Vermeiden Sie's, in diesen ersten Stunden
Sich oeffentlich zu zeigen, schwerlich moechte Sie
Der goldne Schluessel vor Misshandlung schuetzen.
(Laute Bewegungen draussen.)
Wallenstein.
Der Rat ist gut-Octavio, du wirst
Fuer unsers Gastes Sicherheit mir haften.
Gehaben Sie sich wohl, von Questenberg! (Als dieser reden will.)
Nichts, nichts von dem verhassten Gegenstand!
Sie taten Ihre Schuldigkeit. Ich weiss
Den Mann von seinem Amt zu unterscheiden. (Indem Questenberg mit dem Octavio abgehen will, dringen Goetz,
Tiefenbach, Colalto herein, denen noch mehrere Kommandeurs folgen.)
Goetz.
Wo ist er, der uns unsern General-
Tiefenbach. (zugleich)
Was muessen wir erfahren, du willst uns-
Colalto. (zugleich)
Wir wollen mit dir leben, mit dir sterben.
Wallenstein. (mit Ansehen, indem er auf Illo zeigt).
Hier der Feldmarschall weiss um meinen Willen.
(Geht ab.)
Dritter Aufzug
Ein Zimmer
Erster Auftritt
Illo und Terzky.
Terzky.
Nun sagt mir! Wie gedenkt Ihr's diesen Abend
Beim Gastmahl mit den Obristen zu machen?
Illo.
Gebt acht! Wir setzen eine Formel auf,
Worin wir uns dem Herzog insgesamt
Verschreiben, sein zu sein mit Leib und Leben,
Nicht unser letztes Blut fuer ihn zu sparen;
Jedoch der Eidespflichten unbeschadet,
Die wir dem Kaiser schuldig sind. Merkt wohl!
Die nehmen wir in einer eignen Klausel
Ausdruecklich aus und retten das Gewissen.
Nun hoert! Die also abgefasste Schrift
Wird ihnen vorgelegt vor Tische, keiner
Wird daran Anstoss nehmen-Hoert nun weiter!
Nach Tafel, wenn der truebe Geist des Weins
Das Herz nun oeffnet und die Augen schliesst,
Laesst man ein unterschobnes Blatt, worin
Die Klausel fehlt, zur Unterschrift herumgehn.
Terzky.
Wie? Denkt Ihr, dass sie sich durch einen Eid
Gebunden glauben werden, den wir ihnen
Durch Gaukelkunst betrueglich abgelistet?
Illo.
Gefangen haben wir sie immer-Lasst sie
Dann ueber Arglist schrein, so viel sie moegen.
Am Hofe glaubt man ihrer Unterschrift
Doch mehr als ihrem heiligsten Beteuern.
Verraeter sind sie einmal, muessen's sein,
So machen sie aus der Not wohl eine Tugend.
Terzky.
Nun, mir ist alles lieb, geschieht nur was,
Und ruecken wir nur einmal von der Stelle.
Illo.
Und dann-liegt auch so viel nicht dran, wie weit
Wir damit langen bei den Generalen,
Genug, wenn wir's dem Herrn nur ueberreden,
Sie seien sein-denn handelt er nur erst
Mit seinem Ernst, als ob er sie schon haette,
So hat er sie und reisst sie mit sich fort.
Terzky.
Ich kann mich manchmal gar nicht in ihn finden.
Er leiht dem Feind sein Ohr, laesst mich dem Thurn,
Dem Arnheim schreiben, gegen den Sesina
Geht er mit kuehnen Worten frei heraus,
Spricht stundenlang mit uns von seinen Planen,
Und mein ich nun, ich hab' ihn-weg auf einmal
Entschluepft er, und es scheint, als waer' es ihm
Um nichts zu tun, als nur am Platz zu bleiben.
Illo.
Er seine alten Plane aufgegeben!
Ich sag Euch, dass er wachend, schlafend mit
Nichts anderm umgeht, dass er Tag fuer Tag
Deswegen die Planeten fragt-
Terzky.
Ja, wisst Ihr,
Dass er sich in der Nacht, die jetzo kommt,
Im astrologischen Turme mit dem Doktor
Einschliessen wird und mit ihm observieren?
Denn es soll eine wicht'ge Nacht sein, hoer' ich,
Und etwas Grosses, Langerwartetes
Am Himmel vorgehn.
