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Und ihn auch wohl vielleicht — daß du ihn lang gekannt.

Sophie.

Oh!

Söller.

Nein, ich wüßte nicht, was ich da Böses sähe!

Ein Bäumchen, das man pflanzt, das schießt zu seiner Höhe;

Und wenn es Früchte bringt, eh! da genießet sie,

Wer da ist; übers Jahr gibt's wieder. Ja, Sophie,

Ich weiß das gar zu wohl, um etwas draus zu machen.

Mir ist's nur lächerlich.

Sophie.

Ich finde nichts zu lachen.

Daß mich Alcest geliebt, daß er für mich gebrannt,

Und ich ihn auch geliebt, und ich ihn lang gekannt,

Was ist's denn weiter?

Söller.

Nichts! das will ich auch nicht sagen,

Daß es was weiter ist. Denn in den ersten Tagen,

Wenn so das Mädchen keimt, da liebt sie eins zum Spaß,

Es krabbelt ihr ums Herz, doch sie versteht nicht, was.

Mit sanfter Freundlichkeit schleicht Amor, der Betrüger;

Wer keinen Tiger kennt, der läuft vor keinem Tiger.

Und sie versteht es nicht, warum die Mutter schmält.

Voll Tugend, wenn sie liebt, ist's Unschuld, wenn sie fehlt.

Und kommt Erfahrenheit zu ihren andern Gaben,

So sei ihr Mann vergnügt, ein kluges Weib zu haben!

Sophie.

Du kennst mich nicht genug.

Söller.

O laß das immer sein!

Den Mädchen ist ein Kuß, was uns ein Glas voll Wein,

Eins, und dann wieder eins, und noch eins, bis wir sinken.

Wenn man nicht taumeln will, so muß man gar nicht trinken!

Genug, du bist nun mein! — Ist es nicht vierthalb Jahr,

Daß Herr Alcest dein Freund und hier im Hause war?

Wie lange war er weg? Zwei Jahre, denk ich.

Sophie.

Drüber.

Söller.

Nun ist er wieder da, schon vierzehn Tage —

Sophie.

Lieber,

Zu was dient der Diskurs?

Söller.

Eh nun, daß man was spricht.

Denn zwischen Mann und Frau red't sich so gar viel nicht.

Warum ist er wohl hier?

Sophie.

Ei, um sich zu vergnügen.

Söller.

Ich glaube wohl, du magst ihm sehr am Herzen liegen.

Wenn er dich liebte, he! gäbst du ihm wohl Gehör?

Sophie.

Die Liebe kann wohl viel, allein die Pflicht noch mehr.

Du glaubst!

Söller.

Ich glaube nichts, und kann das wohl begreifen;

Ein Mann ist immer mehr als Herrchen, die nur pfeifen.

Der allersüßte Ton, den auch der Schäfer hat,

Es ist doch nur ein Ton, und der wird endlich matt.

Sophie ungeduldig.

Ja, ja, das weiß ich wohl; doch ist der deine besser?

Die Unzufriedenheit in dir wird täglich größer.

Nicht einen Augenblick bist du mit Necken still.

Man sei erst liebenswert, wenn man geliebt sein will.

Warst du denn wohl der Mann, ein Mädchen zu beglücken?

Erwarbst du dir ein Recht, mir ewig vorzurücken,

Was doch im Grund nichts ist? Es wankt das ganze Haus;

Du nimmst allein nichts ein, und gibst allein fast aus.

Du lebst in Tag hinein; fehlt dir's, so machst du Schulden,

Und wenn die Frau was braucht, so hat sie keinen Gulden,

Und du fragst nicht darnach, wie sie ihn kriegen kann.

Willst du ein braves Weib, so sei ein rechter Mann.

Ach, es versucht uns nichts so mächtig als der Mangel;

Die klügsten Fische treibt der Hunger an die Angel.

Mein Vater gibt mir nichts, und hat der Mann nicht recht?

Wir brauchen so genug, und alles geht so schlecht.

Doch heute mußt ich ihn notwendig etwas bitten.

Ha, sagt er, du kein Geld, und Söller fährt im Schlitten?

Er gab mir nichts und lärmt mir noch die Ohren voll.

Nun sag mir denn einmal, woher ich's nehmen soll?

Denn du bist nicht der Mann, für eine Frau zu sorgen.

Söller.

O warte, liebes Kind, vielleicht empfang ich morgen

Von einem guten Freund —

Sophie.

Wenn er ein Narr ist, ja!

Zu holen sind gar oft die guten Freunde da;

Doch einen, der was bringt, den hab ich noch zu sehen!

Nein, Söller, künftighin kann es nicht mehr so gehen.

Söller.

Du hast ja, was man braucht.

Sophie.

Schon gut, das ist wohl was.

Doch wer nie dürftig war, der will noch mehr als das.

Von Jugend auf verwöhnt durch's Glück und seine Gaben,

Hat man, soviel man braucht, und glaubt noch nichts zu haben.

Die Lust, die jede Frau, die jedes Mädchen hat,

Ich bin nicht hungrig drauf, doch bin ich auch nicht satt.

Der Putz, der Ball — Genug, ich bin ein Frauenzimmer.

Söller.

Eh nun, so geh dann mit: ich sage dir's ja immer.

Sophie.

Daß wie das Karneval auch unsre Wirtschaft sei,

Die kurze Zeit geschwärmt, dann auf einmal vorbei!

Viel lieber sitz ich hier allein zu ganzen Jahren!

Wenn er nicht sparen will, so muß die Frau wohl sparen.

Mein Vater ist genug schon über mir erbost:

Ich stille seinen Zorn und bin sein ganzer Trost.

Nein, Herr! Ich helf Ihm nie mein eigen Geld verschwenden:

Spar Er es erst an sich, um es an mich zu wenden!

Söller.

Mein Kind, für diesmal nur laß mich noch lustig sein,

Und wenn die Messe kommt, so richten wir uns ein.

Dritter Auftritt

Die Vorigen, ein Kellner.

Kellner.

Herr Söller!

Söller.

Nun, was soll's?

Kellner.

Der Herr von Tirinette!

Sophie.

Der Spieler!

Söller.

Schick ihn fort! Daß ihn der Teufel hätte!

Kellner.

Er sagt, er muß Sie sehn.

Sophie.

Was will er dann bei dir?

Söller verwirrt zu Sophie.

Ach, er verreist —

Zum Kellner.

Ich komm!

Zu Sophie.

und er empfiehlt sich mir.

Ab.

Vierter Auftritt

Sophie.

Der mahnt ihn ganz gewiß! Er macht beim Spiele Schulden.

Er bringt noch alles durch, und ich, ich muß es dulden.

Dies ist nun alle Lust und mein geträumtes Glück!

So eines Menschen Frau! Wie weit kamst du zurück!

Wo ist sie hin, die Zeit, da sie zu ganzen Scharen,

Die süßten jungen Herrn, zu deinen Füßen waren?