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Ich ging über den Speicher zurück zur Treppe und weinte noch immer. Ich fühlte mich fast wie neugeboren. Ich trampelte auf dem Fußboden umher, wo sich die Klapptür hätte befinden müssen, wo aber nichts war. Ich ging die Treppe hinunter und schaltete die Taschenlampe aus, dann schloss ich die Tür hinter mir.

Liz stand noch immer auf der Treppe. »Und?«, fragte sie lächelnd.

»Also, ich weiß nicht, worüber du dich freust, aber ich habe gerade festgestellt, dass ich verrückt bin.«

»Oh David, nun hör schon auf! Du bist nicht verrückt! Du kämpfst gegen deinen Stress an und versuchst, die Kontrolle über dein Leben zu wahren. Warum fahren wir nicht mit dem Bus nach St. Lawrence und gehen ins Buddle Inn, um dort zu essen. Ich liebe das Buddle Inn.«

Am Fuß der Treppe wartete auch Danny auf mich. Auf eine sehr erwachsene Weise nahm er meine Hand und begleitete mich nach draußen auf die Veranda.

»Geht es dir gut, Daddy?«

»Ja, natürlich, mir geht es gut.«

Er stand neben mir und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt wie der Prince of Wales, während er über den Rasen hin zu den alten Eichen und der zerfallenen Kapelle blickte, als sei alles sein Besitz.

»Glaubst du, dass wir auch mal so ein Haus haben werden?«, fragte er mich.

»Ich weiß nicht. Wenn alles richtig verläuft, dann vielleicht ja.«

»Ich wünschte, Mom wäre hier.«

»Ja, das glaube ich dir.«

»Du auch?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich glaube, das liegt jetzt alles hinter mir. Mom scheint mit Raymond viel glücklicher zu sein. Vielleicht sollte ich versuchen, mit Liz glücklicher zu sein.«

»Ich mag Liz«, sagte Danny. Das wiederum gefiel mir.

»Liz ist witzig«, verkündete er dann.

»Ja?«

»Liz hat mein Bild tanzen lassen.«

Ich sah ihn an. Wieder spürte ich das kalte vertraute Gefühl einer Furcht, die sich langsam über meinen Rücken nach oben vorkämpfte. »Was meinst du damit?«

»Sweet Emmeline und der Mann mit dem Schornsteinhut. Sie hat sie tanzen lassen.«

»Wie hat sie das denn gemacht?«

Danny schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«

Ich wollte ihn gerade fragen, wie er das nun gemeint hatte, als Liz auf die Veranda kam. Sie trug eine gefährlich enge Stretchjeans und ein rotes T-Shirt, das keinen Zweifel daran ließ, dass sie darunter keinen BH trug.

»Bist du so weit?«, fragte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange, die keine Kratzer aufwies.

Ich hatte keine Ahnung, welchen Gesichtsausdruck ich in diesem Moment hatte, aber er musste besorgt genug gewesen sein, sodass sich Liz bei mir unterhakte, mich nochmals

küsste und sagte: »Um Himmels willen, David. Wir gehen nur zum Lunch. Beeil dich, sonst verpassen wir den Bus.«

Wir saßen während des Essens draußen im Sonnenschein -frisch frittierter Schellfisch mit Fritten, dazu Ruddles Beer. Während ich Danny dabei beobachtete, wie er seine Fritten ins Ketchup tauchte, kam ich mir sehr englisch und normal vor, fast wieder wie ein Vater mit seiner Familie.

Nach dem Lunch kehrten wir nach Bonchurch zurück, während über Godshill und Whiteley Bank ein schweres Gewitter niederging. Als wir aus dem Bus ausstiegen, roch die Luft nach Ozon, und Regentropfen, so groß wie 10-Pence-Stücke, überzogen die Straße.

Liz und ich gingen Arm in Arm, während Danny vorauslief. Ihre Brüste wippten schwer und warm gegen meine Hand. Ich hatte noch immer Schwierigkeiten zu glauben, dass meine Ausflüge ins Jahr 1886 nichts weiter als Einbildung gewesen waren. Das Ungewöhnliche daran war aber, dass ich viel weniger Schwierigkeiten damit hatte, zu glauben, dass es nicht geschehen war. Es war' viel einfacher, alles für Albträume zu halten.

