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«Nein, nein! Er hat nur eine Viertelstunde lang gehalten. Wir legen größten Wert auf Pünktlichkeit.«Volltreffer!

«Und warum interessieren Sie sich dafür?«Robert zückte einen der Ausweise, die ihm Hilliard mitgegeben hatte.»Ich bin Journalist«, stellte er sich vor,»und schreibe für das Magazin Travel and Leisure einen Artikel über die Verläßlichkeit des Schweizer Busverkehrs im Vergleich zu anderen Ländern. Glauben Sie, daß ich Ihren Fahrer interviewen könnte?«

«Wirklich höchst interessant! Wir Schweizer sind stolz auf unsere Effizienz.«

«Und das mit vollem Recht«, versicherte Robert ihm.

«Würden Sie den Namen unserer Firma erwähnen?«

«Das versteht sich von selbst.«

Der Mann hinter der Theke lächelte.»Dann ist wohl nichts gegen das Interview einzuwenden.«

«Könnte ich gleich jetzt mit ihm reden?«

«Heute ist sein freier Tag. «Der Angestellte schrieb in Druckbuchstaben einen Namen und eine Adresse auf einen Zettel.»Er wohnt in Kappel. Das ist ein Dorf ungefähr fünfundzwanzig Kilometer südlich von Zürich. Ich nehme an, daß Sie ihn um diese Zeit zu Hause antreffen.«

Robert ließ sich den Zettel geben.»Herzlichen Dank. Äh, noch etwas… Ich hätte gern alle Fakten, damit der Artikel farbiger wird. Können Sie feststellen, wie viele Tickets für die besagte Rundfahrt verkauft worden sind?«

«Selbstverständlich. «Der Mann zog ein dickes Buch unter der Theke hervor und blätterte darin.»Ah, da haben wir’s schon! Sonntag. Hans Beckermann. Sieben Fahrgäste. Mit dem Iveco, unserem kleinen Bus.«

Sieben unbekannte Fahrgäste und der Fahrer. Robert wagte einen Vorstoß ins Ungewisse.»Haben Sie zufällig auch die Namen der Fahrgäste?«

Der Angestellte schüttelte den Kopf.»Die Leute kommen von der Straße rein, kaufen ihr Ticket und fahren mit. Wir verlangen keinen Ausweis.«

Wunderbar.»Nochmals vielen Dank. «Robert ging zur Tür.

Da der kleine Iveco ein Teil des großen Puzzles war, das Robert zusammensetzen mußte, fuhr er in die Talstraße, von der aus die Busse abfuhren. Dabei bewegte ihn die absurde Hoffnung, dort irgendeinen verborgenen Hinweis zu entdek-ken. Der Bus war braun-silbern lackiert und hatte 14 Sitzplätze. Sehr aufschlußreich, dachte Robert grimmig.

Dann ging er zu seinem Wagen zurück und suchte auf der Karte die Straße nach Kappel. Er verließ Zürich auf der nach Süden führenden Stadtautobahn, benützte die Ausfahrt Aldis-wil und fuhr über Langnau und Hausen weiter. Nach gut halbstündiger Fahrt durch eine in prachtvollen Herbstfarben leuchtende Bilderbuchlandschaft erreichte er Kappel. Das Dorf bestand aus einer Kirche, einem Postamt, einem Restaurant und etwa drei Dutzend über die Hügel verstreuten Häusern.

Nachdem er einen Passanten nach dem Weg zu Hans Beckermann gefragt hatte, bog Robert hinter der Kirche rechts in eine Gasse ab und hielt vor einem bescheidenen einstöckigen Haus mit rotem Ziegeldach. Er parkte seinen Wagen, ging zur Haustür, und klingelte.

Eine dicke Frau mit einem Anflug von Oberlippenbart machte ihm auf.»Sie wünschen?«

«Entschuldigen Sie die Störung — aber ist Herr Beckermann zu Hause?«

Sie musterte ihn mißtrauisch.»Was wollen Sie von ihm?«

Robert setzte sein liebenswürdigstes Lächeln auf.»Sie sind bestimmt Frau Beckermann. «Er zeigte ihr seinen gefälschten

Presseausweis.»Ich schreibe für ein Reisemagazin einen Artikel über Schweizer Busfahrer, und Ihr Mann ist meiner Redaktion als besonders guter und sicherer Fahrer empfohlen worden.«

Die dicke Frau wurde sofort freundlicher.»Mein Hans ist ein ausgezeichneter Fahrer«, sagte sie stolz.

