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Ihre Stimme ist süß und rein, doch die meiner Erwählten ist reiner.

»Und als ihr Grab geschaufelt war –

Ein kleines Loch war’s nur, denn sie war ein zierliches Ding –

ging er unter ihr auf und ab,

und probte seine Grabrede, etwa so:

Guten Abend, meine Schöne, meine Liebste.

Wie hinreißend du im Mondlicht aussiehst …

Mutter meines ungeborenen Kindes, lass mich dich halten.

Und dann umarmt er die Nachtluft mit einer Hand

und mit der andern, die das kurze, aber tückische Messer hält,

sticht er wieder und wieder in die Dunkelheit.

Sie bebte in ihrem Laubversteck über ihm. Atmete leise,

aber zitterte dennoch. Und einmal schaute er auf und sagt’:

Eulen, das möcht ich wetten, und ein andermaclass="underline" Nanu! Ist das eine Katze

dort oben? Komm her, Mieze … Aber sie hielt still,

stellt sich vor, sie sei ein Ast, ein Blatt, ein Zweig. Am Morgen

nahm er Hacke, Schaufel, Messer und er ging fort,

brummend, betrogen um seine Beute.

Später fanden sie sie. Sie streifte ziellos umher. Ihr Geist

war verwirrt. Eichenlaub hing in ihrem Haar, und sie sang:

Der Fuchs mir grub

Ein stilles Grab

Zerbrach mein Herz

Das ich ihm gab

Wir schworen Liebe

Und schworen Treue

Ich ahnte nicht

des Fuchses Schläue

Es heißt, das Kind, das sie zur Welt brachte,

hatte eine Fuchspfote statt einer Hand.

Furcht ist eine Bildhauerin, sagen die Hebammen. Der Gelehrte floh.«

Unter großem Applaus nimmt sie wieder Platz.

Das Lächeln zuckt, lauert um ihre Lippen: Ich weiß, es ist da,

wartet in ihren grauen Augen. Sie starrt mich an, belustigt.

»Im Orient, sagt man, folgen Füchse Priestern und Gelehrten,

maskiert als Frauen, Häuser, Berge, Götter, Prozessionen,

immer zu erkennen an ihrem Schwanz«, beginne ich,

doch mein zukünftiger Schwiegervater fällt mir ins Wort:

»Mein Kind, sagtest du nicht, du wissest eine Mär?«

Meine Erwählte errötet. Kein Rosenblatt

kann sich mit ihren Wangen messen. Sie nickt und sagt:

»Meine Geschichte, Vater? Es ist nur ein Traum, den ich hatte.«

Ihre Stimme ist so sanft und leise, dass alle still werden, um sie zu hören.

Draußen um das Gasthaus nur die Nachtgeräusche: Der Schrei einer Eule,

doch, wie die Alten sagen: Ich lebe zu nah am Wald,

um den Ruf einer Eule zu fürchten.

Sie schaut mich an.

»Ihr, Sir. In meinem Traum kamt Ihr zu mir und riefet:

Kommt zu meinem Haus, meine Liebste, folgt dem weißen Weg.

So wundersame Dinge könnt ich Euch dort zeigen.

Ich fragte, wie ich Euer Haus denn finden solle am weißen Kreideweg,

denn es ist ein langer Pfad und dunkel, liegt unter Bäumen,

die am Mittag das Sonnenlicht grün- und goldgefleckt einlassen,

den Weg zu jeder anderen Stunde aber beschatten. Nachts

ist es dort pechschwarz, es gibt kein Mondlicht auf dem weißen Weg …

Und Ihr sagtet, Mister Fox – und das ist seltsam, doch Träume

sind verräterisch und merkwürdig und dunkel –

sagtet, Ihr wollet einer Sau die Kehle durchschneiden

und sie hinter Eurem edlen Rappen heimwärts schleifen.

Ihr lächeltet,

lächeltet, Mister Fox, mit Euren roten Lippen und den grünen Augen,

Augen, die der Seele einer jeden Jungfrau Fallen stellen könnten,

und mit Euren gelben Zähnen, die ihr Herz zerfleischen könnten …«

»Gott bewahre.« Ich lächle. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, nicht auf sie,

obgleich es ihre Geschichte ist. Augen, all diese Augen.

