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Einer der Männer stand auf und verneigte sich, worauf die anderen zögernd seinem Beispiel folgten. Dannyl seinerseits nickte höflich. Waren das bereits alle, die zu der Gruppe gehörten? Er bezweifelte es. Einige von ihnen würden sich nicht offenbaren wollen, bevor sie sich davon überzeugt hatten, dass man ihm vertrauen konnte.

Der Dem stellte sie einen nach dem anderen vor. Royend war der Älteste, wie Dannyl vermutete. Alle Anwesenden waren elynische Aristokraten, die aus verschiedenen wohlhabenden Familien stammten. Die Frau war die Gattin des Dem, Kaslie. Als alle miteinander bekannt gemacht waren, lud Kaslie sie ein, Platz zu nehmen, während sie einige Erfrischungen holte. Dannyl entschied sich für eine leere Bank, und Tayend setzte sich dicht neben ihn. Dannyl konnte sich einer gewissen Unruhe nicht erwehren, als er sah, dass die anderen Tayends Verhalten sehr wohl wahrnahmen.

Ein Gespräch über belanglose Themen folgte. Man stellte Dannyl die gewohnten Fragen: Was er von Elyne halte und ob er bestimmte berühmte und wichtige Persönlichkeiten bereits kennen gelernt habe. Einige der Anwesenden befragten ihn nach seinen Reisen nach Lonmar und Vin und verdeutlichten so, dass sie bereits Informationen über ihn eingeholt hatten.

Nach einer Weile kam Kaslie mit einigen Dienern zurück, die Wein und Tabletts mit Speisen brachten. Nachdem alle etwas zu trinken bekommen hatten, schickte der Dem die Diener fort und sah sich im Raum um.

»Es wird Zeit, auf die Angelegenheit zu sprechen zu kommen, die uns hierher geführt hat. Wir sind zusammengekommen, weil wir alle etwas betrauern: Wir trauern um eine versäumte Gelegenheit.« Der Dem sah Tayend an. »Einigen von uns ist diese Gelegenheit angeboten worden, und die Umstände haben uns gezwungen, sie auszuschlagen. Anderen hat man diese Chance niemals gegeben, oder man hat sie ihnen wieder entzogen. Viele wünschen sich eine Chance, die sie nicht an eine Institution kettet, mit deren Prinzipien sie nicht einverstanden sind, in einem Land, in das sie nicht gehören.« Abermals hielt der Dem inne, um sich im Raum umzusehen. »Wir alle wissen, von welcher Chance ich spreche. Von der Chance, Magie zu erlernen.«

Er blickte zu Dannyl hinüber. »Während der vergangenen zwei Jahrhunderte gab es nur eine vom Gesetz erlaubte Möglichkeit, Magie zu erlernen: Man musste der Gilde beitreten. Um außerhalb des Einflussbereichs der Gilde Magie zu erlernen, müssen wir ein Gesetz brechen. Botschafter Dannyl hat sich diesem Gesetz unterworfen, aber auch er beklagt den Verlust an Möglichkeiten. Sein Gefährte, Tayend von Tremmelin, verfügt über magisches Talent. Botschafter Dannyl hat den Wunsch, ihm beizubringen, wie er sich beschützen oder heilen kann. Ein vernünftiger – nein, ein ehrenwerter Wunsch.«

Der Dem sah die anderen an, die nickten. »Aber sollte die Gilde dies jemals erfahren, wird Tayend Menschen brauchen, die ihn verstecken und schützen können. Wir verfügen über die richtigen Beziehungen und Arrangements. Wir können ihm helfen.«

Dann wandte er sich wieder zu Dannyl um. »Also, Botschafter, was bietet Ihr uns als Gegenleistung für den Schutz Eures Freundes?«

Schweigen senkte sich über den Raum. Dannyl lächelte und betrachtete die Gesichter der Elyner.

»Ich kann Euch die Gelegenheiten anbieten, die Ihr versäumt habt. Ich kann Euch ein wenig Magie lehren.«

»Ein wenig?«

»Ja. Es gibt einige Dinge, die ich Euch nicht lehren will, und andere, die ich Euch nicht lehren kann.«

»Wie zum Beispiel?«

»Ich würde niemanden, dem ich nicht vertraue, in den offensiven Kriegskünsten unterweisen. In den falschen Händen sind diese Künste gefährlich. Ich selbst bin Alchemist, daher beschränken sich meine Kenntnisse des Heilens auf die Grundlagen.«

»Das klingt vernünftig.«

»Und bevor ich Euch irgendetwas lehre, werde ich mich davon überzeugen müssen, dass Ihr in der Lage seid, Tayend zu schützen.«

Der Dem lächelte. »Und wir möchten unsererseits natürlich keine Geheimnisse preisgeben, bevor wir nicht sicher sind, dass Ihr Eure Seite des Handels einhalten werdet. Für den Augenblick kann ich nur bei meiner Ehre schwören, dass wir imstande sind, Euren Freund zu schützen. Näheres werdet Ihr von mir noch nicht erfahren. Nicht bevor Ihr uns bewiesen habt, dass man Euch trauen kann.«

»Woher weiß ich, dass man Euch trauen kann?«, fragte Dannyl.

