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Der Mann sprach weiter.»Sie sollten mal eine Ballonfahrt mitmachen. Ein großartiger Sport!«

«Das kann ich mir vorstellen. Wohin geht die Wettfahrt eigentlich?«

«Nach Osten. Wir haben schönen Westwind. Der Start ist in ein paar Minuten. Ballonfahrten macht man am besten am frühen Morgen, solange es noch kühl ist.«

«Tatsächlich?«fragte Robert höflich. Vor seinem inneren Auge stand ein Sommertag in Jugoslawien. Wir haben vier Personen außer Landes zu bringen, Commander. Wir müssen warten, bis es kühler geworden ist. Ein Heißluftballon, der im Winter vier Personen tragen kann, trägt im Sommer nur drei.

Robert sah und hörte, daß die Bodenmannschaften die Hüllen mit kalter Luft gefüllt hatten und nun die leistungsfähigen Brenner zündeten, um die eingeschlossene Luft zu erhitzen. Die Ballonhüllen, die bisher im Gras gelegen hatten, begannen sich aufzurichten, bis sie schließlich senkrecht über ihren Körben standen.

«Darf ich mich ein bißchen umsehen?«fragte Robert.

«Gern, solange Sie unsere Leute nicht behindern.«

«Keine Angst, ich passe schon auf. «Robert ging auf einen gelb-roten Ballon zu, der startbereit dastand. Gehalten wurde er lediglich durch ein Seil mit Schnelltrennkupplung, das am Verfolgerfahrzeug befestigt war.

Der für den Ballon verantwortliche Pilot war kurz ausgestiegen und kramte zwischen den Sitzen des Wagens herum. Sonst war niemand in der Nähe.

Robert stieg in den Ballonkorb und hatte den Eindruck, die riesige Hülle fülle den Himmel über ihm aus. Er prüfte rasch die Anschlüsse, die Instrumente — Veriometer, Höhenmesser und Thermometer zur Anzeige der Hüllentemperatur —, das Funkgerät und die Werkzeugtasche. Alles in bester Ordnung. Robert löste die Schnelltrennkupplung und betätigte dann beide Brenner. Im nächsten Augenblick begann der Ballon zu steigen.

«Hey!«rief Robert scheinbar ängstlich.»Was geht hier vor? Holt mich runter!«

Der Pilot sah seinem abhebenden Ballon entgeistert nach. »Figlio d’una mignotta! Keine Angst, wir holen Sie runter«, rief er Robert nach.»Sie haben ein Funkgerät an Bord. Schalten Sie es ein, und achten Sie auf unsere Anweisungen! Können Sie mich hören?«

«Ich höre Sie«, antwortete Robert, der nicht die Absicht hatte, das Funkgerät einzuschalten.

Der Ballon stieg höher und höher und trug ihn nach Osten — weg von Elba, das im Westen lag. Trotzdem blieb Robert unbesorgt, denn er vertraute darauf, daß in größerer Höhe Ostwind herrschen würde. Die anderen Ballone befanden sich alle noch am Boden. Robert beobachtete, wie ein Wagen den Startplatz verließ und am Boden folgte. Er heizte weiter und beobachtete die Anzeige des Höhenmessers. 200 Meter… 250 Meter… 300 Meter… 350 Meter…

In fünfhundert Meter Höhe begann der Wind schwächer zu werden, so daß der Ballon beinahe stand. Robert heizte weiter und stieg in Fünfzigmeterstufen höher, um rechtzeitig erkennen zu können, wenn der Wind sich drehte.

In sechshundert Meter Höhe war es dann soweit: Der Ballon schwankte leicht, als er in die Windscherung geriet, änderte dann langsam seine Richtung und bewegte sich nach Westen.

Tief unter sich sah Robert jetzt die anderen Ballone starten und nach Osten davonfahren. Solange er nicht heizte, flog der Ballon lautlos dahin. Diese wunderbare Stille, Robert! Als ob man auf einer Wolke segelte. Ich wollte, wir könnten ewig hier oben bleiben. Dann hatte sie ihn umarmt. Hast du schon mal im Ballonkorb geliebt? murmelte sie. Komm, wir versuchen’s!

Robert befand sich nun über dem Tyrrhenischen Meer und sah eine halbkreisförmige Kette von Inseln vor sich, von denen die größte Elba war.

