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Dann richtete er sich auf. »Sie werden noch mindestens eine Ahn schlafen«, versicherte er.

Einer der Bewaffneten lachte. »Und wenn sie aufwachen, sind sie in den Sklavengehegen !«

Der Fremde kehrte wortlos in sein Schiff zurück, und die Luke schloß sich hinter ihm.

Ich bedauerte die Mädchen von der Erde. Ihr Leben würde nicht einfach sein. Elizabeth Cardwell hatte einmal das gleiche Schicksal durchgemacht. Vielleicht war sie vor langer Zeit auf dem gleichen Weg nach Gor gebracht worden, im schwarzen Schiff eines Sklavenhändlers.

Ich sah der Scheibe nach, die sich nun von dem Felsvorsprung erhob und lautlos davonschoß.

»Wir kehren in das Haus des Cernus zurück«, sagte ein Bewaffneter, und wir stiegen wieder in unsere Körbe oder kletterten in die Tarnsattel.

Sekunden später verließen die Tarns den windigen Felsvorsprung, und kurz darauf waren in der Ferne schon die Lichter Ars auszumachen.

7

Wie vorauszusehen, war Elizabeth äußerst wütend und ziemlich steif, als ich sie um die achte goreanische Stunde endlich von ihren Fesseln befreite.

»Es schien mir nicht ratsam«, sagte ich vorsichtig, »dich in Anwesenheit des Oberaufsehers Ho-Tu besonders rücksichtsvoll zu behandeln.«

»Da hast du sicher recht«, knurrte sie, rückte ihre Sklaventunika zurecht und rieb sich mit schiefem Gesicht Hand- und Fußgelenke. »Aber in Zukunft könntest du deine Strenge vielleicht mit ein paar Schlägen der Sklavenpeitsche beweisen.«

»Das ist eine gute Idee«, sagte ich.

Sie sah mich grimmig an. »Und meine Knoten sind doch besser!«

Ich lachte und nahm sie in die Arme. »Du kleines Scheusal!« rief ich.

Sie machte sich frei. »Weißt du, wie spät es ist?«

»Nein, wieso?«

»Es ist schon nach der achten Stunde. Ich habe seit gestern morgen nichts mehr gegessen, und wenn ich nicht bald am Trog erscheine, bekomme ich kein Frühstück mehr!« Sie wandte sich um und eilte in den Korridor hinaus.

In bester Laune kehrte sie zurück.

»Du hast dir aber ziemlich viel Zeit gelassen.«

»Der Brei war heute auch wieder ausgezeichnet«, entgegnete sie strahlend.

Ich gab ihr ein Zeichen, sich zu mir zu setzen.

»Ich habe mich erkundigt«, sagte sie gelassen, »aber es war nicht zu erfahren, wann mein Training beginnt. Offenbar sollen noch andere Mädchen in die Gruppe.«

»Das ist anzunehmen«, sagte ich. »Es wäre sicher Zeitverschwendung, jede Sklavin einzeln zu unterweisen.« Ich erzählte ihr noch nichts von den Mädchen, die ich gestern nacht gesehen hatte. Da sie die goreanische Sprache nicht beherrschten, kamen sie für das Training wahrscheinlich nicht in Frage. Irdische Mädchen wurden gewöhnlich als einfache Barbarinnen zu niedrigen Preisen verkauft. Aber man konnte nie wissen.

»Heute abend soll ich mich nach der sechzehnten Stunde beim Schmied melden.«

»Anscheinend bekommt unsere kleine Tuchuk-Sklavin ihren Ring wieder.«

»Was hast du gestern abend über das Haus des Cernus erfahren?«

»Ich will's dir erzählen«, sagte ich und rückte etwas näher zu ihr heran.

»Ich selbst habe wenig in Erfahrung bringen können.« Sie sah mich an.

»Ich war sozusagen anderweitig gebunden.«

In allen Einzelheiten berichtete ich Elizabeth über meine Beobachtungen des vergangenen Abends. Sie war sehr aufgeregt, besonders über das geheimnisvolle Ungeheuer, und war sehr betrübt, als ich über die Mädchen von der Erde erzählte.

»Was tun wir jetzt?« fragte sie schließlich.

»Wir müssen erst mehr über das Haus des Cernus erfahren«, sagte ich.

»Kennst du dich hier einigermaßen aus?«

»Bestimmte Teile kenne ich recht gut«, sagte sie. »Außerdem kann ich von Caprus eine Durchlaßkachel erhalten, um die meisten anderen Ecken kennenzulernen.«

»Aber es gibt bestimmte Gebiete, die allgemein verboten sind?«

»Ja.«

»Dann werde ich mich wohl mal ein bißchen umsehen.«

»Zuerst mußt du feststellen, welche Teile des Hauses zugänglich sind.

