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Kemble erhob sich. »Morgen Abend, gleiche Zeit, Sir?«

Peter nickte.

Eintausend Pfund. Eintausend Menschen. Peter Pinter kannte nicht einmal eintausend Menschen. Und trotzdem … wie wäre es zum Beispiel mit den Houses of Parliament? Er hatte für Politiker nichts übrig. Immerzu stritten sie und hielten sich ewig mit einer Sache auf.

Oder er könnte …

Peter kam eine Idee, deren Kühnheit ihn schockierte. Verwegen. Dreist. Doch nachdem sie einmal gekeimt war, ließ die Idee sich nicht wieder aus seinen Gedanken bannen. Eine entfernte Cousine von Peter hatte den jüngeren Bruder eines Earl oder Baron oder so geheiratet …

Als er an diesem Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, betrat er einen kleinen Laden, an dem er schon tausende Male vorbeigekommen war. Im Fenster hing ein großes Schild, das versprach, für jeden Kunden einen Stammbaum zu erstellen und gar ein Familienwappen zu entwerfen, wenn man seines gerade verlegt hatte. Neben dem Schild hing eine beeindruckende heraldische Karte.

Die Leute in diesem Laden erwiesen sich als ausgesprochen hilfsbereit. Kurz nach sieben am gleichen Abend riefen sie ihn an und teilten ihm das Ergebnis ihrer Nachforschungen mit.

Wenn ungefähr vierzehn Millionen, zweiundsiebzigtausend, achthundertundelf Menschen starben, dann würde er, Peter Pinter, König von England.

Er hatte keine vierzehn Millionen, zweiundsiebzigtausend, achthundertundelf Pfund, aber er nahm an, bei solchen Größenordnungen hatte Mr. Kemble noch einen Preisnachlass im Ärmel.

Er hatte Recht.

Mr. Kemble zuckte nicht mit der Wimper.

»Das würde sogar relativ günstig«, erklärte er. »Wir müssen ja nicht jeden individuell erledigen. Kleinere Nuklearwaffen, ein paar wohlüberlegte Bomben, Gas, Seuchen, ein paar Radios in ein paar Swimmingpools. Danach müsste man nur noch ein paar Überbleibsel einzeln nachholen. Sagen wir viertausend Pfund.«

»Viertau…? Das ist unglaublich

Der Verkäufer schien äußerst zufrieden mit sich. »Unsere Einsatztruppe wird froh und dankbar sein, Sir.« Er grinste. »Der Service für unsere Großkunden hat bei uns oberste Priorität.«

Ein kalter Wind blies, als Peter den Pub verließ, und ließ das alte Schild hin und her pendeln. Es sah gar nicht so sehr wie ein schmutziger Esel aus, dachte Peter. Eher wie ein bleiches Pferd.

Peter schlief schon halb, verfasste in Gedanken seine Krönungsrede, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam und sich einnistete. Er wollte einfach nicht wieder verschwinden. War es möglich, dass er sich eine noch größere Ersparnis entgehen ließ? Dass ihm das sensationellste Schnäppchen von allen durch die Lappen ging?

Peter stand noch einmal auf und ging zum Telefon hinüber. Es war schon fast drei Uhr früh, aber trotzdem …

Seine Gelben Seiten lagen noch vom vergangenen Sonntag aufgeschlagen da und er wählte die Nummer.

Das Telefon klingelte eine Ewigkeit. Dann ertönte ein Klicken und eine gelangweilte Stimme meldete sich: »Burke, Hare, Ketch. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich hoffe, ich rufe nicht zu spät an …« begann er.

»Keineswegs, Sir.«

»Wäre es wohl möglich, Mr. Kemble zu sprechen?«

»Warten Sie bitte einen Moment, ich sehe, ob ich ihn erreiche.«

Peter wartete ein, zwei Minuten und lauschte dem geisterhaften Knistern und Flüstern, das immer durch leere Telefonleitungen hallt.

