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Und bis zu einem bestimmten Freitagnachmittag hätten Sie völlig Recht gehabt. Doch die Liebe einer Frau kann die seltsamsten Dinge mit einem Mann anstellen, selbst wenn er so farblos ist wie Peter Pinter. Und die Entdeckung, dass Miss Gwendolyn Thorpe, dreiundzwanzig Jahre alt, wohnhaft in Purley, Oaktree Terrace Nr. 9, mit einem aalglatten jungen Mann aus der Buchhaltung herummachte (um es vulgär auszudrücken) – wohlgemerkt nachdem sie eingewilligt hatte, einen Verlobungsring zu tragen, der aus neunkarätigem Gold und echten Rubinsplittern bestand und einen Stein vorzuweisen hatte, der möglicherweise ein Diamant war (Kostenpunkt: siebenunddreißig Pfund, fünfzig Pence) und den auszusuchen Peter beinah eine ganze Mittagspause gekostet hatte –, kann in der Tat höchst seltsame Dinge mit einem Mann anstellen.

Nach dieser schockierenden Entdeckung verbrachte Peter eine schlaflose Freitagnacht, wälzte sich von einer Seite auf die andere, während Visionen von Gwendolyn und Archie Gibbons (so hieß der Don Juan aus der Buchhaltung von Clamages) vor seinem geistigen Auge erstanden, Visionen, in denen das heimliche Paar Dinge miteinander tat, die, so hätte selbst Peter bei eindringlicher Befragung zugeben müssen, höchst unwahrscheinlich waren. Doch die Galle der Eifersucht war in ihm aufgestiegen und in den frühen Morgenstunden war Peter zu dem Schluss gekommen, dass sein Rivale beseitigt werde müsse.

Den Samstagmorgen verbrachte er damit zu überlegen, wie man wohl am besten einen Mörder kontaktierte, denn soweit er wusste, arbeitete keiner bei Clamages (jenem Warenhaus, welches alle drei Mitglieder unseres ewigen Dreiecks beschäftigte und wo, nebenbei bemerkt, auch der Ring erstanden worden war). Und Peter wollte niemanden direkt danach fragen, denn er wollte ja keine Aufmerksamkeit erregen.

So kam es, dass der Samstagnachmittag ihn über die Gelben Seiten gebeugt fand.

Gedungene Mörder, musste er feststellen, standen nicht zwischen Gebäudereinigung und Geflügelzucht, auch unter Mörder, gedungen wurde er zwischen Möbeltransporte und Molkereibedarf nicht fündig, noch gab es zwischen Astrologie und Aufzüge so etwas wie Auftragskiller. Kammerjäger klang viel versprechend, doch bei näherem Studium der entsprechenden Einträge musste er erkennen, dass diese Firmen sich eher der Ausrottung von »Ratten, Mäusen, Flöhen, Kakerlaken, Kaninchen, Maulwürfen und Ratten« verschrieben hatten (um eine Anzeige zu zitieren, die, so fand Peter, in übertriebener Weise auf den Ratten herumhackte). Das war es nicht, was er suchte. Da er aber ein methodischer Mensch war, ging er alle Einträge der Kategorie systematisch durch und unten auf der zweiten Seite fand er einen Eintrag in unauffälligem Kleindruck, der viel versprechend aussah:

»Vollständige, diskrete Entsorgung lästiger und unliebsamer Säugetiere etc.«, stand dort. »Ketch, Hare, Burke & Ketch. Die Alte Firma.« Eine Adresse war nicht angegeben, nur eine Telefonnummer.

Peter überraschte sich selbst, als er die Nummer wählte. Das Herz hämmerte in seiner Brust und er versuchte, ganz lässig zu wirken. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Peter fing gerade an zu hoffen, dass niemand abheben würde und er die ganze Sache vergessen konnte, als es plötzlich klickte und eine forsche junge Frauenstimme sagte: »Ketch, Hare, Burke & Ketch. Was kann ich für Sie tun?«

Sorgsam vermied es Peter, seinen Namen zu nennen und fragte: »Ähm, wie groß … ich meine, bis zu welcher Art Säugetiere erstreckt sich ihr Angebot? Zur, ähm, Entsorgung?«

»Nun, das hängt ganz von Ihren Wünschen ab, Sir.«

Er sammelte seinen Mut. »Auch Menschen?«

Ihre Stimme blieb geschäftsmäßig und unbeeindruckt. »Selbstverständlich, Sir. Haben Sie etwas zu Schreiben zur Hand? Gut. Seien Sie heute Abend um acht Uhr im Dirty Donkey. Das ist ein Pub an einer Seitenstraße der Little Courtney Street. Tragen Sie eine zusammengerollte Financial Times bei sich – das ist die rosafarbene, Sir – und unser Mitarbeiter wird dort auf sie zukommen.« Dann legte sie auf.

