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Akkarins Lächeln verschwand. »Sie ist die erwählte Novizin des Hohen Lords. Die Gilde erwartet von ihr, dass sie sich durch besondere Leistungen auszeichnet. Aber sie wird niemals stark genug sein, um mir gefährlich werden zu können.« Er wandte den Blick ab, und seine Miene verhärtete sich. »Was ihren Abschluss betrifft, so werde ich meine Entscheidung treffen, wenn es so weit ist.«

Als Lorlen den berechnenden Ausdruck in Akkarins Augen sah, schauderte er. Die Erinnerung an seinen Besuch im Wachhaus kehrte zurück. Die Bilder des ermordeten jungen Mannes und seines Vaters waren schwer zu vergessen. Auch wenn der Tod des jungen Mannes bei weitem grausamer gewesen war, hatte er Lorlen nicht annähernd so erschreckt wie das, was mit seinem Vater geschehen war. Die Handgelenke des älteren Mannes hatten flache Schnittwunden aufgewiesen, und er hatte nur wenig Blut verloren. Trotzdem war er tot.

Auf Akkarins Anweisung hin hatte Lorlen Barran erklärt, dass er keine Magier aussenden würde, die nach dem wilden Magier, der der Urheber dieser Untaten sein musste, suchen sollten. Die Suche nach Sonea hatte dazu geführt, dass sie zu den Dieben geflohen war, und diese hatten sie monatelang vor der Gilde versteckt. Obwohl es hieß, dass die Diebe ebenfalls auf der Jagd nach dem Mörder seien, bestand doch die Gefahr, dass die Diebe dem Mörder einen Handel vorschlugen, wenn er ihre Hilfe suchte. Daher war es besser, wenn die Gilde dem Mörder keinen Grund lieferte, sich allzu gut zu verstecken. Die Stadtwache musste ihn finden, dann würde Lorlen dafür sorgen, dass sie bei seiner Gefangennahme von Magiern unterstützt wurde. Barran hatte ihm zugestimmt, dass dies die klügste Vorgehensweise sei.

Aber dazu würde es niemals kommen, wenn der Mörder Akkarin war. Lorlen musterte den schwarzgewandeten Mann verstohlen. Am liebsten hätte er Akkarin gefragt, ob er etwas mit den Morden zu tun habe, aber er hatte Angst vor der Antwort. Und selbst wenn die Antwort ein Nein war, konnte er ihm dann glauben?

»Ah, Lorlen.« Akkarin klang erheitert. »Man könnte glatt denken, Sonea sei deine Novizin.«

Lorlen zwang sich, sich wieder auf das ursprüngliche Thema zu konzentrieren. »Wenn ein Mentor seine Pflichten vernachlässigt, ist es meine Aufgabe, Abhilfe zu schaffen.«

»Und wenn ich dir sage, dass du diese Angelegenheit auf sich beruhen lassen sollst, wirst du es dann tun?«

Lorlen runzelte die Stirn. »Natürlich«, antwortete er widerstrebend.

»Kann ich mich darauf verlassen?« Akkarin seufzte. »Nachdem du, was Dannyl betrifft, nicht getan hast, worum ich dich gebeten hatte?«

Lorlen runzelte überrascht die Stirn. »Dannyl?«

»Er hat seine Nachforschungen fortgesetzt.«

Bei dieser Neuigkeit flackerte ein Hoffnungsfunke in Lorlen auf, der jedoch schnell wieder erlosch. Was immer Dannyl auch herausfinden mochte, würde ihnen nicht weiterhelfen - nicht nachdem Akkarin von dem Tun des jungen Magiers wusste. »Ich habe ihm den Befehl gegeben, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen.«

»Dann hat er dir offensichtlich nicht gehorcht.«

Lorlen zögerte. »Was wirst du jetzt tun?«

Akkarin leerte sein Glas, dann erhob er sich und ging zu dem Getränketisch hinüber. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich befürchte, dass er einen bestimmten Ort aufsuchen wird. Wenn er das tut, wird er sterben - und das nicht durch meine Hand.«

Lorlen stockte das Herz. »Kannst du ihn warnen?«

Akkarin stellte sein Glas auf den Tisch und seufzte. »Es könnte bereits zu spät sein. Ich werde die Risiken abwägen müssen.«

»Risiken?« Lorlen runzelte die Stirn. »Welche Risiken?«

Akkarin drehte sich um und lächelte. »Du hast heute Abend aber wirklich viele Fragen. Ich wüsste gern, ob in letzter Zeit irgendetwas ins Quellwasser geraten ist. Neuerdings scheinen alle so mutig geworden zu sein.« Er wandte sich ab und füllte sein eigenes Glas und ein weiteres mit Wein. »Das ist alles, was ich im Moment dazu sagen kann. Wenn es mir freistünde, dir zu erzählen, was ich weiß, würde ich es tun.«

Er durchquerte den Raum und reichte Lorlen ein Glas.

