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»Wenn du siegen willst, kannst du dich nicht allein auf deine Stärke verlassen, Sonea«, warnte Yikmo sie. »Es gibt Mittel und Wege, um einen stärkeren Magier zu bezwingen. Balkan wird gewiss dafür sorgen, dass Regin sie alle kennt.«

»Dann solltet Ihr besser dafür sorgen, dass ich sie ebenfalls kenne«, entgegnete sie. Erstaunt über die Entschlossenheit in ihrer Stimme verzog sie entschuldigend das Gesicht. »Werdet Ihr mir helfen?«

Er lächelte. »Selbstverständlich. Ich kann den Schützling des Hohen Lords doch jetzt nicht im Stich lassen.«

»Ich danke Euch, Mylord.«

»Aber glaubt nicht, dass ich es nur aus Respekt vor deinem Mentor tue.«

Überrascht sah sie ihn an und war erstaunt über die Anerkennung, die sie in seinem Blick las. Ein Krieger wäre von allen Lehrern der letzte gewesen, dessen Respekt sie zu gewinnen erwartet hätte.

»Dir ist gewiss klar, dass man uns beobachten wird, wenn ich dich unterrichte«, sagte er. »Und man wird Regin und Lord Garrel alles berichten, was wir tun.«

»Darüber habe ich bereits nachgedacht.«

»Und?«

»Was… was ist mit dem Dom?«

Yikmo zog die Augenbrauen in die Höhe, dann grinste er breit. »Ich bin sicher, das lässt sich arrangieren.«

36

Der Kampf beginnt

Als die Kutsche durch die Tore der Gilde rollte, blickte Dannyl zur Universität hinauf. Die Gebäude waren ihm so vertraut, und doch wirkten sie jetzt fremd und unpersönlich. Er sah zur Residenz des Hohen Lords hinüber.

Ganz besonders dieses da. Er griff nach der Tasche, die neben ihm auf der Bank lag. Darin befand sich eine Kopie der Notizen, die er und Tayend zusammengetragen hatten - allerdings hatten sie sie ein wenig umgeschrieben, und es fanden sich jetzt keine Hinweise mehr darin, dass sie den Spuren von Akkarins früherer Reise gefolgt waren. Dannyl kaute auf seiner Unterlippe. Wenn Akkarin glaubt, dass es bei alledem um Nachforschungen über seine Vergangenheit ging, wird ihn das womöglich noch wütender machen. Aber ich stecke ohnehin in Schwierigkeiten, deshalb ist es das Risiko wert.

Die Kutsche hielt an und schaukelte ein wenig, als der Fahrer zu Boden sprang. Die Tür öffnete sich. Dannyl stieg aus und wandte sich dem Kutscher zu.

»Lass meine Reisetruhe in mein Quartier bringen«, befahl er. Der Mann verneigte sich, und Dannyl ging, die Tasche unterm Arm, auf die Residenz des Hohen Lords zu. Ihm fiel auf, dass die Gärten verlassen waren, was für einen sonnigen Freitagnachmittag ungewöhnlich war.

Als er die Tür der Residenz erreichte, war sein Mund trocken, und sein Herz schlug viel zu schnell. Bevor er die Finger um den Knauf legen konnte, schwang die Tür nach innen auf.

Ein Diener kam ihm entgegen und verneigte sich. »Der Hohe Lord erwartet Euch in der Bibliothek, Botschafter Dannyl. Bitte, folgt mir.«

Dannyl sah sich anerkennend in dem luxuriös ausgestatteten Empfangsraum um. Er war noch nie zuvor in der Residenz des Hohen Lords gewesen. Der Diener öffnete eine Tür und führte Dannyl eine Wendeltreppe hinauf. Oben angekommen ging er durch einen kurzen Flur zu einer geöffneten Doppeltür auf der rechten Seite.

Die Wände des Raums waren von Büchern gesäumt. Welche Geheimnisse ich hier wohl finden könnte?, überlegte Dannyl. Vielleicht sogar Informationen über …?

Dann sah er den Schreibtisch an der einen Seite des Raums und den schwarz gewandeten Magier, der dahinter saß und ihn beobachtete. Dannyls Herz begann zu rasen.

»Willkommen daheim, Botschafter Dannyl.«

Reiß dich zusammen!, befahl sich Dannyl streng. Er neigte höflich den Kopf. »Vielen Dank, Hoher Lord.«

Als sich die Türen hinter ihm schlossen, drehte Dannyl sich um und stellte fest, dass der Diener gegangen war. Jetzt sitze ich in der Falle … Er schob den Gedanken beiseite, trat vor und legte die Tasche mit seinem Bericht auf Akkarins Schreibtisch.

