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Fragen über Fragen gingen Rothen durch den Kopf. Hatte Akkarin von seiner Bitte an Dannyl erfahren? Oder hing Dannyls Besuch bei dem Hohen Lord mit seinen Pflichten als Botschafter zusammen? Oder gab es finsterere Gründe dafür, und Dannyl hatte keine Ahnung, dass er einem schwarzen Magier half? Oder hatte er die Wahrheit über Akkarin entdeckt?

»Hallo, alter Freund.«

Rothen zuckte zusammen, als er plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. Dannyl lächelte; es freute ihn offensichtlich, dass es ihm gelungen war, seinen Mentor zu erschrecken. Er nickte Dorrien zu, der ihn herzlich begrüßte.

»Dannyl! Warum hast du mir nicht erzählt, dass du zurückkommen würdest?«, fragte Rothen.

Dannyl lächelte entschuldigend. »Es tut mir Leid, ich hätte dich verständigen sollen. Ich habe unerwartet den Befehl bekommen, zurückzukehren.«

»Weshalb?«

Der junge Magier wandte den Blick ab. »Nur um dem Hohen Lord Bericht zu erstatten.«

Nur um dem Hohen Lord Bericht zu erstatten? Balkan verkündete den Beginn der nächsten Runde, und Rothen wandte sich von Dannyl ab. Falls Dannyl bereit war, mit ihm über seine Begegnung mit Akkarin zu sprechen, würde er es wahrscheinlich nicht inmitten einer Ansammlung von Magiern tun wollen. Nein, beschloss Rothen. Ich werde ihn später befragen.

Regin hatte sich für diese Runde eine tollkühne, riskante Verteidigungsstrategie zurechtgelegt. Statt sich mit einem Schild zu schützen, bombardierte er Sonea mit Angriffen. Als seine Magie auf die ihre prallte, war die Arena erfüllt von zersplitterten Energiestrahlen, ein jeder davon zu schwach, um den beiden Novizen Probleme zu bereiten. Einige dieser Strahlen trafen auf die Barriere der Arena und sandten zuckende Lichtblitze von einer Seite zur anderen. Inmitten dieses Feuerwerks attackierte Regin Sonea ein ums andere Mal. Obwohl sie sich mühelos verteidigte, war klar, dass sie mehr Energie verbrauchte als Regin, einfach weil sie ihren Schild ständig aufrecht hielt.

Um diesen Nachteil auszugleichen, vergrößerte sie die Wucht ihrer Angriffe. Regins Plan konnte nur dann funktionieren, wenn er alle Zauber, die gegen ihn gerichtet waren, abfing. Wenn er auch nur einen verfehlte, würde er sich sehr schnell einen Schild schaffen müssen.

Und kurz darauf geschah genau dies: Einer von Soneas Zaubern durchdrang Regins Verteidigung. Bevor Rothen auch nur Atem holen konnte, traf der Zauber auf einen hastig hochgezogenen Schild.

Sonea ging nun langsam auf Regin zu und verringerte den Abstand zwischen ihnen, so dass er gezwungen war, sich immer schneller zurückzuziehen. Als die beiden nur noch zehn Schritt voneinander getrennt waren, schienen sich Regins Zauber plötzlich umzukehren. Er taumelte zurück und stieß einen überraschten Schrei aus. Plötzlich war die Arena frei von Magie.

»Halt!«

Stille folgte Balkans Ruf, dann erhob sich ein leises Gemurmel unter den Zuschauern.

»Der dritte Sieg geht an Sonea.«

Etliche Magier brachten ihre Verwirrung zum Ausdruck. Rothen runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Was ist passiert?«

»Ich glaube, Sonea hat ihre Zauber verdoppelt«, sagte Dorrien. »Das heißt, jedem Zauber folgte unmittelbar darauf ein weiterer, wie ein Nachhall. Aus Regins Perspektive müssen sie ausgesehen haben wie ein einzelner Zauber. Regins Abwehr hielt den ersten Teilangriff auf, aber er hatte keine Zeit mehr, auf die Verdoppelung zu reagieren.«

Mehrere Magier hörten Dorriens Erklärung und nickten einander beeindruckt zu. Dorrien sah Rothen selbstgefällig an. »Sie ist wirklich wundervoll.«

»Ja.« Rothen nickte, dann seufzte er, als Dorrien sich abwandte. Offensichtlich fühlte sein Sohn sich mehr und mehr zu Sonea hingezogen. Er hätte nie gedacht, dass er jemals so erpicht darauf sein würde, Dorrien in sein Dorf zurückkehren zu sehen.

Balkans Stimme übertönte das Raunen der Zuschauer.

»Bitte, geht wieder auf eure Positionen.«

Sonea zog sich von Regin zurück.

