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»Warum wendet ihr euch nicht gegen die Goldenen Käfer?«

»Weil das nicht richtig wäre.«

»Würde Sarm diesen männlichen Priesterkönig umbringen, wenn er von seiner Existenz wüsste?«

»Ja – weil er nicht sterben will.«

Ich beobachtete die Maschine, die Drähte, die an acht Stellen am Körper des jungen Priesterkönigs endeten. »Was geht hier vor?« fragte ich.

»Ich lehre ihn – Wissen und Erleben sind Ladungen und Spannungen im Nervengewebe, die im Verlauf des Erlebens und Assimilierens von Sensorimpulsen ausgehen. Die Anlage bewirkt dies künstlich, ohne daß eine zeitraubende äußere Stimulation erforderlich wäre.«

Ich beobachtete das kurze Aufzucken des Lichts, das rasche, wirksame Vorschnellen der Scheiben, die sofort zurückgezogen wurden. Ringsum schien der Raum nur aus Geräten und Instrumententafeln zu bestehen.

»Dann veränderst du also sein Gehirn«, sagte ich leise.

»Er ist ein Priesterkönig und hat acht Gehirne, Modifikationen des Gangliennetzes, wohingegen Wesen wie du, durch das Rückgrat beschränkt, stets nur ein Gehirn entwickeln.«

»Seltsam.«

»Natürlich unterweisen die unteren Ordnungen ihre Jungen anders, vermögen ihnen nur einen Bruchteil des Wissens einzugeben.«

»Und wer entscheidet, was er lernt?«

»Normalerweise gibt es dafür standardisierte mnemonische Platten. Doch die Leitung der Traditionswahrer obliegt Sarm, so daß ich keine Platten bekommen konnte und eigene herstellen musste.«

»Mir gefällt nicht, daß sein Gehirn geändert wird«, sagte ich.

»Sei kein Narr. Alle Wesen, die ihren Nachkommen etwas beibringen, ändern deren Gehirne. Wie sonst kann man etwas lehren? Dieses Wesen ist ein Priesterkönig, mit naturgegebener Vernunft und gesegnet mit bestimmten Kritik- und Wahrnehmungsfähigkeiten, die auch durch eine mechanische Unterweisung nicht ausgeschaltet werden können.«

»Aber wird er nicht eine Art Maschine sein, die . . .«

»Wir alle sind Maschinen«, bemerkte Misk. »Wir tun, was wir tun müssen – eine schwierige Sache. Wir Priesterkönige sind physisch jung, aber psychisch überaltert, und man denkt immer öfter an die Wonnen der Goldenen Käfer.«

»Glauben die Priesterkönige an ein Leben nach dem Tod?«

»Natürlich«, sagte Misk, »denn nach dem Tod besteht das Nest fort.«

»Nein«, sagte ich, »ich meine das Leben des Individuums.«

»Das Bewußtsein«, sagte Misk, »scheint eine Funktion des Gangliennetzes zu sein. Ich habe gelebt, nun sind andere an der Reihe.«

Wieder betrachtete ich den jungen Priesterkönig auf der Steinplattform.

»Wird er sich erinnern, daß er diese Dinge gelernt hat?« fragte ich.

»Nein. Zwar werden seine äußeren Sensoren im Augenblick umgangen, aber er wird glauben, seine Erfahrungen und Erkenntnisse auf natürlichem Wege gewonnen zu haben – so sind die Lernscheiben eingerichtet.«

»Was wird ihn gelehrt?« fragte ich.

»Grundinformationen in Bezug auf Sprache, Mathematik und Wissenschaften, ebenso wie Geschichte und Literatur der Priesterkönige, Nestsitten, gesellschaftliche Angewohnheiten, technische, landwirtschaftliche und geschlechtliche Kenntnisse und andere Informationen.«

»Aber lernt er später weiter?«

»Natürlich – zunächst hat er ohne großen Zeitverlust die Erfahrungen seiner Vorfahren aufgenommen und hat nun Muße, sich neuen Informationen zuzuwenden.«

»Aber wenn die mnemonischen Scheiben nun falsche Daten enthalten?«

»Zweifellos kommt das vor«, sagte Misk, »aber sie werden ständig auf dem laufenden gehalten, um die Fehlermöglichkeiten auf ein Minimum zu beschränken.«

16

Ich wandte mich an Misk. »Ich muß dir sagen, daß ich in das Sardargebirge gekommen bin, um die Priesterkönige zu töten – aus Rache für die Vernichtung meiner Stadt und ihrer Einwohner.«

Ich hielt es nur für fair, Misk über meine Absichten aufzuklären.