»Meine Notizen«, sagte er. »Wie Ihr es verlangt habt.«

»Ich danke Euch«, erwiderte Akkarin. Eine bleiche Hand griff nach der Tasche, die andere deutete auf einen Stuhl. »Setzt Euch. Ihr seid gewiss müde von der Reise.«

Dannyl ließ sich dankbar auf den Stuhl sinken und beobachtete Akkarin, während dieser seine Notizen durchblätterte. Dannyls Kopf schmerzte, und er verscheuchte das Problem mit ein wenig heilender Magie. Am vergangenen Abend hatte er zu viel Siyo getrunken, um nicht länger darüber nachgrübeln zu müssen, was ihm am nächsten Tag erwarten mochte.

»Wie ich sehe, habt Ihr den Prächtigen Tempel besucht.«

Dannyl schluckte. »Ja.«

»Hat der Hohe Priester Euch erlaubt, die Schriftrollen zu lesen?«

»Er hat sie mir vorgelesen - nachdem ich geschworen hatte, Stillschweigen über ihren Inhalt zu bewahren.«

Akkarin lächelte schwach. »Und das Grab der Weißen Tränen?«

»Ja. Ein faszinierender Ort.«

»Der Euch nach Armje geführt hat?«

»Nicht direkt. Wenn ich der Richtung gefolgt wäre, in die meine Nachforschungen mich gewiesen haben, wäre ich vielleicht nach Sachaka geritten, aber meine Pflichten als Botschafter haben eine solche Reise nicht zugelassen.«

»Eine Überquerung der Grenze wäre… nicht ratsam gewesen«, warf Akkarin ein und sah Dannyl in die Augen. Sein Gesichtsausdruck verriet Missbilligung. »Sachaka gehört nicht zu den Verbündeten Ländern, und als Mitglied der Gilde solltet Ihr das Land nicht betreten, es sei denn, auf Befehl des Königs.«

Dannyl schüttelte den Kopf. »Das hatte ich nicht bedacht, aber ich hätte mich gewiss nicht in ein unbekanntes Land gestürzt, ohne zuvor mit der Gilde Rücksprache zu halten.«

Akkarin musterte Dannyl nachdenklich, dann wandte er sich wieder den Notizen zu. »Und warum habt Ihr Armje besucht?«

»Dem Ladeiri hat mir während meines Besuches bei ihm vorgeschlagen, mir die Ruinen einmal anzusehen.«

Akkarin runzelte die Stirn. »Das hat er getan, ja?« Dann versenkte er sich wieder in die Lektüre der Notizen. Nach einigen Minuten schnalzte er überrascht mit der Zunge und starrte Dannyl an.

»Ihr habt überlebt?«

Da Dannyl erriet, wovon Akkarin sprach, nickte er. »Ja, obwohl es meine Kräfte völlig erschöpft hat.«

Während Akkarin weiterlas, fragte sich Dannyl, ob er jemals zuvor erlebt hatte, dass der Mann Erstaunen äußerte. Er kam zu dem Schluss, dass dem nicht so sei, und empfand ein eigenartiges Gefühl des Stolzes, weil es ausgerechnet ihm gelungen war, den Hohen Lord zu überraschen.

»Ihr habt den Sperrschild also überwunden«, bemerkte Akkarin schließlich. »Interessant. Vielleicht verliert die Höhle langsam an Kraft. Irgendwann muss sich die Macht natürlich erschöpfen.«

»Darf ich eine Frage stellen?«

Akkarin zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ihr dürft.«

»Wenn Ihr schon einmal auf diese Höhle der Höchsten Strafe gestoßen seid, warum habt Ihr dann niemandem in der Gilde davon erzählt?«

»Das habe ich getan.« Akkarins Mundwinkel zuckten. »Aber da niemand Nachforschungen in der Höhle anstellen kann, ohne einen Angriff auszulösen - und aus einigen anderen Gründen -, wurde damals beschlossen, dass die Existenz der Höhle nur den höchsten Magiern bekannt gemacht werden sollte. Was bedeutet, dass ich Euch befehlen muss, Euer Wissen für Euch zu behalten.«

Dannyl nickte. »Ich verstehe.«

»Es ist wirklich bedauerlich, dass die Warnung, die ich damals an die Wand geschrieben habe, unleserlich geworden ist.« Akkarin hielt inne, und seine Augen wurden schmal. »Gab es irgendwelche Hinweise darauf, dass jemand sie vorsätzlich entfernt haben könnte?«

Überrascht dachte Dannyl an die Wand, von der Akkarin sprach, und an die Überreste seines Namens. »Das kann ich nicht sagen.«

»Irgendjemand wird der Sache auf den Grund gehen müssen. Diese Höhle könnte allzu leicht zu einer Todesfalle für Magier werden.«

»Ich werde selbst dorthin zurückkehren, wenn Ihr es wünscht.«

Akkarin musterte ihn nachdenklich, dann nickte er. »Ja. Es wäre wahrscheinlich das Beste, wenn niemand sonst von diesem Ort erfährt. Euer Assistent weiß darüber Bescheid, nicht wahr?«