Liz beugte sich über das Geländer, ihre Brüste drückten gegen den Handlauf. »Nun komm schon. Baden können wir auch morgen früh.«
Ich schaltete das Licht im Flur aus, im gleichen Moment lag die Treppe in völliger Dunkelheit da. Und kleine Zwerge kriechen raus und kriechen rein. Ich tastete mich die Treppe hinauf, während ich vor mir Liz hören konnte, wie sie an den Geländerslangen entlangstrich, um zu merken, wohin sie gehen musste.
»Ich will nur hoffen, dass wir heute Nacht nicht schon wieder dieses Stöhnen hören werden«, sagte sie. »Sonst ziehe ich wirklich aus, das sage ich dir.«
Als ich die Kehre der Treppe erreicht hatte, sah ich den fahlen silbrigen Schein des Spiegels. Ich zögerte und verlor in der Dunkelheit fast das Gleichgewicht. Während ich stolperte, hörte ich hinter der Fußleiste ein Kratzen und dann ein hastiges Schlurfen, das sich über die gesamte Länge des Hauses zog.
»Hast du das gehört?«, fragte ich Liz.
Sie hatte die oberste Stufe erreicht und blieb stehen. Ich wusste, dass sie sich auf dem Treppenabsatz befand, weil sie den Lichtschein des Spiegels blockierte.
»Nein ... ich hab nichts gehört.«
»Dann hab ich's mir wohl nur eingebildet.«
»Solange es weiter nichts ist.«
Wir tasteten uns durch den Korridor voran. Ich hatte schon wieder vergessen, eine verdammte Taschenlampe zu kaufen. Im Küchenschrank gab es ein paar Kerzen, aber ich war nicht auf die einfache Idee gekommen, eine von ihnen anzuzünden und mit nach oben zu nehmen. Das allmähliche Nahen des jungen Mr. Billings und seines haarigen Gefährten hatte mich zu sehr beschäftigt. Und die kleinen Zwerge aus meiner Kindheit hatten auch noch ihren Teil dazu beigetragen. Ich fragte mich, ob meine Mutter etwas davon gewusst hatte, welche Panik ich vor den elenden kleinen Kreaturen empfand, die nachts meine Kleidung heimsuchten. Ich verfluchte es, dass die Erinnerung mich eingeholt hatte, und ich wünschte, diese Gedanken endlich wieder verdrängen zu können.
Schließlich aber hatten wir es bis zu meinem Schlafzimmer geschafft. Durch die Vorhänge schien ein schwaches Licht, das vom Meer reflektiert wurde und das Zimmer gerade genug erhellte, um das Bett und die Garderobe zu erkennen.
»Ich sehe nur noch mal schnell nach Danny«, sagte ich zu Liz, die gerade ihr T-Shirt über den Kopf zog und dabei für einen kurzen Moment ihre Brüste anhob, die auf eine erregende Weise zurückfielen.
»Mach nicht zu lange«, erwiderte sie. »Und wenn du irgendwelche Geräusche hörst, ignorier sie einfach.«
Ich überquerte den Korridor und sah in die alles verschluckende Finsternis von Dannys Zimmer. Ich konnte ihn riechen, und ich konnte ihn atmen hören. Ich konnte hören, dass eines seiner Nasenlöcher leicht verstopft war. Ich fragte mich, wovon er wohl träumte. Von Krebsen, vom Zirkus oder vielleicht von seiner Mutter? Manchmal tat er mir so unendlich Leid, aber ich konnte nicht mehr tun, als das, was ich für ihn tat.
Ich schloss die Tür und ertastete meinen Weg zurück. Ich hätte ins Badezimmer gehen und mir die Zähne putzen sollen, aber ich hatte keine Lust, noch länger durch die Dunkelheit zu stolpern. Liz lag bereits im Bett. Sie war nackt und sie wartete auf mich. Wenn sie sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, ob sie sich die Zähne putzen sollte, warum sollte ich das dann machen? Trotzdem hasste ich den Geschmack von abgestandenem Soave.
Ich zog mich aus und glitt unter die Bettdecke. Liz kuschelte sich an mich, und ich konnte ihre Brustwarzen fühlen, ihre Hüften und ihr feuchtes Schamhaar. Sie küsste mich auf die Stirn, dann auf die Augen und schließlich auf die Nase. »Ich kann dich nicht sehen«, sagte sie glucksend. »Es ist hier so verdammt dunkel.«
Ich erwiderte ihre Küsse, und unsere Zähne schlugen aneinander. Die Geschehnisse in Fortyfoot House hatten uns zutiefst beunruhigt. Wir waren beide müde und ein wenig überdreht. Ob die Geräusche und die Lichter von Geistern, Ratten oder Hausbesetzern stammten, war ganz egal. Auf jeden Fall waren sie Furcht erregend. Das Schlimmste war aber, dass wir nichts dagegen machen konnten, von einer Abreise einmal abgesehen. Die Polizei hatte schon nichts finden können, wie sollten wir da erfolgreicher sein?
