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Es klingt wirklich beeindruckend, dachte Dannyl. Mit einem Gefühl leichter Erregung folgte er Errend durch den Raum. Zwei Höflinge wurden von einer gepolsterten Bank verscheucht, und der Wachposten bedeutete den Magiern, dort Platz zu nehmen. Errend ließ sich mit einem Seufzer auf der Bank nieder.

»Hier werden wir warten«, sagte er.

»Wie lange?«

»So lange, wie es dauert. Man wird dem König nach seiner jetzigen Audienz unsere Namen zuflüstern. Wenn er den Wunsch hat, uns sofort zu sehen, wird man uns aufrufen. Wenn nicht…« Errend zuckte die Achseln und deutete auf die anderen Menschen im Raum. »Dann warten wir, bis wir an die Reihe kommen, oder wir fahren wieder nach Hause.«

Frauenstimmen und Gelächter erfüllten den Raum. Auf einer Bank gegenüber saßen einige Elynerinnen und lauschten dem leisen Gesang eines bunt gekleideten Musikanten, der im Schneidersitz vor ihren Füßen hockte und seine Kunst zum Besten gab.

Nach überraschend kurzer Zeit erklang die donnernde Stimme der königlichen Wache: »Der Botschafter der Gilde in Elyne!«

Errend erhob sich, und Dannyl folgte ihm durch den Raum. Der Wachposten bedeutete ihnen zu warten und verschwand hinter der Tür.

Dannyl hörte, dass auf der anderen Seite zuerst Errends Titel ausgerufen wurde, dann sein eigener. Es folgte eine kurze Pause, und schließlich kam der Wachposten zurück und geleitete sie durch die Tür.

Der Audienzsaal selbst war kleiner als der Vorraum. Zu beiden Seiten standen Tische, an denen mehrere Männer in mittlerem oder fortgeschrittenem Alter saßen - die Ratgeber des Königs. In der Mitte befand sich ein weiterer Tisch mit Dokumenten, Büchern und einem Teller mit Süßigkeiten. An diesem Tisch saß auf einem großen, gepolsterten Stuhl der König. Zwei Magier standen hinter ihm und beobachteten jede Bewegung im Raum.

Dannyl folgte Errends Beispiel und blieb stehen, um sich auf ein Knie niederzulassen. Es war viele Jahre her, dass er das letzte Mal vor einem König gekniet hatte. Damals war er ein Kind gewesen und hatte seinen Vater an den kyralischen Hof begleiten dürfen. Als Magier war es ihm zur Selbstverständlichkeit geworden, dass alle Menschen, mit Ausnahme anderer Magier, sich vor ihm verneigten. Obwohl er kein besonders großes Verlangen danach verspürte, solche Gesten der Unterwürfigkeit von anderen zu empfangen, fand er es doch seltsam kränkend, wenn sie es nicht taten, als sei es ein Verstoß gegen die Regeln allgemeiner Höflichkeit.

Aber die Notwendigkeit, vor einem anderen Menschen niederzuknien, war demütigend, und das war ein Gefühl, an das er nicht gewöhnt war. Er konnte nicht umhin zu denken, wie befriedigend es für einen König in solchen Augenblicken sein musste, zu den wenigen Menschen der Allianz zu gehören, vor denen ein Magier das Knie beugte.

»Erhebt Euch.«

Als Dannyl wieder aufgestanden war, stellte er fest, dass der König ihn voller Interesse musterte. Marend war über fünfzig Jahre alt, und weiße Strähnen zogen sich durch sein rotbraunes Haar. Sein Blick jedoch war wachsam und intelligent.

»Willkommen in Elyne, Botschafter Dannyl.«

»Ich danke Euch, Hoheit.«

»Wie war Eure Reise?«

Dannyl dachte kurz nach. »Gute Winde, keine Stürme. Erfreulich ereignislos.«

Der Mann kicherte. »Ihr hört Euch an wie ein Matrose, Botschafter Dannyl.«

»Es war auch eine sehr bildende Reise.«

»Und womit wollt Ihr Eure Zeit in Elyne verbringen?«

»Wenn ich mich nicht um die Angelegenheiten kümmern muss, die in meinen Aufgabenbereich fallen, werde ich die Stadt und ihre Umgebung erkunden. Ich freue mich schon besonders darauf, die Große Bibliothek zu sehen.«

»Natürlich.« Der König lächelte. »Ihr Magier scheint einen grenzenlosen Hunger nach Wissen zu haben. Nun, es ist mir ein Vergnügen, Euch kennen zu lernen, Botschafter Dannyl. Wir werden einander gewiss wiedersehen. Ihr dürft Euch zurückziehen.«

Dannyl neigte respektvoll den Kopf, dann folgte er Errend zu einer Tür auf der anderen Seite des Audienzsaals. Von dort aus kamen sie in einen kleineren Raum, in dem mehrere Wachen standen und sich leise unterhielten. Ein weiterer uniformierter Mann begleitete sie durch eine zweite Tür in einen Korridor hinaus, durch den sie in die große Halle zurückkamen.

