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Eine Ärztin stand neben dem Bett, auf dem ich lag. An ihrer Hand baumelte das schleimige schwarz-grüne Ding, das ich soeben erbrochen hatte. Sie betrachtete es stirnrunzelnd. »Sieht gut aus«, sagte sie und ließ es wieder in die Schüssel fallen. »Das ist unangenehm, Bürgerin, ich weiß«, sagte sie, an mich gewandt. »Ihre Kehle wird sich für ein paar Minuten rau anfühlen. Sie …«

»W…«, versuchte ich zu sagen, doch dann würgte ich wieder.

»Sie sollten jetzt noch nicht sprechen«, sagte die Ärztin, während mich jemand — eine andere Ärztin — wieder herumrollte. »Das war sehr knapp. Die Pilotin, die Sie herbrachte, hatte Sie gerade noch rechtzeitig gefunden, aber sie hatte nur eine einfache Notausrüstung.« Diese dämliche, widerspenstige Segelkapsel. Sie musste es gewesen sein. Sie hatte nicht gewusst, dass ich kein Mensch war, hatte nicht gewusst, dass es sinnlos war, mich zu retten. »Und sie konnte Sie nicht sofort hierherbringen«, fuhr die Ärztin fort. »Wir waren schon ein wenig in Sorge. Aber das Lungenkorrektiv hat sich vollständig abgelöst, und die Werte sind gut. Nur geringe Gehirnschäden, wenn überhaupt, obwohl Sie sich für eine Weile etwas seltsam fühlen werden.«

Das fand ich amüsant, aber das Würgen hatte aufgehört, und ich wollte nicht, dass es wieder anfing, also sagte ich lieber nichts. Ich hielt die Augen geschlossen und lag so ruhig da, wie ich nur konnte, während man mich wieder herumdrehte. Hätte ich die Augen geöffnet, hätte ich Fragen stellen wollen.

»Sie kann in zehn Minuten einen Tee bekommen«, sagte die Medizinerin — zu wem, wusste ich nicht. »Noch keine feste Nahrung. Sprechen Sie sie in den nächsten fünf Minuten nicht an.«

»Ja, Doktor.« Seivarden. Ich öffnete die Augen, drehte den Kopf. Seivarden stand an meinem Bett. »Nicht sprechen«, sagte sie zu mir. »Die plötzliche Dekompression …«

»Das Schweigen würde ihr leichter fallen«, ermahnte sie die Ärztin, »wenn Sie sie nicht ansprechen.«

Seivarden verstummte. Aber ich wusste, was die plötzliche Dekompression mit mir gemacht hatte. Im Blut wurden urplötzlich gelöste Gase freigesetzt. Es konnte so heftig gewesen sein, dass es mich auch ohne den kompletten Luftmangel hätte umbringen können. Aber eine Erhöhung des Drucks — zum Beispiel bei einer Rückkehr in die Atmosphäre — hätte diese Blasen wieder aufgelöst.

Der Druckunterschied zwischen meinen Lungen und dem Vakuum hatte mich vermutlich beschädigt. Aber die Explosion des Tanks hatte mich überrascht, und ich war zu sehr darauf konzentriert gewesen, Anaander Mianaais zu erschießen, dass ich vielleicht nicht ausgeatmet hatte, was ich hätte tun sollen. Das war wahrscheinlich noch meine geringste Verletzung angesichts der Explosion, die mich ins Vakuum geschleudert hatte. In einer Segelkapsel waren nur die elementarsten Mittel vorhanden, um solche Verletzungen zu behandeln, und die Pilotin hatte mich vermutlich in eine minimal ausgestattete Suspensionskapsel geschoben, bis sie mich zu einer Ärztin hatte bringen können.

»Gut«, sagte die Ärztin. »Bleiben Sie schön ruhig.« Und ging.

»Wie lange?«, fragte ich Seivarden. Ich würgte nicht, obwohl mein Hals, wie die Ärztin vorhersah, noch rau war.

»Etwa eine Woche.« Seivarden zog einen Stuhl heran und setzte sich.

Eine Woche. »Ich nehme an, der Palast ist noch da.«

»Ja«, sagte Seivarden, als wäre meine Frage nicht sehr dumm, sondern hätte eine Antwort verdient. »Dank Ihnen. Die Leute von der Sicherheit und das Dockpersonal hatten es geschafft, sämtliche Ausgänge abzuriegeln, bevor weitere Herrinnen der Radch nach draußen gelangen konnten. Hätten Sie diejenigen nicht aufgehalten, die es geschafft hatten …« Sie machte eine abweisende Geste. »Zwei Tore sind zusammengebrochen.« Das waren zwei von zwölf. Hier und auf der anderen Seite der Tore würde das für ziemliche Kopfschmerzen sorgen. Und fraglich war auch, ob sich alle Schiffe darin in Sicherheit hatten bringen können. »Aber unsere Seite hat gewonnen, was gut ist.«

Unsere Seite. »Ich stehe auf keiner Seite«, sagte ich.

