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Die ersten Treffer fühlten sich wie ein sanftes Klopfen auf ihrem Schild an, und Sonea kicherte. Er wollte sie dazu bringen, zu viel Energie in ihren Schild einfließen zu lassen. Beinahe hätte sie die Energie verringert, aber ein Schimmern in der Luft sagte ihr, dass jetzt etwas anderes auf sie zukam. Ein voller Kraftzauber krachte gegen ihren Schild, und sie dankte ihren Instinkten, denn der Zauber war stark genug, um sie einen Schritt nach hinten zu treiben.

Der Hagel schwacher Angriffe dauerte an, daher sandte sie zur Antwort einen einzigen kräftigen Energiestrahl. Regin riss eine starke Barriere hoch, aber einen Augenblick, bevor ihr Zauber traf, streckte sie ihren Willen aus, und der Hitzezauber teilte sich plötzlich zu einem Schauer roter Betäubungszauber, die sich vor Regins Schild einfach auflösten.

Regins Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Sonea lächelte, als sie das Gemurmel in der Arena hörte. Die Magier wussten ihren Scherz zu schätzen. Sie mussten gehört haben, dass Regin Betäubungszauber gegen sie eingesetzt hatte.

Regins nächster Angriff kam schnell, war aber leicht abzulenken. Sonea spielte mit seinem Zorn und antwortete nur mit Betäubungszaubern. Sie machte sich nicht die Mühe, das Manöver zu tarnen; er wusste jetzt, womit er es zu tun hatte. Obwohl das bedeutete, dass der Kampf ins Leere lief, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, Regin zu verhöhnen. Sie hatte reichlich Energie übrig, und Zorn würde ihn vielleicht dazu treiben, eine Dummheit zu begehen. Allerdings galt es als schlechter Stil, im Kampf Betäubungszauber zu benutzen, und es würde ihr keine Sympathien in der Gilde eintragen.

Plötzlich schleuderte Regin ihr einen stetigen Hagel von Angriffen entgegen. Kraftzauber und Hitzezauber von unterschiedlicher Intensität. Unter der Wucht dieses Angriffs begann Soneas Schild schwach zu leuchten. Sie durchschaute jedoch das simple Manöver und antwortete mit gleicher Münze. Wenn so viele unterschiedliche Zauber ausgetauscht wurden, blieben dem Verteidiger nur zwei Möglichkeiten: einen Schild aufrechtzuerhalten, der die machtvollsten dieser Zauber abwehren konnte, und gleichzeitig darauf gefasst zu sein, dass etwas noch Stärkeres kommen konnte, oder zu versuchen, den Schild ständig nach der Stärke der Angriffszauber zu modifizieren.

Nach einer Weile sah sie, dass Regin seinen Schild modifizierte. Das erforderte große Konzentration, wenn man gleichzeitig noch angriff. Sein Gesicht war starr, und seine Augen flackerten von Zauber zu Zauber.

Mit dieser Strategie könnte es ihm gelingen, sie am Ende zu erschöpfen. Ein einziger machtvoller Zauber würde ihn dazu zwingen, seinen Angriff abzubrechen, das wusste sie, aber ein solches Vorgehen würde sie noch mehr Energie kosten, und genau das wollte er.

Seine List war jedoch gleichzeitig seine Schwäche. Seine Verteidigung würde nur funktionieren, wenn er jeden Zauber bemerkte, den sie aussandte. Also muss ich etwas Unerwartetes tun.

Wenn sie die Richtung eines Zaubers veränderte, nachdem sie ihn losgelassen hatte, kostete sie das zusätzliche Anstrengung, aber nicht so viel, wie ein starker Energiestoß gekostet hätte. Sie konzentrierte sich und veränderte den Lauf eines ihrer Kraftzauber so, dass er im letzten Moment die Richtung wechselte und Regin von hinten traf.

Regin taumelte. Seine Augen weiteten sich, dann wurden sie schmal vor Zorn.

»Halt!«

Sonea brach ihren Angriff ab und ließ ihren Schild sinken. Erwartungsvoll blickte sie zu Balkan empor. »Der erste Sieg geht an Sonea.«

Lautes Tosen brach in der Arena aus, als die Magier sich einander zuwandten, um über den Kampf zu debattieren. Sonea bemühte sich einen Moment lang, ein Lächeln zu unterdrücken, gab den Versuch dann aber auf. Ich habe die erste Runde gewonnen! Sie sah Regin an. Sein Gesicht war dunkel vor Wut.

Balkan hob die Arme, und das Gemurmel verebbte.

»Seid ihr bereit, den zweiten Kampf zu beginnen?«, fragte er Sonea und Regin.

»Ja, Mylord«, antwortete sie. Regins Erwiderung klang schroff und angespannt.

