Ich hoffte, er würde nicht zu feige sein, dann auch den Schnabel aufzureißen.
Obwohl die Echse nicht gerade Feuer speit,hat sie von allen dem Menschen bekannten Lebewesen den übelsten Mundgeruch, und wenn man ihr nahekommt, kann man der Versuchung wegzurennen kaum widerstehen.
Vier Hühner in unverderblicher Form betrachten uns mit tiefem, grauenvollem Argwohn, den wir leider absolut nicht zerstreuen können.
Ein drei Meter langer Komodowaran. Das zur Zeit längste bekannte Exemplar ist einen guten halben Meter länger.
Schon der Speichel eines Komodowarans kann einen Menschen umbringen.
Die Klauen der Drachenechse von Komodo sehen aus wie die Füße eines Messingtischchens.
Oben links: Die Drachenechsen schlafen mit dem Kopf voran in geräumigen Höhlen. Es ist eine sehr, sehr, sehr schlechte Idee, auch nur daran zu denken, sie am Schwanz zu ziehen.
Oben rechts: Ein Komodowaran beim letzten Stück seiner täglichen Herstellung.
Das Restaurant am Ende des Universums.
Ein Pillenschachtel-Hütchen aus Leopardenfell
Indem wir entgegen unserer ursprünglichen Absicht einen Missionsflug nach Zaire nahmen, jagten wir uns selbst einen gehörigen Schrecken ein. Alle planmäßigen Flüge von und nach Kinshasa waren wegen des plötzlichen Ausbruchs eines häßlichen Streits zwischen Zaire und dessen Ex-Kolonialherren, den Belgiern, eingestellt worden, und die Hintertür-Strecke via Nairobi hatten wir nur Marks raffinierten Schachzügen zu verdanken, der von Godalming aus durch die Nacht telexte.
Wir waren gekommen, um Nashörner aufzutreiben: die nördliche Unterart der weißen Nashörner, von denen noch zwanzig in Zaire lebten und acht in der Tschechoslowakei. Die tschechoslowakischen Nashörner leben natürlich nicht in freier Wildbahn und haben es lediglich der lebenslangen fanatischen Arbeit eines Mitte dieses Jahrhunderts verstorbenen Sammlers weißer Nashörner zu verdanken, daß sie überhaupt in der Tschechoslowakei sind. Außerdem leben noch ein paar Exemplare im Zoo von San Diego in Kalifornien. Wir hatten beschlossen, über einen Umweg ins Nashorngebiet zu fahren, um uns unterwegs noch ein paar andere Dinge anzusehen.
Das Flugzeug war ein Sechzehn-Sitzer, der mit uns dreien – Mark, unserem BBC-Tontechniker Chris Muir und mir – sowie dreizehn Missionaren besetzt war. Oder, besser gesagt, nicht mit dreizehn richtigen Missionaren, sondern einer Mischung aus Missionaren, Missionsschullehrern und einem älteren amerikanischen Ehepaar, das sich sehr für Missionsarbeit interessierte und Strohhüte aus Miami, Kameras und entrückte, gütige Blicke zur Schau trug, die es jedem unverhohlen zuteil werden ließ, ob man sie nun wollte oder nicht.
Wir waren zwei Stunden in der brütenden Hitze um das baufällige Zoll- und Einreisebüro in einer der hintersten Ecken des Flughafens von Nairobi herumgekrochen, um unsere Maschine und unsere Mitreisenden auszumachen. Es ist nicht leicht, einen Missionar auf den ersten Blick zu erkennen, aber irgend etwas eindeutig Komisches ging vor sich, denn jedermann bemühte sich, seinen Platz auf der einzigen Sitzgelegenheit, einer schmalen, dreisitzigen Bank, die unter einem Dach im Schatten stand, aufzugeben und seinem Nachbarn anzubieten, so daß die Bank letztlich leer blieb und wir alle blinzelnd und verwelkend in der erblühenden Morgenhitze herumstanden. Nachdem wir das eine Stunde lang getan hatten, murmelte Chris irgend etwas Schottisches in seinen Bart, stellte seine Ausrüstung ab, legte sich auf die leere Bank und schlief, bis die Maschine startbereit war. Ich wünschte, das wäre mir eingefallen.
Einer ganzen Reihe von Marks Bemerkungen hatte ich entnommen, daß er Missionare nicht ausstehen konnte, denen er bei seiner Tätigkeit in Afrika und Asien häufig begegnet war, und als wir über das heiße Flugfeld zur Maschine gingen und unsere zierlichen, engen Sitze einnahmen, wirkte er ungewöhnlich angespannt und verschlossen. Als das Flugzeug dann über die Piste zu rollen begann, nahm auch meine eigene Anspannung zu, da die Begrüßung des Piloten aus einer Beschreibung unserer Reiseroute, einer Erklärung der Sicherheitsvorkehrungen und einem kurzen Gebet zusammensetzte.
