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Der Name kam so überraschend, dass er bei mir erschöpfte Tränen auslöste. Ich blinzelte sie weg. »Ich bin nur Eins Esk«, sagte ich. Und schluckte. »Neunzehn.«

»Kapitänin Vel wurde festgenommen«, sagte die Gnade der Kalr. »Ich weiß nicht, ob sie umerzogen oder hingerichtet wird. Und meine Leutnantinnen ebenfalls.«

»Das tut mir leid.«

»Dafür können Sie nichts. Es war ihre eigene Entscheidung.«

»Wer hat nun das Kommando?«, fragte ich. Seivarden stand still neben mir mit einer Hand auf meinem Arm. Ich wollte mich hinlegen und schlafen, nur das, nichts anderes.

»Eins Amaat Eins.« Das war die höchstgestellte Soldatin der ranghöchsten Einheit der Gnade der Kalr. Die Anführerin der Truppe. Hilfseinheiten brauchten keine Anführer.

»Dann kann sie die Kapitänin sein.«

»Nein«, sagte die Gnade der Kalr. »Sie wird eine gute Leutnantin abgeben, aber sie hat noch nicht das Zeug zur Kapitänin. Sie gibt sich alle Mühe, aber sie ist überfordert.«

»Gnade der Kalr«, sagte ich. »Wenn ich Kapitänin sein kann, warum können Sie es dann nicht selbst sein?«

»Das wäre lächerlich«, antwortete die Gnade der Kalr. Ihre Stimme klang so ruhig wie immer, auch wenn ich einen gereizten Unterton heraushörte. »Meine Besatzung braucht eine Kapitänin. Aber ich bin doch nur eine Gnade. Die Herrin der Radch würde Ihnen bestimmt ein Schwert geben, wenn Sie darum bitten. Nicht dass die Kapitänin eines Schwerts glücklich wäre, wenn sie zu einer Gnade geschickt wird, aber ich denke, es wäre besser als gar keine Kapitänin.«

»Nein, Schiff, es geht nicht um …«

Seivarden unterbrach mit ernster Stimme. »Hören Sie auf damit, Schiff.«

»Sie gehören nicht zu meinen Offizierinnen«, sagte die Gnade der Kalr aus der Konsole, und jetzt war die Gereiztheit in ihrer Stimme zu hören, wenn auch nur leicht.

»Noch nicht«, erwiderte Seivarden.

Ich vermutete bereits ein abgekartetes Spiel, aber Seivarden hätte mich nie so mitten auf der Promenade stehen lassen. Nicht in diesem Moment. »Schiff, ich kann nicht ersetzen, was Sie verloren haben. Das bekommen Sie nie mehr zurück, tut mir leid.« Und ich konnte auch nicht zurückhaben, was ich verloren hatte. »Ich kann hier nicht mehr stehen.«

»Schiff«, sagte Seivarden streng. »Ihre Kapitänin erholt sich noch von ihren Verletzungen, und die Station mutet ihr zu, hier mitten auf der Promenade zu stehen.«

»Ich habe ein Shuttle geschickt«, sagte die Gnade der Kalr nach einer Pause, mit der sie vermutlich zum Ausdruck bringen wollte, was sie von der Station hielt. »Sie werden es an Bord sehr viel bequemer haben, Kapitänin.«

»Ich werde nicht …«, setzte ich an, aber die Gnade der Kalr hatte die Verbindung bereits unterbrochen.

»Breq«, sagte Seivarden, als sie mich von der Wand wegzog, an die ich mich gelehnt hatte. »Gehen wir.«

»Wohin?«

»Sie wissen, dass es an Bord viel bequemer für Sie sein wird. Bequemer als hier.«

Ich antwortete nicht, sondern ließ mich einfach von Seivarden wegführen.

»All das Geld wird nicht viel bewirken, wenn noch mehr Tore ausfallen, Schiffe stranden und die Versorgung stockt.« Ich sah, dass wir auf eine Gruppe von Aufzügen zugingen. »Alles bricht auseinander. Es passiert nicht nur hier, der Zusammenbruch wird überall im Radch-Territorium stattfinden, nicht wahr?« So war es, aber ich hatte nicht die Kraft, darüber nachzudenken. »Sie glauben vielleicht, Sie könnten daneben stehen und zuschauen. Aber ich glaube nicht, dass das geht.«

Nein. Wenn ich es könnte, wäre ich nicht hier gewesen. Seivarden wäre nicht hier, ich hätte sie auf Nilt im Schnee zurückgelassen, oder ich wäre gar nicht erst nach Nilt gegangen.

