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In der Küche nahm Liz meine Hand. »Das war's dann wohl mit unserem idyllischen gemeinsamen Sommer«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln.

»Es tut mir Leid, aber ich kann es nicht zulassen, dass Danny oder du verletzt werden oder dass irgendetwas noch Schlimmeres geschieht.«

Sie sah sich um. »Was, glaubst du, stimmt mit diesem Haus nicht?«

»Ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass ich das wirklich erfahren will. Jedenfalls nicht im Moment.«

»Vielleicht solltest du mit einem Priester reden. Du weißt schon, einem Exorzisten oder so etwas.«

»Ich glaube, das würde nichts bringen. Ich habe allmählich das Gefühl, dass dieses gesamte Haus mit einer ganz bestimmten Absicht errichtet wurde. Es ist nicht ganz hier, aber auch nicht ganz woanders.«

»Willst du noch ein Bier, während wir packen?«, fragte Liz, woraufhin ich nickte.

»Ich hätte dich wirklich lieben können«, sagte sie ehrlich. »Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort.«

Ich warf ihr einen ironischen Blick zu. »Vor allem an einem anderen Ort.«

Wir tranken unser Bier aus, als es an der Tür klingelte. Wir erschraken beide.

»Himmel, ich bin ja zu Tode erschrocken!«, japste Liz.

»Ich glaube, dass weder Brown Jenkin noch Mr. Zylinder sich die Mühe machen und klingeln würden«, sagte ich und ging zur Tür.

Es war der Rentokil-Mann aus Ryde. Ein hitzköpfiger junger Mann mit Kurzhaarfrisur und Ohrring. Er trug einen glänzenden blauen Nylonoverall und Doc-Marten's-Stiefel. »Mr. Williams? Rentokil, ich bin hier wegen Ihrer Ratte.«

»Oh, Gott, das hatte ich ganz vergessen. Entschuldigung, aber es gab ein Problem.«

»Aha?«, sagte der junge Mann unbeeindruckt.

»Die Ratte ... na ja, heute können Sie wegen der Ratte nichts unternehmen. Es gab einen Unfall im Haus, die Polizei war hier.«

»Aha? Tja, aber Sie wissen ja, dass wir auf jeden Fall die Anfahrt berechnen.«

»Das geht in Ordnung, schicken Sie die Rechnung.«

»Dann müssen Sie hier unterschreiben.« Er trat in den Flur und holte ein Auftragsformular hervor, um eine Bestätigung zu erhalten, dass er mir einen Besuch abgestattet hatte."

Er reichte mir einen Kugelschreiber mit angeknabberter Spitze, und ich unterschrieb.

»Was war denn das für ein Unfall?«, fragte er und riss das oberste Blatt des Formulars ab, um es dann zusammenzufalten. »Irgendwas mit Ihrem Wagen?«

Ich sah ihn verständnislos an. »Mit meinem Wagen? Nein, damit hatte es nichts zu tun.«

»Oh«, sagte er. »Ich dachte nur, weil er so ramponiert aussieht.«

»Was meinen Sie mit ramponiert?«

»Der Audi da draußen, in der Einfahrt.«

Ich hatte keine Ahnung, was er meinte.

»Ja«, sagte ich. »Das ist mein Wagen. Zugegeben, er ist nicht im Bestzustand ...«

Er lachte in einem unangenehmen Stakkato wie ein Hooligan. »Das können Sie laut sagen.«

Ich schob ihn zur Seite und ging zur Vordertür. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Mein Wagen war ringsum verbeult, alle Scheiben waren eingeschlagen, die Reifen waren platt, die vordere Stoßstange war abgerissen worden. In der Nähe stand Vera Martín, Harry Martins Witwe, die offenbar auf mich wartete. Sie trug einen schwarzen Pullover, dazu ein einfaches graues Kleid. Neben ihr stand ein kleiner stiernackiger junger Mann mit schwarzem öligen Haar. Er trug eine grüne Tweedjacke, und in der Hand hielt er einen Vorschlaghammer.

Zuerst wunderte ich mich, dass ich davon nichts gehört hatte, aber dann wurde mir klar, dass es ein weiter Weg bis zur Kapelle war. Zudem kam der Wind von See und trug das Rauschen der Brandung mit sich. Aber selbst falls ich etwas gehört hätte, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass jemand meinen Wagen demolierte.

Ich ging zu meinem Audi, hob die Stoßstange auf, ließ sie dann aber wieder fallen. Da gab es nichts zu reparieren, der Wagen war hinüber.

»Was um alles in der Welt soll das?«, wollte ich wissen.

»Nennen Sie es Rache, wenn Sie wollen«, sagte Vera Martin, die mit verschränkten Armen dastand.