Balkan legte eine Hand an die Barriere der Arena.

»Beginnt!«

37

Der Schützling des Hohen Lords

Lorlen lächelte, als die beiden Novizen sich wieder einander zuwandten. Soneas erster Sieg war alles, was man sich nur wünschen konnte. Sie hatte nicht durch Stärke gewonnen, sondern indem sie eine Schwäche in Regins Verteidigung entdeckt hatte. Als er zu Lord Yikmo hinüberblickte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass der Krieger die Stirn runzelte.

»Ihr scheint nicht besonders erfreut zu sein, Lord Yikmo«, murmelte Lorlen.

Der Krieger lächelte. »Oh doch, das bin ich. Dies ist das erste Mal, dass sie Regin geschlagen hat. Aber in der Freude über eine gewonnene Runde lässt nur allzu leicht die Konzentration nach.«

Als Sonea Regin mit offenkundigem Eifer angriff, stieg auch in Lorlen ein wenig Sorge auf. Sei nicht allzu zuversichtlich, Sonea, dachte er. Regin wird jetzt auf der Hut sein.

Regin verteidigte sich mühelos, dann griff er seinerseits an. Schon bald sirrte die Luft in der Arena vor Magie. Plötzlich riss Sonea die Arme zur Seite und senkte den Blick, während ihr Angriff ins Wanken geriet. Lorlen hörte, dass mehrere Zuschauer im Publikum scharf die Luft einsogen, aber Soneas Schild hielt Regins verstärktem Angriff stand.

Als er den Boden unter Soneas Füßen betrachtete, sah er, dass der Sand sich bewegte. Unter den Sohlen ihrer Stiefel war eine Energiescheibe zu erkennen. Sie schwebte dicht über dem Boden.

Lorlen kannte diese Taktik. Ein Magier mochte einen Angriff aus jeder Richtung erwarten, aber nicht von unten. Es war verlockend, seinen Schild dort enden zu lassen, wo er auf den Boden traf, um Energie zu sparen. Soneas Schild hatte sich offensichtlich bis unter ihre Füße erstreckt, und ihre Kenntnisse der Levitation hatten sie vor der Entwürdigung bewahrt, der Länge nach hinzuschlagen. Levitation wurde, wie er sich erinnerte, erst im dritten Jahr unterrichtet.

»Ein kluger Schritt, ihr das beizubringen«, sagte Lorlen. Yikmo schüttelte den Kopf. »Das war ich nicht.«

Soneas Gesicht war angespannt. Es kostete ein hohes Maß an Konzentration, gleichzeitig zu schweben, einen Schild aufrechtzuerhalten und anzugreifen, und ihre Zauber hatten ein simples Muster angenommen, das leicht abzuwehren war. Lorlen wusste, dass sie Regin in eine Situation hätte bringen müssen, in der er ebenso viel Energie verbrauchte. Der Sand unter Regins Füßen begann zu kochen, aber der Junge machte lediglich einen Schritt zur Seite. Gleichzeitig riss Sonea abermals die Arme hoch, um bei einem weiteren Angriff von unten das Gleichgewicht zu wahren, und ihr eigener Angriff brach ab.

»Halt!«

»Der zweite Sieg geht an Regin.«

Die Novizen brachen in Jubel aus. Während Regin grinste und seinen Freunden zuwinkte, runzelte Sonea die Stirn, offensichtlich verärgert über sich selbst.

»Gut«, sagte Yikmo.

Lorlen sah den Krieger erstaunt an.

»Das hat sie gebraucht«, erklärte Yikmo.

In der kurzen Pause zwischen den Runden suchte Rothen unter den Magiern auf der anderen Seite der Arena nach Dannyl. Er hatte zuvor zwischen den Höheren Magiern gestanden, war jetzt jedoch von seinem Platz verschwunden. Rothen runzelte die Stirn, hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, den Kampf zu beobachten, und dem Wunsch, nach seinem Freund Ausschau zu halten.

Er war sehr erstaunt gewesen, als er Dannyl mit Sonea, Yikmo und Akkarin zur Arena hatte kommen sehen. Dannyl hatte ihn nicht von seinem Besuch verständigt, nicht einmal mit einem kurzen Gedankenaustausch. Bedeutete das, dass seine Rückkehr ein Geheimnis gewesen war?

Wenn ja, dann war das Geheimnis inzwischen offensichtlich gelüftet worden. Durch sein Erscheinen zusammen mit Sonea und dem Hohen Lord wusste inzwischen jeder in der Gilde, dass Dannyl zurückgekommen war. Aber es war sein Erscheinen in Gesellschaft des Hohen Lords, das Rothen am meisten besorgte. Und Dannyl hatte schon seit einigen Wochen keine Briefe mehr geschickt.