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Er keinesweges-Was er von uns will,

Fuehrt einen weit unschuldigeren Namen.

Nichts will er, als dem Reich den Frieden schenken;

Und weil der Kaiser diesen Frieden hasst,

So will er ihn-er will ihn dazu zwingen!

Zufriedenstellen will er alle Teile

Und zum Ersatz fuer seine Muehe Boehmen,

Das er schon innehat, fuer sich behalten.

Max.

Hat er's um uns verdient, Octavio,

Dass wir-wir so unwuerdig von ihm denken?

Octavio.

Von unserm Denken ist hier nicht die Rede.

Die Sache spricht, die klaeresten Beweise.

Mein Sohn! Dir ist nicht unbekannt, wie schlimm

Wir mit dem Hofe stehn-doch von den Raenken,

Den Luegenkuensten hast du keine Ahnung,

Die man in Uebung setzte, Meuterei

Im Lager auszusaeen. Aufgeloest

Sind alle Bande, die den Offizier

An seinen Kaiser fesseln, den Soldaten

Vertraulich binden an das Buergerleben.

Pflicht-und gesetzlos steht er gegenueber

Dem Staat gelagert, den er schuetzen soll,

Und drohet, gegen ihn das Schwert zu kehren.

Es ist so weit gekommen, dass der Kaiser

In diesem Augenblick vor seinen eignen

Armeen zittert-der Verraeter Dolche

In seiner Hauptstadt fuerchtet-seiner Burg;

Ja im Begriffe steht, die zarten Enkel

Nicht vor den Schweden, vor den Lutheranern

-Nein! vor den eignen Truppen wegzufluechten.

Max.

Hoer auf! Du aengstigest, erschuetterst mich.

Ich weiss, dass man vor leeren Schrecken zittert;

Doch wahres Unglueck bringt der falsche Wahn.

Octavio.

Es ist keinWahn. Der buergerliche Krieg

Entbrennt, der unnatuerlichste von allen,

Wenn wir nicht, schleunig rettend, ihm begegnen.

Der Obersten sind viele laengst erkauft,

Der Subalternen Treue wankt; es wanken

Schon ganze Regimenter, Garnisonen.

Auslaendern sind die Festungen vertraut,

Dem Schafgotsch, dem verdaechtigen, hat man

Die ganze Mannschaft Schlesiens, dem Terzky

Fuenf Regimenter, Reiterei und Fussvolk,

Dem Illo, Kinsky, Buttler, Isolan

Die bestmontierten Truppen uebergeben.

Max.

Uns beiden auch.

Octavio.

Weil man uns glaubt zu haben,

Zu locken meint durch glaenzende Versprechen.

So teilt er mir die Fuerstentuemer Glatz

Und Sagan zu, und wohl seh ich den Angel,

Womit man dich zu fangen denkt.

Max.

Nein! Nein!

Nein, sag ich dir!

Octavio.

Oh! oeffne doch die Augen!

Weswegen, glaubst du, dass man uns nach Pilsen

Beorderte? Um mit uns Rat zu pflegen?

Wann haette Friedland unsers Rats bedurft?

Wir sind berufen, uns ihm zu verkaufen,

Und weigern wir uns-Geisel ihm zu bleiben.

Deswegen ist Graf Gallas weggeblieben-

Auch deinen Vater saehest du nicht hier,

Wenn hoehre Pflicht ihn nicht gefesselt hielt.

Max.

Er hat es keinen Hehl, dass wir um seinetwillen

Hieher berufen sind-gestehet ein,

Er brauche unsers Arms, sich zu erhalten.

Er tat so viel fuer uns, und so ist's Pflicht,

Dass wir jetzt auch fuer ihn was tun!

Octavio.

Und weisst du,

Was dieses ist, das wir fuer ihn tun sollen?

Des Illo trunkner Mut hat dir's verraten.

Besinn dich doch, was du gehoert, gesehn.

Zeugt das vefaelschte Blatt, die weggelassne,

So ganz entscheidungsvolle Klausel nicht,

Man wollte zu nichts Gutem uns verbinden?

Max.

Was mit dem Blatte diese Nacht geschehn,

Ist mir nichts weiter als ein schlechter Streich

Von diesem Illo. Dies Geschlecht von Maeklern

Pflegt alles auf die Spitze gleich zu stellen.

