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Dann waren wir aus der Stadt raus und in den Hügeln.

Dann waren Häuser wie Märchenschlösser auf beiden Seiten, die weit weg von der Straße lagen.

Mein Dad ist in so einem Haus geboren und er und Mummy hatten den Krach über Geld, wo er immer sagt, was er alles aufgegeben hat, um sie zu heiraten, und sie sagt dann: Ach jetzt fängst du damit wieder an, ja?

Ich sah die Häuser an. Ich hab meinen Daddy gefragt, in welchem Großmutter wohnt. Er hat gesagt, er weiß es nicht, aber das war gelogen. Ich weiß nicht, warum Erwachsene so viel schwindeln, zum Beispiel wenn sie sagen: Das erklär ich dir später, wenn sie in Wirklichkeit meinen: Ich sag’s dir überhaupt nicht, auch nicht wenn du größer bist.

Vor einem Haus tanzten Leute im Garten. Dann wurde die Straße ganz schlängelig und wir waren auf dem Land und fuhren durch die Dunkelheit.

Seht mal!, sagte meine Mutter. Ein weißer Hirsch rannte über die Straße und ganz viele Leute rannten ihm nach. Mein Dad sagte, sie wär’n eine Plage und eine Pest und wie Ratten mit Geweihen und das Schlimmste, wenn man einen Hirsch anfährt, wär, wenn er durchs Autofenster geschleudert wird, und er hat erzählt, dass er mal einen Freund hatte, der zu Tode getreten wurde von einem Hirsch, der mit seinen scharfen Hufen durch die Scheibe kam.

Und Mummy meinte, o Gott, das war genau das, was wir hören wollten, und Daddy hat gesagt, es ist aber nun mal passiert, Tanya, und Mummy hat gesagt, also ehrlich, du bist unverbesserlich.

Ich wollte eigentlich fragen, wer die Leute waren, die den Hirsch jagten, aber stattdessen fing ich an zu singen, la la la la la la.

Mein Dad sagte, ich soll damit aufhören. Meine Mum sagte, lass das Kind sich doch in Gottes Namen ausdrücken, und Dad sagte, ich wette, du kaust auch gern auf Alufolie, und meine Mummy hat gefragt, was das denn nun wieder heißen soll, und Daddy hat gesagt, gar nichts, und ich hab gefragt: Sind wir nicht bald da?

Am Straßenrand waren Lagerfeuer und manchmal Hügel aus Knochen.

Wir hielten auf der einen Seite von einem Hügel. Das Ende der Welt war auf der anderen Seite von dem Hügel, sagte mein Dad.

Ich war neugierig, wie es wohl aussah. Wir parkten das Auto auf dem Parkplatz. Wir stiegen aus. Mummy hat Gänseblümchen getragen. Daddy hat den Picknickkorb getragen. Wir gingen über den Hügel und wir hatten Licht von den Kerzen, die links und rechts vom Weg standen. Ein Einhorn kam auf den Weg und auf mich zu. Es war so weiß wie Schnee und es stupste mich mit dem Maul an.

Ich hab Daddy gefragt, ob ich ihm einen Apfel geben dürfte, aber er hat gemeint, es hätte bestimmt Flöhe, und Mummy hat gesagt, so’n Quatsch. Und die ganze Zeit wedelte sein Schweif hin und her.

Ich hab ihm meinen Apfel hingehalten und es hat mich mit großen Silberaugen angeguckt und dann hat es geschnaubt: hhrrrmff, und dann ist es weggelaufen und über den Hügel verschwunden.

Gänseblümchen machte kukuku.

So sieht es aus am Ende der Welt, das überhaupt der allerbeste Ort auf der Welt ist:

Da ist ein Loch in der Erde. Es sieht wie ein sehr breites, tiefes Loch aus und schöne Leute kommen heraus und sie halten Stöcke und Schwerter in der Hand, die brennen. Sie haben lange goldene Haare. Sie sehen wie Prinzessinnen aus, nur wild. Manche von ihnen haben Flügel und manche nicht.

Und im Himmel ist auch ein großes Loch und Dinge fallen heraus wie ein Mann mit einem Katzenkopf und Schlangen, die aus einem Zeug sind, das wie das Glittergel aussieht, das ich mir zu Halloween in die Haare geschmiert hab, und etwas, das wie eine fette alte Brummfliege aussah, kam vom Himmel runter. Ganz viele davon. So viele wie die Sterne.

Sie bewegen sich nicht. Sie hängen einfach da und machen gar nichts. Ich hab Daddy gefragt, warum sie sich nicht bewegen, und er hat gesagt, sie bewegen sich schon, aber ganz, ganz langsam, aber das glaub ich nicht.

Dann haben wir den Picknicktisch aufgestellt.

