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Hornbori hob beschwichtigend die Hände. »Es gibt Zeugen für meine Heldentat. Der Drachenelf Nodon hat gehört, wie ich den Menschenkindern meine Herausforderung entgegengerufen habe und dann …«

»Halt’s Maul!« Galar zog einen erschütternd langen Dolch aus seinem Gürtel. »Die Geschichte, die sich alle erzählen, kenne ich schon. Aber ich weiß auch, wer du bist, Schisser, und das beides passt nicht zusammen. Es war das letzte Mal, dass Männer unter deinem Kommando verrecken. Ich werde dem Heer jetzt einen großen Gefallen tun.« Der Schmied zog sein Messer, auf dessen fein polierter Klinge sich das Mondlicht spiegelte.

»Das ist nicht klug.« Hornbori wich einen Schritt zurück. »Jemand könnte sehen, was du …«

»Deshalb werde ich es schnell machen. Wenn ich fertig mit dir bin, landest du in einer der Gruben. Das Gewicht des Kettenhemds wird dich auf den Grund ziehen. Und dort wird ganz gewiss niemals jemand nach dir suchen. Der Held Hornbori hat sich einfach in Luft aufgelöst.«

»Du hast das nicht richtig bedacht, du …«

»Oh, doch!« Galar setzte ihm die Spitze des Dolches auf die Nase. »Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich finde, es gibt kein besseres Grab für einen Schisser.«

Der Irre würde ihn wirklich umbringen! Hornbori kannte Galar lange genug, um sich da ganz sicher zu sein. Vorsichtig tastete er sich einen weiteren Schritt zurück, dann spürte er unter der Sohle den Rand der Grube. Dies war seine letzte Gelegenheit, wenn er den Schmied jetzt nicht überzeugte, war er tot.

»Ich bin wirklich enttäuscht, dass du den Drachenkampf aufgegeben hast.«

»Glaubst du, dieser Stuss rettet dein Leben?« Galar verstärkte den Druck der Klinge, sodass Hornbori das Messer leicht in die Nasenspitze schnitt.

»Ich werde Macht und Einfluss in der Ehernen Halle haben. Ich werde herausfinden, wohin die Drachentöterpfeile gekommen sind, die Eikin dir gestohlen hat. Bist du sicher, dass du genug Munition für deinen Krieg gegen die Himmelsschlangen hast? Oder wirst du eines Tages Nachschub brauchen?«

»Er hat recht«, erklang eine Stimme im Fichtenhain auf der anderen Seite der Grube.

»Einen Dreck hat er! Der wird uns verpfeifen, wenn wir ihn lebend davonkommen lassen.«

Hornbori hatte die Stimme erkannt. »Komm her, Nyr! Bring ihn wieder zu Verstand! Wenn ich euch hätte ausliefern wollen, dann hätte ich das doch schon längst tun können. Glaubt ihr, ich würde den Drachen jemals verzeihen, was sie meiner Heimat angetan haben? Auch ich habe nicht vergessen, wie meine Sippe starb.«

»Der Kerl redet viel.«

Diese Stimme kannte Hornbori nicht. Zwischen den Bäumen erschien ein Troll. »Soll ich ihn mit dem Kopf in die Grube stecken?«

»Glaubst du echt, dann würde er aufhören, Scheiße zu reden, Groz?« Ein Kobold mit einer Armbrust im Anschlag trat aus dem Schatten der Fichten und stellte sich neben den Troll. Zuletzt gesellte sich Nyr zu dieser Bande von Henkersknechten.

»Ich gehöre zum Kriegsrat des Fürsten Solaiyn. Ich werde stets zu den Ersten gehören, die von den Schlachtplänen der Himmelsschlangen erfahren. Wenn ihr Drachen töten wollt, dann kann ich euch eine unschätzbare Hilfe sein. Durch mich werdet ihr wissen, wann ihr wo sein müsst, damit es glückt.«

»Lass ihn ziehen. Es hört sich wirklich so an, als könnte er uns in Zukunft noch von Nutzen sein«, sagte Nyr.

»Der da?« Galar setzte ihm jetzt die Spitze des Messers auf die Brust. »Habt ihr schon vergessen, was Bailin uns über ihn erzählt hat? Der Schisser wäre unser Henker gewesen, wenn er uns nicht gerettet hätte. Wie kannst du ihm trauen, Nyr?«

»Darf ich ihn erschießen?«, fragte der Kobold gut gelaunt.

»Wir könnten die Drachentöterpfeile, die Eikin versteckt hat, wirklich gut gebrauchen«, wandte Nyr ein.

