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Jetzt weiß ich, was ich will, sagte ich mir. Ich will Barrows Enterprises angehören. Ich will dazugehören, wie Pris. Ich will ihn überhaupt nicht erschießen.

Ich wechsle zur anderen Seite über.

Ich will nicht unbedingt den Lunar Fling tanzen, darauf bin ich nicht aus. Ich will nicht ins Fernsehen kommen, bin nicht daran interessiert, meinen Namen in Neonschrift zu sehen. Ich will mich einfach bloß nützlich machen. Ich will, dass der große Mann sich meiner Fähigkeiten bedient.

Ich griff zum Hörer und wählte Maurys Nummer. Es klingelte eine Weile, dann ging Maury ran. Er klang verschlafen.

»Warst du schon im Bett? Hör zu, Maury. Ich muss es dir sagen. Ich tue mich mit Barrows zusammen, und zum Teufel mit dir und meinem Vater und Chester und Stanton, der ohnehin nur ein Diktator ist und uns das Leben zur Hölle machen würde. Der Einzige, dem ich das nur ungern antue, ist Lincoln. Aber wenn er wirklich so allwissend und verständnisvoll ist, dann wird er mir schon vergeben.«

»Wie bitte?« Maury schien mich nicht verstanden zu haben.

»Ich verkaufe meine Anteile.«

»Nein. Da liegst du falsch.«

»Wie kann ich falschliegen? Was soll das heißen, ich liege falsch?«

»Wenn du zu Barrows gehst, wird es keine R & R Associates mehr geben. Also auch nichts, was du verkaufen könntest. Wir machen dann einfach dicht, Kumpel.«

»Ist mir doch egal. Ich weiß nur, dass Pris recht hat – du kannst einem Menschen wie Barrows nicht begegnen, ohne dass er nicht dein Leben verändert. Er ist ein Stern, ein Komet. Du folgst ihm, oder dein Leben hat jeden Sinn und Zweck verloren. Es ist ein Instinkt. Du wirst das eines Tages auch merken. Barrows ist genial. Ohne ihn sind wir Schnecken. Was ist der Sinn des Lebens? Sich durch den Staub zu schleppen? Man lebt nicht ewig. Wenn du dich nicht zu den Sternen streckst, bist du tot. Die .38er, die ich dabeihabe – wenn ich es nicht zu Barrows Enterprises schaffe, werde ich mir das Hirn aus dem Schädeln ballern. Das meine ich ernst.«

Maury erwiderte nichts.

»Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Aber ich musste es dir sagen.«

»Du bist krank. Ich werde… ich rufe Doktor Horstowski an.«

»Wozu das denn?«

»Damit er mit dir Kontakt aufnimmt. Telefonisch. Jetzt gleich.«

»Gut.« Ich legte auf.

Ich saß auf dem Bett und wartete, und tatsächlich etwa zwanzig Minuten später klingelte erneut das Telefon.

»Hallo.«

Eine weit entfernte Stimme. »Hier ist Milton Horstowski.«

»Louis Rosen.«

»Mr. Rock hat mich angerufen.« Pause. »Wie geht es Ihnen, Mr. Rosen? Mr. Rock sagte, Sie wirkten wegen irgendetwas aufgeregt.«

»Ja, aber, das geht Sie gar nichts an. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit meinem Partner, mehr nicht. Ich bin jetzt in Seattle, um mich einem viel größeren, fortschrittlicheren Unternehmen anzuschließen. Erinnern Sie sich noch, dass ich Sam K. Barrows erwähnt habe?«

»Ja, ich kenne ihn.«

»Ist das also so verrückt?«

»Nein, ganz und gar nicht.«

»Das mit der Pistole habe ich nur erzählt, um ihn zu provozieren. Es ist spät, und ich bin ein bisschen betrunken. Es ist nicht einfach, eine Partnerschaft zu beenden.« Ich wartete kurz, aber Horstowski erwiderte nichts. »Ich glaube, ich gehe jetzt schlafen. Wenn ich nach Boise komme, schaue ich vielleicht einmal bei Ihnen vorbei. Wissen Sie, das alles geht mir ganz schön an die Nieren. Pris ist weg. Sie hat sich Barrows angeschlossen.«

»Ja, ich weiß. Wir stehen immer noch in Kontakt.«

»Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt. Könnte das sein? Ich meine, bei einer Person meines psychologischen Typs?«

