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Der Mann hörte zu arbeiten auf und musterte Robert Bellamy prüfend.»Schon möglich. Kennen Sie sich mit Booten aus?«

«Ja, ich hab’ daheim selbst ein Donzi.«

Der Mann nickte zustimmend.»Woher kommen Sie?«

«Oregon«, sagte Robert.

«Das kostet Sie fünfhundert Francs pro Stunde. Dazu kommt noch die Kaution.«

Robert lächelte.»Einverstanden!«

«Wenn Sie wollen, können Sie sofort losfahren.«

«Nein, ich habe noch einiges zu erledigen. Ginge es auch morgen früh?«

«Natürlich. Um welche Zeit?«

«Das sage ich Ihnen noch«, antwortete Robert.

Er drückte dem Mann einen Geldschein in die Hand.»Das ist eine Anzahlung. Wir sehen uns morgen früh wieder.«

Robert hatte sich überlegt, daß es zu gefährlich war, die Halcyon in den Hafen einlaufen zu lassen.

Im italienischen Marineministerium redeten Oberst Cesare und Frank Johnson mit dem für die Überwachung von Seefunkgesprächen zuständigen Sachbearbeiter.»Wissen Sie bestimmt, daß es keine weiteren Gespräche mit der Halcyon gegeben hat?«»Keines mehr seit dem letzten Gespräch, das wir Ihnen gemeldet haben, Colonnello

Cesare drehte sich zu Johnson um.»Seien Sie unbesorgt«, sagte er lächelnd,»wir erfahren sofort, wenn Commander Bellamy an Bord der Jacht geht.«

«Aber ich will ihn schnappen, bevor er an Bord geht!«

Das Telefon klingelte. Am Apparat war einer von Cesares Mitarbeitern.»Auf keiner einzigen Italienkarte ist ein Ort namens Palindrom zu finden«, berichtete er.»Aber ich glaube, wir wissen jetzt, was er gemeint hat.«

«Wo liegt das Nest?«

«Das ist kein Ort, Colonnello, sondern ein Wort.«

«Was?«

«Ganz recht. Ein Palindrom ist ein Wort oder ein Satz, der vorwärts wie rückwärts gelesen den gleichen Sinn ergibt. Zum Beispiel >Otto<, >Reliefpfeiler< oder >Madam, I’m Adam<. Unser Computer hat uns eine lange Liste solcher Wörter geliefert.«

«Und was sollen wir mit denen anfangen?«fragte Oberst Cesare verständnislos.»Das bringt uns nicht weiter!«

«Vielleicht doch, Colonnello, denn die beiden haben offenbar einen Code benützt. Und eines der berühmtesten Palindrome wird Napoleon zugeschrieben, der gesagt haben solclass="underline" >Able was I ere I saw Elba.<«

Cesare und Oberst Johnson, der mitgehört hatte, starrten sich an. »Elba! Verdammt noch mal, dort ist er!«

Zwanzigster Tag Elba

Anfangs war nur ein dunkler Punkt an der Kimm zu sehen, der im ersten Morgenlicht allmählich größer wurde. Robert hatte ihn seit längerer Zeit durchs Fernglas beobachtet. Kein Zweifel, das war die Halcyon. Er rannte zum Hafen hinunter. Der Bootseigner erwartete ihn bereits.

«Bonjour, Monsieur. Wollen Sie das Boot jetzt?«

Robert nickte.

«Für wie lange?«

«Höchstens zwei Stunden.«

Robert hinterlegte die Kaution und stieg ins Boot.

«Behandeln Sie’s gut«, sagte der Mann noch.

«Wird gemacht«, versicherte Robert ihm.

Der Mann machte die Bugleine los. Sekunden später legte das Motorboot ab, verließ den Hafen und lief mit Höchstfahrt auf die Halcyon zu. Robert brauchte nur zehn Minuten, um die Jacht zu erreichen. Als er näher herankam, sah er Susan und Monte Banks an Deck stehen. Susan winkte ihm zu, und er merkte, wie besorgt sie war. Robert legte am Fallreep der Halcyon an und warf die Bugleine einem Matrosen zu.

«Sollen wir das Boot an Bord nehmen, Sir?«rief der Mann.

«Nein, lassen Sie’s treiben. «Der Eigner würde keine Mühe haben, es hier draußen zu finden.

