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Liebt Monte sie etwa in diesem Augenblick — oder ist sie allein? Erinnert sie sich an all unsere wundervollen gemeinsamen Erlebnisse? Wahrscheinlich nicht. Nun, wenigstens ist sie mich bald los. Vermutlich sehen wir uns nie wieder… Draußen wurde es schon hell, als er endlich Schlaf fand.

In der SIFAR-Nachrichtenzentrale trafen ständig Positionsmeldungen eines AWACS-Flugzeugs ein, das die Halcyon beschattete. Oberst Cesare wandte sich an Oberst Johnson.»Wirklich schade, daß er uns auf Elba entwischt ist — aber jetzt haben wir ihn! Die Marine stellt uns einen Kreuzer zur Verfügung. Wir warten nur noch die Aufforderung der Halcyon ab, an Bord zu kommen.«

Einundzwanzigster Tag

Am frühen Morgen stand Robert an Deck und starrte auf die ruhige See hinaus. Kapitän Simpson gesellte sich zu ihm.»Guten Morgen. Das Wetter scheint sich zu halten, Mr. Smith.«

«Ja.«

Robert beobachtete, wie Simpson davonging. Warum ist der Mann bloß so unfreundlich?

Er schlenderte nach achtern ans Heck und suchte die Kimm ab. Auch dort war nichts zu sehen, und trotzdem… In der Vergangenheit hatten seine Instinkte ihm mehr als einmal das Leben gerettet. Er hatte längst gelernt, sich auf sie zu verlassen. Irgend etwas stimmte hier nicht.

Jenseits der Kimm beschattete der italienische Kreuzer Stromboli die amerikanische Jacht.

Als Susan zum Frühstück kam, sah sie blaß und müde aus.»Hast du gut geschlafen, Darling?«fragte Monte.

«Danke, ja«, antwortete Susan.

Sie schlafen also nicht in derselben Kabine! dachte Robert

erfreut. Susan und er hatten immer im selben Bett geschlafen; ihr nackter, weicher Körper hatte sich an seinen geschmiegt und… Großer Gott, ich muß aufhören, so zu denken!

An Steuerbord vor der Halcyon brachte ein Fischkutter seinen Fang ein.

«Möchtet ihr frischen Fisch zum Mittagessen?«fragte Susan. Robert und Monte nickten.

Die Jacht stand schon fast querab des Fischerboots.

Als Kapitän Simpson vorbeikam, fragte Robert:»Wann sind wir voraussichtlich in Marseille?«

«In zwei Stunden.«

In der römischen SIFAR-Nachrichtenzentrale lasen die beiden Obersten einen Funkspruch, der soeben von der Halcyon eingegangen war. Er bestand lediglich aus einem Wort: Jetzt. »Die Position der Jacht?«fragte Oberst Cesare.

«Zwei Stunden vor Marseille mit Kurs auf den Hafen.«

«Die Stromboli soll sie sofort stoppen und ein Prisenkommando an Bord schicken.«

Eine knappe halbe Stunde später schloß der italienische Kreuzer Stomboli mit Höchstfahrt zur Halcyon auf. Susan und Monte standen am Heck der Jacht und beobachteten, wie sich das Kriegsschiff mit schäumender Bugwelle näherte.

«Ahoi, Halcyon!« ertönte eine Stimme aus dem scheppernden Lautsprecher der Brücke des Kreuzers.»Beidrehen! Wir schicken ein Kommando an Bord!«

Susan und Monte wechselten einen Blick. Dann kam Kapitän Simpson auf sie zugehastet.

«Mr. Banks.«

«Ich hab’s gehört. Befolgen Sie die Anweisungen. Beidrehen und Motoren stoppen.«

«Ja, Sir.«

Wenige Minuten später lag die Jacht, ohne Fahrt zu machen, im Wasser. Susan und ihr Mann beobachteten, wie der Kreuzer eine Barkasse mit bewaffneten Matrosen aussetzte.

Zehn Minuten später waren die Italiener übers Fallreep an Bord der Halcyon gelangt.

Der Führer des Prisenkommandos, ein Korvettenkapitän, legte grüßend seine Hand an die Mütze.»Bedaure, daß wir Sie belästigen müssen, Mr. Banks. Meine Regierung hat Grund zu der Annahme, daß Sie an Bord einen steckbrieflich gesuchten Verbrecher verbergen. Wir haben Befehl, Ihr Schiff zu durchsuchen. «

Susan beobachtete, wie die Bewaffneten ausschwärmten, sich über das Deck verteilten und nach unten gingen, um alle Kabinen zu durchsuchen.