»Rache? Für was?«

»Für Harry«, sagte der junge Mann zornig. »Für ihn.«

»Wer ist das?«, fragte ich Vera.

»Keith Belcher, der jüngste Sohn meiner Schwester Edie. Es war nicht seine Idee, sondern meine. Aber er hat sich freiwillig gemeldet.«

Ich ging um meinen Wagen herum, um den Schaden zu begutachten. Keith Belcher hatte verdammt gute Arbeit geleistet. Es gab keinen Quadratzentimeter Blech, der vor dem Hammer verschont geblieben war. Er hatte es sogar geschafft, eine Beule ins Lenkrad zu schlagen.

»Mrs. Martin, ich habe Ihren Mann nicht umgebracht. Es war ein Unfall, nichts anderes.«

»Im Fortyfoot House gibt es keine Unfälle«, gab sie zurück.

»Es ist ein böser Ort für böse Menschen. Sie und dieses Ratten-Ding, Sie beide haben sich das verdient. Ich hoffe, Sie werden glücklich.«

»Ja, hoffentlich werden Sie zusammen scheißglücklich«, warf Keith Belcher ein und legte den Griff seines Vorschlaghammers so in die Handfläche, als wolle er mich auffordern, ihm das Werkzeug abzunehmen.

»Mrs. Martin, Sie verstehen nicht. Ich wollte ihn aufhalten, aber er ließ es sich nicht ausreden.«

»Ich habe Sie angefleht«, sagte sie, und mit einem Mal schossen ihr Tränen in die Augen. »Ich habe Sie wieder und wieder angefleht. Lassen Sie ihn nicht zu dem Ratten-Ding, habe ich Ihnen gesagt. Lassen Sie es nicht mal zu, wenn er es unbedingt will. Und jetzt? Er ist tot. Und alles nur Ihretwegen. Gott allein weiß, was ihm Schreckliches zugestoßen ist. Im Krankenhaus haben sie mich nicht mal zu ihm gelassen.«

Ich trat gegen einen der platten Reifen. »Tja ...«, sagte ich. »Sieht so aus, als hätten Sie erledigt, wozu Sie hergekommen sind.«

»Seien Sie bloß froh, dass es nur Ihr Auto war, nicht Ihr Kopf«, warf Keith ein.

»Darüber bin ich froh, das können Sie mir glauben.«

Ich sah ihnen nach, wie sie sich entfernten. Der Rentokil-Typ hatte die ganze Zeit über neben seinem Van gestanden. Er grinste mich freundlich an und sagte: »Ich hoffe, Sie haben eine gute Werkstatt, Kumpel.« Dann stieg er in seinen Wagen und führ ab. Am liebsten hätte ich ihm einen Ziegelslein hinterhergeworfen.

Liz kam nach draußen und trat neben mich. »Und was machst du nun?«, fragte sie.

»Nichts. Was soll ich machen? Ich kann eine Werkstatt anrufen und hören, ob noch was zu retten ist.«

»Willst du immer noch abreisen?«

»So bald wie möglich. Aber heute klappt es ja wohl nicht. Sieh dir nur dieses Meisterwerk an. Er hat sogar das Armaturenbrett zertrümmert.«

»Willst du nicht die Polizei anrufen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat gerade ihren Mann verloren, ich will ihr nicht noch mehr Kummer bereiten.«

»Aber dein Wagen. Was ist mit der Versicherung?«

Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte ihr nicht sagen, dass ich gar keine Versicherung hatte. »Ich werde sagen, dass ich mich überschlagen habe und dass niemand sonst darin verwickelt war.«

Liz sah zurück zum Fortyfoot House. »Dann sieht es nach einerweiteren Nacht in der Herberge zum fröhlichen Stöhnen aus.«

»Du musst nicht bleiben, wenn du nicht möchtest.«

»Oh«, sagte sie nachdenklich. »Ich glaube doch, dass ich bleibe. Wir beide haben ja noch so etwas wie eine offene Rechnung, meinst du nicht auch?«

Ich sah ebenfalls zum Haus. Vielleicht hatte sie ja Recht, was die offene Rechnung anging. Ich dachte dabei nicht nur daran, mit ihr zu schlafen, sondern auch daran, dass es vielleicht gar kein Zufall war, der Danny und mich ins Fortyfoot House verschlagen hatte. Vielleicht war das unsere Bestimmung gewesen.

Vielleicht war der Zeitpunkt gekommen, an dem Danny und ich entscheiden mussten, wer wir waren und welches Leben wir führen wollten. Vielleicht war das auch der Zeitpunkt, an dem all diese seltsamen Gestalten, die rund um das Fortyfoot House auftauchten und wieder verschwanden, entscheiden mussten, in welche Realität sie gehörten.