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»Aber die Menschen wären nur ein Instrument für ihre Pläne«, sagte ich. '.

»Sicherlich«, sagte Misk. »Die Menschen würden nur als Sklaven oder Nahrungsmittel verwendet.« »Nahrungsmittel?«

»Im Gegensatz zu den Priesterkönigen sind die Anderen Fleischfresser.«

»Aber Menschen sind doch vernunftbegabte Wesen!«

»Auf den Schiffen werden Menschen und gewisse andere organische Lebewesen des Fleisches wegen gezüchtet. Für die Anderen ist ein Mensch nur entweder ein Nahrungsmittel oder ein Werkzeug.«

»Das muß aufhören«, sagte ich.

»Wenn es ihnen gelingt, eine ausreichende Anzahl von Mensehen gegen uns einzunehmen und sie auch nur primitiv ausrüsten, ist unsere Welt verloren.«

»Wie weit sind sie mit ihrem Projekt?« fragte ich.

»Soweit wir durch unsere Angaben feststellen können, noch nicht weit.«

»Habt ihr die Kontaktpunkte ausfindig gemacht, von denen aus sie ihren Einfluß in den Städten ausdehnen wollen?«

»Nur einer ist uns bekannt«, sagte Misk. »Und wir wollen ihn nicht sofort vernichten, denn das würde bedeuten, daß wir den gegnerischen Plan erkannt haben. Außerdem könnten dabei unschuldige Vernunftswesen verletzt werden.«

»Du brauchst also einen Spion, Misk.«

»Wir erbitten nichts von dir, Tarl Cabot«, sagte Misk hastig und legte mir sanft die Tentakel auf die Schultern. »Auch in Ko-ro-ba wirst du genügend Gefahren begegnen, denn die Anderen wissen zweifellos, welche Rolle du bei der Entführung des Eies der Priesterkönige gespielt hast. Kehre in deine Stadt zurück, Tarl Cabot, werde so glücklich, wie es dir möglich ist, aber hab acht.«

»Wie kann ein Mann ruhig schlafen, solange die Drohung der Anderen besteht?«

»Ich habe dir zuviel erzählt«, sagte Misk bedauernd. »Es tut mir leid.«

Ich wandte mich um und sah zu meiner Überraschung, daß Elizabeth das Zimmer betreten hatte. Wie lange sie unserem Gespräch schon zugehört hatte, wußte ich nicht.

Sie sah mich ernst an. »Was tun wir also?« fragte sie.

»In welcher Hinsicht?« Ich tat unschuldig.

»Sie ist schon eine Zeitlang hier«, sagte Misk. »Es ist doch recht, daß ich vor ihr gesprochen habe?«

»O ja«, sagte ich. »Du hast gesagt, es gebe nur einen eindeutigen Kontaktpunkt.«

»Ja«, sagte Misk. »Es ist das Haus des Cernus in Ar.«

»Das ist eines der großen Sklavenhäuser«, sagte ich, »und besteht seit Generationen.«

Misks Tentakel gaben eine kurze Bestätigung. »Wir haben einen Agenten in diesem Haus«, sagte er. »Einen Schriftgelehrten, den obersten Buchhalter. Er heißt Caprus.«

»Gewiß kann er doch herausfinden, was du wissen willst«, sagte ich.

»Nein«, sagte Misk, »als Schriftgelehrter und Buchhalter ist er in seiner Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt.«

»Dann brauchst du also einen zweiten Agenten im Haus des Cernus.«

»Kehre nach Ko-ro-ba zurück, Tarl Cabot«, sagte Misk. »Du hast genug geleistet.«

»Niemand hat genug geleistet, solange die Anderen noch eine Gefahr sind.«

»Ich komme mit«, sagte Elizabeth.

Ich fuhr herum. »Nein, das tust du nicht. Ich bringe dich nach Ko-ro-ba, und damit Schluß!«

»Ich komme von der Erde«, sagte sie bestimmt. »Und die Erde verdankt ihre Freiheit den Priesterkönigen!«

»Aber es wäre zu gefährlich für dich«, wandte ich ein.

»Nicht gefährlicher als für dich«, sagte sie und wandte sich an Misk: »Du mußt auch mich aussenden!«

Misk betrachtete sie eine Zeitlang mit schimmernden Augen. »Ich sorge dafür, daß du als Sklavin in das Haus des Cernus gebracht wirst, als Mitarbeiterin Caprus'. Wir lassen Papiere für dich ausstellen, und du wirst dem Haus Clark in Thentis zugesprochen, von wo du per Tarnkarawane nach Ar kommst. Hier wirst du verkauft an die Agenten des Hauses Cernus, die auf Anweisung Caprus' handeln.«

»Na bitte!« sagte Elizabeth und wandte sich an mich.

»Ich werde ihr folgen«, sagte ich. »Wahrscheinlich als Tarnsöldner. Ich will versuchen, in den Dienst Cernus' zu treten.« Misk legte uns seine Tentakel auf die Schultern.

Ehe wir jedoch unsere gefährliche Reise antraten, kehrten Elizabeth und ich auf Anraten Misks nach Ko-ro-ba zurück.

