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Ihr jedoch ging es darum, Joseph zu erreichen, ihn zu berühren und sich zu vergewissern. Der Vorhang fiel, doch sie stieg bereits die Stufen zu ihm hinunter. Die Lichter gingen an, und ja, es war Joseph, doch als sie ihn so deutlich sah, langweilte er sie; er war nur ein Zuschauer. Sie ging den Mittelgang hinauf, spürte, wie sich eine Hand auf ihren Arm legte, und dachte: Ach, wieder John - hau doch ab! Das Foyer war leer bis auf zwei altersschwache Herzoginnen, die vermutlich die Manager des Ganzen waren.

»Ich würd’ einen Arzt aufsuchen, meine Liebe«, sagte eine von ihnen. »Oder erst mal tüchtig ausschlafen«, sagte die andere.

»Ach, schenken Sie sich’s«, riet Charlie ihnen glücklich und benutzte einen Ausdruck, den sie noch nie benutzt hatte.

Kein Nottinghamer Regen fiel, kein roter Mercedes wartete auf sie, und so ging sie und stellte sich an die Bushaltestelle, wobei sie halb erwartete, dass der junge Amerikaner im Bus saß und ihr riet, nach einem roten Lieferwagen Ausschau zu halten. Joseph kam die leere Straße herunter auf sie zu. Er war sehr groß, als er auf sie zukam, und sie stellte sich vor, wie er plötzlich loslaufen würde, um seine eigenen Kugeln auf sie zuzutreiben, doch das tat er nicht. Er blieb vor ihr stehen, ein wenig außer Atem, und es war klar, dass jemand ihn mit einer Nachricht geschickt hatte, wahrscheinlich Marty, vielleicht aber auch Tayeh. Er machte den Mund auf, um die Nachricht loszuwerden, doch sie ließ ihn nicht soweit kommen.

»Ich bin tot, Jose. Du hast mich erschossen, weißt du nicht mehr?« Sie wollte noch etwas über das Theater des Wirklichen hinzufügen, darüber, dass Leichen nicht einfach wieder aufstehen und davongehen. Aber irgendwie hatte sie es vergessen.

Ein Taxi kam vorüber, und Joseph winkte es mit der freien Hand heran. Es hielt jedoch nicht; was kann man schon erwarten. Die Taxis heutzutage - die waren eine Sache für sich. Sie lehnte sich an ihn und wäre gefallen, hätte er sie nicht so fest gehalten. Ihre Tränen machten sie halb blind, und sie hörte ihn unter Wasser. Ich bin tot, sagte sie immer wieder, ich bin tot, ich bin tot. Doch es schien, dass er sie wollte, ob nun tot oder lebendig. Sie hielten einander umschlungen und gingen unbeholfen die Straße entlang, obwohl ihnen die Stadt fremd war.

Pressestimmen

John le Carres Weltbestseller – endlich im Taschenbuch! Eines der meistdiskutierten, meistgelesenen Bücher der letzten Jahre von der Presse enthusiastisch besprochen, von Millionen Lesern verschlungen!

John le Carres neuer Spionageroman ist so fesselnd wie alles andere, was er bisher geschrieben hat. Er ist so aktuell, daß er aus den Schlagzeilen für morgen stammen könnte. Sein Thema ist Dynamit.

Die zentrale Figur eines genialen Plans, den ein israelischer Meisterspion in Szene setzt, ist »Charlie«, eine junge englische Schauspielerin, die auf eine Rolle im wirklichen Leben vorbereitet wird, die komplexer und gefährlicher ist als alles, was sie bisher auf der Bühne gewagt hat. Das Ziel ist ein palästinensischer Spitzenterrorist...

Der Schauplatz reicht von Mykonos bis nach London und Salzburg, Berlin, München und Freiburg, nach Jerusalem und in den Libanon. Le Carre gelingt es, seinen neuen Spionage-Roman in eine Atmosphäre fieberhafter Spannung einzutauchen, die nicht nur aus dem rasanten Handlungsablauf herrührt, sondern auch aus dem inneren Drama, das sich in jedem Betroffenen abspielt.

»Mit dem Roman »Die Libelle«hat John le Carre für den Nahostkonflikt das geleistet, was Graham Greene in seinen besten Tagen für Vietnam, für Afrika und Südamerika geleistet hat:

Der von den täglichen Nachrichten eher verwirrte Leser gewinnt zum ersten Male ein Bild von dem, was da wirklich geschieht. Er wird aufs Spannendste unterhalten.«

Die Zeit