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»Ich habe dir doch befohlen an Land zu bleiben!« rief ich aufgebracht.

»Du kannst mich später auspeitschen, Kapitän«, sagte er.

Ich eilte auf das Ruderdeck der Dorna und begrüßte dort meinen Rudermeister. Dann sah ich mich um.

Hinter uns lagen, in jeweils hundert Metern Abstand, vier Tarnschiffe aus Port Kar, dahinter drei weitere Viererreihen. Die Dorna führte also eine ziemlich dichte Formation aus sechzehn Tarnschiffen an – eine von fünfzig solcher Einsatzgruppen, die eine Kampfstärke von insgesamt achthundert Tarnschiffen aufbrachten. Damit ihr Fangnetz auch jede Flucht aus Port Kar verhinderte, hatte sich die angreifende Flotte etwas zu weit auseinandergezogen Ihre Schiffe waren nur zu vier Reihen formiert und navigierten weit voneinander entfernt. Unsere Sechzehner-Gruppen, in denen die Schiffe so gestaffelt waren, daß sie ihre Begleiter nicht behinderten, konnten eine solche Angriffslinie leicht durchstoßen – und zwar an fünfzig Stellen. Kaum war das geschehen, sollten sie paarweise auseinanderlaufen und wo immer möglich von hinten angreifen, aber stets gemeinsam und gleichzeitig. Jedes Schiffspaar sollte sich durch Signale auf einen einzelnen Gegner einigen, und während sich das Opfer einem Schiff entgegenstellte, konnte das andere zupacken, seinen Angriff fahren. Die übrigen Schiffe des Feindes, die überwältigende Mehrheit der Flotte, würde zunächst noch unberührt bleiben. Einmal mehr ging es nicht so sehr um das absolute Kräfteverhältnis wie um das Übergewicht an strategisch wichtigen Punkten. War die gegnerische Linie erst an mehreren Punkten durchstoßen, hoffte ich, daß viele Schiffe sich den Angreifern zuwenden würden, die in ihrem Rücken operierten. Jeder meiner fünfzig angreifenden Schiffsgruppen folgte in einer halben Ahn Abstand jeweils ein weiteres Paar Tarnschiffe, die versuchen sollten, eine Anzahl dieser herumschwenkender Schiffe von hinten zu rammen. Ich erinnerte mich, daß die Dorna unter ähnlichen Umständen einmal sehr erfolgreich gewesen war. Die Schiffspaare aus den ursprünglichen Angriffsgruppen sollten sich nach Möglichkeit nach ihren ersten Kämpfen neu formieren und erneut, diesmal von hinten, durch die gegnerischen Linien stoßen und somit ihre Taktik wiederholen. Ich hatte jedoch wenig Hoffnung, daß uns dieser zweite Durchstoß an mehr als nur ein paar Stellen gelingen würde. Inzwischen nämlich mußten sich die Schiffe aus Cos und Tyros konzentriert haben. Nach dem ersten Vorstoß rechnete ich also eher mit einem freien Kampf – bis auf die Tatsache, daß die Paartaktik meiner Einheiten fortgesetzt werden sollte. Die vorherige Bestimmung der beiden Kampfpartner und der Befehl, auf keinen Fall einzeln zu kämpfen, sondern konsequent gemeinsam anzugreifen, war angeblich neu für die goreanische Seekriegsführung. Ich hatte auch Signale verabredet, mittels derer sich Schiffe, die ihren Partner verloren hatten, neu formieren und so das Prinzip aufrechterhalten konnten.

Die ersten beiden Wellen meines Angriffs bestanden also aus fünfzig Sondergruppen zu je sechzehn Einheiten, gefolgt in einer halben Ahn Abstand von je zwei weiteren Tarnschiffen. Das hieß, daß die erste Angriffswelle aus achthundert Schiffen bestand, die zweite aus hundert Einheiten. Damit blieben mir noch etwa einhundertfünfundachtzig Tarnschiffe und eine große Zahl Rundschiffe als Reserve.

Ich gab Signal, daß die sechzehn Tarnschiffe meiner Begleitung starten sollten. Sie entfernten sich, bestätigten über Flaggen meinen Befehl. Die Dorna fiel zurück. Ich wäre am liebsten mitgesegelt, aber als Kommandant der Flotte war mir das nicht erlaubt.