«Das habe ich auch gehört, Frau Beckermann. Deshalb möchte ich ihn bitten, mir ein Interview zu geben.«

«Mein Hans soll ein Zeitungsinterview geben?«Diese Vorstellung brachte sie sichtlich durcheinander.»Bitte, kommen Sie herein!«

Sie führte Robert in ein kleines, mustergültig aufgeräumtes Wohnzimmer.»Nehmen Sie bitte einen Augenblick Platz. Ich hole meinen Mann.«

Ein Zimmer mit niedriger Balkendecke und dunklen Bodendielen, auf denen schlichte Holzmöbel standen. Vor den Fenstern hingen Spitzenstores.

Robert blieb nachdenklich an dem offenen Kamin stehen. Dies war nicht nur seine beste, dies war die einzige Spur. Falls Beckermann mir nicht weiterhelfen kann, bleibt mir bloß noch eine Anzeige: Die sieben Busfahrgäste, die letzten Sonntag den Absturz eines Wetterballons beobachtet haben, werden gebeten, sich morgen um 10 Uhr in meinem Hotelzimmer einzufinden, frühstück wird serviert.

Ein hagerer, glatzköpfiger Mann kam herein. Sein Gesicht war blaß, und er trug einen buschigen schwarzen Schnurrbart, der gar nicht zu seiner sonstigen Erscheinung paßte.»Guten Tag, Herr…?«

«Smith. Guten Tag!«Robert bemühte sich um einen jovialen Tonfall.»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Herr Beckermann. Sehr erfreut!«

«Meine Frau sagt, daß Sie einen Zeitungsartikel über Busfahrer schreiben wollen. «Der Mann bemühte sich hörbar, Hochdeutsch zu sprechen.

Robert lächelte einschmeichelnd.»Genau! Ihre langjährige unfallfreie Fahrpraxis interessiert uns sehr, und wir…«

«Den Unsinn können Sie sich sparen!«unterbrach Beckermann ihn grob.»Sie interessiert das Ding, das gestern nachmittag abgestürzt ist, stimmt’s?«

Robert gelang es, leicht verlegen zu wirken.»Ja, Sie haben recht, darüber wollte ich auch mit Ihnen sprechen.«

«Warum sagen Sie das nicht gleich? Kommen Sie, setzen Sie sich.«

«Danke. «Robert nahm auf dem Sofa Platz.

«Sie müssen entschuldigen, daß ich Ihnen nichts anbiete«, fuhr Beckermann fort,»aber wir haben keinen Schnaps mehr im Haus. «Er tippte sich auf seinen Magen.»Magengeschwüre. Die Ärzte können mir nicht mal Schmerzmittel verschreiben, weil ich gegen alle allergisch bin. «Er setzte sich Robert gegenüber.»Aber Sie sind nicht hergekommen, um mit mir über meine Gesundheit zu reden, nicht wahr? Was wollen Sie also wissen?«

«Ich möchte mit Ihnen über die Fahrgäste reden, die letzten Sonntag in Ihrem Bus gesessen haben, als Sie in der Nähe von Uetendorf an der Absturzstelle des Wetterballons hielten.«

Hans Beckermann starrte ihn verständnislos an.»Wetterballon? Welcher Wetterballon? Wovon reden Sie überhaupt?«

«Von dem Ballon, der.«

«Sie meinen das Raumschiff.«

Jetzt starrte Robert ihn fassungslos an.»Das… Raumschiff

«Ja, die Fliegende Untertasse.«

Robert brauchte einen Augenblick, um die Bedeutung dieser Worte zu erfassen. Dann lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken.»Soll das heißen, daß Sie eine Fliegende Untertasse gesehen haben?«

«Ja. Mit Leichen drin.«

Gestern ist in den Schweizer Alpen ein NATO-Wetterballon niedergegangen. Seine Gondel enthielt einige höchst geheime militärische Versuchsobjekte. Robert bemühte sich, ruhig weiterzusprechen.»Herr Beckermann, wissen Sie bestimmt, daß Sie eine Fliegende Untertasse gesehen haben?«

«Natürlich! Ein richtiges UFO!«

«Und Sie haben darin Tote gesehen?«

«Keine toten Menschen. Fremdartige Wesen. Es ist schwierig, sie zu beschreiben. «Beckermann schauderte.»Sie sind sehr klein gewesen, aber sie haben riesige Augen gehabt. Und sie haben silberne Anzüge getragen. Eigentlich harmlos, aber irgendwie doch erschreckend.«

Robert hatte staunend zugehört.»Haben Ihre Fahrgäste das auch gesehen?«