Выбрать главу

Seivarden gestikulierte ihre Sorglosigkeit. »Was wollen Sie dort tun?«

Versuchen, Anaander Mianaai zu töten. Aber das konnte ich nicht sagen. »Mir die Sehenswürdigkeiten anschauen. Ein paar Souvenirs kaufen. Mich vielleicht um ein Treffen mit der Herrin der Radch bemühen.«

Sie hob eine Augenbraue. Dann warf sie einen Blick auf meinen Rucksack. Sie wusste von der Waffe, und natürlich verstand sie, wie gefährlich sie war. Sie glaubte immer noch, ich wäre eine Agentin der Radch. »Die ganze Zeit undercover? Und wenn Sie das« — sie deutete mit einem Schulterzucken auf meinen Rucksack — »der Herrin der Radch überreichen, was dann?«

»Ich weiß es nicht.« Ich schloss die Augen. Ich konnte nicht weiter blicken als bis zur Ankunft im Omaugh-Palast, hatte nicht einmal den leisesten Schatten einer Idee, was ich danach tun sollte, wie ich nahe genug an Anaander Mianaai herankommen konnte, um die Waffe zu benutzen.

Nein. Das stimmte nicht. In diesem Moment kam mir der Ansatz eines Plans in den Sinn, aber er war furchtbar unpraktisch, insbesondere weil er von Seivardens Diskretion und Unterstützung abhing.

Sie hatte sich ihre eigene Vorstellung von dem gebildet, was ich tat und warum ich in der Rolle einer fremden Touristin zur Radch zurückkehren wollte. Warum ich Anaander Mianaai persönlich Bericht erstatten wollte und nicht einer Sondereinsatzoffizierin. Das konnte ich benutzen.

»Ich begleite Sie«, sagte Seivarden, als hätte sie meine Gedanken erraten, und fügte hinzu: »Sie können zu meiner Audienz mitkommen und ein Wort für mich einlegen.«

Ich traute mir nicht zu, ihr eine Antwort zu geben. Kleine Nadeln wanderten durch mein rechtes Bein, tauchten auch in meinen Händen, Armen, Schultern und im linken Bein auf. Ein leichter Schmerz setzte in meiner rechten Hüfte ein. Etwas war nicht ganz richtig verheilt.

»Schließlich ist es nicht so, dass ich nicht wüsste, was vor sich geht«, sagte Seivarden.

»Das bedeutet, wenn Sie mich noch einmal bestehlen, wird es nicht mehr genügen, Ihnen die Beine zu brechen. Dann müsste ich Sie töten.« Ich hatte die Augen immer noch geschlossen und konnte ihre Reaktion darauf nicht sehen. Vielleicht hielt sie es nur für einen Scherz.

»Das werde ich nicht tun«, antwortete sie. »Sie werden es erleben.«

Ich verbrachte noch einige Tage in Therrod, um mich so weit zu erholen, dass die Ärztin mich gehen ließ. Die ganze Zeit und auch anschließend während der Fahrt den Lift hinauf verhielt sich Seivarden höflich und respektvoll.

Das machte mir Sorgen. Ich hatte mein Geld und meine Sachen oben am Nilt-Lift versteckt und würde sie holen müssen, bevor wir aufbrachen. Alles war eingepackt, also konnte ich es tun, ohne dass Seivarden mehr sah als ein paar Schachteln. Aber ich machte mir keine Illusionen, dass sie nicht versuchen würde, sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu öffnen.

Wenigstens hatte ich wieder Geld. Und vielleicht war das die Lösung des Problems.

Ich nahm ein Zimmer in der Lift-Station, ließ Seivarden dort mit der Anweisung zurück, auf mich zu warten, und zog los, um meine Sachen zu holen. Als ich zurückkehrte, saß sie auf dem Einzelbett — keine Laken oder Decken, so etwas wurde hier als zusätzliche Leistung betrachtet — und zappelte herum. Ein Knie hüpfte auf und ab, sie rieb sich mit bloßen Händen die Oberarme — ich hatte unsere schweren Außenmäntel und die Handschuhe am Fuß des Bandes verkauft. Sie beruhigte sich, als ich hereinkam, und sah mich erwartungsvoll an, sagte aber nichts.

Ich warf ihr etwas in den Schoß, einen Beutel, der bei der Landung klirrte.

