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Im Strom der Passanten sah ich eine Person, die ich wiedererkannte. Das Mädchen, das bei Strigan gewesen war, und ihre Mutter. Sie sahen auch mich. Das Mädchen riss die Augen auf, und sie runzelte leicht die Stirn. Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter änderte sich nicht, aber beide kamen nun auf mich zu. Wie es schien, hatten sie auf mich gewartet.

»Breq«, sagte das Mädchen, als sie vor mir stehen blieben. Ungewöhnlich zurückhaltend, wie es schien.

»Geht es deinem Onkel besser?«, fragte ich.

»Ja, Onkel geht es gut.« Aber offensichtlich schien sie etwas zu beunruhigen.

»Ihr Freund …«, sagte ihre Mutter, so teilnahmslos wie immer. Und hielt inne.

»Ja?«

»Unser Flieger parkt neben Ihrem«, sagte das Mädchen, der es unverkennbar schwerfiel, mir eine schlechte Neuigkeit mitzuteilen. »Wir haben ihn gesehen, als wir gestern Abend vom Essen zurückkamen.«

»Sag es mir.« Ich fand keinen Gefallen an Spannung.

Ihre Mutter runzelte tatsächlich die Stirn. »Er ist jetzt nicht mehr da.«

Ich sagte nichts, wartete auf den Rest.

»Sie müssen ihn flugunfähig gemacht haben«, fuhr sie fort. »Ihr Freund nahm Geld entgegen, und die Leute, die ihn bezahlten, schleppten den Flieger ab.«

Das Personal des Parkplatzes hatte offenbar keine Fragen gestellt, nachdem man Seivarden zusammen mit mir gesehen hatte.

»Sie beherrscht keine der hiesigen Sprachen«, wandte ich ein.

»Sie haben viele Gesten gemacht!«, erklärte das Mädchen und bewegte demonstrativ die Arme. »Sie haben die ganze Zeit auf Dinge gezeigt und sehr langsam gesprochen.«

Ich hatte Seivarden sträflich unterschätzt. Natürlich — sie hatte überlebt, war von einem Ort zum nächsten gegangen, ohne irgendeine Sprache außer Radchaai zu kennen und vermutlich ohne Geld, aber es war ihr trotzdem gelungen, sich fast eine Überdosis Kef zu verschaffen. Wahrscheinlich mehr als nur einmal. Sie kam allein zurecht, wenn auch nicht besonders gut. Sie war durchaus in der Lage, sich ohne Hilfe zu besorgen, was sie haben wollte. Sie hatte Kef gewollt, und sie hatte es bekommen. Auf meine Kosten, was für sie jedoch ohne Bedeutung war.

»Wir wussten, dass es nicht richtig sein konnte«, sagte das Mädchen, »weil Sie sagten, dass Sie nur über Nacht bleiben, um dann Ihren Weg in den Weltraum fortzusetzen. Aber niemand wollte auf uns hören, weil wir ja nur Bov-Hirten sind.« Und wenn man bedachte, wer einen Flieger ohne Dokumente kaufen würde, ohne Eigentumsnachweis — und zudem einen Flieger, der offensichtlich mit Absicht funktionsunfähig gemacht worden war, damit niemand außer der Eigentümerin ihn von der Stelle bewegen konnte —, mochte es durchaus eine gute Idee sein, nicht die Konfrontation mit einer solchen Person zu suchen.

»Ich würde mir niemals ein Urteil anmaßen«, sagte die Mutter des Mädchens mit indirekter Verachtung, »was für eine Art Freund Ihr Freund ist.«

Nicht mein Freund. Niemals mein Freund, weder jetzt noch zu irgendeiner anderen Zeit. »Danke, dass Sie es mir gesagt haben.«

Ich lief zum Parkplatz und stellte fest, dass der Flieger tatsächlich verschwunden war. Als ich in unser Zimmer zurückkehrte, schlief Seivarden immer noch oder war zumindest nicht bei Bewusstsein. Ich fragte mich, wie viel Kef der Flieger ihr eingebracht haben mochte. Das fragte ich mich nur so lange, bis ich meinen Rucksack aus dem Safe der Unterkunft geholt und die Übernachtung bezahlt hatte. Von nun an würde Seivarden sich um sich selbst kümmern müssen, was für sie offenbar kein großes Problem darstellte. Danach machte ich mich auf die Suche nach einem Transportmittel, um die Stadt zu verlassen.

Es gab einen Bus, aber der erste war vor fünfzehn Minuten abgefahren, als ich danach fragte, und der nächste ging erst in drei Stunden. Ein Zug führte am Fluss entlang, einmal täglich nach Norden, aber wie der Bus war auch er bereits losgefahren.