»Hört auf ihn!«, rief Hornbori. »Ohne mich werdet ihr die Pfeile niemals wiedersehen. Außerdem werde ich euch zu den Truppen einteilen können, die den Himmelsschlangen am nächsten stehen, wenn es zum Kampf kommt. Ich weiß schon um einige ihrer Pläne. Solaiyn erzählte mir, dass die Himmelsschlangen mithilfe der Wolkensammler den Himmel erobern wollen. Und in dieser Schlacht werden auch die großen Drachen mitmischen.«

Galar zog den Dolch zurück. »Wenn du versuchst, uns reinzulegen, schicke ich dir Groz. Der wird dir das Herz aus der Brust reißen, und das Letzte, was du sehen wirst, ist, wie der Troll es fressen wird.«

»Nee, nee«, wandte der Hüne ein. »Ich fress nicht Herz von Feigling.«

»Lasst mich das machen«, bot sich der Kobold an. »Im Zwergemeucheln habe ich Erfahrung. Auf Wunsch kann ich seinen Abgang auch gerne lang und schmerzhaft gestalten.«

Besorgt betrachtete Hornbori den Kobold. Es war einer der Eisbärte mit roter Mütze. Ganz sicher waren seine Worte wahr.

»Ihr müsst mir nicht drohen.« Hornbori war stolz darauf, dass seine Angst seiner Stimme nicht anzuhören war. »Ich stehe auf eurer Seite.«

»Du stehst immer nur auf deiner Seite«, sagte Galar verächtlich. »Ich kenne dich! Du bekommst von uns diese eine Gelegenheit, wirklich ein Held zu sein. Wenn du versuchst, uns reinzulegen, dann bist du tot. Noch ein Gespräch wie dieses wird es nicht geben.« Der Schmied schob sein Messer in den Gürtel zurück. »Versau es nicht, Hornbori. Wir beobachten dich.«

»Soll ich ihn nicht doch noch in die Grube stecken?«, fragte der Troll. »Nur ein bisschen …«

»Selbst wenn du ihn hundert Jahre in die Grube tunkst, wird nicht so viel Dreck an ihm haften bleiben, wie er in sich trägt.« Galar spuckte ihm vor die Füße. »Wir sehen uns wieder, Schisser.«

Hornbori hätte sich vor Erleichterung fast in die Hose gemacht, als der Schmied und seine Mordgesellen im Dunkel verschwanden. Mit weichen Knien taumelte er von der Grube fort. Dann lächelte er plötzlich. Er mochte auf dem Schlachtfeld ein Feigling sein, aber wenn es um Worte ging, dann war er unbesiegbar.

Er würde sich für Galars Lumpenpack unentbehrlich machen, und zu wissen, wie sehr dem Schmied das zusetzte, wäre ihm ein Fest!

Von Macht und Freiheit

Lyvianne legte den schneeweißen Sack etwa zehn Schritt von Matha Naht zu Boden. Ängstliche Glieder zuckten unter dem Stoff.

Ich wusste, dass du kommen würdest, auch wenn ich lange warten musste.

Die Elfe antwortete ihr nicht. Schweigend ging sie zum nahe gelegenen Wald und sammelte Reisig. Als sie einen Armvoll aufgelesen hatte, kehrte sie zurück. Sorgsam schichtete sie aus den dünnen Ästen eine Feuerstelle.

Das ist zu nah.

Lyvianne ignorierte den Holunder weiterhin. Sie sprach ein Wort der Macht, und inmitten des Reisigs erglomm ein Funke. Augenblicke später züngelten kleine Flammen über das trockene Holz.

Ich treibe flache Wurzeln. Sie liegen dicht unter der Erde. Die Hitze des Feuers wird sie verletzen. Ich spüre sie jetzt schon. Es ist zu nah für ein Feuer. Lösch es!

Jetzt erst betrachtete sie den Holunder. »Nein!«, sagte sie entschieden. »Ich habe vieles in der Vergangenheit von dir gelernt. Und für jede Lektion habe ich meinen Preis gezahlt. Ich habe zugelassen, dass du mich zurechtstutzt, wie ein Gärtner einen Buchsbaum in die gewünschte Form schneidet. Ich habe das immer hingenommen. Erst die Reise nach Tanthalia hat mir die Augen geöffnet.«

Bitte lösch das Feuer! Und dann trag das Kind näher an meinen Stamm heran. Sobald ich von ihrem Blut gekostet habe, können wir beginnen. Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht. Ich weiß, wie wir den Geist deiner Priesterin rufen können.

»Das ist gut für dich!«, entgegnete Lyvianne frostig und legte einige kleine Äste ins Feuer nach.

Was ist los mit dir, Lyvianne?

Die Elfe griff nach der kleinen Ledertasche, die auf ihrem Rücken unter ihrem Umhang verborgen war. Daraus zog sie eine schwere eiserne Schere hervor, wie sie Gärtner benutzten, wenn sie junge Triebe zurückschnitten. Sie legte sie neben das Feuer.