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Illo, schlaf wohl.

Illo.

Nein! So entkoemmst du nicht!

Der Fuerst soll seine Freunde kennenlernen.

(Es sammeln sich alle Gaeste um die beiden.)

Max.

Wie ich fuer ihn gesinnt bin, weiss der Fuerst,

Es wissen's alle, und der Fratzen braucht's nicht.

Illo.

Das ist der Dank, das hat der Fuerst davon,

Dass er die Welschen immer vorgezogen!

Terzky. (in hoechster Verlegenheit zu den Kommandeurs, die

einen Auflauf machen)

Der Wein spricht aus ihm! Hoert ihn nicht, ich bitt euch.

Isolani. (lacht)

Der Wein erfindet nichts, er schwatzt's nur aus.

Illo.

Wer nicht ist mit mir, der ist wider mich.

Die zaertlichen Gewissen! Wenn sie nicht

Durch eine Hintertuer, durch eine Klausel-

Terzky. (faellt schnell ein)

Er ist ganz rasend, gebt nicht acht auf ihn.

Illo. (lauter schreiend)

Durch eine Klausel sich salvieren koennen.

Was Klausel? Hol' der Teufel diese Klausel-

Max. (wird aufmerksam und sieht wieder in die Schrift)

Was ist denn hier so hoch Gefaehrliches?

Ihr macht mir Neugier, naeher hinzuschaun.

Terzky. (beiseite zu Illo)

Was machst du, Illo? Du verderbest uns!

Tiefenbach. (zu Colalto)

Ich merkt' es wohl, vor Tische las man's anders.

Goetz.

Es kam mir auch so vor.

Isolani.

Was ficht das mich an?

Wo andre Namen, kann auch meiner stehn.

Tiefenbach.

Vor Tisch war ein gewisser Vorbehalt

Und eine Klausel drin von Kaisers Dienst.

Buttler. (zu einem der Kommandeurs)

Schaemt euch, ihr Herrn! Bedenkt, worauf es ankommt.

Die Frag' ist jetzt, ob wir den General

Behalten sollen oder ziehen lassen?

Man kann's so scharf nicht nehmen und genau.

Isolani. (zu einem der Generale)

Hat sich der Fuerst auch so verklausuliert,

Als er dein Regiment dir zugeteilt?

Terzky. (zu Goetz)

Und Euch die Lieferungen, die an tausend

Pistolen Euch in einem Jahre tragen?

Illo.

Spitzbuben selbst, die uns zu Schelmen machen!

Wer nicht zufrieden ist, der sag's! Da bin ich!

Tiefenbach.

Nun! Nun! Man spricht ja nur.

Max. (hat gelesen und gibt das Papier zurueck)

Bis morgen also!

Illo. (vor Wut stammelnd und seiner nicht mehr maechtig,

haelt ihm mit der einen Hand die Schrift, mit der andern

den Degen vor)

Schreib-Judas!

Isolani.

Pfui, Illo!

Octavio, Terzky, Buttler. (zugleich)

Degen weg!

Max. (ist ihm rasch in den Arm gefallen und hat ihn

entwaffnet, zu Graf Terzky)

Bring ihn zu Bette!

(Er geht ab. Illo, fluchend und scheltend, wird von einigen

Kommandeurs gehalten, unter allgemeinem Aufbruch faellt der

Vorhang.)

Fuenfter Aufzug

Szene: Ein Zimmer in Piccolominis Wohnung. Es ist Nacht.

Erster Auftritt

Octavio Píccolomini. Kammerdiener leuchtet. Gleich darauf Max

Piccolomini.

Octavio.

Sobald mein Sohn herein ist, weiset ihn

Zu mir-Was ist die Glocke?

Kammerdiener.

Gleich ist's Morgen.

Octavio.

Setzt Euer Licht hieher-Wie legen uns

Nicht mehr zu Bette, Ihr koennt schlafen gehn.

(Kammerdiener ab. Octavio geht nachdenkend durchs Zimmer. Max

Piccolomini tritt auf, nicht gleich von ihm bemerkt, und sieht

ihm einige Augenblicke schweigend zu.)

Max.