Robert stieg das Fallreep zu dem blitzblanken Teakholzdeck hinauf. Susan hatte ihm die Jacht einmal beschrieben, aber in der Realität war das Schiff noch viel eindrucksvoller. Die Halcyon war fünfundachtzig Meter lang und hatte eine Luxuskabine für den Eigner, acht Doppelkabinen für Gäste und weitere Kabinen für sechzehn Mann Besatzung. Dem Eigner und seinen Gästen standen ein Salon, ein Speisesaal, eine Bibliothek, eine Bar und ein Swimmingpool zur Verfügung. Die Jacht wurde von zwei Sechzehnzylinderdieseln des Typs Caterpillar 0399 angetrieben, die mit Turboladern je 1250 PS leisteten. Die Innenausstattung hatte der italienische Designer Luigi Sturchio entworfen. Die Halcyon war ein schwimmender Palast.

«Ich bin so froh, daß du’s geschafft hast!«sagte Susan.

Aber Robert hatte das Gefühl, sie sei nicht ganz unbefangen, als sei irgend etwas nicht in Ordnung. Oder lag das nur an seinen überreizten Nerven?

Er wandte sich an Monte Banks.»Ich kann kaum sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«

Monte zuckte mit den Schultern.»Freut mich, daß wir Ihnen behilflich sein konnten. Was haben Sie jetzt vor?«

«Ich möchte, daß ihr auf Gegenkurs geht und Marseille ansteuert. Ihr könnt mich vor der französischen Küste absetzen und.«

Ein Offizier in makellos weißer Uniform trat auf sie zu. Er war ein stämmiger Fünfziger mit gepflegtem Kinnbart.

«Das ist Kapitän Simpson.«

«Angenehm«, erwiderte Robert.»Ich bin Tom Smith.«

Der Offizier nickte knapp, ohne eine Miene zu verziehen.»Wir nehmen Kurs auf Marseille, Kapitän«, erklärte Monte dem Uniformierten.

«Wir legen also nicht in Elba an?«

«Nein.«

«Wie Sie wünschen, Sir. «Kapitän Simpson schien ziemlich überrascht zu sein.

Robert suchte die Kimm ab. Nichts Verdächtiges.

«Ich schlage vor, daß wir nach unten gehen«, sagte Monte Banks.

Als sie zu dritt im Salon saßen, fragte er Robert:»Finden Sie nicht, daß Sie uns eine Erklärung schuldig sind?«

«Ja, das stimmt«, gab Robert zu,»aber ich habe nicht vor, euch eine zu geben. Je weniger ihr von dieser Sache wißt, desto besser ist’s für euch. Ich kann euch nur versichern, daß ich unschuldig bin. Es handelt sich um eine politische Sache. Ich weiß zuviel und werde gejagt. Sollten sie mich schnappen, legen sie mich um.«

Susan und Monte wechselten einen Blick.

Die Jacht hatte inzwischen langsam gedreht und lief jetzt nach Westen.

«Entschuldigt mich bitte. «Monte stand auf.»Ich muß noch mal mit dem Kapitän reden.«

Beim Abendessen herrschte eine ziemlich gedrückte Atmosphäre. Liegt das an meiner Gegenwart? fragte sich Robert. Oder gibt es Probleme zwischen den beiden? Je früher ich von hier verschwinde, desto besser!

Nach dem Essen saßen sie bei einem Drink im Salon zusammen, als Kapitän Simpson hereinkam.

«Wann sind wir in Marseille?«fragte Robert ihn.

«Morgen nachmittag. Wenn das Wetter so bleibt«, brummte der Kapitän, ohne Robert eines Blickes zu würdigen.

Robert fand Kapitän Simpsons Art irritierend. Der Mann war ihm gegenüber mürrisch, geradezu unhöflich. Aber er muß ein guter Seemann sein, dachte Robert, sonst hätte Monte ihn nicht angeheuert.

Um 23 Uhr sah Monte auf seine Armbanduhr und sagte zu Susan:»Ich glaube, für uns wird’s allmählich Zeit, Darling.«

Susan sah zu Robert hinüber.»Ja.«

Die drei erhoben sich.

Monte nickte Robert zu.»Ich habe Ihnen ein paar meiner Sachen in die Kabine hängen lassen. Wir haben etwa die gleiche Größe.«

«Danke«, sagte Robert.»Gute Nacht, Susan.«

Robert stand da und sah zu, wie die Frau, die er liebte, den Salon verließ, um mit seinem Rivalen ins Bett zu gehen. Mit deinem Rivalen? Das glaubst du doch selbst nicht! Er ist der Sieger, und du bist der Verlierer.

Schlaflos wälzte sich Robert in seinem Bett und dachte daran, daß die Frau, die er mehr als jeden anderen Menschen liebte, nur wenige Meter von ihm entfernt war.