Wie sollte das auch alles wahr sein? Wie konnten die Alten Wirklichkeit sein? Wie sollte Liz mit Samen, Speichel und Blut befruchtet werden, um drei Kreaturen das Leben zu schenken, die nicht menschlich waren? Ich konnte sie an meiner Seite fühlen: Sie war zart, vollbusig, mädchenhaft und sie roch nach selbst gebackenen Biskuits und herbem Body-Shop-Parfüm. Sie war echt, alles andere war Wahnsinn.

Ein verheerender Donner zerriss förmlich den Himmel. Der vorausgegangene Blitz hatte das Dach und die Schornsteine des Fortyfoot House wie in einem Gruselfilm erhellt. Der Regen prasselte mit: einem Mal auf uns nieder, und wir rannten los, um so schnell wie möglich die vordere Terrasse zu erreichen, wo Danny bereits ungeduldig auf uns wartete, weil er zur Toilette musste.

»Beeil dich, Daddy!« Ich schloss die Tür auf und wir gingen ins Haus, wo es sehr düster und feucht war und nach Vernachlässigung roch. Ich hängte meine nasse Jacke auf, ging in die Küche und warf einen Blick in den Kühlschrank.

»Wie wär's mit einem Glas Wein?«, fragte ich Liz. »Da ist noch ein Rest von dem bulgarischen Zeugs übrig.«

»Igitt. Aber auch gut.«

Sie kam zu mir und legte ihre Arme um meinen Hals. Ihr Haar war nass und klebte ihr auf der Stirn. Ich gab ihr einen Kuss und kam zu dem Schluss, dass ich sie mochte.

»Ich sollte mich mal wieder um meine Arbeit kümmern«, sagte ich.

»Also bleibst du?«

»Ich glaube schon. Jedenfalls für den Augenblick. Ich habe das Gefühl, Fortyfoot House will mich nicht gehen lassen.«

»Ich glaube, es ist hier gar nicht so schlimm. Ich habe mich eigentlich schon sehr gut an das Haus gewöhnt.«

Danny kam in die Küche, immer noch mit dem Reißverschluss seiner Hose beschäftigt. »Kann ich zum Strand gehen?«, fragte er.

»Es regnet.«

»Macht nichts, ich ziehe meine Badehose an.«

Ich sah aus dem Küchenfenster. Draußen war es warm, und über dem Kanal klarte es bereits auf. »Na gut«, sagte ich. »Aber bleib bei den Felsen am Strand. Geh nicht ins Wasser. Wir kommen später zum Strand, um nach dir zu sehen.«

Danny zog sich um und verließ in seiner leuchtenden blaugelben hawaiianisch aussehenden Badehose und mit Eimer und Schaufel bewaffnet das Haus.

»Ich glaube, er ist genauso verrückt wie du«, sagte Liz und grinste breit.

Ich reichte ihr ein Weinglas und erwiderte: »Zum Wohl. Auf den Wahnsinn, egal, in welcher Gestalt er auftaucht.«

Sie stieß mit mir an, dann küsste sie mich. »Warum gehen wir nicht nach oben?«, fragte sie. »Im Bett schmeckt Wein immer viel besser.«

Ich sah sie über den Rand meines Glases hinweg an. Der Regen schlug sanft gegen das Fenster und wurde vom Wind in die Küche getragen. In der Ferne grollte Donner. Drei Söhne, davon hatte der junge Mr. Billings gesprochen. Ein Sohn des Samens, ein Sohn des Speichels, ein Sohn des Blutes. Hatte ich das wirklich nur geträumt?

Liz ging mir auf der Treppe voraus und drehte sich zwei-oder dreimal um, lächelte mich an und wollte sicher sein, dass ich ihr auch folgte. Als wir das Schlafzimmer erreicht hatten, schien die Sonne wieder, und das ganze Zimmer war von strahlendem Licht erfüllt. Liz stellte ihr Glas neben das ungemachte Belt, zog unvermittelt ihre Jeans aus, kniete sich aufs Bell und streckte mir ihre Arme entgegen. Durch das strahlende Weiß ihres Slips konnte ich ihre dunklen Schamhaare hindurchschimmern sehen.