»Und in meinem Traum war es mein Wunsch, Euer großes Haus zu besuchen,

worum Ihr mich ja schon so oft gebeten hattet,

die Gärten und Teiche zu sehen, auf den Pfaden zu wandeln,

die Statuen zu bewundern, die Ihr aus Griechenland heimbrachtet, die Eiben,

die Pappelallee, die Grotte und den Pavillon:

Und da dies nur ein Traum war, wollte ich ohne Begleitung gehen,

wollte keine vertrocknete alte Anstandsdame,

die Euer Haus nicht zu würdigen wüsste, Mister Fox, oder

Eure helle Haut,

noch Eure grünen Augen,

noch Euren betörenden Charme.

Also ritt ich den weißen Kreideweg entlang, folgte der roten Blutspur,

auf Betsy, meiner Stute. Die Bäume über mir waren grün.

Ein Dutzend Meilen geradeaus, dann führte mich das Blut

über Wiesen und Gräben einen steinigen Pfad hinab.

(Doch jetzt brauchte ich scharfe Augen, um die Blutspur zu sehen –

nur hier und da noch ein Tropfen: Das Schwein musste mausetot sein),

und ich hielt vor einem Haus.

Doch welch ein Haus. Ein palladianischer Hochgenuss, riesig,

eine Landschaft aus Fenstern, Säulen.

Ein weißes Monument aus Stein, der Vertikalität ein Denkmal, gewaltig.

Eine Skulptur stand dort im Garten vor dem Haus,

ein spartanischer Jüngling, den gestohlenen Fuchs halb unter dem Gewand versteckt,

und der Fuchs biss ihn in den Bauch, nagte an seinen Eingeweiden,

und der stoische Junge war tapfer und schwieg –

was hätte er auch sagen können, kalter Marmor, der er war?

Schmerz lag in seinen Augen und er stand auf einem Sockel,

in den zehn Worte eingemeißelt waren.

Ich umrundete ihn und las:

Nur Mut,

nur Mut,

doch des Mutes nicht zu viel.

Ich band die kleine Betsy im Stall an,

zwischen einem Dutzend nachtschwarzer Hengste,

ein jeder hatte Blut und Wahnsinn in den Augen.

Ich sah keine Menschenseele.

Ich ging zur Frontseite des Hauses und die Stufen hinauf.

Die schweren Türen waren fest verschlossen,

kein Diener kam, mich zu begrüßen, als ich klopfte.

In meinem Traum (denn Ihr dürft nicht vergessen, Mister Fox:

Dies war mein Traum. Ihr seid so bleich) war ich von diesem Haus gebannt,

die Art von Neugier (Ihr kennt Sie,

Mister Fox, ich seh’s in Eurem Blick), die ist der Katze

Tod.

Ich fand die Tür, ein Türchen nur und unverschlossen,

und trat ein.

Folgte Fluren, eichengetäfelt, und in den Nischen

Büsten, manches Kleinod,

Ich ging, meine Schritte lautlos auf dem scharlachroten Teppich,

bis ich in die große Halle kam.

Da war es wieder, in rotem Glitzerstein

eingelegt im weißen Marmorboden,

stand dort:

Nur Mut,

nur Mut,

doch des Mutes nicht zu viel.

Oder gefrieren muss zu Eis

deines Lebens Blut.

Ich fand eine Treppe, breit, von rotem Teppich bedeckt,

die von der Halle aufwärts führte,

und ich stieg hinauf, leise, leise.

Eichentüren: und nun

war ich in einem Speisezimmer oder das glaube ich zumindest,

denn die Reste eines schauerlichen Mahles

lagen dort, erkaltet und umschwirrt von Fliegen.

Hier eine abgenagte Hand, dort, nur angeknabbert,

ein Gesicht, das einer Frau, die im Leben, fürcht ich,

ausgesehen haben muss wie ich.«

»Der Himmel bewahre uns alle vor solch dunklen Träumen«, rief ihr Vater.