Von irgendwo zauberte Seivarden eine Tasse Tee hervor. Sie stieß gegen etwas unterhalb von mir, und das Bett neigte sich langsam. Sie hielt mir die Tasse an den Mund, und ich nahm vorsichtig einen kleinen Schluck. Es war wunderbar. »Warum«, fragte ich nach einem weiteren, »bin ich hier? Ich weiß, warum mich diese Idiotin zurückgebracht hat, aber warum haben sich die Ärztinnen mit mir abgegeben?«

Seivarden runzelte die Stirn. »Meinen Sie das ernst?«

»Ich meine es immer ernst.«

»Stimmt.« Sie stand auf, öffnete eine Schublade und holte eine Decke heraus, die sie über mich legte und damit sorgsam meine nackten Hände zudeckte.

Bevor sie meine Frage beantworten konnte, trat Inspektionsleiterin Skaaiat halb in den kleinen Raum. »Die Ärztinnen sagten, Sie wären wach.«

»Warum?«, fragte ich. Und als Antwort auf ihr verdutztes Gesicht: »Warum bin ich wach? Warum bin ich nicht tot?«

»Wäre Ihnen das lieber?«, fragte Inspektionsleiterin Skaaiat und machte immer noch den Eindruck, als würde sie mich nicht verstehen.

»Nein.« Seivarden bot mir wieder Tee an, und ich nahm einen größeren Schluck als zuvor. »Nein, ich möchte nicht tot sein, aber es scheint mir ein enormer Aufwand zu sein, eine Hilfseinheit wiederzubeleben.« Und es war grausam, mich zurückzuholen, nur damit die Herrin der Radch meine Vernichtung anordnen konnte.

»Ich glaube, hier betrachtet Sie niemand als Hilfseinheit«, sagte Inspektionsleiterin Skaaiat.

Ich sah sie an. Sie schien es völlig ernst zu meinen.

»Skaaiat Awer«, begann ich mit tonloser Stimme.

»Breq«, erwiderte Seivarden eindringlich, bevor ich weiterreden konnte. »Die Ärztin sagte, Sie sollen still liegen. Hier, trinken Sie noch etwas Tee.«

Warum war Seivarden überhaupt hier? Warum war Skaaiat hier? »Was haben Sie für Leutnantin Awns Schwester getan?«, fragte ich barsch und tonlos.

»Ich habe ihr tatsächlich die Klientinnenschaft angeboten. Die sie nicht annehmen wollte. Sie meinte, ihre Schwester hätte sicher viel von mir gehalten, aber sie selbst würde mich nicht kennen und ohne meine Hilfe auskommen. Sehr hartnäckig. Sie arbeitet in der Hortikultur, zwei Tore weiter. Sie macht sich gut, ich behalte sie im Auge, so gut ich aus dieser Entfernung kann.«

»Haben Sie sie auch Daos Ceit angeboten?«

»Eigentlich geht es hier um Awn«, sagte Inspektionsleiterin Skaaiat. »Das verstehe ich, auch wenn Sie es nicht offen zugeben. Und Sie haben recht. Ich hätte ihr sehr viel mehr sagen können, bevor sie fortging, und ich hätte es tun sollen. Sie sind die Hilfseinheit, die Nicht-Person, ein Teil der Ausrüstung, aber wenn wir unser Tun vergleichen, haben Sie sie mehr geliebt als ich.«

Unser Tun vergleichen. Das war wie eine Ohrfeige. »Nein«, sagte ich. Froh über meine ausdruckslose Hilfseinheitsstimme. »Sie haben sie im Ungewissen gelassen. Ich habe sie getötet.« Schweigen. »Die Herrin der Radch zweifelte an Ihrer Loyalität, zweifelte an Awer und wollte, dass Leutnantin Awn Sie ausspioniert. Leutnantin Awn weigerte sich und verlangte, dass sie verhört wird, um ihre Loyalität zu beweisen. Das wollte Anaander Mianaai natürlich nicht. Sie befahl mir, Leutnantin Awn zu erschießen.«

Drei Sekunden Schweigen. Seivarden rührte sich nicht. Dann sagte Skaaiat Awer: »Sie hatten keine Alternative.«

»Ich weiß nicht, ob ich eine Alternative hatte oder nicht. Damals glaubte ich keine zu haben. Aber nachdem ich Leutnantin Awn erschossen hatte, erschoss ich Anaander Mianaai. Deshalb …« Ich hielt inne. Holte Luft. »Deshalb durchbrach sie meinen Hitzeschild. Skaaiat Awer, ich habe keinen Grund, wütend auf Sie zu sein.« Ich konnte nicht weiterreden.

»Sie haben allen Grund, wütend zu sein«, sagte Inspektionsleiterin Skaaiat. »Wenn ich es verstanden hätte, als Sie zuerst herkamen, hätte ich anders mit Ihnen geredet.«