Ich wollte nicht warten. Ich wollte von hier verschwinden. Genauer gesagt wollte ich es vermeiden, Seivarden auch nur kurz wiederzusehen. Die Temperatur lag hier die meiste Zeit über dem Gefrierpunkt, und ich war durchaus in der Lage, längere Entfernungen zu Fuß zurückzulegen. Die nächste Stadt, die dieser Bezeichnung würdig war, lag nach den Karten, die ich gesehen hatte, nur einen Tag entfernt, wenn ich über die Glasbrücke ging und dann quer durch die Landschaft, statt der Straße zu folgen, die einen weiten Bogen machte, um dem Fluss und dem weiten Abgrund unter der Brücke auszuweichen.

Die Brücke befand sich mehrere Kilometer außerhalb der Stadt. Der Fußmarsch würde mir guttun, da ich in letzter Zeit nicht genug Bewegung gehabt hatte. Die Brücke selbst war vielleicht einigermaßen interessant. Ich machte mich auf den Weg.

Als ich etwas über einen halben Kilometer gelaufen war, vorbei an den Unterkünften und Lebensmittelgeschäften rund um die medizinische Einrichtung, bis in einen Stadtteil, der wie ein Wohngebiet aussah, mit kleineren Gebäuden und Läden und Komplexen aus niedrigen, quadratischen Häusern, die durch überdachte Gehwege miteinander verbunden waren, tauchte Seivarden hinter mir auf. »Breq!«, keuchte sie außer Atem. »Wohin gehen Sie?«

Ich antwortete nicht, lief etwas schneller.

»Breq, verdammt!«

Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um. Überlegte, etwas zu sagen. Aber nichts von dem, was mir einfiel, war auch nur ansatzweise gemäßigt, und es würde auch zu nichts führen. Seivarden holte mich ein.

»Warum haben Sie mich nicht geweckt?«, fragte sie. Verschiedene Antworten kamen mir in den Sinn. Ich verzichtete darauf, irgendeine laut auszusprechen. Stattdessen ging ich weiter.

Ich blickte nicht zurück. Es war mir egal, ob sie mir folgte oder nicht. Ich hoffte sogar, sie würde es nicht tun. Ich hatte gar kein Gefühl der Verantwortung mehr, keine Befürchtung, dass sie ohne mich hilflos sein würde. Sie konnte gut für sich selbst sorgen.

»Breq, verdammt!«, rief Seivarden noch einmal. Dann fluchte sie, und ich hörte ihre Schritte hinter mir und wieder ihren angestrengten Atem, als sie mich erneut einholte. Diesmal blieb ich nicht stehen, sondern erhöhte ein wenig mein Tempo.

Nach weiteren fünf Kilometern, während sie abwechselnd zurückfiel und wieder rannte, um mich keuchend einzuholen, sagte sie: »Bei Aatrs Titten, Sie sind sauer auf mich, nicht wahr?«

Ich sagte immer noch nichts und hielt auch nicht an.

Eine weitere Stunde verging, die Stadt lag bereits weit hinter uns, und die Brücke kam in Sicht, ein schmaler schwarzer Bogen über dem Abgrund, darunter Stachel und Schnörkel aus Glas, strahlend rot, intensiv gelb, ultramarinblau und gezackte Stummel in anderen Farben. Die Wände der Schlucht waren schwarz, grün-grau und blau gestreift, stellenweise mit Eis überzogen. Der Boden des Abgrunds verlor sich in Wolken. Ein Schild in fünf Sprachen verkündete, dass es sich um ein geschütztes Denkmal handelte, der Zugang war nur den Besitzern einer bestimmten Genehmigung erlaubt — was für eine Genehmigung und zu welchem Zweck blieb mir rätselhaft, da mir nicht alle Wörter auf dem Schild bekannt waren. Eine niedrige Barriere versperrte den Eingang, doch es wäre kein Problem für mich, einfach hinüberzusteigen. Außerdem war niemand hier, abgesehen von mir und Seivarden. Die Brücke selbst war fünf Meter breit, genauso wie alle anderen, und der Wind blies zwar kräftig, aber nicht kräftig genug, um mich in Gefahr zu bringen. Ich lief weiter und stieg über die Barriere und auf die Brücke.

Hätte ich Probleme mit Höhen gehabt, wäre mir vielleicht schwindlig geworden. Zum Glück war es nicht so, und mein einziges Unbehagen rührte vom Gefühl des leeren Raums hinter und unter mir her, den ich nicht sehen konnte, sofern ich meine Aufmerksamkeit nicht von anderen Stellen abwandte. Meine Stiefel erzeugten dumpfe Geräusche auf dem schwarzen Glas, und das gesamte Gebilde schwankte leicht, schaukelte im Wind.

Ein neues Muster von Vibrationen verriet mir, dass Seivarden mir folgte.