascheninhalt durch: Bargeld, Schlüssel, Geldbörse, Taschentuch, Kreditkarte… Die Kreditkarte! Ich bezweifle, daß ich sie brauchen werde, General. Los, nehmen Sie schon! Tragen Sie die Karte unbedingt immer bei sich.

Dieser heimtückische Hundesohn! Kein Wunder, daß sie mich mühelos wiedergefunden haben.