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«Ich habe geglaubt, alles sei nur ein Traum. Ich habe geglaubt, ich wäre im Himmel… und Gott hätte Sie mir zugeteilt. «

Sie blickte Robert in die Augen und sagte ernsthaft:»Ich hätte Ihnen nie verziehen, wenn Sie gestorben wären.«

«Eddie. er.«

«Tut mir leid, er ist.«

«Das muß ich dem Admiral melden.«

Susan griff nach seiner Hand und sagte sanft:»Er weiß es. Er ist hiergewesen, um Sie zu besuchen.«

Roberts Augen füllten sich mit Tränen.»Ich hasse diesen gottverdammten Krieg! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich ihn hasse!«

Von diesem Augenblick an machte Roberts Gesundheit Fortschritte, die die Ärzte in Erstaunen versetzten. Alle wichtigen Körperfunktionen stabilisierten sich.

«Wir können ihn bald in die Heimat verlegen«, erklärten sie Susan. Und sie spürte einen Stich im Herzen.

Robert wußte später nicht mehr genau, wann er sich in Susan Ward verliebt hatte.

Vielleicht in jenem Augenblick, als draußen Bomben fielen, während sie damit beschäftigt war, seinen Verband zu wechseln, und dabei murmelte:»Hör nur, sie spielen unser Lied. «Vielleicht auch, als Robert mitgeteilt wurde, er sei jetzt so weit hergestellt, daß er zur Nachbehandlung ins Walter Reed Hospital in Washington verlegt werden könne, und Susan sagte:»Glaubst du etwa, daß ich von hier aus zusehe, wie ‘ne andere Krankenschwester dich mir wegschnappt? Kommt nicht in Frage! Ich setze alle Hebel in Bewegung und komme mit.«

Zwei Wochen später heirateten sie. Roberts völlige Genesung dauerte fast ein Jahr, und Susan pflegte ihn aufopfernd Tag und Nacht. Er hatte noch nie eine Frau wie sie gekannt und sich nicht träumen lassen, jemals eine so lieben zu können. Er liebte ihr Mitgefühl und ihre Sensibilität, ihre Leidenschaft und Vitalität. Er liebte ihre Schönheit und ihren Sinn für Humor.

An ihrem ersten Hochzeitstag sagte er zu Susan:»Du bist der schönste, der wunderbarste, der liebevollste Mensch auf der ganzen Welt. Auf der ganzen Erde gibt’s niemanden mit deiner Herzlichkeit, deinem Witz und deiner Klugheit.«

Und Susan drückte ihn an sich und flüsterte:»Gleichfalls, das kannst du mir glauben.«

Alle ihre Freunde beneideten sie — und das aus gutem Grund. Sie harmonierten in jeder Beziehung: geistig, seelisch, körperlich.

Susan war die sinnlichste Frau, die Robert je gekannt hatte. Sie konnten einander mit einer Geste, mit einem Wort entflammen. Als sie einmal zu einer großen Abendgesellschaft eingeladen waren, hatte Robert sich verspätet. Er stand noch unter der Dusche, als Susan sorgfältig zurechtgemacht und in einem atemberaubenden trägerlosen Abendkleid ins Bad kam.

«Mein Gott, siehst du sexy aus!«sagte Robert.»Nur schade, daß wir nicht mehr Zeit haben.«

«Oh, mach dir deswegen keine Sorgen«, meinte Susan. Im nächsten Augenblick hatte sie ihre Sachen abgestreift und kam zu Robert unter die Dusche.

Die Abendgesellschaft fand ohne sie statt.

Susan ahnte seine Bedürfnisse, fast bevor sie ihm bewußt waren, und sorgte dafür, daß sie befriedigt wurden. Und Robert war ebenso aufmerksam um sie besorgt. Susan fand kleine Liebesbriefe auf ihrem Toilettentisch oder in ihren Schuhen, wenn sie sich anzog. Blumen und kleine Geschenke kamen zu allen möglichen Anlässen ins Haus.

Und das gemeinsame Lachen. Das wunderbare Lachen.

Die Stimme des Piloten ertönte aus den Kabinenlautsprechern:»In zwanzig Minuten landen wir in Zürich, Commander.«

Robert Bellamys Gedanken kehrten abrupt in die Gegenwart zurück.

«Schnallen Sie sich bitte an?«

Die C-20A flog tief über dunkle Wälder an und setzte wenig später zwischen den Lichtern der Landebahnbefeuerung des internationalen Flughafens Zürich-Kloten auf. Auf dem Asphalt standen noch Pfützen von früheren Regenfällen, aber der Nachthimmel war sternenklar.