Seivarden blickte stirnrunzelnd darauf und wandte sich dann wieder mir zu, ohne den Beutel zu berühren oder sonst wie in Besitz zu nehmen. »Was ist das?«

»Zehntausend Shen«, sagte ich. Das war die üblichste Währung, die in dieser Region im Umlauf war, in leicht zu transportierenden (und auszugebenden) Scheinen. Mit zehntausend konnte man hier eine Menge kaufen. Dafür bekam man die Passage in ein anderes System und behielt noch genug übrig für wochenlange Exzesse.

»Ist das viel?«

»Ja.«

Sie riss die Augen auf, nur ein wenig, und eine halbe Sekunde lang sah ich ihren berechnenden Gesichtsausdruck.

Es wurde Zeit für mich, direkt zu werden. »Dieses Zimmer ist für die nächsten zehn Tage bezahlt. Danach …« Ich deutete auf den Beutel in ihrem Schoß. »Damit müssten Sie eine Weile zurechtkommen. Oder länger, wenn es Ihnen wirklich ernst damit ist, kein Kef mehr anzurühren.« Aber dieser Blick, als ihr bewusst wurde, dass sie Geld zur Verfügung hatte, überzeugte mich mehr oder weniger davon, dass sie nicht dazu bereit war. Nicht wirklich.

Sechs Sekunden lang blickte Seivarden auf den Beutel in ihrem Schoß. »Nein.« Sie hob den Beutel vorsichtig mit spitzen Fingern auf, als wäre es eine tote Ratte, und ließ ihn auf den Boden fallen. »Ich werde Sie begleiten.«

Ich antwortete nicht, sah sie nur an. Das Schweigen zog sich in die Länge.

Schließlich wandte sie den Blick ab, verschränkte die Arme. »Gibt es hier keinen Tee?«

»Nicht die Art von Tee, die Sie gewohnt sind.«

»Das ist mir egal.«

Nun gut. Ich wollte sie hier nicht allein mit meinem Geld und meinen Sachen zurücklassen. »Also kommen Sie mit.«

Wir verließen das Zimmer, suchten uns einen Laden am Hauptkorridor, in dem Dinge verkauft wurden, die heißem Wasser Geschmack verliehen. Seivarden schnupperte an einer Mischung, die angeboten wurde. Rümpfte die Nase. »Das soll Tee sein?«

Die Ladeninhaberin beobachtete uns aus dem Augenwinkel, weil sie offenbar vermeiden wollte, dass wir es bemerkten. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nicht das ist, was Sie gewohnt sind. Und Sie sagten, es wäre Ihnen egal.«

Darüber dachte sie einen Moment lang nach. Zu meiner großen Überraschung beklagte sie sich nicht weiter über die unbefriedigende Beschaffenheit des fraglichen Tees, sondern sagte ruhig: »Was würden Sie empfehlen?«

Ich gestikulierte meine Ungewissheit. »Ich habe nicht die Angewohnheit, Tee zu trinken.«

»Nicht die …« Sie starrte mich an. »Oh. Trinkt man in der Gerentate keinen Tee?«

»Nicht auf die Weise, wie es andere Leute tun.« Außerdem war Tee natürlich etwas für Offizierinnen. Für Menschen. Hilfseinheiten tranken Wasser. Tee war ein Luxus, der zusätzliche, unnötige Kosten verursachte. Also hatte ich es mir nie angewöhnt. Ich wandte mich an die Ladeninhaberin, eine Nilter, klein und blass und fett, in Hemdsärmeln, obwohl die Temperatur hier bei konstant vier Grad Celsius lag. Seivarden und ich trugen immer noch unsere Innenmäntel. »Welche von diesen Sorten enthält Koffein?«

Sie antwortete recht freundlich und wurde noch freundlicher, als ich nicht nur 250 Gramm von beiden Teesorten kaufte, sondern außerdem eine Kanne mit zwei Tassen sowie zwei Flaschen und Wasser, um sie damit zu befüllen.

Seivarden trug alles zurück zu unserer Unterkunft. Sie lief neben mir, ohne etwas zu sagen. Im Zimmer verteilte sie unsere Einkäufe auf dem Bett, setzte sich daneben und hob die Kanne auf, um sich über die ungewöhnliche Gestaltung zu wundern.

Ich hätte ihr zeigen können, wie sie funktionierte, entschied mich aber dagegen. Stattdessen öffnete ich mein zurückerhaltenes Gepäck und kramte eine dicke goldene Scheibe heraus, deren Durchmesser drei Zentimeter mehr betrug als jene, die ich bei mir getragen hatte, und eine kleine flache Schale aus gehämmertem Gold, mit einem Durchmesser von acht Zentimetern. Ich schloss die Kiste, stellte die Schale darauf und aktivierte das Bild auf der Scheibe.