Sie sehen, dass der Herzog mit dem Hof

Zerfallen ist, vermeinen ihm zu dienen,

Wenn sie den Bruch unheilbar nur erweitern.

Der Herzog, glaub mir, weiss von all dem nichts.

Octavio.

Es schmerzt mich, deinen Glauben an den Mann,

Der dir so wohlgegruendet scheint, zu stuerzen.

Doch hier darf keine Schonung sein-du musst

Massregeln nehmen, schleunige, musst handeln.

-Ich will dir also nur gestehn-dass alles,

Was ich dir jetzt vertraut, was so unglaublich

Dir scheint, dass-dass ich es aus seinem eignen,

-Des Fuersten Munde habe.

Max. (in heftiger Bewegung)

Nimmermehr!

Octavio.

Er selbst vertraute mir-was ich zwar laengst

Auf anderm Weg schon in Erfahrung brachte:

Dass er zum Schweden wolle uebergehn

Und an der Spitze des verbundnen Heers

Den Kaiser zwingen wolle-

Max.

Er ist heftig,

Es hat der Hof empfindlich ihn beleidigt;

In einem Augenblick des Unmuts, sei's!

Mag er sich leicht einmal vergessen haben.

Octavio.

Bei kaltem Blute war er, als er mir

Dies eingestand; und weil er mein Erstaunen

Als Furcht auslegte, wies er im Vertraun

Mir Briefe vor, der Schweden und der Sachsen,

Die zu bestimmter Hilfe Hoffnung geben.

Max.

Es kann nicht sein! kann nicht sein! kann nicht sein!

Siehst du, dass es nicht kann! Du haettest ihm

Notwendig deinen Abscheu ja gezeigt,

Er haett' sich weisen lassen, oder du

-Du stuendest nicht mehr lebend mir zur Seite!

Octavio.

Wohl hab ich mein Bedenken ihm geaeussert,

Hab dringend, hab mit Ernst ihn abgemahnt;

-Doch meinen Abscheu, meine innerste

Gesinnung hab ich tief versteckt.

Max.

Du waerst

So falsch gewesen? Das sieht meinem Vater

Nicht gleich! Ich glaubte deinen Worten nicht,

Da du von ihm mir Boeses sagtest; kann's

Noch wen'ger jetzt, da du dich selbst verleumdest.

Octavio.

Ich draengte mich nicht selbst in sein Geheimnis.

Max.

Aufrichtigkeit verdiente sein Vertraun.

Octavio.

Nicht wuerdig war er meiner Wahrheit mehr.

Max.

Noch minder wuerdig deiner war Betrug.

Octavio.

Mein bester Sohn! Es ist nicht immer moeglich,

Im Leben sich so kinderrein zu halten,

Wie's uns die Stimme lehrt im Innersten.

In steter Notwehr gegen arge List

Bleibt auch das redliche Gemuet nicht wahr-

Das eben ist der Fluch der boesen Tat,

Dass sie, fortzeugend, immer Boeses muss gebaeren.

Ich kluegle nicht, ich tue meine Pflicht,

Der Kaiser schreibt mir mein Betragen vor.

Wohl waer' es besser, ueberall dem Herzen

Zu folgen, doch darueber wuerde man

Sich manchen guten Zweck versagen muessen.

Hier gilt's, mein Sohn, dem Kaiser wohl zu dienen,

Das Herz mag dazu sprechen, was es will.

Max.

Ich soll dich heut nicht fassen, nicht verstehn.

Der Fuerst, sagst du, entdeckte redlich dir sein Herz

Zu einem boesen Zweck, und du willst ihn

Zu einem guten Zweck betrogen haben!

Hoer auf! ich bitte dich-du raubst den Freund

Mir nicht-Lass mich den Vater nicht verlieren!

Octavio. (unterdrueckt seine Empfindlichkeit)

Noch weisst du alles nicht, mein Sohn. Ich habe

Dir noch was zu eroeffnen. (Nach einer Pause.)

Herzog Friedland

Hat seine Zuruestung gemacht. Er traut

Auf seine Sterne. Unbereitet denkt er uns

Zu ueberfallen-mit der sichern Hand

Meint er den goldnen Zirkel schon zu fassen.

Er irret sich-Wir haben auch gehandelt.

Er fasst sein boes geheimnisvolles Schicksal.

Max.

Nichts Rasches, Vater! Oh! bei allem Guten

Lass dich beschwoeren. Keine Uebereilung!