»Sind Sie noch dran?«

»Ja.«

»Ich stelle Sie durch.« Ein kurzes Summen, dann: »Hier spricht Kemble.«

»Ah, Mr. Kemble. Hallo. Tut mir Leid, wenn ich Sie geweckt haben sollte oder so. Hier spricht Peter Pinter.«

»Ja, Mr. Pinter?«

»Tja, also, es tut mir Leid, dass ich so spät noch anrufe, aber ich hab mich gefragt … Was würde es kosten, alle zu töten? Jeden auf der Welt?«

»Jeden? Alle Menschen?«

»Ja. Wie viel? Ich meine, für einen solchen Auftrag hätten Sie doch sicher einen ganz besonders fetten Preisnachlass anzubieten. Also was würde es kosten? Alle?«

»Gar nichts, Mr. Pinter.«

»Sie meinen, Sie würden es nicht machen?«

»Ich meine, wir würden es umsonst machen, Mr. Pinter. Wir brauchen nur den Auftrag, verstehen Sie. Wir brauchen immer einen Auftrag.«

Peter verstand nicht recht. »Aber … wann würden Sie anfangen?«

»Anfangen? Auf der Stelle. Jetzt. Wir sind schon seit langem bereit. Aber wir brauchten den Auftrag, Mr. Pinter. Gute Nacht. Es war wirklich ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«

Die Leitung war tot.

Peter fühlte sich eigenartig. Alles schien ganz weit weg. Er wollte sich setzen. Was in aller Welt hatte der Mann gemeint? »Wir brauchen immer einen Auftrag.« Das war wirklich seltsam. Niemand tat je etwas umsonst; so was gab’s einfach nicht. Er war drauf und dran, Kemble anzurufen und die ganze Geschichte abzublasen. Vielleicht hatte er ein wenig überreagiert, vielleicht gab es eine ganz harmlose Erklärung, warum Archie und Gwendolyn zusammen ins Lager gegangen waren. Er würde mit ihr reden. Ja, das wollte er tun. Gleich morgen früh würde er mit Gwennie reden …

Das war der Augenblick, da die Geräusche begannen.

Merkwürdige Schreie ertönten auf der anderen Straßenseite. Kämpfende Katzen? Füchse vermutlich. Er hoffte, jemand würde einen Schuh nach ihnen werfen. Dann hörte er draußen auf dem Flur vor der Wohnungstür ein gedämpftes Poltern, als schleife jemand einen schweren Gegenstand durch den Flur. Dann verstummte das Geräusch. Jemand klopfte an seine Tür, zweimal, ganz leise.

Die Schreie draußen vor dem Fenster wurden lauter. Peter saß auf seinem Stuhl und wusste, dass er irgendwo irgendwas nicht richtig mitgekriegt hatte. Das Klopfen wiederholte sich, hartnäckiger. Er war erleichtert, dass er die Tür abends immer absperrte und die Kette vorlegte.

Sie waren schon lange bereit, doch sie brauchten den Auftrag …

Als das Ding durch die Tür kam, fing Peter an zu kreischen, aber er kreischte wirklich nicht sehr lange.

Ein Leben durchwoben von Moorcocks Frühwerk

Der bleiche Albinoprinz hob sein Schwert in die Höhe. »Dies ist Sturmbringer«, sagte er. »Und es wird dir die Seele aus dem Leib saugen.«

Die Prinzessin seufzte. »Also bitte«, sagte sie. »Wenn es das ist, was du brauchst, um die nötige Energie für den Kampf gegen die Drachenkrieger zu bekommen, dann musst du mich töten und dein Schwert sich an meiner Seele nähren.«

»Ich will das nicht tun«, sagte er ihr.

»Es ist schon in Ordnung«, versicherte die Prinzessin und mit diesen Worten zerriss sie ihr fließendes Gewand und entblößte ihre Brust. »Da ist mein Herz«, sagte sie und zeigte mit dem Finger. »Dort musst du zustoßen.«

Weiter als bis zu dieser Stelle war er nie gekommen. Das war an dem Tag, da man ihm gesagt hatte, er sei eine Klasse hochgestuft worden, und danach hatte es nicht mehr viel Sinn gehabt. Er hatte gelernt, niemals zu versuchen, eine Geschichte von einem Jahr ins nächste mitzunehmen. Inzwischen war er zwölf.

Aber es war ein Jammer.

Das Aufsatzthema lautete: »Eine Begegnung mit meiner literarischen Lieblingsfigur«, und er hatte Elric gewählt. Er hatte auch Corum, Jerry Cornelius und sogar Conan den Barbaren erwogen, doch Elric von Melniboné gewann mühelos, wie er es immer tat.

Zum ersten Mal hatte Richard Sturmbringer vor drei Jahren gelesen, als er neun war. Er hatte sein Taschengeld gespart, um sich Die singende Zitadelle zu kaufen (was in gewisser Weise eine Mogelpackung war, entschied er, als er es ausgelesen hatte, denn es enthielt nur eine Elric-Geschichte). Dann hatte er sich Geld von seinem Vater geborgt, um Die schlafende Magierin zu kaufen, wo Elric Erikose und Corum begegnet, zwei weitere Facetten des Ewigen Helden, und sie hatten sich zusammengetan.