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Er ist nicht heiter. Warum ist er's nicht?

Ihr, Tante, habt ihn mir so schwer gemacht!

War er doch ein ganz andrer auf der Reise!

So ruhig hell! So froh beredt! Ich wuenschte,

Sie immer so zu sehn und niemals anders.

Max.

Sie fanden sich, in Ihres Vaters Armen,

In einer neuen Welt, die Ihnen huldigt,

Waer's auch durch Neuheit nur, Ihr Auge reizt.

Thekla.

Ja! Vieles reizt mich hier, ich will's nicht leugnen,

Mich reizt die bunte, kriegerische Buehne,

Die vielfach mir ein liebes Bild erneuert,

Mir an das Leben, an die Wahrheit knuepft,

Was mir ein schoener Traum nur hat geschienen.

Max.

Mir machte sie mein wirklich Glueck zum Traum.

Auf einer Insel in des Aethers Hoehn

Hab' ich gelebt in diesen letzten Tagen;

Sie hat sich auf die Erd' herabgelassen,

Und diese Bruecke, die zum alten Leben

Zurueck mich bringt, trennt mich von meinem Himmel.

Thekla.

Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an,

Wenn man den sichern Schatz im Herzen traegt,

Und froher kehr ich, wenn ich es gemustert,

Zu meinem schoenern Eigentum zurueck- (Abbrechend, und in einem scherzhaften Ton.)

Was hab ich Neues nicht und Unerhoertes

In dieser kurzen Gegenwart gesehn!

Und doch muss alles dies dem Wunder weichen,

Das dieses Schloss geheimnisvoll verwahrt.

Graefin. (nachsinnend)

Was waere das? Ich bin doch auch bekannt

In allen dunklen Ecken dieses Hauses.

Thekla. (laechelnd)

Von Geistern wird der Weg dazu beschuetzt,

Zwei Greife halten Wache an der Pforte.

Graefin. (lacht)

Ach so! der astrologische Turm! Wie hat sich

Dies Heiligtum, das sonst so streng verwahrt wird,

Gleich in den ersten Stunden Euch geoeffnet?

Thekla.

Ein kleiner, alter Mann mit weissen Haaren

Und freundlichem Gesicht, der seine Gunst

Mir gleich geschenkt, schloss mir die Pforten auf.

Max.

Das ist des Herzogs Astrolog, der Seni.

Thekla.

Er fragte mich nach vielen Dingen, wann ich

Geboren sei, in welchem Tag und Monat,

Ob eine Tages-oder Nachtgeburt-

Graefin.

Weil er das Horoskop Euch stellen wollte.

Thekla.

Auch meine Hand besah er, schuettelte

Das Haupt bedenklich, und es schienen ihm

Die Linien nicht eben zu gefallen.

Graefin.

Wie fandet Ihr es denn in diesem Saal?

Ich hab mich stets nur fluechtig umgesehn.

Thekla.

Es ward mir wunderbar zumut, als ich

Aus vollem Tageslichte schnell hineintrat,

Denn eine duestre Nacht umgab mich ploetzlich,

Von seltsamer Beleuchtung schwach erhellt.

In einem Halbkreis standen um mich her

Sechs oder sieben grosse Koenigsbilder,

Den Zepter in der Hand, und auf dem Haupt

Trug jedes einen Stern, und alles Licht

Im Turm schien von den Sternen nur zu kommen.

Das waeren die Planeten, sagte mir

Mein Fuehrer, sie regierten das Geschick,

Drum seien sie als Koenige gebildet.

Der aeusserste, ein graemlich finstrer Greis

Mit dem truebgelben Stern, sei der Saturnus;

Der mit dem roten Schein, grad von ihm ueber,

In kriegerischer Ruestung, sei der Mars,

Und beide bringen wenig Glueck den Menschen.

Doch eine schoene Frau stand ihm zur Seite,

Sanft schimmerte der Stern auf ihrem Haupt,

Das sei die Venus, das Gestirn der Freude.

Zur linken Hand erschien Merkur gefluegelt,

Ganz in der Mitte glaenzte silberhell

Ein heitrer Mann, mit einer Koenigsstirn,

Das sei der Jupiter, des Vaters Stern,

Und Mond und Sonne standen ihm zur Seite.

Max.

