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Ich setzte meinen Teller ab, den ich leergegessen hatte, stand auf und stieg die Treppe hinauf, das Schwert des Offiziers in der Hand.

»Kapitän!« rief Thurnock.

Dicht hinter ihm grinsten Clitus und Tab.

Jubel erklang auf den Schiffen aus Port Kar. Ich hob salutierend die Klinge. Dann wandte ich mich an Kapitän Tenrik. »Meinen Dank, Kapitän. Du hast mich als ausgezeichneter Seemann beeindruckt.«

Er starrte mich an.

»Du hast eine gute Mannschaft, und das Schiff ist in guter Verfassung.«

»Was hast du mit uns vor?«

»Die Rena muß repariert werden. Zweifellos kannst du das in Cos oder Tyros erledigen lassen.«

»Wir sind frei?« fragte er ungläubig.

»Es hieße die Gastfreundschaft eines Kapitäns schlecht belohnen, wollte ein Passagier ihm grollend sein Schiff vorenthalten.«

»Meinen Dank an Bosk, Kapitän aus Port Kar«, sagte er.

»Die Sklaven sind natürlich frei«, fuhr ich fort. »Sie begleiten uns. Deine Mannschaft dürfte ausreichen, um die Segel zu bedienen oder das Schiff in den Hafen zu rudern. Bringt die Ruderer an Bord unserer Schiffe! In einer Ahn möchte ich Kurs auf Port Kar nehmen!«

Clitus bellte seine Befehle.

»Kapitän«, sagte da jemand hinter mir.

Ich drehte mich um und erblickte den Rudermeister.

»Du könntest gut auf einem Rammschiff dienen«, bemerkte ich.

»Ich war dein Feind«, gab er zu bedenken.

»Wenn du möchtest, diene mir.«

»Ja, ich diene dir gern.«

Ich wandte mich an Thurnock und Tab.

»Ich habe den Frieden nach Cos und Tyros getragen«, sagte ich, »dafür erhielt ich die Ketten eines Galeerensklaven.«

»Wann segeln wir gegen die Schiffe aus Cos und Tyros?«

Ich lachte. »Ja, der Bosk fühlt sich angegriffen!«

»Dann sollen sich Cos und Tyros in acht nehmen!« dröhnte Thurnock.

»Zurück nach Port Kar!« sagte ich. »Wenn ich mich recht erinnere, wartet dort eine schwere Galeere auf mich – als Lohn für meine Arbeit in Cos!«

»Richtig!« rief Thurnock. »Und was dann?«

Ich starrte ihn an. »Dann streiche ich meine Schiffe grün!«

Auf dem Thassa ist grün die Farbe der Piraten. Grüne Schiffswandungen, Segel, Ruder und sogar Seile. Im Licht der grellen Sonne ist grün die Farbe, die auf dem Meer am wenigsten auffällt.

Die Männer jubelten. Ich sprang auf das Deck der schweren Arsenalgaleere.

»Nach Port Kar!« rief ich.

»Nach Port Kar!« jubelten meine Männer.

Und so kam es, daß die Schiffe Bosks aus Port Kar grün gestrichen wurden.

Innerhalb eines Monats machten Bosks Rammschiffe – eine leichte, zwei mittlere und eine schwere Galeere – ihre ersten Beutezüge.

Gegen Ende des zweiten Monats war die Flagge Bosks von Ianda bis Torwaldsland, vom Delta des Vosk bis zu den Thronsälen von Cos und Tyros bekannt und gefürchtet.

Mein Vermögen vermehrte sich schnell, und auch meine Flotte nahm durch die Prisen ungemein zu – sogar in einem Maße, daß ich die Schiffe nicht mehr in dem kleinen Becken innerhalb meines Anwesens unterbringen konnte, sondern zusätzliche Lagerhäuser und Kaianlagen am Westende der Stadt erwerben mußte. Trotzdem war ich gezwungen, eine große Anzahl von erbeuteten Rundschiffen und auch einige der weniger guten Langschiffe zu verkaufen. Meine Rundschiffe nutzte ich bis zur Grenze ihrer Belastung für meine Handelsgeschäfte aus, wobei ich den Ratschlägen der Sklavin Luma folgte; die Rammschiffe setzte ich gegen Cos und Tyros ein, gewöhnlich zu zweit oder dritt; ich selbst befehligte eine Flotte aus fünf Rammschiffen und verbrachte viel Zeit auf See.

Trotz allem hatte ich nicht die Schatzflotte vergessen, die von Tyros nach Cos segeln und die schöne Vivina zu ihrem zukünftigen Gemahl bringen sollte.

Ich schickte Spione nach Tyros und Cos, die mir allerlei nützliche Informationen brachten, so daß es schließlich kein Zufall war, daß ich, Bosk aus den Sümpfen, in der Fünften Wartenden Hand des Jahres 10.120 seit der Gründung Ars, vier Monate nach dem erfolglosen Staatsstreich in Port Kar, als Admiral auf dem Ruderdeck meines Flaggschiffs stand, der Dorna aus Tharna, Kommandant über meine Flotte, achtzehn eigene Schiffe und zwölf aus dem Arsenal, und an einer bestimmten Position wartete.

»Flotte Backbord!« ertönte ein Ruf aus dem Ausguck.

Ich wandte mich an Tab.

»Mast umlegen und festzurren. Segel unter Deck. Wir rudern in den Kampf.«

14

Ich möchte vorausschicken, daß bei solchen Kämpfen das Schiff selbst die Waffe ist.

