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Sie eröffneten mir, dass sie es gut fänden, wenn unser Held die junge Dame aus ihrer unglücklichen Ehe erretten könnte, sodass sie »glücklich bis ans Ende ihrer Tage« werden konnten.

Ich wies sie darauf hin, dass sie die Filmrechte von Nick Lowe kaufen müssten, der den Song geschrieben habe, und nein, ich wisse nicht, wer sein Agent war.

Sie grinsten und versicherten mir, dass das kein Problem darstellte.

Sie schlugen vor, ich solle mir das Projekt durch den Kopf gehen lassen, ehe ich mit dem Treatment anfing und jeder nannte ein Paar junger Stars, deren Namen ich im Hinterkopf behalten sollte, wenn ich dann die Story konzipierte.

Und ich schüttelte einem jeden die Hand und versprach, dass ich das ganz sicher tun würde.

Ich erwähnte, dass ich das Gefühl habe, zu Hause in England am besten arbeiten zu können.

Das sei völlig in Ordnung, meinten sie.

Ein paar Tage zuvor hatte ich Pious Dundas gefragt, ob irgendwer mit Belushi in dessen Chalet gewesen sei in der Nacht, als er starb.

Wenn irgendwer es wusste, dachte ich mir, dann er.

»Er ist allein gestorben«, sagte Pious Dundas, alt wie Methusalem, und sah mir unverwandt in die Augen. »Es ist vollkommen egal, ob jemand bei ihm war oder nicht. Er ist allein gestorben.«

Es war ein seltsames Gefühl, das Hotel zu verlassen.

Ich ging zur Rezeption.

»Ich werde heute Nachmittag abreisen.«

»Wie Sie wünschen, Sir.«

»Könnten Sie vielleicht … ähm, der Gärtner. Mister Dundas. Ein älterer Mann. Ich weiß nicht. Ich habe ihn seit ein paar Tagen nicht gesehen. Ich würde mich gern von ihm verabschieden.«

»Von einem der Gärtner?«

»Ja.«

Sie starrte mich verblüfft an. Sie war sehr schön und ihr Lippenstift war brombeerfarben. Ich fragte mich, ob sie wohl darauf wartete, entdeckt zu werden.

Sie griff zum Telefon und sprach leise hinein. Dann: »Es tut mir Leid, Sir, Mister Dundas ist in den letzten Tagen nicht zur Arbeit gekommen.«

»Könnten Sie mir seine Telefonnummer geben?«

»Bedaure, aber das ist nicht zulässig.« Sie sah mir dabei in die Augen, wollte mir klarmachen, dass sie es wirklich bedauerte …

»Was macht Ihr Drehbuch?«, fragte ich.

»Woher wissen Sie davon?«

»Na ja …«

»Es liegt auf Joel Silvers Schreibtisch«, sagte sie. »Mein Freund und Co-Autor Arnie, er ist Kurier, hat es in Joel Silvers Büro abgegeben, so als käme es von einer richtigen Agentur oder so.«

»Viel Glück«, sagte ich.

»Danke.« Die Brombeerlippen lächelten.

Die Auskunft hatte zwei Dundas, P., was ich nicht für möglich gehalten hätte, und ich dachte, dass es allerhand über Amerika aussagte oder zumindest über Los Angeles.

Die erste Nummer erwies sich als die einer gewissen Ms. Persephone Dundas.

Als ich die zweite Nummer anrief und fragte, ob ich Pious Dundas sprechen könne, fragte eine Männerstimme: »Wer spricht da?«

Ich nannte ihm meinen Namen, erklärte, dass ich im Hotel wohnte und etwas habe, das Mr. Dundas gehöre.

»Mister. Mein Großvater ist tot. Letzte Nacht ist er gestorben.«

Der Schock macht aus Klischees Realität: Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Mein Atem stockte.

»Es tut mir Leid. Ich mochte ihn gern.«

»Tja.«

»Das muss ziemlich plötzlich gekommen sein.«

»Er war alt. Er hatte einen schlimmen Husten.« Jemand im Hintergrund fragte, wer denn da am Telefon sei, und er antwortete: niemand. Dann sagte er: »Danke für den Anruf.«

Ich war wie gelähmt.