Die dritte Welle, der zweiten im Abstand von einer Ahn folgend, bestand aus einer langgedehnten Linie Rundschiffe, sämtliche vierzehnhundert Einheiten. Ich hegte die Hoffnung, daß die Flotte aus Cos und Tyros bis dahin enger zusammengerückt war, so daß es meinen vierzehnhundert Schiffen vielleicht gelang, ihre Formation zu umgehen, sie einzuschließen und mit ihrer nicht unerheblichen Feuerkraft an glühenden Steinen, brennendem Pech, Feuerbündeln und Armbrüsten von der Flanke her aufzurollen. Sobald sich die Schiffe aus Cos und Tyros mit diesen Rundschiffen anlegten, mußten sie außerdem feststellen, daß sie es nicht mit gewöhnlichen Besatzungen von Rundschiffen zu tun hatten. Jedes einzelne Schiff war mit Bürgern aus Port Kar bemannt oder Sklaven, die freiwillig ruderten, jeder von ihnen bewaffnet und nicht angekettet. Es war ihnen freigestellt worden, für ihre Freiheit um den Heimstein von Port Kar zu kämpfen. Nur Sklaven, die aus Cos oder Tyros oder aus Städten ihrer Verbündeten stammten, wurden nicht mit in die Schlacht geschickt; sie waren zurückgeblieben, angekettet in den Lagerhäusern der Stadt. Abgesehen von den kampfbereiten, bewaffneten Ruderern enthielten unsere Rundschiffe unter Deck, in den Aufbauten an Heck und Bug und in den Türmen zahlreiche Kämpfer aus der Stadt, die sich an Bord begeben hatten, um zu kämpfen. Diese Mannschaften waren mit Enterhaken bewaffnet, zudem waren jeweils mehrere Nagelplanken an Bord, die wie Gangways aussahen, etwa anderthalb Meter breit, am Heck oder Bug des Rundschiffes aufrechtstehend. Sie wurden mit ihrem genagelten anderen Ende auf das Deck des Feindschiffes herabgelassen. Ein Rundschiff hat gewöhnlich ein viel höheres Deck als ein Rammschiff, so daß diese Planken einen großen Vorteil bilden. Gewöhnlich weicht natürlich gerade ein Rundschiff der kriegerischen Konfrontation oder der Gefahr des Enterns aus. Ich rechnete deshalb mit einem Überraschungseffekt gegenüber den angreifenden Rammschiffen, die, ehe sie sich’s versahen, selbst geentert wurden, gestürmt von kampfwütigen, aufgebrachten freien Männern. Wir hatten auf jedes Rundschiff mehr Männer bringen lassen, als sonst normalerweise an Bord eines schweren Tarnschiffs zu finden waren. Beim Angriff auf ein Rundschiff versucht ein Gegner gewöhnlich die Ruder zu scheren und dann zu entern. Diese Strategie hofften wir bei den gegebenen Verhältnissen zu unserem Vorteil zu nutzen. Und versuchten die Tarnschiffe aus Cos und Tyros zu rammen, so hofften wir im Augenblick des Aufpralls die Enterhaken und genagelten Planken ins Spiel zu bringen, damit der Gegner nicht mehr loskam. Inzwischen konnten sich auch die zahlreichen Bogenschützen und Katapultbediener in den Kampf einschalten, deren Waffen aus der Nähe eine fürchterliche Wirkung hatten. So hoffte ich, daß sich meine Rundschiffe selbst gegen Tarnschiffe schwerer Klasse durchsetzen konnten, indem sie einem Kampf auf offener See auswichen und die Nähe des Feindes suchten.

Meine vierte Angriffswelle bestand aus fünfzig Tarnschiffen, die Befehl hatten, ihre Masten nicht umzulegen. Sie sollten den Rundschiffen in etwa einer Ahn Entfernung folgen. Als Nachhut der Rundschiffe und mit den erhobenen Masten wurden sie vom Gegner vielleicht für weitere einfache Rundschiffe gehalten. Er würde dann ihre Geschwindigkeit falsch einschätzen oder sie voreilig angreifen und zu spät herausfinden, daß er sich auf einen Kampf mit schnellen, wendigen Rammschiffen eingelassen hatte. Diese Einheiten sollten also meine Rundschiffe nach besten Kräften in ihrem Kampf unterstützen.

Meine fünfte Angriffswelle, eine halbe Ahn nach der vierten angesetzt, bestand aus zwei Flotten zu je vierzig Tarnschiffen, von denen eine aus dem Norden und die andere aus dem Süden angreifen sollte. Ich glaubte nicht, daß diese wenigen Schiffe ihren Flankenangriff mit wirklich durchgreifender Wirkung vortragen konnten, aber in dem Durcheinander der Schlacht, ohne reale Einschätzung der Position und der Stärke des Feindes, mochten solche Zangenangriffe eine gute psychologische Wirkung haben. Der Admiral von Cos und Tyros – vermutlich Chenbar – konnte nicht wissen, wie unsere Flotte zusammengesetzt war und welche Stärke sie hatte. Tatsächlich hatten auch wir bis zum frühen Morgen unsere Pläne noch nicht im Detail gekannt und auch nicht gewußt, welche Einheiten uns zur Durchführung unserer Aktionen zur Verfügung standen. Ich hoffte auf Chenbars Vermutung, daß viele aus Port Kar geflohene Schiffe umgekehrt seien und sich nun noch am Kampf beteiligten, vielleicht meinte er auch, daß er unsere Stärke ernsthaft unterschätzt hatte. Die Flankenangriffe hatte ich so spät angesetzt, weil vorher der Gegner seine Flotte bestimmt noch nicht eng genug zusammengezogen hatte. Das Erschrecken über die Attacke von der Flanke her führte vielleicht auch dazu, daß viele Kapitäne oder sogar Chenbar selbst die Schiffe wenden ließen, und wenn das geschah, hatten wir zumindest die bessere Angriffsposition.