Oh! nimmer will ich seinen Glauben schelten

An der Gestirne, an der Geister Macht.

Nicht bloss der Stolz des Menschen fuellt den Raum

Mit Geistern, mit geheimnisvollen Kraeften,

Auch fuer ein liebend Herz ist die gemeine

Natur zu eng, und tiefere Bedeutung

Liegt in dem Maerchen meiner Kinderjahre

Als in der Wahrheit, die das Leben lehrt.

Die heitre Welt der Wunder ist's allein,

Die dem entzueckten Herzen Antwort gibt,

Die ihre ew'gen Raeume mir eroeffnet,

Mir tausend Zweige reich entgegenstreckt,

Worauf der trunkne Geist sich selig wiegt.

Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt,

Gern wohnt sie unter Feen, Talismanen,

Glaubt gern an Goetter, weil sie goettlich ist.

Die alten Fabelwesen sind nicht mehr,

Das reizende Geschlecht ist ausgewandert;

Doch eine Sprache braucht das Herz, es bringt

Der alte Trieb die alten Namen wieder,

Und an dem Sternenhimmel gehn sie jetzt,

Die sonst im Leben freundlich mitgewandelt.

Dort winken sie dem Liebenden herab,

Und jedes Grosse bringt uns Jupiter

Noch diesen Tag, und Venus jedes Schoene.

Thekla.

Wenn das die Sternenkunst ist, will ich froh

Zu diesem heitern Glauben mich bekennen.

Es ist ein holder, freundlicher Gedanke,

Dass ueber uns, in unermessnen Hoehn,

Der Liebe Kranz aus funkelnden Gestirnen,

Da wir erst wurden, schon geflochten ward.

Graefin.

Nicht Rosen bloss, auch Dornen hat der Himmel,

Wohl dir! wenn sie den Kranz dir nicht verletzen.

Was Venus band, die Bringerin des Gluecks,

Kann Mars, der Stern des Ungluecks, schnell zerreissen.

Max.

Bald wird sein duestres Reich zu Ende sein!

Gesegnet sei des Fuersten ernster Eifer,

Er wird den Oelzweig in den Lorbeer flechten

Und der erfreuten Welt den Frieden schenken.

Dann hat sein grosses Herz nichts mehr zu wuenschen,

Er hat genug fuer seinen Ruhm getan,

Kann jetzt sich selber leben und den Seinen.

Auf seine Gueter wird er sich zurueckziehn,

Er hat zu Gitschin einen schoenen Sitz,

Auch Reichenberg, Schloss Friedland liegen heiter-

Bis an den Fuss der Riesenberge hin

Streckt sich das Jagdgehege seiner Waelder.

Dem grossen Trieb, dem praechtig schaffenden,

Kann er dann ungebunden frei willfahren.

Da kann er fuerstlich jede Kunst ermuntern

Und alles wuerdig Herrliche beschuetzen-

Kann bauen, pflanzen, nach den Sternen sehn-

Ja, wenn die kuehne Kraft nicht ruhen kann,

So mag er kaempfen mit dem Element,

Den Fluss ableiten und den Felsen sprengen

Und dem Gewerb die leichte Strasse bahnen.

Aus unsern Kriegsgeschichten werden dann

Erzaehlungen in langen Winternaechten-

Graefin.

Ich will denn doch geraten haben, Vetter,

Den Degen nicht zu fruehe wegzulegen.

Denn eine Braut wie die ist es wohl wert,

Dass mit dem Schwert um sie geworben werde.

Max.

Oh! waere sie mit Waffen zu gewinnen!

Graefin.

Was war das? Hoert ihr nichts?-Mir war's, als hoert' ich

Im Tafelzimmer heft'gen Streit und Laermen.

(Sie geht hinaus.)

Fuenfter Auftritt

Thekla und Max Piccolomini.

Thekla. (sobald die Graefin sich entfernt hat, schnell und

heimlich zu Piccolomini)

Trau ihnen nicht. Sie meinen's falsch.

Max.

Sie koennten-

Thekla.

Trau niemand hier als mir. Ich sah es gleich,

Sie haben einen Zweck.

Max.

Zweck! Aber welchen?

Was haetten sie davon, uns Hoffnungen-

Thekla.

Das weiss ich nicht. Doch glaub mir, es ist nicht

Ihr Ernst, uns zu begluecken, zu verbinden.