»Seid ihr bereit, die vierte Runde zu beginnen?«

»Ja, Mylord«, erwiderten die beiden.

Ein Lichtblitz zuckte über die Barriere der Arena.

»Beginnt!«

Sonea begann diesen Kampf keineswegs triumphierend. Die Methode, die sie benutzt hatte, um Regin zu besiegen, hatte eine Menge Magie gekostet. Wenn Regins Sieg davon abhing, sie dazu zu bringen, ihre Energie zu vergeuden, dann hatte er gute Chancen.

Diesmal würde sie vorsichtiger sein müssen. Sie durfte sich nicht dazu hinreißen lassen, auf seine Tricks zu reagieren. Sie musste sparsam mit ihrer Energie umgehen, denn wenn sie diesen Kampf verlor, würde sie einen weiteren überstehen müssen.

Eine Weile beobachteten sie und Regin einander, beide reglos und ohne einen Schild. Dann wurden Regins Augen schmal, und mit einem Mal war die Luft erfüllt von tausend beinahe unsichtbaren Hitzezaubern, ein jeder davon gerade stark genug, um als tödlicher Treffer zu gelten, sofern er bis zu ihrem inneren Schild durchdrang. In dem Hagel schwächerer Zauber entdeckte sie einige machtvollere und schuf einen Schild, der stark genug war, um sie alle abzuwehren.

Aber kurz bevor die Zauber sie erreichten, lösten sie sich in nichts auf. Verärgert über Regins Täuschungsmanöver, sandte sie ihm einen Hagel identischer Zauber, nur dass sie einige stärkere Angriffe auf seinen Schild prallen ließ, in der Hoffnung, er würde glauben, dass sie sich des gleichen Tricks bediente wie er zuvor.

Er fiel natürlich nicht darauf herein, sondern taumelte lediglich zurück, aber seine Miene wirkte angespannt. Ein Gefühl des Triumphs wallte in ihr auf. Er wurde müde!

Es folgte ein vorsichtiger Angriff, komplex und doch ökonomisch. Regin füllte die Luft mit Licht, als hoffe er, in der blendenden Helligkeit einige stärkere Zauber tarnen zu können. Bei jedem Angriff sah Sonea kleine Anzeichen von Anstrengung in Regins Gesicht und seinen Bewegungen. Er versuchte, seine Erschöpfung zu verbergen, aber es war offenkundig, dass er jetzt keine große Bedrohung mehr für sie darstellte.

Sonea, die ihn durch das grelle Licht beobachtete, sah, wie er zusammenzuckte, als einer ihrer stärkeren Zauber ihn erreichte. Dann jedoch spürte sie einen Angriff von unerwarteter Wucht, der von oben in ihren Schild krachte. Der Schild wankte, und ein zweiter Zauber, so berechnet, dass er dem ersten direkt folgte, durchbrach ihren Schild, bevor sie ihn stärken konnte.

»Halt!«

Ungläubigkeit und Entsetzen schlugen über ihr zusammen, als ihr klar wurde, dass er seine Schwäche nur vorgetäuscht hatte. Als sie die Selbstgefälligkeit auf seinem Gesicht bemerkte, stieg Wut in ihr auf - Wut auf sich selbst, weil sie so eine Närrin gewesen war.

»Der vierte Sieg geht an Regin.«

Aber sie kannte seine Grenzen. Nach all der Zeit musste er müde werden.

Sie schloss die Augen und suchte nach der Quelle ihrer Macht. Sie war ein wenig verringert, aber noch weit davon entfernt, erschöpft zu sein.

Yikmo hatte ihr davon abgeraten, Regin mit schierer Stärke zu besiegen. »Wenn du Respekt willst, musst du sowohl Geschick als auch Ehre zeigen.«

Ich habe ihnen genug Geschick und Ehre gezeigt, dachte sie. Was immer in dieser letzten Runde geschah, sie würde keine neuerliche Niederlage riskieren, indem sie versuchte, ihre Kräfte zu schonen. Falls sie diese Runde für sich entschied, dann nur durch überlegene Ausdauer.

Was bedeutete, dass sie sie ohnehin durch Stärke gewinnen würde - warum also machte sie dem Ganzen nicht mit einem einzigen grimmigen Angriff ein Ende?

»Seid ihr bereit, die fünfte Runde zu beginnen?«, rief Balkan.

»Ja, Mylord«, antwortete sie, und Regin tat es ihr nach.

»Beginnt.«

Zuerst griff sie mit machtvollen Zaubern an, in der Hoffnung, sich auf diese Weise ein Bild von Regins Durchhaltekraft zu verschaffen. Regin wich allen Zaubern aus, und ihre Angriffe prallten, ohne Schaden anzurichten, gegen den Schild der Arena.