»Das könnt Ihr nicht wissen«, antwortete der Dem schlicht. »Aber ich denke, Ihr seid uns gegenüber heute Abend im Vorteil. Ein Magier, der sich mit dem Gedanken trägt, einen Freund zu unterrichten, geht kein so großes Risiko ein wie eine Gruppe von Nichtmagiern, die zusammenkommt, um diese Kunst zu erlernen. Wir haben uns einem Ziel verschrieben, Ihr habt bisher lediglich mit einem Gedanken gespielt. Es ist unwahrscheinlich, dass die Gilde Euch dafür hinrichten würde, während uns allein aufgrund dieser Zusammenkunft eine solche Strafe drohen könnte.«

Dannyl nickte langsam. »Wenn Ihr so lange vermeiden konntet, die Aufmerksamkeit der Gilde zu erregen, könnt Ihr Tayend vielleicht wirklich vor ihren Magiern schützen. Und Ihr hättet mich nicht hierher eingeladen, wenn Ihr nicht einen Fluchtplan hättet für den Fall, dass ich mich als Spion der Gilde entpuppen sollte.«

Die Augen des Dem blitzten auf. »Genau.«

»Also, was muss ich tun, um Euer Vertrauen zu gewinnen?«, fragte Dannyl.

»Helft uns.«

Es war Kaslie, die gesprochen hatte. Dannyl sah sie überrascht an. Ihre Stimme hatte Sorge und Eile verraten. Sie starrte Dannyl an, und in ihren Augen lag eine verzweifelte Hoffnung.

Ein bestimmter Verdacht beschlich Dannyl. Er erinnerte sich an Akkarins Brief. Erst kürzlich haben sie einen gewissen Erfolg errungen. Jetzt, da es zumindest einem von ihnen gelungen ist, seine Kräfte zu entwickeln, hat die Gilde das Recht und die Pflicht, sich mit ihnen zu befassen.

Der Betreffende hatte seine Kräfte entwickelt, aber nicht gelernt, sie zu kontrollieren. Dannyl überschlug im Kopf schnell die Zahl der Wochen, die vergangen waren, seit er Akkarins Brief erhalten hatte, und fügte noch einmal zwei Wochen für die Dauer seines Transports hinzu. Dann blickte er zu dem Dem empor.

»Wobei soll ich Euch helfen?«

Der Gesichtsausdruck des Mannes war sehr ernst. »Ich werde es Euch zeigen.«

Als Dannyl sich erhob, folgte Tayend seinem Beispiel. Royend schüttelte den Kopf. »Bleibt hier, junger Tremmelin. Um Eurer eigenen Sicherheit willen ist es das Beste, wenn nur der Botschafter mich begleitet.«

Dannyl zögerte kurz, dann nickte er Tayend zu. Der Gelehrte ließ sich stirnrunzelnd wieder auf seinen Platz sinken.

Der Dem bedeutete Dannyl, ihm zu folgen. Sie verließen den Raum und gingen einen Flur hinunter. Am Ende befand sich eine Treppe, die in einen weiteren Flur hinabführte. Vor einer schweren Holztür blieben sie schließlich stehen. Ein schwacher Geruch von Rauch hing in der Luft.

»Er erwartet Euch, aber ich habe keine Ahnung, was er tun wird, wenn er Euch sieht«, warnte ihn der Dem.

Dannyl nickte. Der Dem klopfte an die Tür. Nach einer langen Pause hob er abermals die Hand, um anzuklopfen, hielt dann jedoch inne, als der Griff sich drehte und die Tür nach innen aufschwang.

Ein junger Mann spähte hinaus. Sein Blick wanderte zu Dannyl, und seine Augen weiteten sich.

Aus dem Raum kam ein lautes Krachen. Der junge Mann drehte sich um und fluchte. Als er sich wieder an Dannyl wandte, stand echte Furcht in seinen Zügen.

»Das ist Botschafter Dannyl«, erklärte der Dem dem jungen Mann, dann sah er Dannyl an. »Und das ist der Bruder meiner Frau, Farand von Darellas.«

»Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen«, sagte Dannyl. Farand murmelte eine Antwort.

»Wirst du uns hineinbitten?«, fragte der Dem geduldig.

»Oh. Ja«, erwiderte der junge Mann. »Tretet ein.« Er öffnete die Tür vollends und machte eine unbeholfene Verbeugung.