Illo.
Wenn's hier unten nur geschieht.
Die Generale sind voll Eifer jetzt
Und werden sich zu allem bringen lassen,
Nur um den Chef nicht zu verlieren. Seht!
So haben wir den Anlass vor der Hand
Zu einem engen Buendnis widern Hof.
Unschuldig ist der Name zwar, es heisst,
Man will ihn beim Kommando bloss erhalten.
Doch wisst Ihr, in der Hitze des Verfolgens
Verliert man bald den Anfang aus den Augen.
Ich denk es schon zu karten, dass der Fuerst
Sie willig finden-willig glauben soll
Zu jedem Wagstueck. Die Gelegenheit
Soll ihn verfuehren. Ist der grosse Schritt
Nur erst getan, den sie zu Wien ihm nicht verzeihn,
So wird der Notzwang der Begebenheiten
Ihn weiter schon und weiter fuehren. Nur
Die Wahl ist's, was ihm schwer wird; draengt die Not,
Dann kommt ihm seine Staerke, seine Klarheit.
Terzky.
Das ist es auch, worauf der Feind nur wartet,
Das Heer uns zuzufuehren.
Illo.
Kommt! Wir muessen
Das Werk in diesen naechsten Tagen weiter foerdern,
Als es in Jahren nicht gedieh-Und steht's
Nur erst hier unten gluecklich, gebet acht,
So werden auch die rechten Sterne scheinen!
Kommt zu den Obersten. Das Eisen muss
Geschmiedet werden, weil es glueht.
Terzky.
Geht Ihr hin, Illo.
Ich muss die Graefin Terzky hier erwarten.
Wisst, dass wir auch nicht muessig sind-wenn ein
Strick reisst, ist schon ein andrer in Bereitschaft.
Illo.
Ja, Eure Hausfrau laechelte so listig.
Was habt Ihr?
Terzky.
Ein Geheimnis! Still! Sie kommt!
(Illo geht ab.)
Zweiter Auftritt
Graf und Graefin Terzky, die aus einem Kabinett heraustritt,
hernach ein Bedienter, darauf Illo.
Terzky.
Kommt sie? Ich halt ihn laenger nicht zurueck.
Graefin.
Gleich wird sie da sein. Schick ihn nur.
Terzky.
Zwar weiss ich nicht, ob wir uns Dank damit
Beim Herrn verdienen werden. Ueber diesen Punkt,
Du weisst's, hat er sich nie herausgelassen.
Du hast mich ueberredet und muss wissen,
Wie weit du gehen kannst.
Graefin.
Ich nehm's auf mich. (Fuer sich.)
Es braucht hier keiner Vollmacht-Ohne Worte, Schwager,
Verstehn wir uns-Errat ich etwa nicht,
Warum die Tochter hergeforder worden,
Warum just er gewaehlt, sie abzuholen?
Denn dieses vorgespiegelte Verloebnis
Mit einem Braeutigam, den niemand kennt,
Mag andre blenden! Ich durchschaue dich-
Doch dir geziemt es nicht, in solchem Spiel
Die Hand zu haben. Nicht doch! Meiner Feinheit
Bleibt alles ueberlassen. Wohl!-Du sollst
Dich in der Schwester nicht betrogen haben.
Bedienter. (kommt)
Die Generale!
(Ab.)
Terzky. (zur Graefin)
Sorg nur, dass du ihm
Den Kopf recht warm machst, was zu denken gibst-
Wenn er zu Tisch kommt, dass er sich nicht lange
Bedenke bei der Unterschrift.
Graefin.
Sorg du fuer deine Gaeste! Geh und schick ihn.
Terzky.
Denn alles liegt dran, dass er unterschreibt.
Graefin.
Zu deinen Gaesten. Geh!
Illo. (kommt zurueck)
Wo bleibt Ihr, Terzky?
Das Haus ist voll, und alles wartet Euer.
Terzky.
Gleich! Gleich! (zur Graefin.) Und dass er nicht zu lang verweilt-
Es moechte bei dem Alten sonst Verdacht-
Graefin.
Unnoet'ge Sorgfalt!
(Terzky und Illo gehen.)
Dritter Auftritt
Graefin Terzky. Max Piccolomini.