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»Du weißt, dass diese Sklaven Magier sind?«, fragte er.

»Ja.«

»Wie willst du sie dann töten?«

»Ich habe meine eigenen Methoden.«

Cery lächelte grimmig. »Wenn ich meinem Kunden sage, dass ich ihn nicht brauche, um die Mörder zu erledigen, wird er einige schwierige Fragen stellen. Wie zum Beispieclass="underline" Wer tut es dann?«

»Wenn er nicht wüsste, dass du einen Sklaven gefunden hast, brauchte er auch nicht zu erfahren, wer das Töten übernommen hat.«

»Aber er weiß es immer, wenn einer auftaucht. Die Wache berichtet ihm von den Opfern. Wenn sie keine Opfer mehr finden, ohne dass er den Mörder getötet hat, wird er sich fragen, warum.«

Sie zuckte die Achseln. »Das wird keine Rolle spielen. Sie schicken die Sklaven jetzt nicht mehr einen nach dem anderen. Ich kann einige von ihnen töten, ohne dass er etwas davon bemerken wird.«

Das waren Neuigkeiten. Schlechte Neuigkeiten. »Wer sind ›sie‹?«

Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Das hat er dir nicht erzählt?«

Cery lächelte, während er sich im Stillen dafür verfluchte, dass er seine Unwissenheit preisgegeben hatte. »Vielleicht hat er es mir erzählt, vielleicht nicht«, antwortete er. »Ich will hören, was du sagst.«

Ihre Miene verdüsterte sich. »Sie sind die Ichani. Ausgestoßene. Der sachakanische König schickt jene, die bei ihm in Ungnade gefallen sind, in die Ödländer.«

»Warum schicken die Ichani ihre Sklaven hierher?«

»Sie versuchen, wieder zu Macht und Ansehen zu kommen, indem sie Sachakas alten Feind vernichten, die Gilde.«

Auch das war eine Neuigkeit. Cery zog sich die Schlingen seiner Messer über die Finger. Wahrscheinlich kein Grund zur Sorge, dachte er. Wir werden mit diesen »Sklaven« ohne weiteres fertig.

»Wirst du mir erlauben, einige der Sklaven zu töten?«, fragte sie.

»Warum musst du das fragen? Wenn du sie finden und töten kannst, gibt es keinen Grund, warum du mit mir zusammenarbeiten solltest.«

»Ah, aber wenn ich es nicht täte, würdest du mich versehentlich für einen von ihnen halten.«

Er kicherte. »Das könnte unange -«

Ein Klopfen unterbrach ihn.

Er warf Gol einen erwartungsvollen Blick zu, woraufhin dieser zur Tür ging. Ein noch massigerer Mann trat ein, und sein Blick huschte nervös von Gol zu Cery und schließlich zu Savara.

»Morren.« Cery runzelte die Stirn. Der Mann hatte in der vergangenen Nacht die gewohnte, nur aus einem einzigen Wort bestehende Nachricht geschickt und damit bestätigt, dass er den Leichnam des Mörders beiseite geschafft hatte. Er durfte Cery nur dann persönlich aufsuchen, wenn er etwas Wichtiges zu berichten hatte.

»Ceryni«, erwiderte Morren. Wieder sah er mit wachsamer Miene zu Savara hinüber.

Cery wandte sich zu der Sachakanerin um. »Danke für die Übungsstunde«, sagte er.

Sie nickte. »Ich habe zu danken, Ceryni. Ich werde dich wissen lassen, wenn ich den Nächsten finde. Es dürfte nicht lange dauern.«

Cery beobachtete, wie sie den Raum verließ. Als sich die Tür hinter ihr schloss, drehte er sich zu Morren um.

»Was ist passiert?«

Der stämmige Mann schnitt eine Grimasse. »Es mag nicht weiter von Bedeutung sein, aber ich dachte, du würdest vielleicht Bescheid wissen wollen. Er hat den Mörder nicht sofort getötet, sondern ihn gefesselt. Dann ist er gegangen. Als er zurückkam, hat er jemanden mitgebracht.«

»Wen?«

»Das Mädchen aus den Hüttenvierteln, das der Gilde beigetreten ist.«

Cery starrte den Mann an. »Sonea?«

»Ja.«

Unerwartete Gewissensbisse stiegen in Cery auf. Er dachte an die Wirkung, die Savara auf ihn hatte, an sein rasendes Herz. Wie konnte er eine fremde Frau bewundern – noch dazu eine, der man wahrscheinlich nicht vertrauen durfte -, obwohl er Sonea immer noch liebte? Aber Sonea war für ihn unerreichbar. Außerdem hatte sie seine Liebe ohnehin nie erwidert. Jedenfalls nicht auf die Art, wie er sie geliebt hatte. Warum sollte er keine andere Frau in Erwägung ziehen?