»Nun«, sagte Errend. »Das ging ziemlich schnell und war nicht besonders aufregend, aber er hat sich Euch genau angesehen, und das war der Zweck dieses kleinen Ausflugs. Jetzt werde ich Euch hier zurücklassen. Macht Euch keine Sorgen. Ich habe veranlasst, dass sich jemand um Euch kümmert - ah, da kommen sie schon.«

Zwei Frauen traten näher. Als Errend sie vorstellte, verneigten sich beide mit großer Würde. Dannyl erwiderte ihren Gruß mit einem Nicken und lächelte, als er sich mit einem Mal an ein besonders interessantes Gerücht erinnerte, das ihm über diese Schwestern zu Ohren gekommen war.

Als die ältere Schwester sich bei Dannyl unterhakte, entschuldigte sich Errend und ließ sie allein. Die Schwestern machten sich daran, Dannyl durch den Raum zu begleiten und ihn mehreren berühmten Höflingen von Elyne vorzustellen. Schon bald konnte Dannyl vielen der Namen, die er sich eingeprägt hatte, Gesichter zuordnen.

Und alle, denen er vorgestellt wurde, schienen wirklich erpicht darauf zu sein, ihn kennen zu lernen. Erstaunlicherweise bereitete Dannyl dieses Interesse ein gewisses Unbehagen. Als die Sonne schließlich die ersten langen Strahlen in den Raum warf und er andere Gäste fortgehen sah, fand Dannyl, er könne sich nun ebenfalls zurückziehen, ohne unhöflich zu sein. Sobald er sich von den Schwestern befreit hatte, machte er sich auf den Weg zum Eingang des Palastes, aber bevor er das Tor erreichte, trat ein Mann an ihn heran.

»Botschafter Dannyl?« Der Mann war dünn und trug das Haar sehr kurz, und seine Gewänder waren von einem dunklen Grün, das verglichen mit den Farben der übrigen Höflinge eher düster wirkte.

Dannyl nickte. »Ja?«

»Ich bin Dem Agerralin.« Der Mann verbeugte sich. »Wie war Euer erster Tag bei Hof?«

Der Name des Mannes kam ihm bekannt vor, aber Dannyl konnte sich nicht darauf besinnen, warum. »Erfreulich und unterhaltsam, Dem. Ich habe einige neue Bekanntschaften geschlossen.«

»Wie ich sehe, seid Ihr bereits auf dem Heimweg.« Dem Agerralin trat einen Schritt zurück. »Ich möchte Euch nicht aufhalten.«

Plötzlich erinnerte Dannyl sich wieder, wo er den Namen schon einmal gehört hatte. Dem Agerralin war der Mann mit »zweifelhaften Verbindungen«, von dem Errend gesprochen hatte. Dannyl sah sich sein Gegenüber genauer an. Der Dem war ein Mann in mittleren Jahren, schätzte er. Und auf den ersten Blick konnte er nichts besonders Bemerkenswertes an ihm entdecken.

»Ich habe es nicht eilig«, sagte Dannyl.

Dem Agerralin lächelte. »Ah, das ist schön. Es gibt da nämlich eine Frage, die ich Euch gern stellen würde.«

»Nur zu.«

»Es ist eine private Angelegenheit.«

Fasziniert von dieser Einleitung, bedeutete Dannyl dem Mann fortzufahren. Der Dem schien seine Worte sorgfältig abzuwägen, dann zuckte er entschuldigend die Achseln.

»Es gibt nicht viele Dinge, die der Aufmerksamkeit des elynischen Hofes entgehen, und wie Ihr vielleicht bereits erraten haben werdet, finden wir die Gilde und die Magier ungemein fesselnd. Wir sind alle sehr neugierig auf Euch.«

»Das ist mir bereits aufgefallen.«

»Also dürfte es Euch nicht überraschen, dass uns gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen sind.«

Ein kalter Schauer überlief Dannyl, und er zwang sich zu einer verwunderten Miene. »Gerüchte?«

»Ja. Es sind alte Gerüchte, aber doch von solcher Art, dass ich und einige andere Grund hatten, uns ihrer zu erinnern, als wir erfuhren, dass Ihr nach Capia kommen würdet. Erschreckt nicht, mein Freund. Solche Angelegenheiten werden hier, anders als in Kyralia, nicht als… als Tabu betrachtet, obwohl es natürlich nicht immer klug ist, so etwas öffentlich bekannt werden zu lassen. Wir sind alle sehr gespannt auf Euch, deshalb darf ich vielleicht so kühn sein, Euch zu fragen, ob an diesen Gerüchten etwas Wahres ist?«