Alcest.
Am Ende gibt sich's doch.
Und es geschieht Ihm recht. Es wird noch besser kommen!
Er hat die arme Frau nicht einmal mitgenommen,
Wenn Er zum Balle ging; und es ist gar nicht fein,
Er läßt der jungen Frau das kalte Bett allein.
Söller.
Ah! Sie bleibt gern zu Haus und läßt mich immer schwärmen;
Denn sie versteht die Kunst, sich ohne mich zu wärmen.
Alcest.
Das wäre doch kurios!
Söller.
O ja, wer 's Naschen liebt,
Der merkt sich ohne Wink, wo's was zum besten gibt.
Alcest pikiert.
Wieso verblümt?
Söller.
Es ist ganz deutlich, was ich meine.
Exempli gratia: des alten Vaters Weine
Trink ich recht gern; allein er rückt nicht gern heraus,
Er schont das Seinige; da trink ich außerm Haus!
Alcest mit Ahndung.
Mein Herr, bedenken Sie! —
Söller mit Hohn.
Herr! Freund von Frauenzimmern!
Sie ist nun meine Frau, und Sie kann's nichts bekümmern,
Und wenn sie noch ihr Mann für sonst was anders hält.
Alcest mit zurückgehaltenem Zorne.
Was Mann! Mann oder nicht! Ich trotz der ganzen Welt;
Und unterstehn Sie sich, noch einmal was zu sagen —
Söller geschreckt, vor sich.
O schön! Ich soll ihn noch wohl gar am Ende fragen,
Wie tugendhaft sie ist?
Laut.
Mein Herd ist doch mein Herd!
Trotz jedem fremden Koch!
Alcest.
Er ist die Frau nicht wert!
So schön, so tugendhaft! so vielen Reiz der Seele!
So viel ihm zugebracht! es ist nichts, was ihr fehle.
Söller.
Sie hat, ich hab's gemerkt, besondern Reiz im Blut,
Und auch der Kopfschmuck war ein zugebrachtes Gut.
Ich war prädestiniert zu einem solchen Weibe,
Und zwar zum Hahnrei schon gekrönt in Mutterleibe.
Alcest herausbrechend.
Herr Söller!
Söller keck.
Soll er was?
Alcest zurückhaltend.
Ich sag Ihm, sei Er still!
Söller.
Ich will doch sehn, wer mir das Maul verbieten will.
Alcest.
Hätt ich Ihn anderswo, ich wies Ihm, wer es wäre!
Söller trocken.
Der beste Champion für meines Weibes Ehre.
Alcest.
Gewiß!
Söller.
Es weiß kein Mensch so gut, wie weit sie geht.
Alcest.
Verflucht!
Söller.
O Herr Alcest! wir wissen ja, wie's steht.
Nur still! ein bißchen still! Wir wollen uns vergleichen,
Und da versteht sich's schon, die Herren Ihresgleichen,
Die schneiden meist für sich das ganze Kornfeld um,
Und lassen dann dem Mann das Spicilegium.
Alcest.
Mein Herr, ich wundre mich, daß Sie sich unterfangen.
Söller.
O, mir sind auch gar oft die Augen übergangen,
Und täglich ist mir's noch, als röch ich Zwiebeln.
Alcest zornig und entschlossen.
Wie?
Mein Herr, nun geht's zu weit! Heraus! Was wollen Sie?
Was, glauben Sie, vermag Sophiens Ehr zu rauben?
Söller herzhaft.
Eh, Herre, was man sieht, das geht noch übers Glauben.
Alcest.
Wie! sieht? Wie nehmen Sie das Sehen?
Söller.
Wie man's nimmt.
Vom Hören und vom Sehn.
Alcest.
Ha!
Söller.
Nur nicht so ergrimmt!
Alcest mit dem entschlossensten Zorne.
Was haben Sie gehört? Was haben Sie gesehen?
Söller erschrocken, will sich wegbegeben.
Erlauben Sie, mein Herr!
Alcest ihn zurückhaltend.
Wohin?
Söller.
Beiseit zu gehen.
Alcest.
Sie kommen hier nicht los!
Söller vor sich.
Ob ihn ein Teufel plagt!
Alcest.
Was hörten Sie?
Söller.
Ich? Nichts! Man hat mir's nur gesagt!
Alcest dringend zornig.
Wer war der Mann?
Söller.
Der Mann! das war ein Mann.
Alcest heftiger und auf ihn losgehend.
Geschwinde!
Söller in Angst.
Der's selbst mit Augen sah.
Herzhafter.
Ich rufe dem Gesinde!
Alcest kriegt ihn beim Kragen.
Wer war's?
Söller will sich losreißen.
Was Hölle!
Alcest hält ihn feste.
Wer? Sie übertreiben mich!
Er zieht den Degen.
Wer ist der Bösewicht? der Schelm? der Lügner?
Söller fällt vor Angst auf die Kniee.
Ich!
Alcest drohend.
Was haben Sie gesehn?
Söller furchtsam.
Ei nun, das sieht man immer,
Der Herr, das ist ein Herr, Sophie ein Frauenzimmer.
Alcest wie oben.
Und weiter?
Söller.
Nun, da geht's denn so den Lauf der Welt,
Wie's geht, wenn sie dem Herrn und ihr der Herr gefällt.
Alcest.
Das heißt?
Söller.
Ich dächte doch, Sie wüßten's ohne Fragen.
Alcest.
Nun?
Söller.
Man hat nicht das Herz, so etwas zu versagen.
Alcest.
Wie, Herre, so etwas?
Söller.
O lassen Sie mir Ruh!