Eine halbe Stunde später waren die Matrosen wieder an Deck versammelt.

«Hier an Bord ist er nicht, Korvettenkapitän«, meldete einer der Matrosen.

«Wissen Sie das bestimmt?«

«Ganz bestimmt! Das Schiff hat keine Passagiere an Bord, und wir haben sämtliche Besatzungsmitglieder identifiziert.«

Der Offizier war wie vor den Kopf gestoßen. Seine Vorgesetzten hatten einen schlimmen Fehler gemacht.

Er wandte sich an Monte und Susan.»Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte er.»Tut mir leid, daß wir Sie belästigt haben. Jetzt wollen wir Sie nicht länger stören. «Er grüßte und wandte sich dann ab.

«Korvettenkapitän.«

«Ja?«

«Der Mann, den Sie suchen, ist vor einer halben Stunde an Bord eines Fischkutters geflüchtet. Er müßte leicht einzuholen sein.«

Keine Viertelstunde später nahm die Stromboli Kurs auf Marseille. Der Korvettenkapitän hatte allen Grund, mit sich zufrieden zu sein. Dutzende von Organisationen hatten Commander Robert Bellamy gejagt — und er hatte ihn aufgespürt. Da müßte schon eine außerplanmäßige Beförderung rausspringen, überlegte er sich.

Dann hörte er seinen Namen aus den Schiffslautsprechern — und die Aufforderung, er solle auf die Brücke kommen.

Ist der Fischkutter etwa schon eingeholt? Der Korvettenkapitän eilte auf die Brücke.

«Da, sehen Sie selbst!«forderte der Wachhabende ihn auf.

Und dieser eine Blick genügte, um dem Hochgefühl des Korvettenkapitäns einen vernichtenden Dämpfer zu versetzen. So weit das Auge reichte, war die See vor dem Kreuzer von Marseiller Fischkuttern übersät, die auf ihren Heimathafen zuliefen. Und in einem von ihnen befand sich Commander Bellamy.

47

In Marseille klaute Robert ein Auto: einen in einer schwach beleuchteten Seitenstraße abgestellten Fiat 1800 Spider. Das Kabrio war abgesperrt, der Zündschlüssel steckte nicht. Kein Problem. Robert überzeugte sich, daß er nicht beobachtet wurde, schlitzte das Verdeck auf und schob seine Hand in den Wagen, um die Tür zu öffnen. Vom Fahrersitz aus griff er unters Instrumentenbrett und zog alle zum Zündschloß führenden Kabel ab.

Dann nahm er das dicke rote Kabel und berührte es nacheinander mit allen übrigen, bis die Kontrolleuchten aufflammten. Nachdem er diese beiden Drähte miteinander verbunden hatte, brachte er sie einzeln mit den restlichen zusammen, bis der Anlasser den Motor durchzudrehen begann. Robert gab leicht Gas, und der Motor sprang an. Sekunden später befand sich Robert auf dem Weg nach Paris.

In einem Pariser Vorort hielt Robert an einer Telefonzelle, wählte Li Pos Nummer und hörte die vertraute Stimme vom Tonband des Anrufbeantworters:

Guten Tag, Freunde. Leider bin ich augenblicklich nicht zu Hause, aber es besteht keine Gefahr, daß ich Ihren Anruf nicht beantworte. Warten Sie bitte zur Vorsicht den Signalton ab… Robert erkannte ihren privaten Code. Die Schlüsselwörter waren: Bedauern… Gefahr… Vorsicht.

Das Telefon wurde natürlich abgehört. Li Po hatte seinen Anruf erwartet und wollte ihn auf diese Weise warnen. Robert mußte ihn so schnell wie möglich erreichen. Dazu würde er einen anderen Code verwenden.

Robert ging die Rue du Faubourg Saint-Honore entlang. Auf dieser Straße war er damals auch mit Susan entlanggeschlendert… Hastig verscheuchte er diese Erinnerungen.

Etwa hundert Meter vom Verlagsgebäude der Zeitung Le Matin entfernt fragte Robert einen halbwüchsigen Jungen:»Möchtest du dir fünfzig Francs verdienen?«