Выбрать главу

Als die Limousine mit den beiden Offizieren aufs Vorfeld der Andrews Air Force Base rollte, stand sein Flugzeug schon bereit. Es war eine C-2oA, ein Jet der USAF.

Hauptmann Dougherty reichte ihm die Hand.»Viel Glück, Commander.«

«Danke.«Ich werd’s brauchen. Robert stieg die Fluggasttreppe zur Kabine hinauf. Die Besatzung- Pilot, Copilot, Navigator und Steward, alle in USAF-Uniform — war schon an Bord und überprüfte die Maschine vor dem Start. Robert kannte dieses mit Elektronik vollgestopfte Flugzeug. Außen am Rumpf war in der Nähe des Leitwerks eine HF-Antenne angebracht, die an eine riesige Angelrute erinnerte. An den Kabinenwänden befanden sich zwölf rote Telefone — und ein weißer Apparat für unverschlüsselte Gespräche. Die Kabine war mit bequemen Clubsesseln ausgestattet.

Als der Pilot ihn begrüßte, wurde Robert Bellamy gewahr, daß er der einzige Passagier war.»Willkommen an Bord, Commander. Wenn Sie sich bitte gleich anschnallen wollen… Wir starten in wenigen Minuten.«

Robert schnallte sich an und lehnte sich behaglich in seinem Sessel zurück, während die Maschine zum Start rollte. Eine Minute später spürte er den vertrauten Druck, als das Flugzeug mit aufheulenden Triebwerken beschleunigte und abhob. Seit seinem Absturz hatte er nicht mehr am Steuerknüppel einer Maschine gesessen.

Vietnam. Korvettenkapitän Robert Bellamy hatte auf dem Flugzeugträger Ranger vor der vietnamesischen Küste Dienst getan und war für die Weiterbildung von Jagdbomberpiloten und die Einsatzplanung verantwortlich gewesen. Da er gleichzeitig Chef einer Jabo-Staffel von A-6A Intruders war, hatte er kaum eine ruhige Minute gehabt. Einen seiner wenigen Erholungsurlaube hatte er in Bangkok verbracht und war in dieser Woche praktisch nicht zum Schlafen gekommen.

Bangkok war damals ein ausschließlich auf männliche Bedürfnisse zugeschnittenes Disneyland. Bereits in der ersten Stunde seines Aufenthalts lernte Robert eine bildhübsche Thailänderin kennen, die nicht mehr von seiner Seite wich.

Als er auf die Ranger zurückkehrte, erschien ihm Bangkok wie ein ferner Traum. Der Krieg war die Realität, eine grausige Realität. Irgend jemand zeigte ihm eines der Flugblätter, die von Flugzeugen der Marineinfanterie über Vietnam abgeworfen wurden. Der Text lautete:

LIEBE BÜRGER!

U. S. Marines kämpfen in Duc Pho an der Seite vietnamesischer Regierungstruppen, damit das vietnamesische Volk ein freies, glückliches Leben ohne Angst vor Hunger und Leid führen kann. Viele Vietnamesen haben jedoch ihr Leben verloren und ihre Häuser sind zerstört worden, weil sie den Vietkong unterstützt haben.

Die Dörfer Hai Mon, Hai Tan, Sa Binh, Ta Binh und viele andere sind aus diesem Grund zerstört worden. Wir werden nicht zögern, jeden Ort zu zerstören, der den Widerstand des Vietkong gegen die Regierungstruppen und ihre Verbündeten unterstützt. Ihr habt die Wahl! Wenn ihr euch weigert, eure Dörfer durch den Vietkong als Aufmarschgebiet mißbrauchen zu lassen, rettet ihr damit eure Häuser und euer Leben.

Klar, wir retten diese armen Schweinehunde, dachte Robert grimmig. Wir zerstören bloß ihr Land.

Der Flugzeugträger Ranger war mit modernster Technik und Elektronik ausgestattet. Als Chef der Intruder-Staffel war Korvettenkapitän Bellamy für 16 Flugzeuge, 40 Offiziere und 350 Unteroffiziere und Mannschaftsangehörige verantwortlich. Die Einsatzpläne wurden an jedem Tag drei bis vier Stunden vor dem ersten Start ausgegeben.

In der Einsatzplanung im Nachrichtenzentrum der Ranger erhielten die Bombenschützen die neuesten Zielinformationen und Luftaufnahmen, um ihre Angriffsrouten festlegen zu können.

«Jesus, heute haben wir’s wieder gut erwischt!«meinte Edward Whittaker, Roberts Bomberschütze.

