Ja, die Frau Graefin
Versteht's. Sie lernt' es ihrer Schwieger ab,
Gott hab' sie selig! Das war eine Hausfrau!
Isolani. (will weggehen)
Lichter! Lichter!
Terzky. (kommt mit der Schrift zu Isolani)
Herr Bruder! Zwei Minuten noch. Hier ist
Noch was zu unterschreiben.
Isolani.
Unterschreiben,
Soviel Ihr wollt! Verschont mich nur mit Lesen.
Terzky.
Ich will Euch nicht bemuehn. Es ist der Eid,
Den Ihr schon kennt. Nur einige Federstriche.
(Wie Isolani die Schrift dem Octavio hinreicht.)
Wie's kommt! Wen's eben trifft! Es ist kein Rang hier.
(Octavio durchlaeuft die Schrift mit anscheinender Gleichgueltigkeit.
Terzky beobachtet ihn von weitem.)
Goetz. (zu Terzky)
Herr Graf! Erlaubt mir, dass ich mich empfehle.
Terzky.
Eilt doch nicht so-Noch einen Schlaftrunk-He!
(Zu den Bedienten.)
Goetz.
Bin's nicht im Stand.
Terzky.
Ein Spielchen.
Goetz.
Excusiert mich!
Tiefenbach. (setzt sich)
Vergebt, ihr Herrn. Das Stehen wird mir sauer.
Terzky.
Macht's Euch bequem, Herr Generalfeldzeugmeister!
Tiefenbach.
Das Haupt ist frisch, der Magen ist gesund,
Die Beine wollen aber nicht mehr tragen.
Isolani. (auf seine Korpulenz zeigend)
Ihr habt die Last auch gar zu gross gemacht.
(Octavio hat unterschrieben und reicht Terzky die Schrift, der
sie dem Isolani gibt. Dieser geht an den Tisch, zu unterschreiben.)
Tiefenbach.
Der Krieg in Pommern hat mir's zugezogen,
Da mussten wir heraus in Schnee und Eis,
Das werd ich wohl mein Lebtag nicht verwinden.
Goetz.
Jawohl! Der Schwed' frug nach der Jahreszeit nichts.
(Terzky reicht das Papier an Don Maradas; dieser geht an den Tisch,
zu unterschreiben.)
Octavio. (naehert sich Buttlern)
Ihr liebt die Bacchusfeste auch nicht sehr,
Herr Oberster! Ich hab es wohl bemerkt,
Und wuerdet, deucht mir, besser Euch gefallen
Im Toben einer Schlacht als eines Schmauses.
Buttler.
Ich muss gestehen, es ist nicht in meiner Art.
Octavio. (zutraulich naeher tretend)
Auch nicht in meiner, kann ich Euch versichern,
Und mich erfreut's, sehr wuerd'ger Oberst Buttler,
Dass wir uns in der Denkart so begegnen.
Ein halbes Dutzend guter Freunde hoechstens
Um einen kleinen, runden Tisch, ein Glaeschen
Tokaierwein, ein offnes Herz dabei
Und ein vernuenftiges Gespraech-so lieb ich's!
Buttler.
Ja, wenn man's haben kann, ich halt es mit.
(Das Papier kommt an Buttlern, der an den Tisch geht, zu
unterschreiben. Das Proszenium wird leer, so dass beide Piccolomini,
jeder auf seiner Seite, allein stehen bleiben.)
Octavio. (nachdem er seinen Sohn eine Zeitlang aus der
Ferne stillschweigend betrachtet, naehert sich ihm ein wenig)
Du bist sehr lange ausgeblieben, Freund.
Max. (wendet sich schnell um, verlegen)
Ich-dringende Geschaefte hielten mich.
Octavio.
Doch, wie ich sehe, bist du noch nicht hier?
Max.
Du weisst, dass gross Gewuehl mich immer still macht.
Octavio. (rueckt ihm noch naeher)
Ich darf nicht wissen, was so lang dich aufhielt?
(Listig.)
-Und Terzky weiss es doch.
Max.
Was weiss der Terzky?
Octavio. (bedeutend)
Er war der einz'ge, der dich nicht vermisste.
