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»Beeilt euch, Schwestern!« drängte Frater Miguel. »Zieht euch rasch um!«

Sie wechselten verlegene Blicke.

Er lächelte. »Ich warte natürlich im Büro.«

Frater Miguel ging nach hinten und verschwand in dem kleinen Büro.

Die Schwestern begannen sich auszuziehen, wobei jede wegen der beiden anderen schrecklich verlegen war.

Im Büro hatte Frater Miguel sich einen Stuhl geholt, um durch das kleine Fenster über der Tür sehen zu können. Jetzt beobachtete er den Nonnenstrip und fragte sich: Welche nehme ich mir zuerst vor?

Miguel Carrillo hatte seine Laufbahn als Dieb schon im zarten Alter von zehn Jahren begonnen. Er war mit blonden Locken und einem Engelsgesicht zur Welt gekommen, und diese Kombination hatte sich in dem von ihm gewählten Beruf als äußerst wertvoll erwiesen. Mit Ladendieb stahl und Handtaschenraub hatte er ganz unten begonnen und sich später erfolgreich darauf spezialisiert, Betrunkene auszurauben und reichen Frauen Geld abzuknöpfen. Er hatte mehrere originelle Straftaten ersonnen, eine cleverer als die andere. Bedauerlicherweise hatte sein letztes Unternehmen ihn ins Verderben gerissen.

Carrillo hatte sich als Mönch aus einem entfernten Kloster ausgegeben und in Kirchen um ein Nachtquartier gebeten. Es wurde stets gewährt, und wenn der Geistliche am nächsten Morgen das Kirchenportal öffnete, waren alle Kostbarkeiten verschwunden -und der gute Frater mit ihnen. Leider hatte er vorgestern Nacht in Benjar, einer Kleinstadt bei Avila, Pech gehabt: der Geistliche war unerwartet zurückgekommen und hatte Miguel Carrillo dabei ertappt, wie er den Kirchenschatz plünderte. Der Geistliche, ein großer, schwergewichtiger Mann, hatte ihn niedergerungen und ihm angekündigt, er werde ihn der Polizei übergeben. Aber Carrillo hatte einen zu Boden gefallenen schweren Silberkelch zu fassen bekommen und ihn dem Geistlichen auf den Kopf geschlagen.

Der Kelch war zu schwer oder der Schädel des anderen zu dünn gewesen - jedenfalls war der Geistliche tot liegen geblieben. Miguel Carrillo war in panischer Angst geflüchtet und bemüht gewesen, sich möglichst schnell weit vom Tatort zu entfernen. Er war durch Avila gekommen und hatte dort von dem Überfall von Oberst Acocas GOE auf das Kloster gehört. Dann hatte es der Zufall gewollt, dass ihm die vier entwischten Nonnen über den Weg gelaufen waren.

Noch eine interessante Möglichkeit, dachte Carrillo, während er sie mit lüsterner Vorfreude betrachtete. Da Oberst Acoca und seine Leute nach diesen Schwestern fahnden, ist wahrscheinlich eine hübsche Belohnung für ihre Ergreifung ausgesetzt. Zuerst nehm ’ ich sie mir gründlich vor, dann übergebe ich sie Acoca.

Bis auf Lucia, die schon vollständig bekleidet war, waren die Schwestern splitternackt. Carrillo sah zu, wie sie unbeholfen in die neue Unterwäsche schlüpften. Dann kleideten sie sich rasch weiter an, zogen Reißverschlüsse zu und beeilten sich, fertig zu werden.

Wird Zeit, dass ich eingreife, dachte Carrillo zufrieden. Er stieg von seinem Stuhl und trat wieder in den Laden hinaus. Dort baute er sich vor den Frauen auf, begutachtete sie und nickte anerkennend. »Ausgezeichnet!« sagte er. »So würde euch kein Mensch für Nonnen halten. Ich schlage euch allerdings vor, Kopftücher zu tragen.« Er war ihnen bei der Auswahl behilflich und beobachtete, wie sie sie anlegten.

Miguel Carrillos Entschluss stand fest. Als erste würde er sich Graciela vornehmen. Sie war bestimmt eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte. Und dieser Körper! Wie kann sie ihn an Gott verschwendet haben? Ich werde ihr zeigen, was man damit tut.