Die Rückkehr in die Stadt nahm mich sehr mit, denn dem Heimstein Koro-ba war mein Schwert verpflichtet; hier war ich in der Waffenkunde unterrichtet worden und hatte Goreanisch gelernt. Hier hatte ich nach langen Jahren der Trennung meinen Vater wieder getroffen. Hier hatte ich gute Freunde gewonnen, den Älteren Tarl, seines Zeichens Waffenmeister, und den kleinen Torm aus der Kaste der Schriftgelehrten. Und hier hatte ich auch vor vielen Jahren auf dem Rücken eines Tarn die Arbeit begonnen, die das Imperium Ars erschütterte und Ubar Marlenus den Thron kostete.

Elizabeth und ich überquerten die teilweise wieder aufgebauten Mauern und fanden uns zwischen Zylindern wieder, von denen viele gerade neu errichtet wurden. Sekunden später waren wir von Tarnkriegern umringt, und ich hob die Hand, machte das Zeichen der Stadt und zog am vierten Zügel, um mein Tier landen zu lassen. Ich war nach Hause zurückgekehrt.

Wenig später lag ich in den Armen meines Vaters und begrüßte meine Freunde. Doch die Freude unseres Wiedersehens konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß Talena, meine Freie Gefährtin, verschollen war und niemand etwas über ihr Schicksal wußte.

Die Tage vergingen wie im Flug, und dann traf Al-Ka aus dem Nest der Priesterkönige ein. Für seine Mission hatte er sich das Haar wachsen lassen. Ich erkannte ihn kaum wieder, denn bei den Menschen im Nest ist Haarwuchs jeder Art verpönt. Das Haar bereitete ihm ziemliche Aufregung, und er wusch es offenbar mehrfach in der kurzen Zeit, die er bei uns verbrachte.

Elizabeth amüsierte sich sehr über die gefälschten Sklavenpapiere, die man für sie vorbereitet hatte. Aus den Unterlagen gingen alle Ein zelheiten über ihre Gefangennahme und die verschiedenen Verkäufe hervor, komplett mit Indossaments und Kopien der Verkaufsrechnungen.

Einige Details wie die ärztliche Bestätigung und die Maße der Identifikationsmerkmale Waren im Nest zusammengetragen und später in die Unterlagen übernommen worden. In meiner Unterkunft nahm Al-Ka Elizabeths Fingerabdrücke ab. In einer Spalte der Unterlagen war eingetragen, daß sie lesen konnte.

Das war lebenswichtig, denn andernfalls hätte Caprus sie nicht gut als Helferin anfordern können.

Eines Morgens küßte ich Elizabeth zum Abschied, und in einem Wagen versteckt verließ sie die Stadt.

»Ich sehe dich in Ar wieder«, sagte sie. Dann hatte sie sich auf eine Regenplane gelegt, in die wir sie dann einwickelten. Darauf hatten Al-Ka und ich das Mädchen zum Wagen getragen.

Vor der Stadt sollte der Wagen an einer abgeschiedenen Stelle halten und Elizabeth freigelassen werden. Al-Ka würde dann die Plane austauschen und Sklavenringe anbringen. Inzwischen sollte Elizabeth ein Feuer entzünden und ihre Kleidung darin verbrennen. Al-Ka sollte ihr dann einen Sklavenkragen umlegen. Anschließend würde Al-Ka den Wagen aus dem Versteck steuern und sich auf den Weg nach Thentis machen, um das Mädchen im Hause Clarks abzuliefern, ein Sklavenmädchen unter vielen, kaum anders als die unzähligen Mädchen, die dem bedeutenden Sklavenhändler täglich geliefert wurden.

Auf dem Tarnrücken dauerte die Reise nach Thentis einen Tag, doch mit dem Wagen mochte die Fahrt fast einen ganzen fünfundzwanzigtägigen goreanischen Monat in Anspruch nehmen. Es gibt übrigens zwölf 25-Tage-Monate auf Gor, soweit stimmen die meisten städtischen Kalender überein. Jeder Monat, der fünf 5- Tage-Wochen enthält, ist von den anderen Monaten durch eine fünftägige Periode getrennt, die die ›Passage-Hand‹ genannt wird. In diesem Rhythmus gibt es nur eine Ausnahme: Der letzte Monat im Jahr ist vom ersten Monat des nächsten Jahrs, das am Tag der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche beginnt, nicht nur durch eine ›Passage-Hand‹, sondern auch noch durch eine zweite 5-Tage-Periode getrennt, die die ›Wartende Hand‹ genannt wird. In dieser Zeit werden Haustüren weiß angemalt, es wird wenig gegessen und noch weniger getrunken, und es darf nicht öffentlich gesungen oder gefeiert werden. Bei den Wissenden hat die ›Wartende Hand‹ keine große Bedeutung; sie kommt in ihren Zeremonien überhaupt nicht vor; so wird ihr wohl auch keine religiöse Bedeutung zugesprochen. Vielleicht handelt es sich nur um einige Tage der Trauer um das alte Jahr. Die Goreaner, die einen Großteil ihres Lebens im Freien verbringen, sind viel enger mit dem natürlichen Ablauf des Jahres verbunden als die meisten Erdenbewohner; aber am Tage der Tag- und Nachtgleiche herrscht große Freude; die Türbalken werden grün gestrichen, und auf den Brücken und Straßen wird gesungen, getanzt, gespielt und spaßeshalber gekämpft, und die Festlichkeiten nehmen die ersten zehn Tage ersten Monats in Anspruch. Die Monatsnamen unterscheide sich leider von Stadt zu Stadt, doch im Zusammenhang mit den Jahrmärkten am Sardargebirge schälen sich langsam einheitlichere! Bezeichnungen heraus.