Daddy hat gesagt, das Beste am Ende der Welt wär, dass es da keine Wespen und Mücken gibt. Um Mummy meinte, in Johnsons Fantastischem Lichtgarten gäb’s auch nicht viele Wespen. Ich hab gesagt, in Ponydale gäb’s auch nicht viele Wespen und Mücken, dafür gäb’s da Ponys zum Reiten, und mein Dad hat gesagt, er hätte uns hergebracht, damit wir Spaß hätten.

Ich hab gesagt, ich wollte gehen und gucken, ob ich das Einhorn noch mal sehe, und Mummy und Daddy haben gesagt, aber lauf nicht so weit weg.

Am Tisch neben uns saßen Leute mit Masken. Ich bin mit Gänseblümchen hingegangen, um sie anzuschauen.

Sie haben Happy Birthday für eine fette nackte Dame mit einem lustigen Hut gesungen. Sie hatte ganz viele Brüste bis runter auf den Bauch. Ich wollte sehen, wie sie die Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte auspustet, aber sie hatte keine Torte.

Wollen Sie sich denn nichts wünschen, hab ich gefragt.

Sie sagte, sie hätte keine Wünsche mehr. Sie wäre zu alt. Ich hab ihr erzählt, dass ich bei meinem letzten Geburtstag alle Kerzen auf einmal ausgeblasen hab und lange über meinen Wunsch nachgedacht hab. Zuerst wollte ich mir wünschen, dass Mummy und Daddy sich nachts nicht mehr zanken würden, aber dann hab ich mir doch lieber ein Shetlandpony gewünscht. Aber ich hab’s nicht bekommen.

Die Dame hat mich in den Arm genommen und gesagt, ich wär so niedlich, dass sie mich mit Haut und Haar auffressen könnte. Sie roch wie süße getrocknete Milch.

Dann fing Gänseblümchen volles Rohr an zu schreien und die Dame hat mich losgelassen.

Ich hab nach dem Einhorn gerufen, aber ich hab’s nicht mehr gesehen. Manchmal kam’s mir so vor, als würde ich eine Trompete hören, manchmal dachte ich, das wäre nur in meinen Ohren.

Dann sind wir zu unserem Tisch zurückgegangen. Was ist hinter dem Ende der Welt, hab ich meinen Dad gefragt. Nichts, hat er gesagt. Absolut gar nichts. Darum heißt es ja das Ende.

Dann hat Gänseblümchen auf Daddys Schuhe gebrochen und wir haben sie wieder sauber gemacht.

Ich setzte mich an den Tisch. Wir haben den Kartoffelsalat gegessen, von dem ich Ihnen das Rezept ja schon aufgeschrieben hab, Sie sollten den wirklich mal machen, der ist wirklich gut, und wir tranken Orangensaft und aßen dazu Kartoffelstäbchen und kalte Omeletts und Kressesandwiches. Wir haben auch unsere Coca-Cola getrunken.

Dann hat Mummy irgendwas zu Daddy gesagt, was ich nicht verstanden hab, und er hat ihr mächtig eine gelangt, so mitten ins Gesicht, und Mummy hat angefangen zu weinen.

Daddy hat zu mir gesagt, ich sollte mit Gänseblümchen spazieren gehen, während sie reden.

Ich nahm meine Schwester und hab gesagt, komm schon, Gänseblümchen, komm mein kleines Gänseblümchen, denn sie war auch am weinen, aber ich bin zu alt, um noch zu heulen.

Ich konnte nicht hören, was sie gesagt haben. Ich sah zu dem Katzengesichtmann auf und hab versucht zu sehen, ob er sich ganz, ganz langsam bewegt und ich hörte die Trompete am Ende der Welt in meinem Kopf, da da da.

Wir setzten uns an einen Fels und ich hab Lieder für meine kleine Schwester gesungen – la la la – mit dem Klang der Trompete in meinem Kopf – da da da.

La la la la la la la.

La la la.

Dann sind Mummy und Daddy zu uns rübergekommen und haben gesagt, wir würden nach Hause fahren. Aber dass alles in Ordnung wär. Mummys Augen waren ganz lila. Sie sah komisch aus, wie die Frauen im Fernsehen.

Gänseblümchen sagte aui. Und ich hab gesagt, stimmt genau, aui. Wir sind zum Auto zurückgegangen.

Auf dem Rückweg hat keiner irgendwas gesagt. Meine kleine Schwester hat geschlafen.

Am Straßenrand hat ein totes Tier gelegen, das irgendwer angefahren hat. Daddy hat gesagt, es wär der weiße Hirsch. Ich dachte, es wär das Einhorn, aber Mummy hat gesagt, Einhörner kann man gar nicht töten, aber ich glaub, sie hat wieder gelogen, wie Erwachsene das eben tun.