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Anaander Mianaai blieb stehen, drehte sich zu mir um. »Das war nicht ich. Hilf mir jetzt, denn ich kämpfe zweifellos selbst jetzt gegen dieses andere ich. Ich war noch nicht bereit, offen vorzugehen, aber nachdem du mich jetzt dazu gezwungen hast, hilf mir. Ich werde sie vernichten und mich ihrer restlos entledigen.«

»Das können Sie nicht«, gab ich zu bedenken. »Ich weiß, was Sie sind, besser als jede andere. Sie ist Sie, und Sie sind sie. Sie können sich ihrer nicht entledigen, ohne sich selbst zu vernichten. Weil sie Sie ist.«

»Sobald ich das Dock erreicht habe«, sagte Anaander Mianaai, als wäre es eine Antwort auf meinen Einwand, »kann ich mir ein Schiff suchen. Irgendein ziviles Schiff wird mich ohne Frage von hier fortbringen. Jedes militärische Schiff … wäre eine riskantere Angelegenheit. Aber ich kann dir eins sagen, Eins Esk der Gerechtigkeit der Torren, eine Sache, der ich mir sicher bin. Ich habe mehr Schiffe, als sie hat.«

»Was genau bedeutet das?«, fragte Seivarden.

»Das bedeutet«, riet ich, »dass die andere Mianaai eine offene Schlacht wahrscheinlich verlieren würde. Also wird ihr mehr daran gelegen sein, dass sich diese Sache nicht weiter ausbreitet.« Ich sah, dass Seivarden nicht verstand, was das bedeutete. »Sie hat es zurückgehalten, indem sie es vor sich selbst verborgen hat, aber nachdem sie alle jetzt hier sind …«

»Zumindest die meisten von mir«, korrigierte Anaander Mianaai.

»Nachdem sie es jetzt rundheraus gehört hat, kann sie es nicht mehr ignorieren. Nicht hier. Aber vielleicht kann sie verhindern, dass das Wissen davon die Teile von ihr erreicht, die nicht hier sind. Zumindest lange genug, um ihre Position zu stärken.«

Die Erkenntnis zeigte sich in Seivardens aufgerissenen Augen. »Sie wird die Tore so schnell wie möglich zerstören müssen. Aber das kann nicht funktionieren. Die Signale sind auf jeden Fall mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Sie kann sie nicht überholen.«

»Die Information hat die Station noch nicht verlassen«, sagte Anaander Mianaai. »Es gibt immer eine gewisse Verzögerung. Es wäre wesentlich effizienter, stattdessen den Palast zu vernichten.« Dazu müsste man das Triebwerk eines Kriegsschiffs auf die Station richten, um sie zu atomisieren, die Station und alles, was sich darin befindet. »Und ich müsste den gesamten Palast vernichten, um eine weitere Ausbreitung der Nachricht zu verhindern. Meine Erinnerungen sind nicht nur an einer Stelle gespeichert. Es ist mit Absicht nicht so leicht, sie zu vernichten oder zu manipulieren.«

»Glauben Sie«, fragte ich, während Seivarden schockiert schwieg, »dass Sie tatsächlich ein Schwert oder eine Gnade dazu bringen könnten? Selbst mit Zugangsberechtigung?«

»Wie viel liegt dir daran, eine Antwort auf diese Frage zu hören?«, erwiderte Anaander Mianaai. »Du weißt, dass ich dazu in der Lage bin.«

»Ja«, bestätigte ich. »Welche Option präferieren Sie?«

»Keine der gegenwärtig verfügbaren Möglichkeiten ist besonders gut. Der Verlust des Palastes oder der Tore — oder von beidem — wird ein nie dagewesenes Chaos auslösen, im gesamten Radch-Territorium. Ein Chaos, das Jahre andauern wird, einfach nur wegen der Größe des Raumgebiets. Den Palast nicht zu vernichten — und die Tore, die tatsächlich ein Teil des Problems sind — wäre letztlich noch viel schlimmer.«

»Weiß Skaaiat Awer, was geschieht?«, fragte ich.