Dann dämmerte ihm langsam die Bedeutung dessen, was Morren ihm berichtet hatte, und er begann, im Raum auf und ab zu gehen. Sonea war zu dem Mörder geführt worden. Man hatte sie in die Nähe eines höchst gefährlichen Mannes gebracht. Obwohl er wusste, dass sie bei Akkarin wahrscheinlich sicher aufgehoben war, stieg dennoch Ärger in ihm auf und das Verlangen, sie zu beschützen. Er wollte nicht, dass sie in diese Sache verwickelt wurde.

Oder hatte sie die ganze Zeit über von dem geheimen Kampf in den dunkelsten Teilen Imardins gewusst? Wurde sie darauf vorbereitet, selbst eine Rolle in diesem Kampf zu spielen?

Er musste es wissen. Im nächsten Moment hatte er sich bereits auf dem Absatz umgedreht und eilte auf die Tür zu.

»Gol. Schick dem Hohen Lord eine Nachricht. Wir müssen reden.«

Lorlen trat in die Eingangshalle der Universität und blieb stehen, als Akkarin ihm entgegenkam.

»Lorlen«, sagte Akkarin, »hast du zu tun?«

»Ich habe immer zu tun«, antwortete Lorlen.

Akkarins Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Diese Angelegenheit dürfte nur einige wenige Minuten in Anspruch nehmen.«

»Also gut.«

Akkarin deutete auf Lorlens Büro. Es ist also etwas Privates, überlegte Lorlen. Er trat aus der Halle zurück in den Flur, doch wenige Schritte von seinem Büro entfernt erklang eine Stimme.

»Hoher Lord.«

Ein Alchemist stand vor der Tür eines Klassenzimmers weiter unten im Gang.

Akkarin blieb stehen. »Ja, Lord Halvin?«

Der Lehrer eilte herbei. »Sonea ist heute Morgen nicht zum Unterricht erschienen. Ist sie krank?«

Lorlen sah flüchtig einen Ausdruck von Sorge auf Akkarins Zügen, aber er wusste nicht, ob diese Sorge Soneas Wohlergehen galt oder der Tatsache, dass sie nicht dort war, wo sie sein sollte.

»Ihre Dienerin hat mir nichts von einer Krankheit berichtet«, erwiderte Akkarin.

»Es gibt gewiss einen guten Grund dafür. Ich fand es einfach nur ungewöhnlich. Sie ist normalerweise so pünktlich.« Halvin drehte sich zu dem Klassenzimmer um, das er soeben verlassen hatte. »Ich gehe wohl besser wieder hinein, bevor sie sich in wilde Tiere verwandeln.«

»Danke, dass Ihr mich informiert habt«, sagte Akkarin. Halvin nickte abermals, dann eilte er davon. Akkarin wandte sich zu Lorlen um. »Diese andere Angelegenheit wird warten müssen. Ich möchte zuerst herausfinden, was meine Novizin treibt.«

Während Lorlen dem anderen Mann nachsah, konnte er sich nur mit Mühe eines wachsenden Unbehagens erwehren. Wenn Sonea krank war, hätte ihre Dienerin Akkarin doch sicher Bescheid gegeben. Warum sollte das Mädchen mit Absicht dem Unterricht fernbleiben? Sein Blut wurde kalt. Hatten Sonea und Rothen beschlossen, sich gegen Akkarin zu wenden? Wenn sie es getan hätten, hätten sie ihm gewiss vorher Bescheid gegeben. Oder vielleicht nicht?

Er kehrte in die Eingangshalle zurück und blickte die Treppe hinauf. Wenn die beiden gemeinsam etwas planten, würden beide verschwunden sein. Er brauchte nur einen Blick in Rothens Klassenzimmer zu werfen.

Im nächsten Moment hatte er die Treppe erreicht und eilte ins obere Stockwerk.

Die Mittagssonne schien auf den Wald und berührte das leuchtende Grün der frischen Blätter. Der große Felsvorsprung, auf dem Sonea saß, verströmte noch immer die Wärme der Sonne.

In der Ferne erklang ein Gong. Jetzt würden die Novizen ins Freie eilen, um das schöne Wetter des frühen Herbstes zu genießen. Sie sollte zurückkehren und ihr Fehlen im Unterricht auf plötzliche Kopfschmerzen oder eine andere geringfügige Krankheit schieben.

Aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, sich zu bewegen.

Sie war am frühen Morgen zu der Quelle hinaufgestiegen, in der Hoffnung, dass der Spaziergang ihr einen klaren Kopf bescheren würde. Aber es hatte nichts geholfen. Die Dinge, die sie in der vergangenen Nacht erfahren hatte, drehten sich in ihren Gedanken wieder und wieder im Kreis. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Minute lang geschlafen hatte. Sie war zu müde, um irgendetwas zu begreifen – und zu erschöpft, um die Vorstellung zu ertragen, in den Unterricht zurückkehren und sich so benehmen zu müssen, als habe sich nichts geändert.