»Fürs Erste wirst du mir einfach vertrauen müssen.«

34

Wären die Dinge nur so einfach

Als sie die Biegung der Straße erreichten, von der aus sie Dem Ladeiris Haus zum ersten Mal gesehen hatten, zügelten Dannyl und Tayend ihre Pferde und warfen einen letzten Blick auf das Gebäude.

»Wer hätte gedacht, dass wir in diesem alten Kasten die Antworten auf so viele Fragen finden würden?«, sagte Tayend kopfschüttelnd.

Dannyl nickte. »Es waren einige interessante Tage.«

»Also, das ist nun wirklich eine Untertreibung.« Tayends Mundwinkel zuckten, und er sah Dannyl von der Seite an.

Dannyl lächelte über den Gesichtsausdruck des Gelehrten, dann blickte er zu den Bergen über Ladeiris Haus hinauf. Die Ruinen von Armje lagen hinter einem der Felskämme verborgen.

Tayend schauderte. »Es macht mich nervös zu wissen, dass diese Höhle dort oben ist.«

»Ich bezweifle, dass nach Akkarin noch irgendwelche Magier Armje besucht haben«, erwiderte Dannyl. »Und diese Tür lässt sich nur mit Magie öffnen - oder indem man die ganze Wand einreißt. Ich hätte den Dem gewarnt, aber ich wollte nicht mit ihm darüber sprechen, bevor ich mich mit der Gilde beraten habe.«

Tayend nickte. Er trieb sein Pferd weiter, und Dannyl folgte ihm. »In jedem Fall haben wir einige weitere Informationen über diesen König von Charkan gefunden. Wenn wir ein paar Wochen übrig hätten, könnten wir nach Sachaka reisen.«

»Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das klug wäre.«

»Akkarin hat diese Reise sehr wahrscheinlich damals unternommen. Warum sollten wir es nicht auch tun?«

»Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er tatsächlich dorthin gegangen ist.«

»Wenn wir über die Berge reiten würden, würden wir vielleicht Beweise dafür finden, dass er seinerzeit dort war. Diese Sachakaner werden sich gewiss daran erinnern, ob ihnen ein Magier der Gilde begegnet ist. Hast du von irgendwelchen anderen Magiern gehört, die während der letzten zehn Jahre in Sachaka waren?«

Dannyl zuckte die Achseln. »Nein.«

»Wenn jemand dort gewesen wäre, hätte er gewiss erfahren, dass ein anderer Magier der Gilde vor ihm im Land gewesen ist.«

»Vielleicht.« Wieder verspürte Dannyl das schleichende Unbehagen, das ihm seit ihrem Besuch in Armje zu schaffen machte. Der Gedanke an andere Magier erinnerte ihn daran, dass er eines Tages in die Gilde würde zurückkehren müssen. Als könnten seine Kollegen vielleicht sehen, dass …

Aber diese Sorge war unbegründet, das wusste er. Nur indem sie ihn ansahen, würden sie sein Geheimnis nicht entdecken können. Wer würde jemals etwas beweisen können, solange er und Tayend diskret waren und er niemals jemandem gestattete, eine Wahrheitslesung bei ihm vorzunehmen, und er in der Gedankenrede Vorsicht walten ließ?

Er blickte zu Tayend hinüber. Rothen würde sagen, ich sei schlau genug, um jedes Geheimnis zu enthüllen - oder zu verbergen, überlegte er.

— Dannyl.

Erschrocken richtete Dannyl sich im Sattel auf. Dann erkannte er die Persönlichkeit hinter dem geistigen Ruf und war wie gelähmt vor Überraschung.

— Dannyl.

Panik stieg in ihm auf. Warum rief Akkarin nach ihm? Was wollte der Hohe Lord? Dannyl sah Tayend an. Oder hatte er gehört, dass… Aber nein, diese Angelegenheit war gewiss nicht wichtig genug, um …

— Dannyl.

Er musste antworten. Einen Ruf des Hohen Lords durfte er nicht ignorieren. Dannyl schluckte und atmete tief durch. Dann schloss er die Augen und sandte einen Namen aus.

— Akkarin?

— Wo seid Ihr?

— In den Bergen von Elyne. Er sandte ein Bild von der Straße. Ich habe mich erboten, Botschafter Errends alle zwei Jahre fällige Runde bei den Dems zu übernehmen, um mich mit dem Land ein wenig vertraut zu machen.