Wir liebten uns schnell und heftig, weil wir für ein paar Minuten an nichts anderes als an Sex denken wollten. Liz setzte sich wieder auf mich, so wie in der Nacht zuvor. Doch diesmal rollte ich herum, sodass sie unter mir auf dem Rücken lag.
Sie legte ihre Beine fest um meine Hüften, während ich in sie eindrang. Ich glaube, wir wussten beide, dass dies nichts mit Liebe zu tun hatte, nicht einmal mit Leidenschaft. Aber wir mochten einander. Und ich entdeckte etwas von mir in Liz, während sie etwas von sich in mir sah. Ich glaube, dass wir auf unsere unterschiedliche Art beide eine Warnung für den jeweils anderen waren.
Liz griff zwischen ihre Beine und zog ihre Schamlippen weit auseinander, damit ich noch tiefer eindringen konnte. Sie begann zu keuchen, was mich noch mehr erregte. Meine Stöße wurden härter und härter, und dann begann das Bett zu quietschen, bis ich schließlich langsamer werden und die Position meines Knies verändern musste, weil mich das Geräusch so sehr störte.
»Warte ...«, flüsterte sie. »Schhht...«
Sie drückte mich sanft zurück, bis ich wieder auf dem Rücken lag. Sie küsste mich, auf meine Lippen, auf meine Brust und meinen Magen, und dann nahm sie meinen Penis in den Mund und begann gleichmäßig zu saugen. Gegen das Licht vom Fenster konnte ich den Umriss ihres Kopfes sehen, der sich auf und nieder bewegte. Ich sah die Umrisse ihrer Lippen, wie sie sich über meinen steil in die Höhe ragenden Schaft schoben.
Einen Moment lang zögerte sie, und ich fühlte ihre scharfen Zähne auf meiner Haut. Der Moment zog sich in die Länge, der Druck ihrer Zähne wurde fester, und einen Augenblick lang glaubte ich, dass sie mit dem Gedanken spielte, meine Eichel abzubeißen.
»Liz ...«, sagte ich leise, während in mir Panik aufstieg. Doch dann hörte ich sie mit vollem Mund lachen, und sie fuhr fort, meinen Schwanz mit ihrer Zungenspitze und ihren Lippen zu bearbeiten. Gegen meinen Willen spannten sich meine Muskeln an und ich kam zum Höhepunkt. Liz hielt die ganze Zeit über ihren Mund fest um den Schaft geschlossen und schluckte alles, was mein Körper in dem Augenblick hergab. Als sie fertig war, setzte sie sich auf und gab mir einen Kuss. Ihre Lippen waren trocken.
»Vielleicht ein anderes Mal«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Auf jeden Fall aber an einem anderen Ort.«
Seite an Seite lagen wir in der fast völligen Dunkelheit. Liz schlief rasch ein, ich spürte ihren Atem auf meiner nackten Schulter. Ich fühlte mich leer und traurig und fehl am Platz, so als habe mich die ganze Welt im Stich gelassen. So als wisse jeder Mensch auf der Welt von einem Geheimnis, das mir niemand verraten wollte. Ich hörte die See, wie sie sich heimlich selbst etwas zuflüsterte, und die Vögel, die in der Regenrinne stocherten. Ich dachte an das Foto von Fortyfoot House, das unten im Flur an der Wand hing. Und ich betete, dass der junge Mr. Billings nicht näher gekommen war.
Ich kam zu dem Entschluss, dass ich am Morgen noch einmal zum Strandcafe gehen und mich mit Doris Kemble unterhalten wollte. Vielleicht konnte sie mir etwas mehr über den jungen Mr. Billings erzählen, irgendetwas, das erklärte, warum er so unablässig immer wieder im Garten auftauchte. Die spirituelle Unruhe im Fortyfoot House schien in Bonchurch so zum Alltag zu gehören, dass sie vielleicht vergessen hatte, mir etwas Wichtiges zu erzählen.
Gegen zwei Uhr in der Nacht öffnete ich die Augen. Der Mond war aufgegangen und tauchte das Zimmer in silbernes Licht. Liz presste sich noch immer an meine Schulter. Das Laken war verrutscht und machte aus ihrem nackten Rücken und ihrem wohlgeformten Po eine geschwungene erotische Landschaft, die wie die Dünen der Nefud-Wüste bei Nacht war. Ich lauschte, doch das Haus war ungewöhnlich stumm. Kein Kratzen, kein Schlurfen. Keine knarrenden Holzbohlen. Vielleicht hatte das Etwas Harry Martin als Opfer angenommen und vielleicht war sein Hunger für den Augenblick gestillt. In diesem Moment mitten in der Nacht war ich bereit, so ziemlich alles zu glauben.