»Hören Sie, ich habe sein Sammelalbum. Er hat es mir geliehen.«

»Das alte Filmzeug?«

»Ja.«

Ein kurzes Schweigen.

»Behalten Sie’s. Keiner kann mit dem Krempel irgendwas anfangen. Also dann, Mister, ich muss Schluss machen.«

Ein Klicken und die Leitung war tot.

Ich packte das Album in meine Reisetasche und war verblüfft, als eine Träne auf den alten Ledereinband fiel.

Ich ging ein letztes Mal zum Teich, um mich von Pious Dundas zu verabschieden und von Hollywood.

Drei geisterhafte weiße Zierkarpfen dümpelten mit beinah unmerklich bebenden Flossen in der ewigen Gegenwart ihres Teichs.

Ich erinnerte mich an ihre Namen: Buster, Ghost und Princess, aber jetzt gab es niemanden mehr, der sie unterscheiden konnte.

Der Wagen wartete vor dem Hotel auf mich. Die Fahrt zum Flughafen dauerte dreißig Minuten und schon fing ich an zu vergessen.

Der weiße Weg

»… Ich wünschte, Ihr könntet mich eines Tages besuchen,

in meinem Haus.

So wundersame Dinge könnt ich euch dort zeigen.«

Meine Erwählte senkt den Blick, und ja, sie zittert.

Ihr Vater und seine Freunde lachen und johlen.

»Das ist doch keine Geschichte, Mister Fox«, rügt eine blasse Frau

in der Ecke des Zimmers, ihr Haar weizengelb,

die Augen wolkengrau, der Leib wohlgeformt

und gerundet und sie lächelt ironisch, amüsiert.

»Madam, ich bin kein Erzähler.« Ich verneig mich und frag:

»Vielleicht habt Ihr eine Geschichte für uns?« mit hochgezogener Braue.

Ihr Lächeln bleibt.

Sie nickt, erhebt sich und bewegt die Lippen:

»Ein Mädchen vom Dorfe, ein schlichtes Geschöpf, wurde von ihrem Liebsten betrogen,

einem Gelehrten. Als ihre Regel ausblieb

und ihr Bauch unmissverständlich zu schwellen begann,

ging sie zu ihm und weinte bitterlich. Er tätschelte ihr Haar,

schwor, sie zu heiraten, dass sie fortlaufen würden,

in der Nacht,

zusammen,

zu seiner Muhme. Sie glaubte ihm,

obwohl sie die Blicke gesehen hatte, die er

in der Halle der Tochter seines Herrn schenkte,

die schön und reich war. Dennoch glaubte sie ihm.

Oder glaubte doch, dass sie glaubte.

Etwas Verschlagenes war in seinem Lächeln,

seine Augen so schwarz und scharf, das Haar so rot. Etwas,

das sie früh zu ihrem Stelldichein kommen ließ,

unter der Eiche, gleich neben dem Dornbusch,

etwas, das sie den Baum erklimmen und dort oben warten hieß.

Einen Baum hinaufzuklettern, in ihrem Zustand!

Ihr Liebster kam mit der Dämmerung, schlich sich an im Eulenlicht,

Einen Beutel in der Hand.

Dem entnahm er Hacke, Schaufel und sein Messer.

Er machte sich emsig ans Werk neben dem Dornbusch,

unter der Eiche.

Er pfiff vor sich hin und er sang, als er ihr Grab grub,

jenes alte Lied …

Soll ich’s jetzt für Euch singen, ihr guten Leut?«

Sie macht eine Pause und wir alle klatschen und rufen

– oder fast alle:

Meine Erwählte, ihr Haar so schwarz, die Wangen rosig,

die Lippen so rot,

scheint außer sich.

Die blonde Frau (Wer ist sie? Ein Gast hier im Wirtshaus, vermutlich) singt:

»Ein Fuchs in der Nacht, der hofft auf den Mond,

Dass der ihm scheint, mit Licht ihn belohnt,

Denn weit ist’s noch bis zum Bau, wo er wohnt

Meilen um Meilen, Ho-ho!

Ho-ho, Ho-ho!

Denn weit ist’s noch bis zum Bau, wo er wohnt, Ho-ho!