Die Dorna, ein Tarnschiff, ist typisch für ihre Klasse, obwohl es viele verschiedene Bauweisen gibt, unterschieden nach Größe, Takelung, Rudereinrichtungen und dergleichen. Der Hauptunterschied besteht zwischen den Eindeckern und den doppel- oder dreideckgeruderten Schiffen. Wie die meisten Tarnschiffe hat die Dorna nur ein Ruderdeck, ohne daß ihre Ruderkraft der eines Dreideckers unterlegen ist; wie das kommt, werde ich gleich erklären.

Die Dorna ist ein langes schmales Schiff mit wenig Tiefgang. Sie ist kraweelgebaut, und ihre Planken sind mit Bronze- und Eisennägeln befestigt; hie und da werden auch noch Holzpflöcke verwendet. Ihre Plankendicke variiert je nach Lage zwischen fünf und fünfzehn Zentimetern, und um sie gegen Rammstöße abzusichern, verlaufen zehn Zentimeter dicke Dollborde um ihre Flanken. Sie hat einen umlegbaren Mast mit dreieckigem Segel. Mit ihrem Kiel, hundertundachtundzwanzig goreanische Fuß lang, und ihrer Breite von sechzehn goreanischen Fuß gehört sie in die schwere Klasse. Die Höhe zwischen Wasserlinie und Deck beträgt fünf goreanische Fuß. Die Dorna ist lang, flach und schnell und hat einen ziemlich geraden Kiel.

Die Ramme der Dorna – ein mächtiger eisenverstärkter Vorsprung in der Form eines Tarnschnabels, befindet sich unmittelbar unter der Wasserlinie. Hinter der Ramme breitet sich in Form eines Tarn-Federkranzes der Schild aus, der verhindert, daß sich die Ramme zu tief in ein gegnerisches Schiff bohrt. Das ganze Schiff ist so gebaut, daß sich seine gesamte Bewegungsenergie auf diese Ramme konzentriert. Während sich der Bug zur Ramme hinneigt, beschreibt das Heck einen fast vollkommenen Halbkreis. Zwei Seitenruder besorgen die Steuerung. Das Heckspriet ist hoch und den Schwanzfedern eines Tarn nachgebildet.

Außer den erhöhten Ruder- und Vorderdecks trägt die Dorna mittschiffs zwei bewegliche Plattformen, die etwa sechs Meter über dem Deck liegen. Darauf sind gewöhnlich zwei leichte Katapulte und zwei schwere Wurfgeräte oder Torsionsgeschütze montiert. Natürlich gehörten auch Scherklingen zu ihrer Ausrüstung.

Obwohl die Breite der Dorna sechzehn goreanische Fuß beträgt, hat ihr Deck einen Auslauf von einundzwanzig Fuß, was auf den langen rechteckigen Ruderkasten zurückzuführen ist, der die Dollenluken enthält. Dieser Ruderkasten ist etwas höher als das Deck und erstreckt sich auf jeder Seite zweieinhalb goreanische Fuß über die Außenwandung, gestützt durch Verlängerungen der Spanten. Dieser Ruderkasten liegt dem Bug etwas näher als dem Heck, und seine Ausdehnung sorgt nicht nur für ein breiteres Deck, sondern wegen der Größe der Ruder auch für bessere Bewegungsfreiheit und Hebelwirkung.

Die Größe und das Gewicht der Ruder mag überraschend erscheinen, aber in der Praxis sind sie wirksam und haben eine vorzügliche Hebelleistung. Die Ruder sind in Dreiergruppen angeordnet, für drei Mann pro Bank. Diese Bänke stehen nicht senkrecht zur Außenwandung, sondern verlaufen etwas schräg in Richtung Heckaufbauten. So liegen sie innenbords weiter achtern als an der Bordwand. Diese Schräge ermöglicht eine parallele Führung der drei Ruder jeder Gruppe. Diese Ruder sind nicht alle von gleicher Länge; es besteht ein Unterschied zwischen einem und anderthalb goreanischen Fuß von Ruder zu Ruder, wobei der innen rudernde auch das längste Ruder hat. Die Ruder selbst wiegen etwa einen Stein pro Fuß. Die Länge der Ruder auf einem Tarnschiff liegt gewöhnlich zwischen siebenundzwanzig und dreißig goreanischen Stein. So würde ein Dreißig-Fuß-Ruder etwa dreißig Stein oder sechzig Kilo wiegen. Ein solches Gewicht ließe sich kaum heben, aber die Ruder sind innenbords mit Blei ausbalanciert, so daß sich der Ruderer ganz auf die Bewegung konzentrieren kann. Dieses Arrangement hat sich im goreanischen Schiffsbau vorzüglich bewährt und wird auf fast jedem Rammschiff angewendet. Über dem Ruderdeck liegt außerdem kein Dach, so daß die Ruderer, die zugleich Kämpfer und selbstverständlich keine Sklaven sind, sofort in eine Auseinandersetzung eingreifen können; während des Ruderns werden sie übrigens durch eine Brustwehr geschützt, die rings um den Ruderkasten verläuft. Zwischen jedem Paar Ruderbänke lauert ein Bogenschütze hinter der Brustwehr. Die Dollenluken jeder Rudergruppe liegen etwa dreißig Zentimeter auseinander, und die Gruppen selbst, von Mitte bis Mitte gerechnet, etwa einen Meter. Die Dorna hatte auf jeder Seite zwanzig Gruppen zu drei Ruderern, also insgesamt hundertundzwanzig Ruder.