Im Gegensatz zu seinem Vater, dem Admiral, der stets unnahbar und respekteinflößend wirkte, war sein Sohn aufgeschlossen, umgänglich und herzlich. Edward hatte sich seinen Platz als» einer der Jungs «verdient. Er war der beste Bombenschütze der A-6-Staffel, und Robert und er waren gute Freunde geworden.

«Wohin müssen wir denn?«fragte Robert.

«Als Strafe für unsere Sünden haben wir Planquadrat sechs gezogen.«

Das war das gefährlichste Zielgebiet. Ihr Flug würde in nördliche Richtung nach Hanoi, Haiphong und weiter ins Mündungsgebiet des Roten Flusses führen, wo das Flakfeuer am heftigsten war.

Robert hatte 34 Jabo-Einsätze von der Ranger aus geflogen, ohne auch nur einen schweren Treffer zu erhalten.

Sein 35. Einsatz würde in Planquadrat sechs führen.

Sie flogen nach Nordwesten in Richtung Phu Tho und Yen Bai, und das Flakfeuer wurde immer heftiger. Edward Whittaker, der rechts neben Robert saß, starrte auf den Radarschirm und horchte auf das bedrohliche Brummen feindlicher Feuerleitradare, die den Himmel absuchten.

Weiße Rauchstreifen von kleinkalibriger Flak, dunkelgraue Sprengwolken von 57-mm-Granaten, schwarze Wattebäusche von 100-mm-Granaten und Leuchtspurgeschosse schwerer MGs überzogen den Himmel. Der Anblick erinnerte die beiden Männer an ein Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag.

«Ziel erfaßt!«meldete Edward. Seine Stimme im Kopfhörer des Piloten klang geisterhaft weit entfernt.

«Roger.«

Die A-6A-Intruder flog mit 450 Knoten. Bei dieser Geschwindigkeit ließ sie sich trotz des Gewichts und des Widerstands ihrer Bombenlast erstaunlich gut steuern und war zu schnell, als daß die feindliche Flak sie hätte erfassen können.

Mit seiner linken Hand betätigte Edward den Hauptschalter des Bombenzielgeräts. Jetzt waren die zwölf 225-kg-Bomben abwurfbereit. Die Intruder lag genau auf Zielkurs.

Dann sagte eine Stimme in Roberts Kopfhörer:»Achtung, Romeo! Bandit bei vier Uhr hoch!«

Robert sah sich um. Eine gegnerische MiG stürzte sich aus der Sonne kommend auf sie. Er ließ die A-6A über den linken Flügel abkippen und leitete einen steilen Sturzflug ein. Die MiG saß ihnen im Nacken; dann schoß ihr Pilot eine radargesteuerte Jagdrakete ab. Robert kontrollierte seine Anzeigen. Die Luft-Luft-Rakete kam rasch näher. Noch 800 Meter… 600 Meter… 400 Meter…

«Scheiße, worauf wartest du noch?«brüllte Edward.

In letzter Sekunde stieß Robert eine Düppelwolke aus und riß die Intruder in einer Steilkurve hoch, so daß die Jagdrakete die Düppel verfolgte und harmlos in Bodennähe detonierte.

«Danke, lieber Gott«, sagte Edward leise.»Und dir auch, Kumpel.«

Robert stieg weiter und setzte sich hinter die MiG. Der verblüffte Pilot leitete ein Ausweichmanöver ein, aber dafür war es schon zu spät. Robert schoß eine Sidewinder ab und beobachtete, wie seine Rakete im Triebwerk der MiG detonierte. Im nächsten Augenblick regnete es vor ihnen glühende Metallteile vom Himmel.

«Gut gemacht, Romeo!«stellte die Stimme in ihren Kopfhörern anerkennend fest.

Dann war die Intruder im Zielgebiet.»Jetzt geht’s los!«sagte Edward. Er drückte auf den roten Knopf, der die Bomben auslöste, und beobachtete, wie sie ins Ziel fielen. Auftrag ausgeführt! Robert ging auf Kurs zurück zum Träger.

In diesem Augenblick spürten beide einen heftigen Schlag. Der schnelle, bewegliche Jagdbomber wurde plötzlich schwerfällig.

«Uns hat’s erwischt!«rief Edward.

Beide Feuerwarnleuchten blinkten rot. Die A-6A machte erratische Bewegungen, war kaum noch steuerbar.

«Romeo, hier Tiger«, meldete sich eine andere Stimme über Funk.»Sollen wir euch Feuerschutz geben?«

Robert traf eine blitzschnelle Entscheidung.»Danke, wir kommen allein zurecht. Ich versuche zurückzufliegen.«