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»Ich weiß es nicht«, gab ich zu. »Die Kellnerin sagte, es wäre die Spezialität des Hauses.«

»Oh, das ist sehr gut. Ich hatte es gestern. Wann sind Sie hier eingetroffen? Es ist so heiß, dass es sich schon wie im Sommer anfühlt. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es weiter nördlich ist.« Offensichtlich hatte sie genug Zeit gehabt, ihre übliche gute Laune wiederzufinden, seit der Unfall sie zu Strigans Haus geführt hatte. Seivarden beobachtete sie amüsiert, mit dem Löffel in der Hand.

»Wir sind seit einer Stunde hier«, sagte ich. »Wir bleiben nur für die Nacht. Wir sind auf dem Weg zur Brücke.«

»Wir sind hier, bis Onkels Beine geheilt sind. Was wohl noch eine Woche dauern wird.« Sie runzelte die Stirn und zählte die Tage. »Ein wenig länger. Wir schlafen in unserem Flieger, wo es ziemlich unbequem ist, aber Mama sagt, der Preis für eine Unterkunft hier würde an Diebstahl grenzen.« Sie setzte sich neben mich auf das Ende der Bank. »Ich war noch nie im Weltraum. Wie ist es dort?«

»Es ist sehr kalt — selbst du würdest es als kalt empfinden.« Sie hielt es für einen Witz und lachte leise. »Und natürlich gibt es dort keine Luft und kaum Schwerkraft, sodass alles einfach nur schwebt.«

Sie sah mich stirnrunzelnd und mit gespieltem Tadel an. »Sie wissen, was ich meine.«

Ich blickte zu ihrer Mutter hinüber, die phlegmatisch dasaß und aß. Unbesorgt. »Es ist wirklich nicht besonders aufregend.«

Das Mädchen machte eine gleichgültige Geste. »Ach ja! Sie lieben Musik. Heute Abend tritt eine Sängerin in einem Laden an dieser Straße auf.« Sie benutzte das Wort, das ich fälschlicherweise verwendet hatte, nicht das, mit dem sie mich daraufhin in Strigans Haus korrigiert hatte. »Gestern Nacht sind wir nicht hingegangen, weil es etwas kostet. Außerdem ist sie meine Cousine. Das heißt, sie stammt aus der nächsten Linie neben meiner, und sie ist die Tante der Tochter der Cousine meiner Mutter, was auf jeden Fall nahe genug ist. Ich habe sie bei der letzten Versammlung gehört, sie ist sehr gut.«

»Ich werde auf jeden Fall hingehen. Wo ist es?«

Sie nannte mir den Namen des Lokals und sagte dann, dass sie ihre Mahlzeit beenden musste. Ich beobachtete, wie sie zu ihrer Mutter zurückkehrte, die nur kurz aufblickte und mich mit einem knappen Nicken bedachte, das ich erwiderte.

Das Lokal, von dem das Mädchen gesprochen hatte, befand sich nur ein paar Türen weiter, ein langes Gebäude mit niedriger Decke. Die Rückseite bestand ausschließlich aus Rollläden, die nun zu einem von Mauern umgebenen Hof geöffnet waren, wo Nilter ohne Mäntel in der ein Grad kalten Luft saßen, Bier tranken und schweigend einer Frau zuhörten, die auf einem bogenförmigen Saiteninstrument spielte, das ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Leise bestellte ich Bier für mich und für Seivarden, und wir suchten uns Plätze auf der Innenseite der Rollläden. Dort war es ein wenig wärmer als auf dem Hof, weil kein Wind ging und wir mit dem Rücken zu einer Wand saßen. Ein paar Leute drehten sich zu uns um, starrten uns kurz an und wandten sich dann mehr oder weniger höflich wieder ab.

Seivarden beugte sich drei Zentimeter zu mir vor und flüsterte: »Warum sind wir hier?«

»Um uns die Musik anzuhören.«

Sie hob eine Augenbraue. »Das ist Musik?«

Ich sah sie direkt an. Sie zuckte zusammen, aber nur leicht. »Entschuldigung. Es ist nur …« Sie gestikulierte hilflos. Bei den Radchaai gibt es tatsächlich Saiteninstrumente, sogar in großer Vielfalt, angesammelt durch mehrere Annexionen. Aber sie in der Öffentlichkeit zu spielen wird als recht gewagt betrachtet, weil man entweder mit bloßen Händen spielen muss oder mit Handschuhen, die so dünn sind, dass sie letztlich sinnlos sind. Und diese Musik — die langen, langsamen, ungleichmäßigen Phrasen, die es einem Radchaai-Ohr schwer machen, den Rhythmus wahrzunehmen, der raue, scharfe Klang des Instruments — all das war nicht das, was Seivarden während ihrer Erziehung zu würdigen gelernt hatte. »Es ist so …«

Eine Frau an einem Nachbartisch drehte sich um und zischte tadelnd. Ich gestikulierte versöhnlich und warf Seivarden einen warnenden Blick zu. Einen Moment lang zeigte sich ihre Verärgerung in ihrem Gesicht, und ich war mir schon sicher, dass ich sie nach draußen bringen musste, aber sie holte tief Luft und blickte auf ihr Bier, trank davon und schaute anschließend beharrlich geradeaus.