Bist du mir boes, Octavio? Weiss Gott,

Ich bin nicht schuld an dem verhassten Streit.

-Ich sah wohl, du hattest unterschrieben;

Was du gebilliget, das konnte mir

Auch recht sein-doch es war-du weisst-ich kann

In solchen Sachen nur dem eignen Licht,

Nicht fremdem folgen.

Octavio. (geht auf ihn zu und umarmt ihm)

Folg ihm ferner auch,

Mein bester Sohn! Es hat dich treuer jetzt

Geleitet als das Beispiel deines Vaters.

Max.

Erklaer dich deutlicher.

Octavio.

Ich werd es tun.

Nach dem, was diese Nacht geschehen ist,

Darf kein Geheimnis bleiben zwischen uns.

(Nachdem beide sich niedergesetzt.)

Max, sage mir, was denkst du von dem Eid,

Den man zur Unterschrift uns vorgelegt?

Max.

Fuer etwas Unverfaenglich's halt ich ihn,

Obgleich ich dieses Foermliche nicht liebe.

Octavio.

Du haettest dich aus keinem andern Grunde

Der abgedrungnen Unterschrift geweigert?

Max.

Es war ein ernst Geschaeft-ich war zerstreut-

Die Sache selbst erschien mir nicht so dringend-

Octavio.

Sei offen, Max. Du hattest keinen Argwohn-

Max.

Worueber Argwohn? Nicht den mindesten.

Octavio.

Dank's deinem Engel, Piccolomini!

Unwissend zog er dich zurueck vom Abgrund.

Max.

Ich weiss nicht, was du meinst.

Octavio.

Ich will dir's sagen:

Zu einem Schelmenstueck solltest du den Namen

Hergeben, deinen Pflichten, deinem Eid

Mit einem einz'gen Federstrich entsagen.

Max. (steht auf)

Octavio!

Octavio.

Bleib sitzen. Viel noch hast du

Von mir zu hoeren, Freund, hast jahrelang

Gelebt in unbegreiflicher Verblendung.

Das schwaerzeste Komplott entspinnet sich

Vor deinen Augen, eine Macht der Hoelle

Umnebelt deiner Sinne hellen Tag-

Ich darf nicht laenger schweigen, muss die Binde

Von deinen Augen nehmen.

Max.

Eh' du sprichst,

Bedenk es wohl! Wenn von Vermutungen

Die Rede sein soll-und ich fuerchte fast,

Es ist nichts weiter-Spare sie! Ich bin

Jetzt nicht gefasst, sie ruhig zu vernehmen.

Octavio.

So ernsten Grund du hast, dies Licht zu fliehn,

So dringendern hab ich, dass ich dir's gebe.

Ich konnte dich der Unschuld deines Herzens,

Dem eignen Urteil ruhig anvertraun,

Doch deinem Herzen selbst seh ich das Netz

Verderblich jetzt bereiten-Das Geheimnis, (ihn scharf mit den Augen fixierend)

Das du vor mir verbirgst, entreisst mir meines.

Max. (versucht zu antworten, stockt aber und schlaegt den

Blick verlegen zu Boden)

Octavio. (nach einer Pause)

So wisse denn! Man hintergeht dich-spielt

Aufs schaendlichste mit dir und mit uns allen.

Der Herzog stellt sich an, als wollt' er die

Armee verlassen; und in dieser Stunde

Wird's eingeleitet, die Armee dem Kaiser

-Zu stehlen und dem Feinde zuzufuehren!

Max.

Das Pfaffenmaerchen kenn ich, aber nicht

Aus deinem Mund erwartet' ich's zu hoeren.

Octavio.

Der Mund, aus dem du's gegenwaertig hoerst,

Verbuerget dir, es sei kein Pfaffenmaerchen.

Max.

Zu welchem Rasenden macht man den Herzog!

Er koennte daran denken, dreissigtausend

Gepruefter Truppen, ehrlicher Soldaten,

Worunter mehr denn tausend Edelleute,

Von Eid und Pflicht und Ehre wegzulocken,

Zu einer Schurkentat sie zu vereinen?

Octavio.

So was nichtswuerdig Schaendliches begehrt