Meine Frau, fahren wir zum Essen und dann heim? Wilhelm ergriff beim Aussteigen ihre Hand. Seine Worte klangen wie die Einleitung zu einem Theaterstück, dazu verbeugte er sich vor ihr. Sie wusste warum. Er hatte sich vom Standesamt am Morgen über einen kleinen Ausflug in seinem neuen Automobil, mit dem er sie nach Braunsfelde gefahren hatte und ihr eine Baugrube in der Elsäßer Straße zeigte, die bald das Fundament ihres Hauses bergen sollte, bis zum Picknick am Mittag und nun die ganze Hafenrundfahrt hinweg ordentlich in Geduld geübt. Helene setzte sich in das Automobil, band das neue Kopftuch um, obgleich es ein überdachtes Automobil war, und hielt sich am Türgriff fest. Wilhelm zündete den Motor.
Du musst nicht immer den Türgriff festhalten.
Ich möchte aber.
Die Tür könnte sich öffnen, Schätzchen. Lass sie los.
Helene gehorchte, sie vermutete, dass weiterer Widerspruch ihn unnötig reizen würde.
Wilhelm hatte im Gasthof am Fuß des Schlosses einen Tisch bestellt, doch schon nach den ersten Bissen vom Eisbein sagte er, das reiche. Wenn sie nichts mehr wolle, wolle er die Rechnung verlangen. Er verlangte die Rechnung und fuhr seine Braut nach Hause.
Sie hatte am Morgen das Bett bezogen, das Ehebett, das er vor einer Woche hatte kommen lassen.
Wilhelm sagte, sie solle nur in ihre Kammer gehen und sich dort umziehen. Sie ging in ihre Kammer und zog sich um. Sie trug ein weißes Nachthemd, das sie in den letzten Wochen mit kleinen Röschen und schlanken Blattranken verziert hatte, Röschen und Blattranken in Stichen, die ihr das Mariechen einst beigebracht hatte. Als sie zurückkam, hatte er das Licht im Zimmer gelöscht. Ein starker Hauch kölnisch Wasser wehte ihr entgegen. Es war finster im Schlafzimmer. Helene tastete sich vorwärts.
Hier bin ich, sagte er und lachte. Seine Hand griff nach ihr. Du brauchst keine Angst haben, mein Schätzchen, sagte er und zog sie zu sich auf das Bett. Es tut nicht weh. Er knöpfte ihr Nachthemd auf, er wollte ihre Brüste fühlen, er tastete eine Weile, blind hoch, blind runter, blind seitlich, bis zum Rücken und wieder zurück, als würde er nicht fündig, dann nahm er seine Hände von ihrer Brust und umfasste ihren Hintern. Da ist ja was, sagte er. Er lachte über seinen Witz und sie spürte seine raue Hand zwischen ihren Beinen. Dann bemerkte sie ein gleichmäßiges Rütteln, ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, er atmete nur flach und fast ohne jedes Geräusch, das Rütteln wurde heftiger, offenbar bearbeitete er sein Geschlecht, vielleicht war es nicht steif genug oder er zog es vor, ohne Helene Erleichterung zu finden. Helene spürte, wie seine Hand wieder und wieder gegen ihren Schenkel stieß, sie streckte ihre Hand aus und berührte ihn.