»Nein«, entgegnete Misk, »du bist ins Sardargebirge gekommen, um die Rasse der Priesterkönige zu retten.«

Ich starrte ihn verblüfft an.

»Ich bin aber aus eigenem Willen gekommen! Weil meine Stadt vernichtet wurde.«

»Deshalb wurde sie ja vernichtet.«

Ich wandte mich ab. Tränen brannten mir in den Augen. »Wenn ich mein Schwert bei mir hätte«, sagte ich schließlich, »würde ich deinen jungen Schüler umbringen.«

»Nein«, sagte Misk, »und eben aus diesem Grunde bist du in dieses Gebirge geholt worden.«

Ich eilte an das Kopfende der Steinplattform und hob meine Fackel, als wollte ich damit zuschlagen. Aber ich brachte es nicht fertig.

»Du wirst ihm keinen Schaden zufügen, denn er ist unschuldig«, sagte Misk. »Ich kenne dich.«

»Woher?«

»Weil du zu den Cabots gehörst, und diese Familie ist uns gut bekannt – schon seit über vierhundert Jahren.«

»Ihr habt meinen Vater umgebracht!« rief ich.

»Nein – er lebt, ebenso wie viele andere Einwohner Ko-ro-bas – aber sie sind überall auf Gor verstreut.«

»Und Talena?«

»Soweit ich weiß, ist sie noch am Leben«, sagte Misk, »aber wir können nicht nach ihr oder anderen Landsleuten von dir forschen, ohne den Verdacht zu erwecken, daß wir dich bevorzugen.«

»Warum habt ihr mich nicht einfach geholt – warum musstet ihr erst eine Stadt vernichten?«

»Um unsere Motive vor Sarm geheimzuhalten.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Von Zeit zu Zeit vernichten wir eine Stadt, die wir mit einem Zufallswähler bestimmen. Dadurch werden die niederen Schichten an die Macht der Priesterkönige erinnert.«

»Aber wenn die Stadt nichts Unrechtes getan hat?«

»Um so besser! Dann fürchten uns die Menschen im Schatten der Berge noch mehr. Außerdem kommen uns die Wissenden zu Hilfe. Sie erfinden eine Begründung für die Zerstörung der Stadt – in deinem Falle schoben sie dir die Schuld zu.«

»Und was sollte die Episode vor sieben Jahren – die Belagerung Ars, das Imperium von Marlenus?«

»Damit wurdest du getestet«, sagte Misk. »Sarm hielt dich für den richtigen Mann, den Eroberungsdrang Ars einzudämmen. Wir halten es für besser, wenn sich die Menschen in getrennten Gemeinschaften entwickeln – besser auch vom wissenschaftlichen Standpunkt, und es ist sicherer für sie und für uns, wenn sie in Uneinigkeit leben.«

»Deshalb also auch die Beschränkungen in der Technologie und Waffenkunde?«

»Natürlich – allerdings haben wir den Fortschritt auf manchen Gebieten – etwa in der Medizin – nicht gebremst. Du wirst bemerkt haben, daß du seit deinem ersten Besuch auf der Gegenerde nicht mehr sichtlich gealtert bist. Natürlich sind die Seren der Menschen nicht ganz so wirksam wie die unseren; ihre Wirkung lässt oft schon nach einigen hundert Jahren nach.«

»Wie angenehm.«

»Im großen und ganzen«, sagte Misk und starrte auf mich herab, »mischen sich die Priesterkönige in die Angelegenheiten der Menschen nicht ein. Sie dürfen nach eigenem Ermessen lieben oder töten – was sie anscheinend am liebsten tun.«

»Aber die Akquisitionsreisen?«

»Wir bleiben in Kontakt mit der Erde – denn dieser Planet mag eines Tages zur Gefahr für uns werden. Wenn dies geschieht, müssen wir ihn bremsen, vernichten oder das System verlassen.«

»Und was werdet ihr tun?«

»Wahrscheinlich nichts. Nach unseren Berechnungen, die natürlich nicht stimmen müssen, werden sich die Lebewesen auf der Erde in den nächsten tausend Jahren selbst vernichten.«

Ich schüttelte traurig den Kopf.

»Wie ich schon sagte, ist der Mensch kein rationales Wesen. Was wäre, wenn wir ihm die Straße der Technik nicht versperrten?«

Ich konnte mir gut vorstellen, welche Gefahr die Priesterkönige sahen – ebensogut hätte man Gorillas oder Schimpansen automatische Schnellfeuerwaffen geben können.

»Trotzdem brachten wir den Menschen auf die Gegenerde, denn er ist eine interessante Spezies, um die es schade wäre. Wir haben auch andere Rassen hier angesiedelt.«

»Vielleicht auch das Spinnenvolk?« fragte ich.