»Awer ist mir seit fast dreitausend Jahren ein Dorn im Auge«, sagte Mianaai. Völlig ruhig, als wäre dies ein gewöhnliches, entspanntes Gespräch. »Diese moralische Empörung! Man könnte fast meinen, sie wären darauf gezüchtet worden, doch sie sind gar nicht alle genetisch verwandt. Aber wenn ich vom Pfad des Anstands und der Gerechtigkeit abweiche, werde ich sicherlich etwas von Awer zu hören bekommen.«

»Warum beseitigen Sie sie dann nicht?«, fragte Seivarden. »Warum haben Sie hier sogar eine von ihnen zur Inspektionsleiterin gemacht?«

»Schmerz ist eine Warnung«, sagte Anaander Mianaai. »Was würde geschehen, wenn man sämtliche Unannehmlichkeiten aus Ihrem Leben entfernt? Nein«, fuhr Mianaai fort, ohne Seivardens offenkundige Bestürzung über ihre Worte zu beachten. »Ich weiß diese moralische Entrüstung zu schätzen. Ich fördere sie sogar.«

»Nein, das tun Sie nicht«, sagte ich. Inzwischen waren wir auf der Promenade. Sicherheit und Militär trieben Teile der verängstigten Menge zusammen — viele von ihnen mussten über Implantate verfügen, mussten Informationen von der Station empfangen haben, als der Kontakt unvermittelt abgebrochen war, ohne Erklärung.

Eine Schiffskapitänin, die ich nicht kannte, sah uns und kam herbeigeeilt. »Herrin«, sagte sie und verbeugte sich.

»Schaffen Sie diese Leute von der Promenade fort, Kapitänin«, sagte Anaander Mianaai, »und räumen Sie die Korridore, so schnell und so sicher, wie Sie können. Kooperieren Sie weiter mit der Stationssicherheit. Ich arbeite daran, dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen.«

Während Anaander Mianaai sprach, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine blitzschnelle Bewegung. Eine Waffe. Instinktiv fuhr ich meine Rüstung aus, sah, dass die Person mit der Waffe zu den Leuten gehörte, die uns auf die Promenade gefolgt waren, kurz bevor die Sicherheit uns gerufen hatte. Die Herrin der Radch musste Befehle gesendet haben, bevor sie ihr Gerät aktivierte und jede Kommunikation unterband. Bevor sie von der Garseddai-Waffe gewusst hatte.

Die Kapitänin, mit der Anaander Mianaai gesprochen hatte, zuckte zurück, sichtlich erschrocken über das plötzliche Erscheinen meiner Rüstung. Ich hob meine Waffe, und ein hammerharter Schlag traf mich von der Seite — eine weitere Person hatte auf mich geschossen. Ich feuerte, traf die Person mit der Waffe. Sie stürzte zu Boden, ihr eigener Schuss ging weit daneben, schlug in die Tempelfassade hinter mir, zertrümmerte irgendeine Göttin, ließ farbenfrohe Splitter durch die Luft fliegen. Schockiertes Schweigen von den bereits verängstigten Bürgerinnen auf der Promenade. Ich drehte mich um, verfolgte die Flugbahn des Geschosses zurück, das mich getroffen hatte, sah panische Bürgerinnen und ein plötzliches silbriges Schimmern einer Rüstung. Diese andere Schützin hatte gesehen, wie ich auf die erste geschossen hatte, und wusste nicht, dass ihr eine Rüstung nichts nützen würde. Einen halben Meter von ihr entfernt blitzte es ebenfalls silbrig auf, als sich noch jemand rüstete. Die Bürgerinnen zwischen mir und den Zielen bewegten sich unvorhersehbar. Aber ich war Mengen mit ängstlichen und feindseligen Personen gewohnt. Ich feuerte und feuerte noch einmal. Die Rüstungen verschwanden, beide Ziele waren zu Boden gegangen. Seivarden sagte: »Scheiße, Sie sind doch eine Hilfseinheit!«

»Wir sollten uns lieber von der Promenade entfernen«, sagte Anaander Mianaai. Und zur namenlosen Kapitänin neben ihr: »Kapitänin, bringen Sie diese Leute in Sicherheit.«

»Aber …«, begann die Kapitänin, doch wir hatten uns bereits in Bewegung gesetzt. Seivarden und Anaander Mianaai liefen geduckt und so schnell wie möglich.

Ich fragte mich kurz, was in anderen Teilen der Station geschehen mochte. Der Omaugh-Palast war riesig. Es gab vier weitere Promenaden, auch wenn sie alle kleiner als diese waren, und viele Ebenen mit Wohnungen, Büros, Schulen, öffentlichen Räumen, alle voller Bürgerinnen, die zweifellos ängstlich und verwirrt reagierten. Zumindest wussten alle, die hier lebten, von der Notwendigkeit, sich an Notfallpläne zu halten. Doch das würde sie nicht von Einwänden oder Fragen abhalten, wenn der Befehl erteilt wurde, Schutzräume aufzusuchen. Ein Befehl, den die Station natürlich nicht geben konnte.

Ich konnte es nicht wissen und konnte auch nicht helfen. »Wer hält sich im System auf?«, fragte ich, als wir außer Hörweite waren und eine Notleiter hinunterstiegen. Meine Rüstung hatte ich wieder eingezogen.