»Ihr müsst alle hungrig sein«, sagte er zu Lucia, Teresa und Megan. »Ich möchte, dass ihr in das Cafe geht, an dem wir vorbeigekommen sind, und dort auf uns wartet. Ich gehe in die Kirche und leihe mir vom Pfarrer etwas Geld, damit wir essen können.« Er wandte sich an Graciela. »Ich möchte, dass Sie mitkommen, Schwester, und dem Pfarrer erklären, was in Avila vorgefallen ist.«

»Ich. gut, ich komme mit.«

»Wir kommen bald nach«, erklärte Carrillo den drei anderen. »Ich schlage vor, dass ihr den Hinterausgang benützt.«

Er beobachtete, wie Lucia, Teresa und Megan gingen. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, drehte er sich nach Graciela um. Sie ist phantastisch! dachte er. Vielleicht behalte ich sie bei mir und bringe ihr ein paar Tricks bei. Sie könnte mir viel helfen.

Graciela erwiderte seinen Blick. »Ich bin fertig.« »Noch nicht.« Carrillo gab vor, sie mit prüfendem Blick zu mustern. »Nein, so geht’s nicht, fürchte ich. Dieses Kleid steht Ihnen überhaupt nicht. Ziehen Sie’s wieder aus!«

»Aber weshalb denn?«

»Es sitzt nicht richtig«, behauptete Carrillo gewandt. »Darin fallen Sie auf - und das wollten Sie doch vermeiden, nicht wahr? Hier, ziehen Sie das hier an!«

Sie zögerte noch, trat dann aber hinter einen Kleiderständer.

»Beeilen Sie sich! Wir haben nicht mehr viel Zeit!«

Graciela zog sich unbeholfen das Kleid über den Kopf. Sie stand in Slip und Büstenhalter da, als Carrillo plötzlich vor ihr auftauchte.

»Zieh dich ganz aus.« Seine Stimme klang heiser.

Graciela starrte ihn an. »Was? Nein!« rief sie aus. »Ich. ich kann nicht! Bitte, ich.«

Carrillo trat auf sie zu. »Ich helfe dir, Schwester.«

Er griff nach ihr, riss ihr den Büstenhalter vom Leib und zerrte an ihrem Slip.

»Nein!« kreischte sie. »Das dürfen Sie nicht! Aufhören!«

Carrillo grinste nur. »Wir fangen gerade erst an, Carita. Ich verspreche dir, dass es dir gefallen wird.«

Seine starken Arme hielten sie fest. Er drückte Graciela zu Boden, begrub sie unter sich.

Sie hatte das Gefühl, als falle irgendwo in ihrem Verstand ein Vorhang. Das war der Maure, der in sie einzudringen, ihren Leib zu verwüsten versuchte, während ihre Mutter mit schriller Stimme kreischte. Nein, nicht wieder! dachte Graciela entsetzt. Nein, bitte... nicht wieder...

Sie setzte sich jetzt energisch zur Wehr, stieß Carrillo von sich weg und versuchte aufzustehen.

»Teufelsweib!« rief er wütend aus.

Seine Faust krachte in ihr Gesicht, und Graciela sank benommen und schwindlig zurück.

Sie hatte das Gefühl, durch die Zeit zurückzuwirbeln. Zurück. zurück.

6

Las Navas delMarquas 1947

Sie war fünf Jahre alt. Ihre frühesten Erinnerungen betrafen eine Prozession nackter Fremder, die in das und aus dem Bett ihrer Mutter stiegen. »Das sind deine Onkel«, erklärte ihre Mutter ihr, »du musst sie respektvoll behandeln.«

Die Männer waren grob, gewöhnlich und lieblos. Sie blieben eine Nacht, eine Woche, einen Monat und verschwanden dann. Waren sie gegangen, hielt Dolores Pi-nero sofort wieder nach einem neuen Mann Ausschau.

In ihrer Jugend war Dolores eine Schönheit gewesen, und Graciela hatte das Aussehen ihrer Mutter geerbt. Schon als Kind war sie mit hohen Backenknochen, dunklem Teint, glänzendem schwarzem Haar und dichten seidigen Wimpern auffallend hübsch gewesen. Als Mädchen war ihr junger Körper verlockend schlank und biegsam. Im Gegensatz dazu war Dolores Pinero im Laufe der Jahre dick geworden, und auf ihrem noch immer feingeschnittenen Gesicht hatte die Zeit deutliche Spuren zurückgelassen.

Obwohl Dolores’ Schönheit verwelkt war, suchte sie weiter Männerbekanntschaften und stand in dem Ruf, eine leidenschaftliche Bettpartnerin zu sein. Sie setzte ihr Naturtalent als Liebhaberin ein, um Männer an sich zu fesseln, und hoffte, sie dauerhaft an sich binden zu können, indem sie ihre Liebe mit ihrem Körper erkaufte. Als Näherin verdiente sie kaum den Lebensunterhalt, weil sie schlampig arbeitete und nur Aufträge von Frauen erhielt, die sich keine der besseren Näherinnen leisten konnten.