Peter war gehobener Stimmung. Das war viel einfacher gewesen, als er sich vorgestellt hatte. Er ging hinunter zum Kiosk und kaufte sich eine Financial Times, fand die Little Courtney Street in seinem London von A–Z und verbrachte den Rest des Nachmittags vor dem Fernseher, sah sich ein Fußballspiel an und malte sich die Beerdigung des aalglatten jungen Mannes aus der Buchhaltung aus.

Peter brauchte ein Weilchen, bis er den Pub fand. Schließlich entdeckte er das altmodische Wirtshausschild, das einen Esel zeigte und in der Tat bemerkenswert schmutzig war.

Der Dirty Donkey war ein kleiner, eher schmieriger und schummrig beleuchteter Pub, wo unrasierte Männer in schweren Arbeiterjacken – Donkey Jacketts genannt – zusammenstanden und einander argwöhnisch beäugten, Chips aßen und Guinness schlürften, ein Getränk, das Peter noch nie gemocht hatte. Er trug seine Financial Times so auffällig wie nur möglich unter dem Arm, aber niemand sprach ihn an. Also bestellte er ein kleines Alsterwasser und zog sich an einen Ecktisch zurück. Weil ihm nichts einfiel, womit er sich sonst die Wartezeit hätte vertreiben können, versuchte er, die Zeitung zu lesen, doch bald geriet er völlig durcheinander und verlief sich in einem Labyrinth unverständlicher Ausdrücke. Von Getreide-Futures war da etwa die Rede und von irgendeinem Index, der »zum Wochenschluss mit unterstützenden Vorgaben aus Übersee eine Trendwende vollzogen und in einer sich beschleunigenden Aufwärtsbewegung fast fünf Prozent fester geschlossen« habe, (was genau fest verschlossen worden war, blieb Peter unklar) und er gab auf und starrte zur Tür.

Er hatte schon fast zehn Minuten gewartet, als ein kleiner, geschäftiger Mann hereinkam, sich flink umsah, dann geradewegs ans Peters Tisch kam und Platz nahm.

Er streckte die Hand aus. »Kemble. Burton Kemble von Ketch, Hare, Burke & Ketch. Ich hörte, Sie haben einen Auftrag für uns.«

Er sah nicht aus wie ein Killer. Und das sagte Peter ihm auch.

»Um Himmels willen, nein. Ich gehöre nicht zu unseren Einsatztrupps, Sir. Ich bin im Verkauf tätig.«

Peter nickte. Das klang durchaus vernünftig. »Können wir hier … ähm … offen reden?«

»Sicher. Das interessiert hier niemanden. Also dann: wie viele Personen hätten Sie denn gern entsorgt?«

»Nur eine. Der Name ist Archibald Gibbons und er arbeitet in der Buchhaltung bei Clamages. Seine Adresse lautet …«

Kemble unterbrach ihn: »Zu den Einzelheiten kommen wir später, Sir, wenn es Ihnen recht ist. Lassen Sie uns zuvor eben das Finanzielle abklären. Grundsätzlich kostet ein solcher Auftrag Sie fünfhundert Pfund …«

Peter nickte. Das konnte er sich leisten. Er hatte sogar damit gerechnet, ein bisschen mehr zahlen zu müssen.

»… wir hätten da aber auch noch unser Sonderangebot«, schloss Kemble.

Peters Augen leuchteten auf. Wie bereits erwähnt, liebte er Schnäppchen und kaufte bei Sonderaktionen oder Räumungsverkäufen häufiger schon einmal Gegenstände, für die er überhaupt keine Verwendung hatte. Abgesehen von dieser einen Schwäche (die ja so viele von uns haben), war er ein in allen Dingen ausgesprochen maßvoller junger Mann. »Sonderangebot?«

»Zwei zum Preis von einem, Sir.«

Hhm. Peter dachte darüber nach. Das waren nur 250 £ pro Nase, da konnte man wirklich nicht meckern. Es gab nur einen Haken. »Ich fürchte, ich habe sonst niemanden, den ich umbringen lassen möchte.«

Kemble schien enttäuscht. »Was für ein Jammer, Sir. Für zwei hätten wir vielleicht sogar auf, sagen wir mal, vierhundertfünfzig runtergehen können. Für beide zusammen.«

»Wirklich?«