»Wäre möglich.«

»Na ja, jedenfalls kann ich ohne sie nicht leben, also bin ich jetzt in Seattle. Aber das mit der Pistole war nur so dahergeredet, das können Sie Maury gern ausrichten, falls es ihn beruhigt. Ich wollte ihm nur zeigen, dass ich es ernst meine, verstehen Sie?«

»Ja. Ich glaube schon.«

Wir redeten noch eine Weile, ohne dass dabei etwas herauskam, dann verabschiedete er sich. Ich legte auf und dachte: Der Bursche verständigt wahrscheinlich gleich die Polizei oder das hiesige FBMH. Ich darf kein Risiko eingehen; dass er es könnte, reicht schon.

Also packte ich so schnell wie möglich meine Sachen. Dann verließ ich das Zimmer, nahm den Aufzug hinunter ins Erdgeschoss und bat am Empfang um die Rechnung.

»War vielleicht irgendetwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit, Mr. Rosen?«, fragte der Hotelangestellte.

»Nein, nein. Ich habe endlich die Person erreicht, die ich hier treffen wollte, und ich soll gleich bei ihm vorbeikommen.«

Ich bezahlte die Rechnung – sie war ziemlich moderat – und bat um ein Taxi. Als es kam, trug der Portier meinen Koffer nach draußen und verstaute ihn im Kofferraum des Wagens. Ich gab ihm ein paar Dollar Trinkgeld, und einen Moment später schoss das Taxi in den für diese Zeit überraschend dichten Verkehr hinaus.

Als wir an einem ansprechend aussehenden Motel vorbeikamen, merkte ich mir die Adresse. Ich ließ das Taxi ein paar Blocks weiter anhalten, bezahlte und ging zu Fuß zurück. Dem Motelbesitzer erzählte ich, dass ich mit dem Wagen liegengeblieben sei und trug mich unter dem Namen James W. Byrd – Geschäftsmann auf Durchreise – ein, den ich mir gerade ausgedacht hatte. Ich zahlte im Voraus und ging mit dem Schlüssel in der Hand zu Zimmer sechs.

Es war sauber und hell, genau, was ich wollte. Ich legte mich gleich hin. Beim Wegdämmern dachte ich: Jetzt kriegen sie mich nicht, ich bin in Sicherheit. Morgen gehe ich zu Barrows und unterbreite ihm die Neuigkeit, dass ich auf seine Seite wechsle. Und dann bin ich wieder bei Pris, werde sie bei ihrem Aufstieg zum Ruhm begleiten. Ich werde ihr sagen, was ich für sie empfinde, dass ich sie liebe. Vielleicht heiraten wir ja. Sie ist vermutlich noch viel schöner als früher, jetzt wo sie unter Barrows’ Obhut war. Und wenn er mir Konkurrenz machen will, dann fege ich ihn vom Angesicht der Erde. Der wird mir nicht im Weg stehen, der nicht…

Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Gegen acht weckte mich die Sonne; ich hatte vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Die in einer Reihe geparkten Autos draußen glitzerten. Es würde ein schöner Tag werden.

Was war mir in der Nacht durch den Kopf gegangen? Wirres Zeug, wie ich Pris heiratete und Sam Barrows killte. Die Phantasien eines kleinen Jungen. Beim Einschlafen fällt man wieder in die Kindheit zurück, eindeutig… Und doch: Ich war hierhergekommen, um Pris für mich zu gewinnen, und wenn Barrows sich mir in den Weg stellte – Pech für ihn.

Ich schlurfte ins Bad, nahm eine lange kalte Dusche und dachte über mein Vorgehen nach. Zunächst musste ich mich Barrows auf angemessene Weise nähern, musste meine tatsächlichen Gefühle verbergen, meine wahren Motive. Ich würde ihm sagen, dass ich für ihn arbeiten wollte, vielleicht beim Design des Simulacrums helfen, die ganze Erfahrung einbringen, die ich während der Jahre mit Maury und Jerome gesammelt hatte. Aber kein Sterbenswörtchen von Pris, denn wenn er auch nur ansatzweise etwas davon merkte, dann… Du bist clever, Sam K. Barrows, dachte ich. Aber meine Gedanken lesen kannst du nicht.