Napoleon war auf Elba nur von einem einzigen Gedanken beherrscht: Er wollte nach Frankreich fliehen. Genau wie ich.

In der Ferne ragte plötzlich der Monte Capanna mit seinen 1019 Metern Höhe auf. Robert zog die rote Parachuteleine, um etwas heiße Luft entweichen zu lassen, und der Ballon begann zu sinken. Unter sich sah Robert das Rosa von Elbas Granitfelsen und toskanischen Landhäusern und das Grün dichter Wälder. Entlang der Inselküste waren zwischen Felsen weiße Sandstrände zu erkennen.

Um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, landete Robert in einer einsamen Gegend am Fuß des Berges. Ganz in der Nähe führte eine Straße vorbei, an die er sich stellte, um ein Auto anzuhalten.

Gleich das erste Fahrzeug — ein klappriger alter Lieferwagen hielt neben ihm.»Könnten Sie mich in die Stadt mitnehmen?«rief Robert.

«Klar. Steigen Sie ein.«

Seinem runzligen Gesicht nach mußte der Fahrer weit über achtzig sein.

«Ich könnte schwören, vorhin einen Ballon am Himmel gesehen zu haben. Haben Sie ihn auch gesehen, Signore?«

«Nein«, sagte Robert.

«Sind Sie auf Besuch hier?«

«Bloß auf der Durchreise. Ich will nach Rom.«

Der Alte nickte.»Da bin ich auch schon mal gewesen.«

In der Hauptstadt Portoferraio — es ist die einzige Stadt der Insel — stieg Robert Bellamy aus.

Er ging die Hauptstraße Via Garibaldi entlang, auf der sich Touristen drängten, und hatte das Gefühl, die Zeit sei stillgestanden. Nichts hatte sich verändert — außer daß ich Susan verloren habe und von einem Dutzend Geheimdienste gejagt werde, die mich liquidieren wollen. Abgesehen davon, dachte Robert grimmig, ist alles genau wie früher.

Nachdem er sich in einem Geschenkeladen ein Fernglas gekauft hatte, setzte er sich im Restaurant Stella Marina an einen Tisch im Freien, von dem aus er den Hafen überblicken konnte. Dort waren weder verdächtige Autos noch Polizisten zu sehen. Die Jäger glaubten noch immer, ihn auf dem Festland eingekesselt zu haben. Deshalb konnte er hier unbesorgt an Bord der Halcyon gehen. Er brauchte nur noch zu warten, bis sie in den Hafen einlief.

Robert saß da, trank Weißwein und ging noch einmal seinen Fluchtplan durch. Wenn ihn die Halcyon vor Marseille abgesetzt hatte, würde er sich nach Paris durchschlagen, wo er seinen Freund Li Po aufsuchen würde.

Er wußte, daß Li Po ihm helfen würde, denn Po hatte ihm einmal das Leben gerettet und war deshalb nach uralter chinesischer Tradition für Robert verantwortlich.

Li Po arbeitete für die chinesische Spionageabwehr. Vor Jahren war Robert einmal bei dem Versuch geschnappt worden, einem Dissidenten zur Flucht aus China zu verhelfen, und damals ins Pekinger Gefängnis Quincheng eingeliefert worden. Li Po war ein Doppelagent, der schon früher mit Robert zusammengearbeitet hatte. Er verhalf Robert zur Flucht.

An der chinesischen Grenze hatte Robert gesagt:»Du solltest aussteigen, solange du kannst, Po. Auch dein Glück wird nicht ewig anhalten.«

Li Po hatte gelächelt.»Ich habe Ren — die Fähigkeit, zu erdulden, zu überleben.«

Ein Jahr später war Li Po an die chinesische Botschaft in Paris versetzt worden.

Robert fand, nun sei es allmählich Zeit, den ersten Teil seines Fluchtplans in die Tat umzusetzen. Er zahlte, verließ das Restaurant und schlenderte zum Hafen hinunter. Dort wimmelte es von kleinen und großen Booten, die meistens in Portofer-raio zugelassen waren.

Robert ging auf einen Mann zu, der den Rumpf eines schlanken Motorboots polierte: ein Donzi mit einem V-8-

Innenborder. Am Bootsheck wehte eine französische Flagge.

«Hübsches Boot«, sagte Robert.»Würden Sie’s mir für eine kleine Hafenrundfahrt oder eine Fahrt entlang der Küste vermieten?«