Schön, sagte er, schön. Er sagte es ins Dunkel, noch immer atmete er fast geräuschlos, und Helene erschrak, meinte er sich oder sie? Helene suchte mit ihrer Hand seine, sie wollte ihm helfen, sein Geschlecht war hart, heiß das Gemächt. Ihre Nase an seiner Brust, das war kein Ort zum Verweilen, das kölnisch Wasser ätzte ihre Nasenschleimhäute, wie konnte man nur die Nase verschließen, durch den Mund atmen, durch den Mund, ihr Mund an seinem Bauch, die paar Haare im Mund sollten nicht stören, Helene neigte ihren Kopf, weiter unten konnte es nur besser werden, sie suchte ihn mit ihren Lippen. Er roch nach Urin und schmeckte salzig und sauer und schon ein wenig bitter, sie würgte, aber er sagte wieder schön und schön und das musst du nicht, mein Mädchen, aber sie saugte schon an seinem Geschlecht, dass es schmatzte, sie lutschte, sie gab ihm ihre Zunge, er zog sie an den Schultern zu sich hinauf, vielleicht war ihm ihr Saugen unangenehm. Alice? Ein Zweifel klang in ihrem Namen, als wäre er unsicher, wen er bei sich hatte. Sie suchte seinen Mund, sie kniete sich über ihn. Alice. Empörung schien ihn zu erfassen. Er packte ihre Schultern, warf sie unter sich und drückte mit zitternder Hand, jetzt so laut keuchend, als habe er die Beherrschung verloren, sein Geschlecht zwischen ihre Beine.
So geht das, behauptete er und fuhr in sie. Schön, sagte er noch, und wieder, schön.
Helene wollte sich aufrichten, aber er presste sie auf die Matratze, er kniete, wohl, um sich selbst zu sehen, wie er in sie fuhr, ein und aus, eine Hand auf ihre Schulter gestützt, fest, sie konnte sich nicht drehen, und plötzlich seufzte er hoch und ließ sich erschöpft auf sie sinken. Sein Körper war schwer.
Helene spürte das Glühen in ihrem Gesicht. Jetzt war sie froh, dass Wilhelm das Licht gelöscht hatte. Wilhelm fand es albern, wenn Menschen weinten. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, Helene ertappte sich beim Zählen, sie zählte seine Atemzüge und um sich davon abzubringen zählte sie seinen Herzschlag, der auf ihrem lag.
Da staunst du. Er strich ihr das Haar aus der Stirn. Was sagst du jetzt?
Seine Stimme war sanft und stolz, er fragte sie, als erwarte er eine ganz bestimmte und ganz besondere Antwort.
Du gefällst mir, sagte Helene. Sie war überrascht, wie sie auf diese Worte gekommen war. Aber es stimmte, sie meinte es allgemein und trotz der letzten Stunde. Es gefiel ihr, wie unverdrossen er an sich glaubte. Dennoch konnte Helene nicht anders als an Carl denken, an seine Hände, die mit ihren zu einem gemeinsamen Körper geworden waren, manchmal einem mit zwei Köpfen, manchmal einem ohne jeden Kopf, seine sanften Lippen und das etwas kleinere, fast spitze Geschlecht, das ihrem Denken und ihren Bewegungen eingeschrieben war.
Und jetzt zeige ich dir, wie es noch geht. Wilhelm sagte es mit der Stimme eines Lehrers. Er wälzte sich auf den Rücken, griff Helene an den Hüften und zog sie auf sich. Hier, so. Er bewegte sie. Etwas schneller, genau.
Das viele Reden störte Helene. Es kostete Mühe, ihm immer wieder zuzuhören, zu hören, was er sagte, und es dann wieder zu vergessen, sich selbst zu vergessen, sich so zu vergessen, dass einem Hören und Sehen verging.
Dort. Pass auf. Jetzt nimm deine Hand, hier, halt mich fest.
Helene musste lächeln, erschöpft. Es war ein Glück, dass er sie nicht sah. Er stieß zu und redete dabei, kurze Worte, anleitende. Sie wollte ihm nicht widersprechen, ihn nicht herausfordern. Er kniff sie in die Hüften, er suchte Halt, um sie auf sich zu bewegen.
So ist es schön.
Helene ließ sich eine Zeitlang von ihm bewegen. Je weniger sie selbst wollte, desto besser schien es ihm zu gefallen. Eine Marionette, dachte Helene, es gefiel ihr nicht und sie wusste nicht, wie sie ihm die Fäden aus der Hand nehmen sollte. Plötzlich bäumte sie ihren Po auf, von ihm weg.