Isolani. (der von weitem achtgegeben, tritt dazu.)
Recht, alter Vater! Fall ihm ins Gepaeck!
Schlag die Quartier' ihm auf! Es ist nicht richtig.
Terzky. (kommt mit der Schrift)
Fehlt keiner mehr? Hat alles unterschrieben?
Octavio.
Es haben's alle.
Terzky. (rufend)
Nun! Wer unterschreibt noch?
Buttler. (zu Terzky)
Zaehl nach! Just dreissig Namen muessen's sein.
Terzky.
Ein Kreuz steht hier.
Tiefenbach.
Das Kreuz bin ich.
Isolani. (zu Terzky)
Er kann nicht schreiben, doch sein Kreuz ist gut
Und wird ihm honoriert von Jud und Christ.
Octavio. (pressiert zu Max)
Gehn wir zusammen, Oberst. Es wird spaet.
Terzky.
Ein Piccolomini ist nur aufgeschrieben.
Isolani. (auf Max zeigend)
Gebt acht! Es fehlt an diesem steinernen Gast,
Der uns den ganzen Abend nichts getaugt.
(Max empfaengt aus Terzkys Haenden das Blatt, in welches er
gedankenlos hineinsieht.)
Siebenter Auftritt
Die Vorigen. Illo kommt aus dem hintern Zimmer, er hat den
goldnen Pokal in der Hand und ist sehr erhitzt, ihm folgen
Goetz und Buttler, die ihn zurueckhalten wollen.
Illo.
Was wollt ihr? Lasst mich.
Goetz und Buttler.
Illo! Trinkt nicht mehr.
Illo. (geht auf den Octavio zu und umarmt ihn, trinkend)
Octavio! Das bring ich dir! Ersaeuft
Sei aller Groll in diesem Bundestrunk!
Weiss wohl, du hast mich nie geliebt-Gott straf' mich,
Und ich dich auch nicht! Lass Vergangenes
Vergessen sein! Ich schaetze dich unendlich, (ihn zu wiederholten Malen kuessend)
Ich bin dein bester Freund, und, dass ihr's wisst!
Wer mir ihn eine falsche Katze schilt,
Der hat's mit mir zu tun.
Terzky. (beiseite)
Bist du bei Sinnen?
Bedenk doch, Illo, wo du bist!
Illo. (treuherzig)
Was wollt Ihr? Es sind lauter gute Freunde.
(Sich mit vergnuegtem Gesicht im ganzen Kreise umsehend.)
Es ist kein Schelm hier unter uns, das freut mich.
Terzky. (zu Buttler, dringend)
Nehmt ihn doch mit Euch fort! Ich bitt Euch, Buttler.
(Buttler fuehrt ihn an den Schenktisch.)
Isolani. (zu Max, der bisher unverwandt, aber gedankenlos
in das Papier gesehen)
Wird's bald, Herr Bruder? Hat Er's durchstudiert?
Max. (wie aus einem Traum erwachend)
Was soll ich?
Terzky und Isolani. (zugleich)
Seinen Namen drunter setzen.
(Man sieht den Octavio aengstlich gespannt den Blick auf ihn richten.)
Max. (gibt es zurueck)
Lasst's ruhn bis morgen. Es ist ein Geschaeft,
Hab heute keine Fassung. Schickt mir's morgen.
Terzky.
Bedenk' Er doch-
Isolani.
Frisch! Unterschrieben! Was!
Er ist der juengste von der ganzen Tafel,
Wird ja allein nicht klueger wollen sein
Als wir zusammen? Seh' Er her! Der Vater
Hat auch, wir haben alle unterschrieben.
Terzky. (zum Octavio)
Braucht Euer Ansehn doch. Bedeutet ihn.
Octavio.
Mein Sohn ist muendig.
Illo. (hat den Pokal auf den Schenktisch gesetzt)
Wovon ist die Rede?
Terzky.
Er weigert sich, das Blatt zu unterschreiben.
Max.
Es wird bis morgen ruhen koennen, sag ich.
Illo.
Es kann nicht ruhn. Wir unterschrieben alle,
Und du musst auch, du musst dich unterschreiben.
Max.