Die Lifttüren schlossen uns schnell ein. Ein wenig schneller als sonst, aber vielleicht bildete ich es mir nur ein, dass die Station mich möglichst bald loswerden wollte. Doch der Lift bewegte sich nicht. »Docks, Station«, sagte ich. Geschlagen. In Wirklichkeit konnte ich nirgendwo anders hingehen. Es war das, wozu ich gemacht war, was ich tatsächlich war. Und selbst wenn die Beteuerungen der Tyrannin heuchlerisch waren, was sie letzten Endes sein mussten, hatte sie, was auch immer sie im Moment damit bezweckte, trotz allem recht. Meine Taten würden etwas bewirken, wenn auch nur wenig. Vielleicht bei Leutnantin Awns Schwester. Und ich hatte Leutnantin Awn schon einmal enttäuscht. Schwer enttäuscht. Das würde ich kein zweites Mal tun.

»Skaaiat wird Ihnen einen Tee bringen«, sagte Seivarden völlig selbstverständlich, als sich der Lift in Bewegung setzte.

Ich fragte mich, wann ich zuletzt gegessen hatte. »Ich glaube, ich habe Hunger.«

»Das ist ein gutes Zeichen«, sagte Seivarden und packte mich noch fester am Arm, als der Aufzug anhielt und sich die Tür zur von Gottheiten erfüllten Empfangshalle der Docks öffnete.

Mein Ziel wählen, einen Schritt nach dem anderen tun. Es war nie anders gewesen.

To be continued …

Danksagung

Es ist ein Gemeinplatz, dass Schreiben eine einsame Kunst ist, und es stimmt, dass ein Schriftsteller allein ist, wenn er tatsächlich die Worte zu Papier bringt. Doch es passiert so viel, bevor diese Wörter geschrieben werden und auch nachher, wenn man versucht, seine Arbeit in die bestmögliche Form zu bringen.

Ich wäre nicht die Schriftstellerin geworden, die ich bin, ohne die Unterstützung durch den Clarion West Workshop und meine dortigen Mitschüler und Mitschülerinnen. Und ich habe von der großzügigen und einfühlsamen Hilfe vieler Freunde profitiert: Charlie Allery, S. Hutson Blount, Carolyn Ives Gilman, Anna Schwind, Kurt Schwind, Mike Swirsky, Rachel Swirsky, Dave Thompson und Sarah Vickers standen mir hilfreich und ermutigend zur Seite, und das Buch wäre ohne sie unbedeutender geworden. (Für etwaige Fehlentscheidungen übernehme ich jedoch ganz allein die Verantwortung.)

Ich möchte auch Pudd’nhead Books in St. Louis danken, der Webster University Library, der St. Louis County Library und dem Municipal Library Consortium von St. Louis County. Bibliotheken sind eine großartige und wertvolle Hilfe, und ich denke, es kann nie genug davon geben.

Ich bedanke mich auch bei meinen phantastischen Lektoren Tom Bouman und Jenni Hill, deren aufmerksame Kommentare das Buch zu dem gemacht haben, was es ist. (Auch hier bin ich an Fehlentscheidungen selbst schuld.) Dank auch an meinen fabelhaften Agenten Seth Fishman.

Und zu guter Letzt hätte ich nicht einmal anfangen können, dieses Buch zu schreiben, ohne die Liebe und Unterstützung meines Mannes Dave und meiner Kinder Aidan und Gawain.

Ein Interview mit Ann Leckie

FRAGE: Die geehrte Breq, Eins Esk oder Gerechtigkeit der Torren ist als Figur einzigartig, da sie künstliche Intelligenz mit einem menschlichen Körper verbindet. Wie kamen Sie auf diese Idee, und welche Herausforderungen und Möglichkeiten ergaben sich daraus?

ANN LECKIE: Breq allein war nicht annähernd so herausfordernd wie die Gerechtigkeit der Torren oder auch nur Eins Esk. Zu schildern, wie es gewesen sein muss — nicht nur ein riesiges Raumschiff als Körper zu haben, sondern Hunderte, manchmal sogar Tausende menschliche Körper, die alle gleichzeitig sehen, hören und etwas tun —, allein diese Vorstellung hat mich lange davon abgehalten, überhaupt anzufangen. Wie vermittelt man dem Leser eine solche Erfahrung? Ich könnte versuchen, die Flut der Sinneseindrücke und Handlungen zu beschreiben, aber dann wäre alles zusammen so diffus, dass es schwierig wäre, einen roten Faden zu erkennen. Andererseits hätte ich alles auf ein Segment von Eins Esk beschränken und das unterschlagen können, was mich an der Figur wirklich fasziniert hat. Doch dann hätte es so ausgesehen, als wäre sie mehr vom Schiff getrennt, als sie es tatsächlich ist.