«Verrücktes Wetter«, meinte der Pilot.»Sonntags war’s sonnig, heute den ganzen Tag Dauerregen, und jetzt ist’s wieder klar. Hier braucht man keine Uhr, sondern eher ein Barometer. Soll ich einen Wagen für Sie bestellen, Commander?«

«Nein, danke. «Von diesem Augenblick an war er völlig auf sich allein gestellt. Robert wartete, bis die C-20A davongerollt war; dann bestieg er einen Minibus zum Flughafenhotel, nahm sich ein Zimmer und sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

7

Zweiter Tag

8.00 Uhr

Am nächsten Morgen trat Robert an den Schalter der Leihwagenfirma Europcar und mietete einen grauen Opel Omega.

«Wie lange werden Sie ihn brauchen?«hatte der Angestellte, der ihn bediente, gefragt.

Gute Frage. Eine Stunde? Einen Monat? Vielleicht ein bis zwei Jahre?» Das weiß ich noch nicht genau.«

«Wollen Sie den Wagen hier am Flughafen zurückgeben?«

«Kann sein.«

Robert fuhr in Richtung Züricher Innenstadt. Er genoß es, wieder einmal in der Schweiz zu sein. In sieben ONI-Dienstjahren hatten seine Aufträge ihn mehrmals in dieses Land geführt.

Im Zweiten Weltkrieg war die Schweizer Spionageabteilung in die Ressorts D, F und I unterteilt gewesen, die Deutschland, Frankreich und Italien überwacht hatten. Heute bestand ihre Hauptaufgabe in der Überwachung von Spionageaktivitäten der bei den verschiedenen UN-Organisationen in Genf tätigen Ausländer. Robert hatte Freunde in der Spionageabteilung, aber General Hilliards Anweisung lautete: Sie nehmen mit keinem von ihnen Verbindung auf.

Ohne Schwierigkeiten fand er den Weg zum Grandhotel Dolder. Es sah genau so aus, wie er es in Erinnerung hatte: ein von Efeu umranktes, imposantes Schweizer Palais mit Zinnen und Türmen in einem Park mit Blick auf den Zürichsee.

Nachdem er einen Stadtplan von Zürich und eine Straßenkarte der Schweiz gekauft hatte, bezog er ein behagliches Zimmer im Neubauflügel des Hotels. Von dem kleinen Balkon aus hatte man einen wunderschönen Blick auf den See. Robert genoß die

Aussicht, sog die frische Herbstluft ein und dachte über die vor ihm liegende Aufgabe nach.

Er hatte keinerlei Anhaltspunkte. Nicht die geringsten Informationen. Sein Auftrag war wie eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. Der Name des Veranstalters der Busrundfahrt. Die Zahl der Fahrgäste. Ihre Namen und Wohnorte. Sind die Augenzeugen alle in der Schweiz? Das ist gerade das Problem. Wir haben keine Ahnung, wo diese Leute sind. Oder wer sie sind. Und es genügte nicht, bloß einige von ihnen aufzuspüren. Sie müssen diese Zeugen finden. Jeden einzelnen! Robert kannte nur den Zeitpunkt und den Ort des Geschehens: Sonntag, 14. Oktober, Uetendorf.

Wenn er sich recht erinnerte, wurden ganztägige Busrundfahrten nur in zwei Großstädten angeboten: Zürich und Genf. Während Robert zum Telefonbuch griff, dachte er: Vielleicht sollte ich einfach unter W wie Wunder nachschlagen.

Er fand über ein halbes Dutzend Veranstalter von Busrundfahrten: SUNSHINE TOURS, SWISS-TOUR, TOUR

SERVICE, TOURALPINO, TOURISMA REISEN… Er würde überall nachfragen müssen. Robert schrieb sich die Adressen auf, suchte sie auf dem Stadtplan und fuhr zu dem nächstgelegenen Unternehmen: TOUR SERVICE.

«Hoffentlich können Sie mir weiterhelfen«, sagte er zu der jungen Angestellten des Reisebüros.»Meine Frau hat letzten Sonntag eine Ihrer Rundfahrten mitgemacht und ihre Handtasche im Bus liegengelassen. Sie war wohl ein bißchen aufgeregt, glaube ich, weil sie den bei Uetendorf abgestürzten Wetterballon gesehen hat.«

Die Angestellte runzelte die Stirn.»Tut mir leid, das muß ein Irrtum sein. Nach Uetendorf führt keine unserer Touren.«

«Oh. Dann muß ich den Namen verwechselt haben.«Pech gehabt.

SUNSHINE TOURS, das zweite Reisebüro, zu dem er fuhr, lag am Bahnhofsplatz. Robert trat an die Theke und wartete, bis ein Angestellter zu ihm kam.»Guten Tag. Ich möchte mich nach einem Ihrer Busfahrer erkundigen. Soviel ich gehört habe, ist bei Uetendorf ein Wetterballon abgestürzt, und Ihr Fahrer hat eine halbe Stunde gehalten, damit die Fahrgäste die Absturzstelle besichtigen konnten.«