Als das Stück zu Ende war, klopfte das Publikum behutsam mit den Fäusten auf die Tische. Die Musikantin wirkte irgendwie gleichzeitig leidenschaftslos und zufrieden und stimmte ein neues Stück an, das merklich schneller und lauter war, sodass Seivarden mir gefahrlos wieder etwas zuflüstern konnte. »Wie lange werden wir hier bleiben?«

»Eine Weile«, sagte ich.

»Ich bin müde. Ich möchte zu unserem Zimmer zurückgehen.«

»Wissen Sie, wie Sie es finden?«

Sie bejahte mit einer Geste. Die Frau am Nebentisch beäugte uns missbilligend. »Gehen Sie«, flüsterte ich, so leise ich konnte, und hoffte, dass Seivarden mich trotzdem hörte.

Seivarden ging. Es war nicht mehr mein Problem, sagte ich mir, ob sie den Weg zu unserer Unterkunft fand (und ich gratulierte mir selbst, weil ich die Voraussicht besessen hatte, meinen Rucksack über Nacht in den Safe des Hauses einzuschließen — auch ohne Strigans Warnung traute ich Seivarden nicht, wenn es um meine Sachen oder mein Geld ging) oder ob sie ziellos durch die Stadt streifte oder in den Fluss fiel und ertrank — was auch immer sie tat, es war nicht mein Problem, und es war nichts, weswegen ich mir Sorgen machen musste. Stattdessen hatte ich einen Krug mit halbwegs anständigem Bier und einen Abend mit Musik, und mich erwarteten eine gute Sängerin und Lieder, die ich noch nie gehört hatte. Ich war meinem Ziel näher, als ich je zu hoffen gewagt hatte, und ich konnte mich wenigstens für diese eine Nacht völlig entspannen.

Die Sängerin war ausgezeichnet, obwohl ich keins der Worte verstand, die sie sang. Sie trat spät auf, als es im Lokal recht voll und laut geworden war, auch wenn das Publikum gelegentlich über den Bieren verstummte und auf die Musik lauschte. Das Klopfen zwischen den Stücken wurde lauter und ungestümer. Ich bestellte genügend Bier, um meinen ausgedehnten Aufenthalt zu rechtfertigen, aber das meiste trank ich gar nicht. Ich bin nicht menschlich, aber mein Körper ist es, und zu viel hätte meine Reaktionen auf nicht akzeptable Weise abgestumpft.

Ich blieb recht lange und lief dann durch die dunkle Straße zu unserer Unterkunft zurück. Hier und dort waren die Leute paarweise oder zu dritt unterwegs, unterhielten sich miteinander, beachteten mich nicht.

Im winzigen Zimmer fand ich Seivarden schlafend vor — reglos, ruhig atmend, das Gesicht und die Gliedmaßen erschlafft. Etwas undefinierbar Stilles an ihr deutete darauf hin, dass es das erste Mal war, dass ich sie bei einem wirklichen und erholsamen Schlaf erlebte. Unwillkürlich fragte ich mich für einen kurzen Moment, ob sie Kef genommen hatte, aber ich wusste, dass sie kein Geld hatte, dass sie hier niemanden kannte und keine der Sprachen beherrschte, die ich hier bislang gehört hatte.

Ich legte mich neben sie und schlief ein.

Sechs Stunden später erwachte ich, und zu meinem Erstaunen lag Seivarden immer noch schlafend an meiner Seite. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie in der Zwischenzeit aufgewacht war.

Für mich war es kein Problem, wenn sie sich so lange ausruhte, wie sie konnte. Schließlich hatte ich keine Eile. Ich stand auf und ging hinaus.

In Richtung der Klinik wurde es auf der Straße lauter und gedrängter. Ich kaufte mir eine Schüssel mit heißem, milchigem Brei von einer Verkäuferin neben dem Gehweg und folgte weiter der Straße, die sich um das Krankenhaus bog und danach ins Stadtzentrum führte. Busse hielten an, entließen Passagiere, nahmen neue auf und fuhren weiter.