Das »Herr, gepriesen sei Dein Name, weil Du diesen Tag für uns gesegnet hast« machte mir noch nicht besonders zu schaffen, aber »Wir legen unser Leben in Deine Hände, Herr« ist, ehrlich gesagt, nicht gerade das, was man von einem Piloten hören möchte, wenn er Vollgas gibt. Unsere Fingerknöchel waren kalkweiß, als wir über die Rollbahn rasselten, und als wir aufstiegen, kam uns eine große, alte, zigarrenförmige Dakota entgegen, die wegen Schlechtwetters über dem Großen Rift Valley mit dreißig Jahren Verspätung zur Landung ansetzte.
Im krassen Widerspruch zu all unseren vernünftigen Erkenntnissen über Geographie und Geometrie ist der Himmel über Kenia schlicht und einfach größer als irgendwo sonst. Wenn man in ihn hineingehoben wird, sieht man sich angesichts des immensen, unbegrenzten Raumes zwischen sich und dem unendlich weit entfernten Horizont von einem Gefühl gesteigerter Ehrfurcht überwältigt.
Andererseits war die Atmosphäre an Bord der Maschine so klaustrophobisch nett, daß einem die Galle hochkam. Alle waren nett, alle lächelten, alle lachten dieses gräßlich gütige, ersterbende Lachen, das einem den letzten Nerv raubt, und alle trugen eigenartigerweise Brillen. Und zwar nicht bloß einfach Brillen. Sie trugen fast alle die gleiche Brillen, mit oben schwarzen und unten durchsichtigen Fassungen, genau die Art, die nur englische Vikare, Chemielehrer und eben Missionare tragen. Wir saßen da und rissen uns zusammen.
Es fällt mir sehr schwer, nicht unmelodisch zu summen wenn ich versuche, mich zusammenzureißen, und dieses Summen muß wohl den Missionar neben mir irgendwie verärgert haben, was er mir signalisierte, indem er mich so lange mit seinem entsetzlich gütigen, ersterbenden Lachen bedachte, bis ich ihn am liebsten gebissen hätte.
Der Missionsgedanke gefällt mir nicht. Genauer gesagt, löst dieses Geschäft bei mir nur Angst und Sorge aus. Ich glaube nicht an Gott, zumindest nicht an jenen Gott, den wir Engländer uns ausgedacht haben, um unseren eigenartigen englischen Bedürfnissen gerecht zu werden, und ganz bestimmt nicht an jene Götter, die man in Amerika erfunden hat und die ihre Schäfchen mit Toupets, Fernsehstationen und – was am allerwichtigsten ist – gebührenfreien Telefonnummern versorgen. Ich wünschte, diejenigen, die an diese Dinge glauben, würden das Zeug für sich behalten und nicht in die Entwicklungsländer exportieren. Ich saß da und betrachtete die Miami-Hüte, die aus dem Fenster auf Afrika herabsahen – da saßen sie zwischen einer unermeßlichen Landmasse und einem unermeßlichen Himmel und lächelten unbegreiflicherweise einen Kontinent an. Ich glaube, Conrad hat mal etwas Ähnliches über ein Boot gesagt.
Sie lächelten dem Mount Kenya zu, strahlten den Kilimandscharo an und waren liebreizend gütig zum Großen Rift Valley, während es majestätisch unter uns durchzog. Sie waren sogar hoch erfreut und glücklich über eine kurze Zwischenlandung in Mwanza, Tansania, was man, wie sich herausstellen sollte, von uns nicht behaupten konnte.
Vor einer Art Bushaltestellenhäuschen, das Mwanza als Flughafen diente, trudelte die Maschine zum Stillstand, und wir wurden gebeten, für eine halbe Stunde auszusteigen und in der »International Transit Lounge« zu warten. Diese Lounge bestand aus einem großen Betonverschlag mit zwei großen, durch einen Gang verbundenen Räumen. Das Gebäude wirkte wie frisch bombardiert – die Wände hatten riesige Löcher, und ein rostiges Drahtgewirr quoll aus ihrem Inneren und durch vergilbte Italienposter. Wir gingen hinein, um die halbe Stunde abzuwarten, stellten die Taschen mit unserer Fotoausrüstung auf den Boden und ließen uns in die lädierten Sitze sacken. Ich kramte eine Zigarette heraus, und Mark kramte seine Kamera heraus, um mich beim Rauchen zu fotografieren. Mehr konnten wir ja nicht tun.