Du kannst wahrscheinlich viele Räume betreten, die mir verboten sind.

Andererseits komme ich an Unterlagen heran, die für dich geheim sind, etwa im Büro Caprus'. Ho-Tu würde dich sicher gern herumführen. So kannst du dich mit dem Haus vertraut machen und gleichzeitig feststellen, wo der Zugang ist.«

Ich überlegte. »Ja, das ist ein guter Plan. Einfach, natürlich, raffiniert und erfolgversprechend.«

»Mit einem guten Frühstück im Magen bin ich ein ziemlich schlaues Mädchen.«

»Das stimmt«, sagte ich. »Aber auch vor dem Frühstück bist du nicht übel.«

»Ja, aber nach dem Frühstück bin ich einfach umwerfend.«

»Aber ich habe ja noch gar nicht gefrühstückt.«

»Oh«, sagte sie. »Du denkst aber auch nur ans Essen.«

»Das stimmt nicht. Trotzdem zeig mir bitte, wo die wichtigen Leute essen.«

Elizabeth führte mich in einen Raum neben einer Küche im dritten Stockwerk des Zylinders. Einige Männer hielten sich dort auf, meistens Bewaffnete, aber auch Bedienstete, ein Metallarbeiter, zwei Bäcker und einige Schriftgelehrte. Die kleinen Tische standen vereinzelt. Ich setzte mich an einen und Elizabeth kniete hinter mir nieder.

Sie hob schnüffelnd den Kopf. Ich tat es ihr nach und wollte meinem Geruchssinn nicht trauen. Wir sahen uns an.

Eine Sklavin kam an unseren Tisch.

»Was ist das für ein Geruch?« fragte ich.

»Schwarzer Wein«, erwiderte sie, »aus dem Thentisgebirge.«

Ich hatte schon davon gehört, ohne jemals schwarzen Wein getrunken zu haben.

»Bring uns zwei Schalen.«

»Zwei?« fragte das Mädchen.

»Die Sklavin«, sagte ich und deutete auf Elizabeth, »wird das Getränk für mich kosten.«

»Natürlich, Herr.«

»Und dann tu für mich Brot auf das Feuer«, fuhr ich fort, »und Honig und Vuloeier und Tarskfleisch und eine torianische Larmafrucht.«

Das Mädchen entfernte sich und kam nach kurzer Zeit mit dem Gewünschten zurück.

Ich starrte ungläubig auf die beiden dampfenden Schalen mit schwarzem Wein. Vorsichtig nahmen wir die Gefäße aufführten sie sanft zusammen und hoben sie an die Lippen. Das Getränk war sehr stark und bitter, doch es war heiß und eindeutig – Kaffee.

Ich teilte mein Frühstück mit Elizabeth, die mir sagte, das Essen sei besser als der Brei unten im Eßsaal für die Bediensteten Sklavinnen.

»Ich beneide euch Freie«, sagte Elizabeth. »Das nächste Mal spielst du den Sklaven und ich den Attentäter.«

»Eigentlich ist das hier auch etwas Seltenes«, sagte ich. »Thentis handelt nicht mit den Bohnen des schwarzen Weins. Ich habe gehört, daß vor einigen Jahren mal eine Schale schwarzer Wein für ein silbernes Achtzigerstück gehandelt wurde. Sogar in Thentis gibt es schwarzen Wein gewöhnlich nur in den Heimen der allerhöchsten Kasten.«

»Vielleicht stammt das Getränk von der Erde«, flüsterte Elizabeth.

»Die ersten Bohnen kamen sicherlich von der Erde – so wie auch anderes Saatgut, Seidenraupen und dergleichen. Aber ich möchte doch bezweifeln, daß das Schiff gestern abend eine so triviale Ladung wie Kaffeebohnen an Bord hatte.«

»Du hast sicher recht«, sagte Elizabeth und nahm noch einen Schluck.

»Sehr gut.«

Als wir mit dem Frühstück fertig waren, kehrte ich in mein Quartier zurück, wo ich meinen Signaturknoten löste.

»Wann mußt du dich bei Caprus melden?« fragte ich.

»Er gehört zu uns«, erwiderte sie. »Ich habe keinen genauen Arbeitsplan. Ich darf das Haus nach Wunsch verlassen, doch sollte ich mich bei Gelegenheit bei ihm sehen lassen.«

»Hat er noch andere Helfer?«

»Er hat einige Schriftgelehrte in seinem Büro, aber sie arbeiten nicht sehr eng mit ihm zusammen. Es gibt da noch andere Mädchen, aber Caprus ist großzügig, und wir kommen und gehen, wann wir wollen.

Aber wir reden und reden – und du bist die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Du mußt doch müde sein,«